Sein Abenteuer auf der fernen Insel ist beendet, doch die Sage geht weiter. Er muss sich nun der schwersten aller Prüfungen stellen, um zu beweisen, dass er die Feder genauso gut beherrscht wie die Klinge. Doch zwischenzeitlich rief ihn das Schicksal auf eine andere Insel, belagert von untoten Kreaturen und einer intriganten Handelsfamilie. Mehr darüber demnächst...

Dienstag, 22. Dezember 2009

Heathrow Abflugzone, 9.25 Uhr

Durch die Security bin ich durch – nichts zu beanstanden. Gut, dass ich daran gedacht habe, mein Taschenmesser im Koffer zu verstauen. Noch besser, dass der Koffer die Gewichtsbeschränkung nicht überschreitet. Hatte ja keine vernünftige Waage zu Hause. Und mit den ganzen Geschenken da drin…

Also, zwanzig Minuten bis zum Öffnen des Gates – und Heathrow ist so freundlich, die Nummer des Gates erst dann zu nennen, wenn es offen ist. So eine Drecksbande! Jedenfalls, so wie es aussieht, geht mein Flug auch. Und ich habe genug Zeit, um alles zu schaffen und sogar noch einen Blog-Eintrag zu schreiben. Nur das mit Die Hard 2 kann ich vergessen, dafür reicht die Zeit nicht mehr.

Also, was kann ich noch sagen? Vielleicht ein abschließendes Fazit für nun überstandene zwei Drittel meines Praktikums hier? Also es gab Höhen und Tiefen. Das ist wohl überall so, da mache ich mir keine Gedanken darüber. Es braucht seine Zeit, sich hier einzuleben – ich glaube, nach fast vier Monaten fange ich langsam an, mich an das Leben hier zu gewöhnen. Trotzdem, asuf Deutschland freue ich mich gewaltig. Richtiges Geld, richtiges Essen, Straßen, die sogar Straßenschilder haben. Aber die vier Monate sind nich spurlos an mir vorübergegangen. Jedenfalls habe ich festgestellt, dass ich fließend in zwei Sprachen fluchen kann. Sowas bringt die Programmierung einer Webseite nun mal mit sich…

Es sind ja nur zwei Wochen, die ich zu Hause verbringen werde, und aus diesen zwei Wochen muss ich rausholen, was nur geht. Aber eines weiß ich, die nächsten zwei Monate bis zum Ende meines Praktikums werden sehr viel besser sein. Zwei große Aufgaben warten auf mich, wenn ich zurückkomme, und die Arbeit an der Webseite hat mich nahezu unentbehrlich für die Firma gemacht – ich alleine weiß, wie sie richtig funktioniert. Mit meiner Vermieterin komme ich auch prima zurecht, nachdem wir unsere Startschwierigkeiten endlich überwunden haben (sie mag mich). Ich weiß nur, dass es einige Dinge gibt, die ich vermissen werde, wenn mein Praktikum vorbei ist:

1. LaserQuest (die müssen das unbedingt mal in Deutschland einführen!)
2. In eine Kneipe zu gehen und damit rechnen zu können, dass es mindestens eine Sorte Bier und eine Sorte Cider gibt, die ich noch nicht kenne
3. Cider im Allgemeinen
4. Supermärkte, die samstags nachmittags und sonntags geöffnet sind
5. Mr. Kipling (wobei, das wird mir wohl ganz gut tun)

Noch etwas über fünf Minuten, bis mein Gate öffnet – wahrscheinlich werde ich gleich rennen müssen, um es zu erreichen. Aber sofern jetzt nicht Hamburg zuschneit und gesperrt wird (so wie der Düsseldorfer Flughafen, wie ich gestern erfahren habe), müsste mein Heimflug eigentlich erfolgreich verlaufen. Ich drücke die Daumen.



Letzten Endes hat das Daumendrücken funktioniert. Obwohl ich sagen muss, dass die Bodenkontrolle in Heathrow einen besseren Organisationsstil gebrauchen könnte - wir standen eine geschlagene halbe Stunde auf dem Rollfeld, weil sich jede drittklassige Maschine einfach vordrängelte. Auf dem Hinflug musste ich in Heathrow auch eine halbe Stunde warten, bis das Flugzeug seine endgültige Parkposition einnehmen konnte. Aber es hat alles geklappt, mein Bruder hat mich am Flughafen auch gefunden, Heimreise verlief entspannt, und seit gestern nachmittag genieße ich wieder die Vorzüge deutschen Lebens.

Heathrow Airport, Terminal 5

Soweit, so gut. Das Taxi ist rechtzeitig gekommen, der Zug ist rechtzeitig gefahren, und der Bus nach Heathrow – war viel zu früh am Ziel. Jetzt sitze ich hier, kann nicht einmal mein Gepäck aufgeben bis 8.35 Uhr. Also nutzen wir die Zeit für ein paar weitere Zeilen.

Erzählen wollte ich nämlich noch vom Freitag, meinem letzten Tag. Also Nicky und ich hatten unseren letzten Tag, die übrigen würden noch mindestens einen Tag lang dort arbeiten, bevor auch sie in Urlaub gehen. Einige beneiden mich um die zwei freien Wochen, die vor mir liegen…

Es war außerdem der Tag nach der Weinachtsfeier. Die meisten meiner Kollegen rechneten nach der Feier mit einem fiesen Kater und wenig erfolgreicher Arbeit für diesen Tag, aber was mich betrifft, war es gar nicht so schlimm. Und ich hatte an diesem Abend wohl am meisten getrunken. Jedenfalls war ich der Erste, der an diesem Tag auf der Matte stand. Und das bedeutet wie immer: Ich kam nicht rein. Mein Schlüssel funktioniert nur, wenn schon jemand aufgeschlossen hat. Also musste ich auf ein hohes Tier mit einem richtigen Schlüssel warten.

Um 8.30 Uhr war niemand da. Um 8.40 Uhr auch nicht. Um 8.47 Uhr (nachdem ich herausgefunden habe, dass ich für den Preis eines Kaffees bei Café Nero genauso gut essen gehen könnte) war dann endlich Anthony da, der sich aber auch wunderte, wo denn die anderen alle blieben. Ich wunderte mich nicht… Dann die nächste Hiobsbotschaft: Die Computer liefen alle nicht. Der Wasserkocher in der Küche auch nicht. Also waren die wichtigsten Utensilien im Gebäude außer Betrieb. Und es war niemand da, der es in Ordnung bringen konnte.

Mittlerweile traf auch die restliche Belegschaft ein, bis auf Paul, Philip und Nicola – die letzten beiden leben auf dem Land, ohne Handynetz, also nicht zu erreichen, und Paul hatte die Nacht bei ihnen verbracht, also auch nicht zu erreichen. Und Paul und Philip sind die Einzigen, die sich mit dem Stromnetz im Gebäude auskennen und es in Ordnung bringen können. Wir verbrachten dann die erste Zeit damit, Fotos vom letzten Abend zu gucken (mein Laptop läuft ja bekanntlich ohne Strom aus der Steckdose). Einige gute Exemplare waren ja dabei (ach ja, die liefere ich ja auch noch nach).

9.05 Uhr trafen dann auch Chefin und Anhang ein, fünf Minuten später hatten wir endlich wieder Saft für die Computer. Die schlechte Nachricht: Danach mussten wir wieder an die Arbeit. Und dafür, dass es mein letzter Tag war, habe ich ganz schön viel an dem Tag geschafft. Zuerst war die Intranet Webseite dran – sie bekam eine Bildergalerie spendiert, damit alle was von den Fotos hatten. Antje und Nicky lieferten ihre Fotos bei mir ab, ich lud sie alle hoch. Und das alles schaffte ich in der halben Stunde, die Philip mir zugestanden hatte, bevor ich mit seiner Aufgabe anfangen sollte.

Das große Bentley-Projekt, das Philip vor geraumer Zeit angekündigt hatte, ist nun in greifbare Nähe gerückt. Die ersten Aufgaben, die ich entsprechend erhielt, waren auch eine gute Gelegenheit, mich etwas mit dem Material vertraut zu machen. Wieder einmal wurde ich gebeten, nach Veränderungen zu suchen, doch dieses Mal nach Stellen, die wir noch verändern müssen, weil das neue Modell von Bentley ein paar neue Extras besitzen wird. Die Aufgabe hatte ich am Tag zuvor schon angefangen, also war ich mehr oder weniger im Material drin.

Auf einmal wurde in der Besprechung nebenan der Ruf nach einem Helden laut, der FrameMaker beherrscht. Philip konnte irgendwie nur hilflos mit den Achseln zucken, denn alle seine Leute, die FrameMaker beherrschen, waren gerade anderweitig beschäftigt. Ich will jetzt mal so sein und behaupten, er hatte mich da mit einbezogen. Aber ich ging rüber und meldete mich freiwillig – sofern ich Philips Aufgabe vorher beenden konnte. Philip kam dann an meinen Platz, ging mit mir die Liste der Dinge durch, die ich im Bentley Handbuch finden sollte, und wir stellten fest, dass mit ein wenig Fleiß ich in einer Stunde fertig und bereit für Neues sein würde.

Ich brauchte letzten Endes nur noch eine halbe Stunde. So lief der ganze Tag für mich ab. Erst: „Kannst du das und das für mich tun?“ Dann später: „Ach ja, bist du fertig mit dem, worum ich dich gebeten habe?“ Worauf ich dann sagte: „Schon seit einer halben Stunde. Was als Nächstes? Ach, übrigens, das und das habe ich auch schon fertig.“ Irgendwie lief alles an dem Tag super.

Na, gut, alles ist übertrieben. Das Wetter hätte besser sein können. Es hatte nämlich die halbe Nacht geschneit. Und anscheinend sind die Engländer dermaßen empfindlich, was solches Wetter angeht, dass sie dazu neigen, bei zwei Zentimetern Neuschnee das halbe Land einzumotten. Busse und Züge stellen den Betrieb ein, Schulen werden geschlossen, Angestellte kriegen den Tag frei, damit sie nicht aus dem Haus müssen… außer in meiner Firma. Aber so kamen wir auch alle dazu, ein paar schöne Fotos von der Schneelandschaft außerhalb des Büros zu machen. So ziemlich jeder hatte ein Foto von der Kirche gemacht, die um die Ecke liegt. Nickys Kirchenfoto entstand mit Lucys Hilfe, als sie nämlich halb aus dem Fenster im zweiten Stock turnte. Dafür ist es auch das schönste Foto geworden und ziert jetzt den Desktop meines Arbeitscomputers.

Insgesamt habe ich an dem Tag eine Menge Arbeit für Bentley gemacht, dann noch Philips Tests für das neue E-Mail-Verteilersystem unter die Arme gegriffen und an der Webseite gebastelt. Es hat sich auch wirklich gelohnt. Nicola hat mir den letzten Lohn in diesem Jahr gegeben, sodass ich auch meine Miete für Januar schon bezahlen konnte. Und als kleine Überraschung hatte sie noch was für mich: einen großen Schoko-Nikolaus mit meinem Namen drauf. Für Antje und Hannes gab es natürlich auch welche.

Und dann hieß es Abschied nehmen. Ich blieb noch ein bisschen länger, um mich gründlich von jedem zu verabschieden und meinen beiden deutschen Kollegen einen guten Heimflug zu wünschen (was ja auch bitter nötig ist bei dem Chaos, das bei British Airways in letzter Zeit herrschte). Darauf, dass der Streik abgewendet worden war, hatten wir schon am Abend zuvor angestoßen, trotzdem konnte noch eine Menge schief gehen. Ich sitze hier in Heathrow, und ich bin immer noch nicht alle Sorgen los. Solange die Maschine nicht in Hamburg auf der Rollbahn steht, ist es noch nicht vorbei.

Also, soweit von mir. Ich denke mal, wenn ihr das lest, bin ich längst zu Hause, aber das sind die Dinge, die ich vor dem Flug noch niedertippen wollte. Es wird auch gleich Zeit, mein Gepäck aufzugeben. Und danach ziehe ich mich in eine ruhige Ecke zurück und gucke „Die Hard 2“ – es ist ja Weihnachten.

Wieder daheim

All meinen Lesern kann ich nun Entwarnung geben: Seit gestern nachmittag bin ich wieder zu Hause in Deutschland. Hätte ja gerne früher was geschrieben als jetzt, aber ich musste erst einmal mit meiner Familie darauf einen trinken. Dafür habe ich auf meiner Reise die Zeit gehabt, drei größere Einträge vorzubereiten. Denn also mal los:



Noch fünfzig Minuten, bis mein Taxi eintrifft. Schaffe ich es bis dahin, alles aufzuschreiben, was ich erzählen will? Ich bezweifle es…

Eigentlich schulde ich euch drei Einträge. Am Mittwoch Abend war ich mit unserer tollkühnen Party-Gruppe (bestehend aus Anthony, Antje, Hannes und Paul sowie meiner Wenigkeit) auf einem deutschen Weihnachtsmarkt im Hyde Park, London. Mit einem größeren Abstecher zum Riesen-Spielwarenladen Hamleys in Regent Street. War toll, habe viele Fotos gemacht, aber wir waren so spät wieder daheim, dass ich keine Zeit hatte, einen Blog-Eintrag vorzubereiten. Zweitens war am Donnerstag unsere Weihnachtsfeier, die auch sehr denkwürdig war, aber wieder ging es ziemlich spät zu Ende (wenigstens war ich da noch vor Mitternacht zu Hause, aber es war knapp). Und der Freitag war mein letzter Arbeitstag in diesem Jahr – auch an ihm ging es stellenweise turbulent zu.

Und jetzt habe ich nur noch 45 Minuten.

Gut, der Reihe nach (Fotos folgen). Mttwoch, 16 Dezember, 18 Uhr: Gerade noch rechtzeitig hatte sich auch Paul eine Fahrkarte für London Waterloo besorgt, die übrigen vier Mitglieder der Gruppe erhielten einen Gruppenrabatt auf eine Karte, die für London und wieder zurück galt und sogar für alle U-Bahnen Gültigkeit besaß – für insgesamt 9,15 Pfund ein erstklassiger Preis. Eine Minute später waren alle im Zug, und 45 Minuten später waren sie schon in London Waterloo. Von dort aus mit der Bakerloo Linie zur Haltestelle Oxford Circus, und nur ein kurzer Fußmarsch durch regennasse Straßen bis Hamleys. Ein Fußmarsch, der sich nur durch zwei Dinge hinauszögerte: 1. mussten Anthony und die zwei Deutschen, die den Weg schon kannten, sich orientieren, und 2. mussten Paul und Hannes sich erstmal Zigaretten anstecken.

19.10 Uhr: Obwohl spät am Abend noch viel Publikumsverkehr bei Hamleys vorherrschte, gelang es der Gruppe, in 90 Minuten das gesamte Gebäude von unten nach oben systematisch zu erforschen. Überraschenderweise gab es auf fast jedem Stockwerk ferngesteuerte Kampfhubschrauber (Highlight war die unzerstörbare weil biegsame Variante des AH-64D Apache für 40 Pfund – oder 70, wenn man zwei nahm). In der Stofftierabteilung fand fast jeder etwas zum Knuddeln, aber die Preise waren sehr abschreckend. Stockwerk 3 (Spielzeug für Mädchen) wurde in gegenseitigem Einverständnis übersprungen – nicht mal Antje hatte Einwände.

20.40 Uhr: Ein Blick auf die Uhr sagte der Gruppe, dass sie dem Zeitplan hinterher hing. Raus aus Hamleys, die zweite Zigarette angezündet und auf den Rest der Gruppe gewartet. Doch der Weg zurück zur U-Bahn führte vorbei an einem Schaufenster von H&M, was einige der Gruppe auf den Gedanken brachte, sich noch etwas Schickes für die Weihnachtsfeier am nächsten Abend zu besorgen. Ein Fehler, der sich noch rächen sollte…

21.20 Uhr: Trotz widriger Umstände – keine Kassierer vorhanden – konnte die Gruppe ihre Waren bezahlen und das Geschäft verlassen. Station Oxford Circus war zwei Stationen weg von Hyde Park Corner und Knightsbridge, wo der Weihnachtsmarkt aufgebaut war. Der entpuppte sich als viel größer, als man vorher angenommen hatte, und beherbergte u. a. eine Achterbahn, ein Riesenrad und eine Eisbahn. Die Gelegenheit war außerdem sehr günstig, Marzipankartoffeln zu erbeuten, bevor es dann darum ging, einen Stand mit Currywurst zu finden.

21.35 Uhr: Nur einer der Gruppe – der Autor selbst – war bereit, 5 Pfund für eine Currywurst zu bezahlen; vor allem nachdem die Wurst vor den Augen der Engländer in dieser Gruppe in kleine Stücke zerteilt wurde, was in Deutschland allerdings die Regel ist. Bratkartoffeln waren auch im Angebot, aber leider waren sie zu dem Zeitpunkt aus. An JEDEM Stand. Sie kamen auch nicht wieder rein… Eine Wurst gönnte sich der Rest der Gruppe später in einer Art Festzelt, wo es sogar Tische und Bänke gab (mit Sitzkissen darauf). Der Glühweinstand war gut besucht, obwohl der Preis für einen Glühwein ohne Schuss 4,50 Pfund betrug. (Betrug ist das Stichwort.) Die Gruppe zog weiter, zu einem Stand, der Mutzen verkaufte (sogar welche mit Schokolade darauf), wovon sich auch gleich eine Tüte gegönnt wurde. Der Autor zog ein Häuschen weiter und kaufte eine Zimtbrezel, die wohl vor drei Jahren mal frisch gewesen war. Paul gab eine Runde heiße Drinks aus – es gab Glühwein und einen Eierpunsch mit Sahne und einer Glitzerpalme.

22.05 Uhr: Da alle Buden nun geschlossen waren, zog die Gruppe zurück zur U-Bahn-Station und bemühte sich, dem Ansturm der anderen Passagiere standzuhalten. Es war höchst schwierig, den Zug in Waterloo wieder zu verlassen, besonders für den Autor. Der war laut eigener Aussage „in deep“. Zum Glück fuhr ein Zug bald in Richtung Portsmouth, mit nur wenigen Zwischenstopps, unter anderem Farncombe und Godalming. Anthony und der Autor übernahmen es als Gentlemen, Antje nach Hause zu eskortieren, bevor auch sie sich auf den Heimweg machten. Menschen wie du und ich, die eine erhebliche Menge Spaß in London hatten.


Die Weihnachtsfeier ist dafür relativ schnell erzählt. Die Fotos werden für sich sprechen, also erzähle ich lieber mal vom Essen. Die meisten von uns wussten nicht mehr, für was genau sie sich entschieden hatten, aber ich hatte noch so im Gedächtnis „Ente“, „pheasant“ und „weiße Schokolade“, das half dann. Zuerst gab es Appetithäppchen, die wirklich ausgesprochen lecker waren – wobei, ein wenig bedaure ich, dass ich von dem Hummermus nicht gekostet habe. Sehr schön waren die Reisbällchen und die… wie heißen die Dinger noch? Ach, auch egal! Inzwischen war auch unsere Abendunterhaltung eingetroffen, ein Mitglied des Magic Circle – und Kollegin Kates Bruder. Den Abend über zwischen den Gängen verteilt lieferte er eine sehr beeindruckende Show. Allerdings habe ich mir nicht die Mühe gemacht, ernsthaft über seine Tricks nachzudenken. Ich glaube jedenfalls, dass ich einen seiner Tricks fast durchschaut habe – trotzdem ist das etwas, was nicht jeder kann. Ich könnte sowas nie.

Vorspeise war Entenbrust mit einem Chutney, dass wohl aus Obst bestand, aber erstaunlich gut war. Die Entenbruststreifen waren hauchdünn – und roh. Mir hat es geschmeckt, aber ob das wirklich so gesund war… Hauptspeise war „pheasant“, auch eine Vogelart, serviert mit einem Kartoffelgratin und einem Hauch von Soße. Dazu gab es dann Gemüse in mehreren Arten, was mich erstmals ermöglichte, die sogenannten „parsnibs“ zu probieren. Durchaus essbar, wenn auch leicht süßlich. Der Vogel selbst war ausgesprochen gut, und das Kartoffelgratin habe ich auch sehr genossen. Aber da es sich um ein Luxusrestaurant handelte, muss ich leider sagen, dass die Portionen doch etwas größer hätten sein können – so um die 200 Prozent größer oder so. Das fiel besonders beim Nachtisch auf, denn drei Profiteroles, selbst mit Schokoladencreme gefüllt, und drei Tropfen Soße aus Baileys und weißer Schokolade drumherum war etwas wenig.

Die Getränke gingen so. Als Aperitif eine orangene Flüssigkeit, die wohl aus irgendwelchen Früchten entsprang, aber relativ trocken war. Zum Hauptgericht konnte man zwischen Rot- und Weißwein wählen, als Geflügelesser konnte man praktisch nehmen, wonach einem der Sinn stand. Der Dessertwein dafür hatte es wirklich in sich – sehr süß, eine Geschmacksnote, die mich an irgendwas erinnert, und doch sehr stark. Als meine Kollegen sahen, dass ich den Wein sehr mochte, fing Lucy an, mich abzufüllen: „Du, ich hätte da noch ein Glas für dich…“


Tja, komme wohl erst späater dazu, von meinem letzten Tag zu erzählen. Das Taxi ist unterwegs, und ich muss jetzt wieder alles einpacken, was ich für nur diesen Beitrag aus der Laptoptasche geholt habe. Also, ich mache mich auf die Socken. Bis denn dann!

Mittwoch, 16. Dezember 2009

British Airways - Streik oder nicht

Mittlerweile ist dies fuer die deutschen Studenten in unserer Firma das Gespraechsthema Nummer 1. Denn wir alle wollen zu Weihnachten nach Hause, und wir alle haben bei British Airways gebucht. Und nun wollen die Flugbegleiter von BA ueber die Feiertage streiken, vom 22. Dezember bis zum 2. Januar. Ob sie es wirklich durchziehen, wird sich laut Spiegel Online wohl vor Gericht entscheiden. Ob die Entscheidung rechtzeitig getroffen wird, steht aber auf einem ganz anderen Blatt.

Ich habe meinen Heimflug fuer den 21. gebucht, also ein Tag vor Streikbeginn. Antje und Hannes haben aber nicht so viel Glueck, denn ihr Flug wuerde am 22. von Heathrow starten. Also muessen sie abwarten, was entschieden wird, und sich schon mal ueber Plan B Gedanken machen. Ueber die Nordsee paddeln waere mein Vorschlag. Auf dem Flugfeld stehen und mit den Armen rudern war das, was meiner Vermieterin heute in den Sinn kam.

Ich glaube aber trotzdem nicht, dass ich schon aus dem Schneider bin. Auch wenn meine Kollegen alle meinen, dass der Streik nicht spontan vorverlegt wird - wer sagt denn, dass sie es nicht doch tun wuerden? Vor allem: Warum am Montag zur Arbeit gehen und am Dienstag erst mit dem Streik anfangen? Die ganze Sache ist ohnehin schon eine riesige Gemeinheit gegen die Flugpassagiere, die zu Weihnachten nach Hause wollen. Ich bin ja sonst eher unschluessig, auf welche Seite ich mich schlagen wuerde, wenn es um einen Streik geht, aber hier beziehe ich klar Stellung fuer die Konzernleitung. Dieser angedrohte Streik ist einfach nur ein erstklassiger Fall von Erpressung - welche Verluste wuerde BA einfahren, muessten sie das Geld fuer die Flugtickets zurueckerstatten? Am Ende geht es in Heathrow zu wie in Stirb Langsam 2. Vielleicht muessten British Airways auch irgendwann dichtmachen, dann hat niemand mehr was davon. Und das alles nur wegen eiskalter Berechnung seitens der Gewerkschaften.

Ich sage euch, wenn ich Weihnachten in England verbringen muss, dann komm ich mit nem Knueppel...

Dienstag, 15. Dezember 2009

Probleme zu Weihnachten

Ich darf im Buero ganz offiziell keine Weihnachtslieder spielen. Jedenfalls meinte Paul zu mir, noch ein Lied, und ich arbeite draussen im Hof weiter… Manche Leute haben einfach kein Gespuer fuer Weihnachten, und ich glaube, Paul gehoert dazu. Zum Glueck sind aber nicht alle so – eben hat Alex naemlich an alle Angestellten Weihnachtskarten ausgeteilt, von ihm persoenlich. Ich habe ja gar nicht damit gerechnet, dieses Jahr ueberhaupt eine zu kriegen. Jedenfalls nicht in England.

Aber dann erfuhr ich die schlechte Nachricht: British Airways will streiken! Ueber die Feiertage, ein Zwoelf-Tage-Streik! Bis jetzt haben sie beschlossen, den Streik erst am 22. Dezember anzufangen, also waere ich theoretisch aus dem Schneider. Jedenfalls hoffe ich das. Mir bleibt aber auch keine Wahl, als abzuwarten, was nun noch passiert. Vielleicht warden sie sich ja noch rechtzeitig einig – wenn British Airways gezwungen wird, die Kosten fuer die Flugtickets rueckzuerstatten, kann es sein, dass sie ganz schnell pleite gehen. Und das wissen sie.

Sonntag, 13. Dezember 2009

100. Post

Meine Güte, hier drüben schreibe ich wirklich mehr als in Deutschland. Wobei, wenn ich zu Weihnachten zu Hause bin, wer weiß, wie viel ich da in die Tasten hämmern kann. Na, jedenfalls zur Feier des Tages ein Pint Abbots Ale (sitze hier eh gerade so günstig) und einen Gruß an alle, die hier fleißig mitgelesen haben. Besonders an meine Familie zu Hause - dank des Blogs muss ich nicht mehr so viel erzählen, wenn ich nächsten Montag dort ankomme - noch acht Tage bis dahin...

Aber in der Zwischenzeit geht mein Leben hier weiter. Diesen kurzen Eintrag habe ich heute im Waschsalon vorbereitet:


Vielleicht habe ich noch nicht davon erzählt, aber: Da meine Vermieterin zwar eine Waschmaschine, aber keinen Trockner hat, und in Anbetracht des legendär miesen Wetters in England ziehe ich es vor, meine Wäsche in den nächsten Waschsalon zu verfrachten. Der ist leider in Farncombe und 15 Minuten Fußmarsch weg, also kommt dafür eh nur das Wochenende in Frage. Die Zeit, bis meine Wäsche fertig ist, reicht aber aus, um einen mittelgroßen Blog-Eintrag zu verfassen, und genau das tue ich jetzt auch.

Manche von euch erinnern sich möglicherweise an die Szene aus „Wayne’s World 2“, wo Garth seine Wäsche zum Waschsalon bringt. Beim ersten Mal hier dachte ich, so ungefähr geht es mir auch. Aber ich war wenigstens nicht so bescheuert, meine Wäsche zwei Stunden im Trockner zu lassen. „Ich mag sie gerne klein und schnuckelig…“ Ein paar Leute trifft man hier, doch die reden alle irgendwie nicht viel – die meisten von ihnen gucken immer so grimmig. Und niemand sieht aus wie Kim Basinger, nicht mal annähernd…

Na ja, gestern war Samstag, entsprechend war wieder Shoppingtour in Woking. Die Punktezettel vom LaserQuest gelten tatsächlich als Gutscheine für verbilligte Spiele, also konnte ich zweimal die Arena in Woking austesten. Vorher noch Morrisons und das Peacocks Einkaufszentrum nach Angeboten abgesucht und ein bisschen im Pfundladen gestöbert, außerdem noch zwei frischgebackene Donuts mit Ahornsirup verputzt, dann konnte es losgehen.

Die schlechte Nachricht: Ich habe wohl mehr oder weniger einen Kindergeburtstag gesprengt. Außer mir waren noch zwei oder drei erwachsene Mitspieler in der Arena, aber die restlichen 26 Spieler waren um die sechs Jahre alt. Und sie waren so verdammt laut! Wer auch immer diese Bande beaufsichtigt hat, er oder sie war eine totale Lusche. Aber es hatte einen Vorteil: Ich hatte vorher noch moralische Bedenken darüber, auf Kinder zu schießen, aber nach zehn Minuten mit denen im Vorraum waren diese Bedenken weg. Und die gute Nachricht: In dem ersten Spiel habe ich über hundert Abschüsse verbucht – 1010 Punkte war mein Endstand. Und das trotz Teamspiel, wo ich also nur die Hälfte der Spieler ummähen durfte. Komisch war nur, dass ich der Zweite im Team war – irgendwer hat diese Rasselbande noch mehr gehasst als ich. Aber ich war sogar für fünf Minuten unter den Top 5 des Tages.

Vor dem zweiten Spiel hatte ich eine halbe Stunde Pause – genug, um was zu trinken (war bitter nötig) und mich an dem Rambo-Spielautomaten zu versuchen. Das funktionierte so ähnlich wie Ghost Squad in Guildford, sogar die Waffen waren ähnlich, aber bei Rambo muss man wirklich auf alles schießen, was sich bewegt. Und ich muss leider sagen, alleine hat man bei dem Spiel kaum eine Chance. Es sei denn, man zahlt die zwei Pfund und nimmt ein Gewehr in jede Hand, aber dann kann man Zielen und die Spezialfunktionen vergessen.

Die zweite Runde LaserQuest war nicht so toll. Gut, einige der Kinder kamen mir bekannt vor, doch dazwischen gab es auch einige Idioten im Teenager-Endstadium, die ich auch mit scharfen Waffen abgeknallt hätte. Und der Höhepunkt: Meine Waffe funktionierte nicht richtig. Also dass ich mit Minuspunkten aus dem Spiel rausging, lag nicht an mir. Ich habe das dann auch gemeldet, habe dem Mitarbeiter am Tresen Bescheid gesagt, und der hat mir dann einen Gutschein für ein kostenloses Spiel gegeben, überall einlösbar. Immerhin etwas.

Also wenigstens habe ich ein bisschen mehr Übung im LaserQuest. Ich bin ja mehr oder weniger der Team Captain meiner Firma, und dafür muss ich auch ein bisschen was können. Meine Chefin hat mich schon darauf angesprochen, dass wir im neuen Jahr noch einmal hin sollten. Sie wollte auch ein bisschen Verstärkung mitbringen. Das ist wohl auch besser so, denn Anthony hat sich nach seiner letzten Leistung im LaserQuest dankend aus dem Team zurückgezogen – es war ihm einfach zu peinlich. Ich glaube auch kaum, dass ich ihn nochmal dazu überredet kriege.



Ja, das war mein Wochenende soweit. Abgesehen von meinem sonntäglichen Abendessen und einem Haufen Geschenke zum Einpacken habe ich auch nichts weiter an diesem Tag gemacht. Was bleibt noch? Kräfte sammeln für die letzte Arbeitswoche in diesem Jahr.

Freitag, 11. Dezember 2009

Noch zehn Tage…

Und ich frage mich immer noch, wie ich die naechsten zwei Wochenenden genau verbringen will – diese sind ja die letzten Wochenenden in diesem Jahr. Und womoeglich meine einzige Gelegenheit, Weihnachtseinkaeufe in England zu taetigen. Ja, solche Sorgen habe ich.

Ich denke, morgen wird Woking dran sein. Ich habe festgestellt, dass man die Punktezettel von LaserQuest als Gutscheine einsetzen kann; dann zahlt man fuer 2 Spiele nur 5 Pfund. Waere sogar billiger als die zwei Spiele, die wir vor kurzem hatten. Ausserdem ist ein Abstecher zu Morrison simmer erfolgreich gewesen, also wuerde ich auch dieses Mal nach Sonderangeboten schauen.

Verdient haette ich es mir allemal. Diese Woche war neben dem geringen Arbeitspensum von Zeit zu Zeit doch recht erfolgreich. Ganz offiziell ist meine Webseite fuer die Firma eroeffnet worden, jeder darf nun dort rauf und ein bisschen damit arbeiten. Und natuerlich Fehler suchen. Anthony, der gerne nach Fehlern sucht, hat sich entsprechend wie ein Geier darauf gestuerzt, aber mehr als zwei Kleinigkeiten sind ihm nicht aufgefallen.

Und: Endlich kriege ich meinen eigenen Computer hier. Der Computer, an dem ich die letzten Monate beschaeftigt war, war ja nur Leihgabe; ich hatte nicht einmal ein eigenes Konto darauf. Aber da ich mittlerweile zum System-Experten aufgestiegen bin – ich darf alle Neuinstallationen von Windows und den Arbeitsprogrammen vornehmen - habe ich heute meinen neuen Computer selber eingerichtet. Und das hat nur einen halben Tag gedauert (die Installation von FrameMaker inklusive Plugins und Zubehoer habe ich gestoppt - 19 Minuten!). Dazu habe ich noch einen zweiten aufgeruestet, deer jetzt auch viel schneller laeuft als vorher. Und zwischendurch gab es noch Kuchen. Das nenne ich doch einen erfolgreichen Tag!

Donnerstag, 10. Dezember 2009

Weihnachtsfreude

Ja, ueberall bricht sie aus. Die Dekoration draussen auf der Strasse ist schon seit einem halben Monat angebracht, seit fast einem ganzen Monat renne ich bei Sainsburys einen Weihnachtsbaum um, wenn ich reinkomme, und mittlerweile hat sogar mein Buero geschmueckt. Jetzt fehlt wirklich nur noch Schnee. Aber hoffen wir mal, dass es nicht dazu kommt (wer jemals „Ein Ticket fuer Zwei“ gesehen hat, wird mich in diesem Punkt verstehen).

Eines habe ich gestern von meiner Vermieterin erfahren, was mich jedoch sehr ueberrascht hat: Mit der Weihnachtszeit kommt leider auch die Zeit im Jahr, in der in anderer Leute Haeuser eingebrochen wird, um die Geschenke zu klauen. Bei meiner Vermieterin ist das bislang nicht passiert *toi toi toi*, aber ich wurde gestern abend gebeten, die Haustuer immer abzuschliessen, wenn ich reinkomme. Ich meine, sowas ist doch schaebig – welcher Mensch klaut denn bitte anderen Leuten die Weihnachtsgeschenke? Ist sowas in Deutschland schon mal vorgekommen? Vermutlich, aber jedenfalls nicht bei uns.

Sonntag, 6. Dezember 2009

Viel ist passiert

Ich hatte ja schon an Montag so viel zu erzählen, aber keine Zeit, es aufzuschreiben. Und abgesehen von dem niedrigen Arbeitspensum diese Woche ist doch einiges passiert, wovon ich erzähllen möchte. Der LaserQuest-Abend war ja nur die Spitze des Eisbergs.

Fangen wir also am Samstag an, an dem ich wie fast jedes Wochenende in eine Stadt zu fahren pflege. Dieses Mal sollte es wieder Woking sein. Also ging ich am Samstag morgen zum Bahnhof in Farncombe – und stelle fest, dass der komplett dicht ist. Geschlossen. Den ganzen Tag. Und zwar ohne jedwede Nachricht, weshalb. Am Tor hing keine einzige Notiz, und die Anzeigetafeln auf dem Bahnsteig (für die ich meinen Hals verrenken musste, um die zu sehen) teilten mir nur mit, dass für den Verkehr zwischen Haslemere und Guildford Busse eingesetzt würden. Na toll! Musste ich also nach Woking mit dem Bus fahren.

Der Busfahrer war zum Glück einer von der freundlicheren Sorte. Ein direktes Ticket nach Woking könne ich zwar nicht kriegen, meinte er, verkaufte mir dann aber ein „Adult Explorer“ Ticket. Mit diesem konnte ich in einem großen Bereich von Surrey (vielleicht sogar ganz Surrey) sämtliche Busse benutzen, einschließlich aller Stadtbusse in Guildford, Woking etc. Kostete auch nur das Doppelte von dem, was mich die Zugfahrt gekostet hätte. Und galt den ganzen Tag.

Also erst einmal nach Guildford, dort im China-Supermarkt endlich mal Tütennudeln mit Ente gefunden (habe seit einer Ewigkeit nach was mit Ente gesucht), und nach ein oder zwei weiteren Besorgungen in den Bus nach Woking. Und endlich einmal bekam ich auch englische Landschaft zu sehen – mal ein paar Abschnitte, wo keine Häuser zu sehen waren. Das ist zwischen Godalming und Guildford ziemlich selten. Zu Woking selber muss ich ja nichts sagen, ich war da ja schon öfter und habe davon berichtet. Nur eines noch: Bei Morrison’s (einem großen Supermarkt, der meistens wirklich gute Angebote hat) habe ich erstmal komisch geguckt, als sich zwei kleine Kinder an der Kasse einfach meine Sachen gegrapscht hatten. Dass sie nur die Einkaufstüten packen und dafür Trinkgeld nehmen, habe ich dann eine Sekunde später begriffen.

Soweit mein Shopping-Tag. Sonntag war Ausruhen, also ging es Montag weiter. Das Projekt, woran ich letzte Woche gearbeitet hatte, war doch noch nicht vollständig, aber bevor nicht Nicola oder Philip ihr OK gaben, sollte ich mir keine Sorgen darum machen. Die beiden waren an dem Tag gerade außer Haus, also wurde ohnehin nicht viel getan. Dienstags kam ich dann dazu, das Projekt zu beenden, wobei ich dann merkte, dass alle Beteiligten daran froh waren, es endlich hinter sich gebracht zu haben. Am Mittwoch war dann LaserQuest – doch zuvor hatte ich ein Treffen mit dem Stab wegen der Intranet-Seite, und dass sie nun endlich zur Veröffentlichung bereit war. Danach führte ich noch mit Philip ein kurzes Gespräch über meine Arbeit an dem Projekt, und er fragte mich, ob er sich bei dem nächsten großen Projekt auf mich verlassen könnte, denn er bräuchte dort jeden Mann. Klar, kann er, also werde ich demnächst wieder viel zu tun bekommen.

An der Veröffentlichung wollten Philip und ich dann am Donnerstag arbeiten, aber es kam dann wieder anders. Philip wurde zu anderen Pflichten abberufen, und ich saß ziemlich gelangweilt am Schreibtisch, bis Paul mich fragte, ob ich nicht schnell mal eine komplette Neu-Installation von Windows XP auf einem der Rechner durchführen könnte. Das war dann meine Aufgabe von 14 Uhr am Donnerstag bis 12 Uhr mittags am Freitag.

Freitag war sowieso ein Hammertag! Nicht nur die erfolgreiche Installation von Windows und aller wichtigen Programme für die Firma, nein, auch die Seite hat endlich geklappt. Sie läuft! Goddamnit, sie läuft! Zwar mäkeln noch viele rum, weil die Adresse der Seite die IP-Adresse des Host-Rechners ist (und wer bitte schön soll sich diese Zahlenkolonnen merken können?), und es sind immer noch ein paar Fehler im gesamten System der Seite, aber sie läuft! Das nächste Treffen wird am Dienstag stattfinden, wo sich meine Chefin dann alles genau angucken will und ein bisschen ausprobieren wird. Mir war jedenfalls echt nach Feiern zumute.

Kuchen gab es an dem Freitag dann auch. Wobei es kein richtiger Kuchen war, sondern irgendein Gebäck mit einem italienisch klingenden Namen, den sich keine Sau merken kann. Aussehen tut er wie ein Gugelhupf, aber ein großer, und so wirklich süß ist er nicht, lässt sich aber mit Zuckerguss leicht verfeinern. Meine Chefin hat uns Angestellte quasi als Testpersonen missbraucht, weil sie noch etwas sucht, was sie den Gästen von Bentley anbieten kann, wenn sie demnächst bei uns eintreffen.

Antjes Eltern kamen am Freitag aus Deutschland zu Besuch. Am Mittwoch abend hatten wir schon darüber gesprochen, ob sie ihnen die Firma zeigen wollte, und ich schlug dann vor, mal auszuprobieren, ob sie die Deutschen in der Firma erkennen können. Antje fürchtete die ganze Zeit schon, dass sich ihre Mutter und Nicola möglicherweise zu gut verstehen könnten. Aber dafür blieben sie doch nicht lange genug – aber sie hatten genug Zeit, einen netten Eindruck zu machen. Nicola fragte mich dann, wann denn meine Eltern mal zu Besuch kommen würden. Tja…

Alles in allem sehr ereignisreich. Und da fragen sich meine Kollegen, warum ich am Wochenende so selten was unternehme. Und meine Vermieterin wundert sich immer noch, dass ich kaum abends ausgehe. Es hat halt nur 24 Stunden am Tag, und schlafen muss ich ja auch mal. Genug zu tun habe ich allemal, und obwohl ich es ungern zugebe, Spaß macht mir die ganze Sache auch. Sofern ich mal was zu tun bekomme. Philip sagte auch schon, er will mal schauen, dass sich in dieser Hinsicht was tut.

Donnerstag, 3. Dezember 2009

Die Nacht geht weiter

Nach den ueberstandenen zwei Matches beschlossen wir, den naechsten Pub fuer ein kuehles Getraenk aufzusuchen. So ein Bierchen respektive ein Ciderchen ist nach der Hitze einer solchen Schlacht genau das Richtige. Und naiv, wie ich bin, dachte ich, so lassen wir den Abend ausklingen. Da lag ich irgendwie falsch – das war erst der Anfang...

Der Pub unserer Wahl war das „White House“, in dem ich mit Anthony schon einmal nach einem LaserQuest Spiel eingekehrt war. Sowas verkommt bei mir langsam zur Tradition. Wir fanden dann auch einen Tisch fuer alle acht Leute, obwohl der Laden sonst brechend voll war. Und da musste ich feststellen, dass LaserQuest und die Arbeit fuer Imprimatur eines gemeinsam haben: Wenn man es zu lange macht, wird man es nicht mehr los, selbst wenn man fertig ist. Nach 30 Minuten heftigem Feuergefecht wurden alle nervoes, wenn sie aus den Augenwinkeln was Rotes oder Gruenes blinken sahen. Jedes vorbeifahrende Auto machte uns leicht schiesswuetig.

Die erste Runde Drinks ging auf Philip, und wir hatten eine ausgiebige Unterhaltung ueber deutsche und englische Weihnachtstradition. Die Englaender registrierten naemlich entsetzt, dass wir Deutschen noch nie „parsnibs“ gegessen hatten (was in Deutschland wohl „Pastinaken“ sind). Fuer einen echten Englaender gehoeren Parsnibs zum Weihnachtstruthahn wie Chips zum Fisch, und so kam die Frage auf, was wir denn so an Weihnachten essen wuerden. Es ging reihum, auch wenn Philip bei jedem sagen musste: „Mich interessiert nicht der WeihnachtsABEND (24.), sondern der WeihnachtsTAG (25.)!“ Der 24. Wird in England nicht gefeiert. Ich habe das schon mal angemerkt, was Paul zu der Antwort verleiten liess: „Bloody foreigners!“

Philip und Nicola verliessen uns dann nach der ersten Runde. Kate blieb noch fuer die zweite Runde, liess sich aber bald von ihrem Freund abholen. Also blieb der harte Kern uebrig, der schon Hannes‘ Geburtstag bis spaet abends gefeiert hatte: Paul, Anthony und wir drei Deutschen. Wobei, bis auf Hannes hatten wir auch keine grosse Wahl, denn Paul war unser Fahrer. Wenn man es aber andersrum betrachtet, war es eher Paul, der keine Wahl hatte. Irgendwie beschlossen wir jedenfalls alle, etwas laenger zu machen. Also eine zweite Runde Drinks (ich hatte dieses Mal ein „Honey Dew“, was ziemlich interessant war), danach kam dann die Frage auf, wo wir denn was essen sollten. Nur ueber eines wurden wir uns da einig: Nicht im Pub.

Wir brachen auf. Das Wetter war nicht besonders (ach was! Doch nicht in England!, werden jetzt einige sicherlich denken). Hinzu kam, dass sowohl Paul als auch Antje die Zigaretten ausgegangen waren, und Hannes sowieso nie welche dabei hat. Drei von uns suchten also einen Laden, der zumindest Tabak verkauft, die anderen zwei (Anthony und ich) wollten eigentlich nur was essen. Zum Glueck gibt es einen Mini-Supermarkt direkt neben Subways, in der Naehe des Kinos in Guildford. Eine Menge Nebenstrassen und Gassen, die normalerweise als Verbrechensschauplaetze herhalten muessen, spaeter standen wir dann vor dem Laden. Und Ueberraschung: Er war geschlossen.

Ein Blick aufs Wetter, es wurde schlechter. Wir haetten zu Subways gehen koennen, aber Hannes wollte lieber Pizza und wusste auch den richtigen Ort dafuer. Auf halbem Weg lag ohnehin Sainsburys, eine weitere Hoffnung unserer Raucher auf Nachschub. Wieder in die engen Gassen (die mich irgendwie immer nervoes machen, seitdem ich „Deus Ex“ spiele), dann standen wir vor Sainsburys, der auch schon seit einer halben Stunde Feierabend hatte. „Sagtest du nicht, der hat bis 22 Uhr auf?“, kam Pauls vorwurfsvolle Frage. Ja, aber das galt fuer den Sainsburys Superstore in Godalming. Was weiss ich denn von Guildford?

Und erneut dunkle verwinkelte Gassen, aber immerhin wusste Hannes, wo wir waren. Kurz ging es an Guildford Castle vorbei, bei Nacht ein doch recht malerischer Anblick, dann standen wir in der Strasse, wo Hannes‘ Lieblingspizzaladen war. Ach ja, es ist uebrigens dieselbe Strasse, in der auch der Grieche haust – bei dem wir uns dann auch was zu essen geholt haben. Wer braucht denn auch Pizza, wenn er Gyros Pita haben kann?

Paul und Antje haben sich dann irgendwo um die Ecke Zigaretten geholt (Paul musste sich dafuer 10 Pfund von Anthony leihen, die Anthony nur sehr widerwillig herausgegeben hat), und nachdem fast jeder versorgt war, gingen wir ins „King’s Head“. Wir haetten eigentlich draussen sitzen koennen, denn es gab Schirme gegen den Regen und Heizsonnen gegen die Kaelte, aber trotzdem wollte das keiner. Drinnen schmiss Anthony eine kleine Runde, und nach ein bisschen mehr Unterhaltung war es dann Viertel vor Elf, und Paul chauffierte uns alle nach Hause.

Ich hatte zwar damit gerechnet, dass ich Geld loswerden wuerde an diesem Abend, aber dass es dann so lange gehen wuerde, war nun auch nicht so geplant. Doch beschweren will ich mich nicht, ich hatte einen Riesenspass.


Das ist unser LaserQuest-Team nach der siegreichen Schlacht. Von links: Antje, Anthony, Philip, Hannes, Nicola, Paul und Kate.

Was fuer eine Nacht!

Die Stunde des Schicksals hatte geschlagen: Endlich, endlich ging unser LaserQuest Team von Imprimatur auf die erste Mission. Und was fuer eine das war! Kann sein, dass der folgende Berichtg ein bisschen episch wird, ich warne also vor.

Der Arbeitstag als solcher war unspektakulaer, zumindest fuer mich, der mal wieder kurz an Aufgaben war (aber immerhin, die Webseite kann nun endlich auf einen geeigneten Server gepackt werden und laeuft dann, so Gott und die ASP-Scripts wollen). Aber am Ende, gegen 17.30 Uhr, erfolgte ein Bilderbuchaufbruch und eine weitaus kuerzere Autofahrt nach Guildford als zu unserem Kinobesuch vor zwei Wochen. Nun, zumindest fuer Paul und seine Passagiere (u. a. ich), der die Nebenstrecke ueber Farncombe nahm. Dementsprechend traf die erste Haelfte des Teams ungefaher zehn Minuten vor der zweiten Haelfte ein. Mit der Reservierung war alles in Ordnung, nur wurden wir vorgewarnt, dass wir nicht ganz alleine in der Arena sein wuerden.

Um uns die Zeit zu vertreiben, versuchten Paul und ich uns an einem Ballerspiel namens "Ghost Squad" - eines dieser Spiele, wo man mit Gewehren auf den Bildschirm feuert. Kurz: Ich putzte die ganzen Terroristen weg, und Paul alle Geiseln - fragt sich denn einer, warum wir verloren haben? War aber trotzdem lustig. Danach fuellte sich der LaserQuest-Bereich langsam, und wir konnten endlich anfangen.

Das erste der beiden Spiele war das Teamspiel - entgegen der urspruenglichen Planung, aber wir sind ja anpassungsfaehig. Es waren insgesamt 13 Spieler, es wurde zufaellig in Teams aufgeteilt. Wobei, ganz zufaellig war das wohl nicht - mein gruenes Team hatte nur bekannte Gesichter (Nicola, Antje, Kate und Anthony), waehrend das rote Team quasi alle Halbprofis im Team hatte, also Leute, die einen locker mit einem Schuss toeten koennen und quasi in der Arena wohnen. Plus wir hatten einen Mann weniger. Kurzum: Wir wurden ungespitzt in den Boden gerammt. Kate und ich hatten noch gerettet, was gerettet werden konnte (die Haelfte des Punktestands des roten Teams), aber im Grunde hatten wir keine Chance. Daran war ich auch nicht ganz unschuldig, denn ich habe mich in einer Minute ein Dutzend Mal von dem Sniper abschiessen lassen, der auf der erhoehten Plattform in der Mitte der Arena Stellung bezogen hatte. Ich haette es nicht alleine mit ihm aufnehmen sollen.

Das zweite Spiel war da schon interessanter, dies war das Free For All Spiel - Jeder gegen Jeden. Fing eigentlich auch ganz entspannt an, als sich genau die Spieler einfanden, die sich auch im Teamspiel bekaempft hatten. Die ersten zwei Minuten hatte ich richtig gut Punkte gesammelt, wurde zwar auch oefters abgeschossen, aber nicht so oft wie im Teamspiel. Doch auf einmal... Kinder! Hordenweise stuermten sie in die Arena, von ueberall blitzten die Laserstrahlen auf; ich kam mir vor wie im Klonkrieg. Man konnte nirgendwo mehr hin, ohne von mindestens drei Seiten beschossen zu werden. Das Spiel wurde zu einem regelrechten Massaker. Das Imprimatur-Team schlug sich jedoch wacker, und ich kann mit Stolz sagen, dass die ersten drei Plaetze in dem Spiel an Imprimatur-Leute gingen. Platz 1 meine Chefin Nicola, Platz 2 Hannes, dritter Platz meiner-einer. Ich habe an dem ganzen Abend eine doch sehr solide Punktzahl herausgeschossen.

Wie es dann weiterging, erzaehle ich im naechsten Post.

Montag, 30. November 2009

Das wird kein schoener Tag

Ich weiss es jetzt schon. In dem Moment, als ich merkte, dass meine Milch schlecht geworden war und damit mein Fruehstueck ausfiel, wusste ich, diesen Tag kann ich getrost vergessen.

Das Wetter ist natuerlich dementsprechend. Regen? Na klar! Und Wind. Und der kommt von allen Seiten - ich kriege erst meinen eigenen Schirm um die Ohren, dann stuelpt er sich um, und ich brauche zwei Minuten, um ihn wieder in Ordnung zu bringen. Ach, das wird eh nix. Ich esse jetzt in Ruhe meinen Pudding (Fruehstueck Plan B), dann gehts an die Arbeit.

Sonntag, 29. November 2009

Die Hälfte meiner Zeit...

... in England ist schon fast vorbei. Am Dienstag, 1. Dezember, habe ich genau drei der sechs Monate in diesem LAnd hinter mir, die ich hier verbringen muss. Und ich kann es kaum glauben, dass ich hier schon so lange bin.

Diesen Post sollte ich vielleicht eher am Montag oder Dienstag schreiben, aber wer weiß, was nächste Woche an Arbeit auf mich zukommt. ICh weiß ja nicht, ob ich es überhaupt schon hier habe verlauten lassen, aber die letzte Woche war ich dermaßen eingebunden in eines unserer aktuellen Projekte, dass ich wirklich die ganze Arbeitszeit unter Strom stand. Ich habe sogar für das Projekt meine Mittagspause verkürzt, damit wir die Deadline schaffen. Hat nicht viel gebracht, meine Kollegen mussten trotzdem an diesem Wochenende arbeiten - aber zumindest nicht wegen mir. Philip war schwer beeindruckt von der Arbeit, die ich geleistet hatte. Er fragte mich dann noch am Freitag abend, so gegen sechs (halbe Stunde nach meinem geregelten Feierabend, wohlgemerkt), ob ich nach meiner schweren und umfangreichen Arbeit am Projekt nicht noch länger bleiben wollte, um es mit ihm zu beenden. Aber da dachte ich nur: Ruhm ersetzt weder Essen noch Schlaf - ich bin raus hier!

Nächste Woche kann also wieder alles Mögliche werden. Ob ich die Seite endlich beenden werde (ich habe einen Kalender gefunden, der genau so funktioniert, wie es meine Chefin wünscht!), ob ein neues Projekt vor der Tür steht, oder ob ich meine Chefin mit Süßigkeiten bestechen muss, um Aufgaben zu kriegen - ich weiß es nicht. Ich weiß nicht einmal, ob unsere große Schlacht in der LaserQuest-Arena (zu der neun meiner zehn Kollegen zu kommen beabsichtigen) wirklich stattfinden wird oder ob mal wieder etwas Unvorhergesehenes und Unaufschiebbares dazwischen kommt. Bei den Engländern weiß man sowas nie.

Nur eines weiß ich mit Sicherheit: Ich bin jetzt über den Berg. Ich habe so lange hier überlebt, der Rest wird einfacher. Alleine schon die Tatsache, dass mich nur noch drei Wochen von der Heimat trennen, dass zwischendurch noch viele spannende Aktivitäten auf mich warten und dass mindestens noch eine Fahrt nach London ansteht, sollte reichen. Und da ich noch nicht einmal ein Viertel meiner DVDs durch habe, die ich mitgebracht habe, wird mir auch so schnell nicht langweilig.

Freitag, 27. November 2009

Hannes' Geburtstag

Ja, unser geschaetzter Kommilitone Hannes Beuse wurde gestern 26 Jahre alt. Aetsch baetsch!

Auch dafuer nahmen wir uns die Zeit, die noetig war, um den Anlass gebuehrend zu feiern. Nicht nur gab es Tee und Kuchen zwischendurch (die Briten nennen diese Dinger "Scones", aber ausgesoprochen [skons] mit einem kurzen o - das sind so kleine Rosinenbroetchen oder so aehnlich, auf die man Marmelade und "clotted cream" tut und die unglaublich satt machen. Auf die Frage, ob die nicht besser sind als Mr Kipling habe ich hoeflicherweise "Ja" gesagt, aber dann ueberlegt, ob clotted cream nicht prima zu einem Stueck Battenberg passen wuerde), abends waren wir dann mit fast der ganzen Belegschaft im Pub um die Ecke (also minus zwei Leute).

Ich muss sagen, dieses Mal haben wir aber reingehauen. In der grossen Belegschaft gab es eine Runde Drinks, wo dann jeder wenig getrunken und viel geredet hat. Danach entschieden Nicola und Philip, uns zu verlassen, um fuer den heutigen Tag fit zu sein. Nicky musste dann auch irgendwann, also blieb ein sechskoepfiger Kern uebrig, der sich dann erstmal auf die naechste Sorte Drinks stuerzte. Als wir feststellten, dass "The Star" eine ganze Reihe von Cider-Sorten anbietet, habe ich mir dann das staerkste Cider geholt, das sie hatten (7,4 % - ein Pint fuer 3,50£). Danach hob sich die Stimmung, und wieder einmal wurde einhellig beschlossen, dass wir so etwas oefter machen sollten. Ich sehe schon, da kommt wieder Arbeit auf uns zu.

Um Antje, unserer anderen deutschen Praktikantin, noch ein wenig Gesellschaft zu leisten, haben Hannes und ich uns noch eine Flasche Cider geteilt, wahrend die anderen sich ueber die Tipp- und Inhaltsfehler der Cider-Liste aufgeregt hatten. Ich sage ja immer, wenn man den Job zu lange macht, kann man irgendwann nicht mehr abschalten. Zwischendurch tauchte dann ein bekanntes Gesicht auf: Chris, der Metaller, den ich mal im Zug getroffen hatte - er entpuppte sich als alter Schulfreund von Paul. Die Welt ist ein Dorf... Antje trank dann noch in aller Ruhe ihren ERSTEN Drink des Abends aus (der Frau gebe ich bestimmt kein Pint aus, da braucht sie Stunden fuer!).

Nachdem auch Alex seinen Abschied genommen hatte, beschlossen wir, zum Futter fassen im Jack Philips vorbeizuschauen. Ein wenig Schlagseite hatte ich schon, muss ich zugeben, also war das eine gute Idee. An dem Abend gab es jede Menge Curry - ist nicht mein Fall, aber der Cottage Pie, den ich hatte, war ganz lecker. Dann hatte jeder noch ein Pint ausser Anthony, der sich den ganzen Abend nichtalkoholisch ernaehrte. Antje hat dann ihres auch nicht ausgetrunken, als sie sah, dass wir Maenner fast von der Bank fielen vor Muedigkeit (es war ja immerhin schon 22.15 Uhr). Ach ja, und nebenbei versucht eine der Angestellten im Jack Philips seit geraumer Weile, meine Herkunft herauszufinden. Da gab ich ihr gestern einen Tipp: Ich haette was mit zwei der Flaschenbier-Sorten gemeinsam, die sie im Kuehlschrank haetten. "Polnisch?" "Nah dran."

Donnerstag, 26. November 2009

"Arbeit! Immer nur Arbeit..."

Ich dachte mir, das Zitat der Ork-Arbeiter aus "Spellforce" passt hier ganz gut. Nicht nur, weil ich jeden Abend Spellforce spiele und das schon fast zur Sucht wird (und ich freue mich ja so doll auf die zweite Addon-Kampagne!).

Aber wenn ich mal zum Spielen komme, bei der Menge an Aufgaben, die ich mittlerweile habe. Und versteht mich bitte nicht falsch, ich fuehle mich echt gut dabei! Denn dieses Mal ist es nicht "Jeder kaempft fuer sich selbst", dieses Mal ist Teamarbeit angesagt. Und natuerlich spielt der Zeitdruck, den wir haben, eine grosse Rolle bei der Motivation. Nur, jeden Tag sagt Philip, bis heute abend muessten alle sechs Sprachen unseres Projekts raus sein - bis Anthony mir gestern abend sagte, das ganze Projekt hat bis Freitag noch Zeit. Genug zu tun gibt es bis dahin auf jeden Fall.

Aber trotz Stress hatten wir gestern noch genug Zeit, alles stehen und liegen zu lassen, um Anthonys Abschluss als "Master of Arts" zu feiern - und fragt mich nicht, was er studiert hat!

Dienstag, 24. November 2009

Partystimmung

Ja, wie schon gesagt: Chefin ist nicht da, also wird einer draufgemacht. Waehrend ich hier mit einer Tasse weisse Schokolade mit Mini-Marshmallows dabei bin, eine russische Datei zur Veroeffentlichung vorzubereiten, kriege ich hier von zwei Seiten Musik um die Ohren gebraten. Oder was manche Menschen als Musik bezeichnen moegen.

Die zwei Damen, die im Nachbarbuero arbeiten, haben sich einen Radiosender uebers Internet geholt, auf dem ziemlich billiger und mistiger Pop laefut, also das typische Radioprogramm des 21. Jahrhunderts. Paul hingegen, der scheinbar eine Vielzahl von Genres gerne hoert, spielt im Gegenzug querbeet alles - da war schon was von Duran Duran dabei, Black Sabbaths "Paranoid", aber auch ziemlich dumpfer Kram mit Elektrobeats von einer Band mit Namen Prodigy (noch nie von ihnen gehoert, will ich auch gar nicht). Einmal wollte er sogar The Pogues mit ihrem Weihnachtslied spielen, aber da haben wir alle gesagt, er moege damit bitte bis fruehestens naechste Woche warten - Weihnachten ist noch nicht.

Manchmal, wenn einer aus dem QA-Buero von unten hochkommt, guckt er oder sie erst einmal komisch. Aber so ist es halt, wenn gute Stimmung herrscht. Aber manchmal wurde es doch so schlimm, dass ich Abwehrmassnahmen ergreifen musste. Wenn Technobeats von vorne und hinten erschallen, bleibt einem Metaller nur "In Flames" ueber Kopfhoerer - aber die Hand am Stecker als kleine warnende Geste. Schwedischen Death Metal kann man durchaus als Drohung betrachten...

Mr Kipling's Biggest Fan

Es erstaunt mich immer wieder: Wenn man weiss, dass die Chefin und Philip an diesem Tag nicht im Haus sein werden, herrscht im Buero ploetzlich eine ganz andere Stimmung. Und wenn wir nicht alle so schrecklich viel zu tun haetten, wuerde es hier ordentlich krachen. Also partymaessig gesprochen. Mit ziemlicher Sicherheit wird einer von uns nachher noch Musik auflegen, und das wird wahrscheinlich wieder Paul sein, der ein noch groesserer Fan von Pink Floyd ist als ich...

In der Zwischenzeit esse ich mich quer durch das Weihnachtssortiment von Mr. Kipling, bekanntermassen die Kuchenfirma meines Vertrauens in diesem Land. Dass sie zu Halloween nur eine andere Sorte raudgebracht haben (die wohl dokumentierten "Fiendish Fancies"), haben sie mit Weihnachtsgebaeck aber kraeftig ausgeglichen. Eine dermassene Fuelle von Slices (rechteckige Kuchenstuecke von der Groesse eines Mars Mini), Mince Pies und "Winter Warmers" habe ich nur selten gesehen. Dazu kommt noch das Schnaeppchen, das ich mir auf dem Weg zur Arbeit bei Sainsburys geleistet habe: "Frosty Fancies" mit weisser Glasur drauf (das Weihnachtspendant zu den Fiendish Fancies) und "Festive Bakewells" (kleine Toertchen mit Glasur drauf - die bekanntesten sind die "Cherry Bakewells" mit Kirschmarmeladenfuellung und einer Cocktailkirsche oben drauf. Die Festive Bakewells haben ein Weihnachtsbildchen anstelle einer Kirsche, und innen drin ist laut Packung Himbeermarmelade). Da Weihnachten vor der Tuer steht, sind diese Sachen normalerweise teurer als der Standard. Aber Sainsburys bietet zwei zum Preis von einem, und so habe ich fuer jede dieser Packungen nur ein Pfund bezahlt. Da staunt ihr, was?

MKittlerweile haben meine Kollegen alle mitbekommen, dass ich von Mr Kipling ein grosser Fan bin. Und Paul hat etwas vorgeschlagen, an dem ich schon seit geraumer Zeit ueberlege: Warum schreibe ich nicht einmal einen Fan-Brief an die Firma, bedanke mich ein wenig fuer die vielen tollen Sachen, die sie herstellen, und staube moeglicherweise ein kleines Praesent ab? Mit etwas Glueck schicken sie es nach Deutschland, dann hat meine Familie auch was davon. Da ich schon lange daran ueberlege, habe ich auch vor zwei Monaten angefangen, die leeren Packungen von Mr. Kipling zu sammeln - gibt wahrscheinlich ein beeindruckendes Foto.

Ja, soviel zu dem Diaetplan, der Aufenthalt in England wuerde mich schlanker machen. Ich fuerchte, eher das Gegenteil ist der Fall. Jeden Tag acht Stunden im Buero, dann nach Hause und den Rest des Tages auf dem Bett verbringen zum DVDs gucken, und bei der Ernaehrung kann man auch nicht von ausgewogen reden. Aber das habe ich ja schon mal alles erzaehlt. Und mir geht es immer noch gut dabei. Mein groesstes Problem ist immer, was zum Abendessen zu finden, was nicht viel kostet, keine grosse Muehe macht und keinen grossen Abwasch verursacht. In den meisten Faellen sind das Mikrowellenessen, die entweder viel kosten oder nicht satt machen (diese Sainsburys Basic Gerichte sind wirklich keinen Penny wert), oder Backofengerichte, die eine recht lange Zeit zum Backen brauchen. In die Pfanne haue ich nur selten was, die muss ich ja spaeter auch abspuelen. Meistens liegt es einfach daran, dass ich nach einem Arbeitstag keine Lust habe, gross zu kochen (und dann kommt noch dazu, dass ich nur eine Stunde Zeit fuer alles habe, bis meine Vermieterin die Kueche haben will).

Mittwoch, 18. November 2009

Review: „Up“ (Disney / Pixar, 2009)

Normal stelle ich sowas in das Filmforum von Alex. Aber meine Blog-Leser sollen ruhig auch mal was von meinen Kritiken haben. Was euch aber nicht davon abhalten sollte, mal in das Forum zu schauen: www.feakse.proboards.com


Ich hatte hohe Erwartungen an diesen Film gestellt. Der letzte Pixar Animationsfilm war „Wall-E“ (und aus dem zitiert meine Familie heute noch, obwohl er kaum Dialog besitzt), und auch davor hatte die Firma mit „Monster AG“ und „Die Unglaublichen“ großartige Arbeit geleistet. Der Trailer sah auch ganz gut aus, und nach einigen Rezensionen auf IMDB, in denen manche behaupteten, der Film übertreffe „Wall-E“ sogar, musste er einfach gut sein.

Ich ziehe drei Lehren daraus: 1. hat jeder Künstler irgendwann mal seinen Höhepunkt erreicht, und das gilt besonders für Filmemacher. 2. gab der Trailer mal wieder die besten Stellen im Voraus preis. 3. sollte ich auf die Meinung von Leuten, die ich nicht kenne, nicht soviel geben. Alles zusammengenommen konnte der Film nämlich nur eines sein: Enttäuschend.

Das fängt schon mal damit an, dass der Humor in dem Film zu kurz kommt. Was daran liegt, dass die Filmemacher irgendwie nicht wussten, wo sie damit hin sollten. Es gibt so viele dramatische und traurige Szenen in dem Film, dass man manchmal glaubt, ein animiertes Drama zu sehen. Aber alles so subtil, dass etwaige Kinder, für die der Film eigentlich gemacht ist, von einem Großteil der Dramatik verschont bleiben. Das führt aber dazu, dass viele sich fragen werden, was da eigentlich passiert. Am Anfang habe ich nicht einmal selber völlig verstehen können, was vor sich geht – und das ist in einem Kinderfilm ein ganz großes Manko.

Ebenfalls ein großes Manko: Man zeigt kein Blut in Animationsfilmen von Disney! Aber an zwei Stellen war in dem Film Blut zu sehen – nicht, dass ich kleinlich sein will oder den Überempfindlichen raushängen möchte. („Hier den Breiten markieren“, um mal Will Smith zu zitieren – ja, googelt mal nach dem Zitat!) Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich kein Blut sehen konnte, als ich noch klein war. Und in Zeichentrick- oder Animationsfilmen sterben die Figuren normalerweise nicht oder werden schwer verletzt. Aber in „Up“? Ich sehe schon Kinder traumatisiert aus dem Kino wanken…

Dann die Hauptfigur: ein grantiger alter Mann. Man denke an Scrooge, man denke an den alten Mann aus „Monster House“, aber für diese Art von Rolle ist er doch wieder zu sympathisch. Die meiste Zeit über drückt einem sein Schicksal mehr auf die Tränendrüse als aufs Zwerchfell. Mit seinem Begleiter, einem kleinen Jungen (ach, wie überraschend!) hat er dann unzählige dieser typischen Disney-Momente – diese anrührenden, moralgetränkten und teils unsäglich kitschigen Disney-Momente. Aber Pluspunkt: Es wurde nicht gesungen!

Der Film hatte aber auch seine guten Seiten. Höhepunkt ist das Rudel sprechender (ja!) Hunde, deren Anführer erst klingt wie einer von den Chipmunks, dann später wie Darth Vader (ich wünschte echt, James Earl Jones hätte diese Rolle gesprochen!). Dann gibt es noch die Actionszenen, de allerdings im Vergleich zu dem, was ich bisher von Pixar gesehen hatte, ziemlich einfallslos waren. Ich sage nur: Showdown – wenn ich in einer Minute mehr als zehn Filme erkenne, von denen geklaut wurde, dann ist das irgendwo ein Armutszeugnis. Und es war keine Hommage, es war geklaut!

Ich habe es schon gesagt: Enttäuschend. Das ist der Film von Pixar, in dem ich bisher am Wenigsten gelacht habe, also hat er in meinen Augen sein Ziel verfehlt. Wenn ich einen Animationsfilm sehe, will ich mich amüsieren. Der Film erinnert mich in dieser Hinsicht an die „Ein verrücktes Paar“ Filme mit Walter Matthau und Jack Lemmon – auch die sind als Komödien abgestempelt, obwohl ich nicht dabei lachen konnte. Gut, er war jetzt nicht so grottenübel, dass ich bereut habe, überhaupt mitgekommen zu sein. Aber es ist kein Film, den ich mir unbedingt nochmal ansehen müsste. Dementsprechend meine Wertung für diesen Film:

6/10 Punkte

Der Kinotag

Gestern wurde endlich mal wieder etwas firmenintern unternommen. Der ursprüngliche Plan war ja ein Abendessen zu zwölft bei „Jamie’s Italian“ in Guildford – aufgrund der vielen Gerüche über das schlechte Essen da (ironisch, wenn man bedenkt, dass Jamie Oliver die Nummer Eins der britischen Fernsehköche ist) hat meine Chefin kurzerhand umdisponiert. Tisch abbestellt, stattdessen Kinokarten gekauft. Der Film war Pixars neuester Animationsfilm „Up“. Hinterher McDonalds (erneut Ironie).

Als deutscher Praktikant mit wenig Zeit für Privatleben freue ich mich ja über jede Gelegenheit, außerhalb des Büros mal etwas machen zu können. Aber vorher haben die Briten ja den Arbeitstag gestellt. Und an diesem sollte ich endlich wieder an einem aktiven Projekt beteiligt werden, mit FrameMakers Hilfe. Allerdings: Die Aufgabe kam zwei Stunden vor Feierabend, und außerdem hatte ich Küchendienst an diesem Tag. Und damit das alles ein bisschen aufregender wird, sollte der Film eine halbe Stunde nach Büroschluss anfangen – in Guildford, nicht in Godalming!

Während also alle Mitarbeiter schon mal ihre Jacken anziehen, haste ich durch die Büros und sammle Teetassen ein. Aber zum Glück schaffte ich das in genau der Zeit, die ich dafür veranschlagt hatte, und ich war nicht einmal der Letzte, der das Gebäude verließ. Mit meiner Mitfahrgelegenheit kämpfen wir uns dann durch den Feierabendverkehr bis zum „Odeon“ in Guildford, an dem ich zwar schon desöfteren vorbeigelaufen bin, es aber noch nicht betreten hatte. Und es war fünf Minuten nach sechs. Laut Zeitplan sollte der Film um 18 Uhr anfangen.

Na ja, die Kinogänger unter euch kennen das ja: Erst zehn Minuten Verspätung, dann zehn Minuten Werbung, gefolgt von zehn Minuten Trailern. Genug Zeit also für alle Leute, auf Chefins Kosten Knabbereien und Eis zu kaufen (das habe ich richtig genossen. Im Gegensatz zu dem Pappfutter, das unsere heimischen Kinos bieten, hatten sie hier auch die richtigen Süßigkeiten. Ich habe mir eine kleine Tüte mit Sachen zusammengestellt, die ich schon länger mal ausprobieren wollte. Blieb sogar noch unter 3 Pfund). Am Eingang kriegt jeder noch eine 3D-Brille in die Hand (an manchen von uns sah sie kleidsamer aus als an anderen – leider hatte ich die Kamera vergessen…), dann ab ins Kino, gerade rechtzeitig zum Ende des Trailers von „How to train a dragon“ (ich glaube, der Film könnte echt was werden – ich merke mir den mal vor).

Über den Film selber lasse ich mich im nächsten Beitrag aus, also springen wir weiter zu McDonalds – auch dieses Gelage spendierte unsere Chefin großzügigerweise. Nebenbei trat zu Tage, wie erwachsen wir denn wirklich waren, denn unsere Account Managerin und unsere Projektmanagerin holten sich Happy Meals und spielten die ganze Zeit mit ihren Beigaben rum (mal nebenbei: Kennt einer von euch diesen komischen „Mr. Fox“ Kram? Soll in England ganz großes Kinderfernsehen sein, aber ich habe noch nie davon gehört). Danach ging es wieder zurück nach Hause, an Bord von Pauls Kleinwagen, in dem zu meiner Begeisterung (und dem Leidwesen der anderen Passagiere) Pink Floyd gespielt wurde…

Montag, 16. November 2009

Reading-Nachtrag (Fotos)

Wie versprochen die paar Fotos, die ich am Samstag gemacht habe. Viele sind es nicht - es gibt einfach nicht viele Dinge in Reading, die es wert sind, fotografiert zu werden.

Erst einmal das Beweisfoto: Hier drueben gibt es Aldi! Und das Logo orientiert sich offensichtlich stark an Aldi Sued.



Ach ja, falls jemand glaubt, ich habe fuer das Foto heimlich einen Abstecher nach Deutschland gemacht:



Ich weiss, dass mein Vater den Link zu diesem Blog innerhalb meiner Familie herumgeschickt hat. Also wird einigen Lesern dieses Motiv sicherlich bekannt vorkommen:



Und hier sieht man auch, wie es aussieht, wenn die Schiffsverleiher fuer den Rest des Jahres den Betrieb einstellen. Einige Schiffe kann man immer noch auf dem Fluss sehen, aber bei den Temperaturen ist das bestimmt kein Spass.

Sonntag, 15. November 2009

Reading

Zuerst das Wichtigste: Meine Chefin hat meine Webseite für das firmeninterne Netz nicht in der Luft zerrissen. Die paar Änderungen, die sie noch haben wollte, waren eine Sache von zehn Minuten. Und der Kalender, den sie auf der Seite haben möchte, soll nur auf der Hauptseite erscheinen - was meine Arbeit ungeheuer erleichtert. Ich will euch nicht mit Details langweilen, nur soviel: Es geht langsam wirklich voran.

Aber zum eigentlichen Teil meines heutigen Posts: Ich habe mich gestern wieder in den Zug gesetzt, um eine weitere englische Stadt zu besuchen: Reading. Für die meisten Menschen dürfte diese Stadt keine Bedeutung haben. Aber einige von euch wissen sicherlich, dass ich einen Onkel habe, der eine lange Zeit in England lebte - und zwar in Reading. Vor zwölf Jahren, als ich zum letzten Mal in England war (mein Kurzbesuch im Sommer nicht mitgerechnet), habe ich eine Hausboottour gemacht, die von Reading ausging; außerdem war dies die letzte Gelegenheit, meinen Onkel für eine Nacht zu besuchen und unseren Vorrat an englischen Konsumgütern erneut aufzustocken, bevor es zurück in die Heimat ging.

Ihr seht also, mit dieser Stadt verbinde ich persönliche Erinnerungen. Und da zwölf Jahre eine sehr lange Zeit ist (ich bin jetzt beinahe doppelt so alt wie damals!), wollte ich mal schauen, wie frisch meine Erinnerungen eigentlich noch sind. Na gut, und nebenbei hatte ich eine Einkaufsliste abzuarbeiten...


An den Anfang eines solchen Besuches in einer englischen Stadt haben die Engländer für mich ja die Zugfahrt gesetzt. Von Farncombe (Bahnhof 15 Minuten zu Fuß von meinem Haus weg) nach Reading und zurück kostet es 10,50 Pfund normal - oder 10,40 für Off-Peak Return. Na, 10p sind 10p, also nehme ich das Günstigere. In Guildford muss ich dann umsteigen, und dort steige ich zum ersten Mal in einen Zug, der nicht zum Southwest Train Service gehört. Nach Reading fährt die First Great Western, ein Name, der traditionell anmutet - und leider mit Dieselzügen in Verbindung gebracht werden muss, die bei Weitem schon bessere Zeiten gesehen hatten. Vor allem die Sitze waren steinhart. Aber immerhin, die Reise dauerte nur rund 40 Minuten, dann stand ich am Bahnhof Reading.

Für Reading gilt dasselbe wie für jede englische Stadt, die nicht die königliche Familie beherbergt oder ein weltberühmtes College besitzt: Kennt man eine, kennt man alle. Wenn man weniger als zwei Einkaufszentren im Umkreis von einem halben Kilometer findet, hat man nicht gründlich genug gesucht. Und die Läden in der Innenstadt wiederholen sich so unglaublich oft - ein Pfund für jeden WH Smith und Waterstone Buchladen, den ich schon hier gefunden habe, und ich könnte jeden Abend essen gehen. 50p für jede McDonalds-, Burger King und Costa-Filiale, und ich könnte jedes zweite Wochenende nach Hause fliegen. Die Innenstädte Englands taugen nicht besonders viel - außer man geht zu HMV und will sich DVDs kaufen. Allerdings habe ich gestern festgestellt, dass das Bestellen übers Internet bei denen weitaus günstiger ausfällt.

Die Suche nach meinen Erinnerungen treibt mich an die Themse, denn dort haben wir unsere Hausboottour vor zwölf Jahren gemacht. Ich habe auch alles wiedergefunden, vor allem unsere letzte Anlegestelle, quasi direkt vor dem Tesco Superstore (in dem ich auch gleich mal gründlich eingekauft habe). Fotos habe ich auch gemacht, trotz des miesen Wetters; da ich sie nicht rechtzeitig von der Kamera geholt habe, reiche ich sie morgen nach.

Ja, das Wetter war mies. Und ich meine MIES. An den Regen kann man sich ja gewöhnen, dafür trägt ja nahezu jeder Engländer einen Regenschirm. Aber der Sturm war das Letzte! Windstärke 10 in Böen - an einer Stelle hat der Wind einen Bauzaun umgerissen, der somit quer über meinem Fußweg lag. Bei dem Wetter nützt einem ein Schirm nicht viel - und ich bin mittlerweile so froh, dass ich ein etwas teureres Modell gekauft habe, denn jeder 2 Euronen Schirm wäre bei dem Wetter sofort umgeknickt und kaputtgegangen.

Unterschlupf fand ich kurzzeitig im "Oracle", dem größeren der beiden Einkaufszentren in der Innenstadt. Groß, aber taugt nix. Allmählich müssten es die Großkonzerne doch wissen: Soviel Klamotten, wie in den Städten der Welt angeboten wird, braucht keine Sau! Vor allem bei der ständig wechselnden Mode - ich meine, wie viele Klamotten werden ährlich auf den Müll geschmissen oder sonstwie recycelt, nur weil sich irgendeine Modeschwuchtel im Koks-Delirium was Neues aus den Fingern gesogen hat? Ich werfe ja auf das Warenangebot von H&M (ja, die gibts auch hier), M&Co und wie sie alle heißen nie einen genauen Blick. Aber was ich aus den Augenwinkeln sah, würde mit "Hässlich" noch geschmeichelt beschrieben werden.

Ein Lichtblick war das andere Einkaufszentrum. Manchmal zahlt es sich einfach aus, in Läden reinzugehen, die zwar komisch aussehen, aber doch ganz nette Angebote haben. Eine Art "Kaskade" (Geschäft in Flensburg) verkaufte Spiele und Scherzartikel aller Art. Ich hätte für meinen Vater beinahe den Sudoku-Würfel gekauft, aber dann habe ich gesehen, dass der schon gelöst war... Im 1Pfund-Laden war ich dann auch mal. Batterien, eine Packung Fudge und ein "Buffy"-Roman später war ich wieder auf dem Weg.

Ach ja, auf meinem Weg an die Themse stolperte ich über eine Aldi-Filiale. Also dass es Spar in England gibt, habe ich schon erwähnt, und dass Lidl hier vertreten ist, hört man von anderen unserer Studenten hier öfters. Aber Lidl habe ich hier noch nicht gefunden, also gab ich Aldi mal eine Chance. Und ja, auch hier gibt es gute Angebote. Allerdings nichts Deutsches - verdammt, wieder keine Marzipankartoffeln! Aber einen dieser quadratischen dicken Schokoladenkuchen (gibts auch als Tiramisu - mein Vater wird wissen, welchen ich meine). Und zum ersten Mal muss ich ihn mit niemandem teilen.

Ein Pub in der Fußgängerzone namens "Hobgoblin" erregte noch meine Aufmerksamkeit. Ich habe von dem Bier "Hobgoblin" schon viel Gutes gehört - eine Flasche davon hatte ich bei Aldi sogar in der Hand. Also ging ich in diesen Pub und bestellte ein Hobgoblin. Denkste! Sie hatten keins! Sie verkaufen keins, haben nur den Namen Hobgoblin. Also nahm ich ein halbes Tschechisches (und wenn das eine Halbe war, bin ich Eric Idle!), trank aus, bemerkte noch zufrieden, dass ein Metaller im Exodus-Shirt hinter der Theke Dienst schiebt, und bin raus.

Nebenbei machte ich noch einen Abstecher zum großen ASDA-Markt, eine weitere Fußnote in meiner Erinnerung. Verändert hat er sich nicht sehr stark, aber mittlerweile bin ich so an das Warenangebot von Sainsburys, Tesco und anderen Supermärkten gewöhnt, dass mich ASDA nicht vom Hocker riss. Im Gegenteil, Tesco hat deutlich bessere Schnäppchen zu bieten. Außerdem gehört ASDA zu Wal-Mart, wie ich von meinem Kollegen Anthony mal gehört hatte. Mein Rucksack war eh schon zum Platzen voll, also ging ich wieder raus.

Meine letzte Amtshandlung in Reading vor der Abreise war der Kauf von drei PC-Spielen für insgesamt 10 Pfund ("Thief 3", "Far Cry", und weil ich was für Zwischendurch brauchte, "Sonic Mega Collection"). Ich dachte mir schon: Auweia, ich habe drei Spiele gekauft und nicht einmal Zeit, um eins davon vernünftig zu spielen. Aber darum musste ich mir keine Sorgen machen, denn: Thief 3 lässt sich nicht installieren, weil der Laptop die DVD nicht findet; Sonic lässt sich nicht starten, obwohl nicht mal eine Fehlermeldung kommt, und "Far Cry" läuft zwar, aber das Gras ist wasserblau... Na ja, habe ich wieder was, worauf ich mich freuen kann, wenn ich nach Hause komme.


Also im Nachhinein muss ich Terry von der GMES Recht geben: Reading ist eine prima Stadt zum Shoppen. Wenn man denn alles findet, was man braucht (ich bin sicher, Frauen haben das Problem nicht). Die Stadt ist auch nicht 100prozentig modern wie Woking, und sie ist nicht so heruntergekommen wie Guildford. Aber zu dem Preis von diesem Zugticket hätte ich auch nach London fahren können. Also werde ich Reading in Zukunft wohl nicht mehr besuchen.

Donnerstag, 12. November 2009

Ruhiger Tag

Ja, gestern war wieder ein ruhiger Tag im Buero. Sehr ruhig. Aeusserst ruhig! Die Chefetage war naemlich wieder auswaerts, auf einem Besuch bei Bentley. Und im Buero selbst waren nur sechs Leute, die sich irgendwie beschaeftigen mussten. So ruhig war es. Es war sogar so dermassen ruhig, dass ich 1 1/2 Seiten fuer Iceland Firefly auf Englisch schreiben konnte (fuer Band 5 irgendwo in der Mitte, die Szene hatte ich schon seit Tagen im Kopf). Ich hoffe nur, meine Chefin ueberprueft nicht den Mailverkehr hier im Buero - wir haben uns gestern so einige Video-Links geschickt...

In letzter Zeit ist es mir allerdings schon ein bisschen zu ruhig. Das Dinner in Jamie Olivers Restaurant in Guildford wurde abgesagt - zu viele Bekannte meiner Chefin waren der MEinung, das Essen dort tauge nichts. Stattdessen wohl McDonalds (man erkenne die Ironie) und dann "Up" im Kino. "Up" ist der neue Animationsfilm von Pixar und soll laut einiger Kommentare bei IMDB sogar besser sein als "Wall-E". Ich bin also gespannt. Ach ja, LaserQuest hat natuerlich gestern nicht stattgefunden; wir haben uns alle darauf geeinigt, am 2. Dezember gemeinsam hinzugehen.

Und ich habe wieder das alte Problem: Nichts zu tun. Ich sollte es geniessen, aber hier rumsitzen und so tun, als wuerde man noch etwas Produktives hinbekommen, kann anstrengend sein. Und mittlerweile bin ich nicht der Einzige mit dem Problem, denn schraeg vor mir quaelt sich Alex durch mehrere XML-Tutorials. Aus eigener Erfahrung weiss ich: XML ist ein Dreckszeug! NA ja, vielleicht kann ich ihm unter die Arme greifen, indem ich selber nochmal ein paar Tutorials mache. Vor kurzem habe ich noch meine Hausarbeit zu dem Thema in SDV gefunden, aber mittlerweile verstehe ich davon kein Stueck mehr. Dass ich das ueberhaupt selber geschrieben habe, kann ich kaum glauben. Aber wahrscheinlich liegt das daran, dass ich seitdem auf ein paar Parties zuviel gewesen bin...

Sonntag, 8. November 2009

Eisenbahn und Lynchjustiz

Ich weiß, es ist eine komische Kombination - besonders, wenn dies die beiden Dinge sind, womit man seinen freien Tag in der Woche verbringt. (Zwar habe ich zwei freie Tage, aber in der Regel ist Samstag mein Tag der Unternehmungen, Sonntag ist der Tag zum Ausruhen.)


Also der Reihe nach: Mein Morgen fing an mit einer Schüssel Coco Pops, gefolgt von einer Zugfahrt nach Guildford und einem Kurztrip zur "Guildford Model Engineering Society", von der ich zuvor schon erzählt habe. Um es kurz zu machen: Ich war schwer beeindruckt! Jeder, der einigermaßen an Eisenbahn interessiert ist, sollte dort mal vorbeischauen. Einen ausführlichen Bericht habe ich in der Mache, aber wenn ihr ihn lesen wollt, muss ich euch bitten, auf der dafür zuständigen Seite vorbeizuschauen, wenn er fertig ist: www.mec-tarp.de

Ein kleiner Vorgeschmack:





Abends dann, nach einer recht erfolgreichen Shoppingtour in Guildford (inklusive Tesco, wo ich nicht mehr gewesen bin, seitdem ich in Godalming lebe), habe ich dann das örtliche "Bonfire" zum Guy Fawke's Day besucht. Für ein ländliches Bonfire war das schon ziemlich beeindruckend. Also erst der Fackelumzug, der doch sehr an einen Lynchmob erinnerte (was er im Grunde auch war, zumindest symbolisch), dann der große Scheiterhaufen auf dem Platz (mit einem Fensterrahmen irgendwo oben an der Spitze - es sah aus, als würden sie ein Haus abfackeln) und dem obligatorischen Feuerwerk um 8 Uhr. Leider ohne Musik von Tschaikowsky. Trotzdem sehr schön anzusehen.






Ich habe mir sogar ein Lichtschwert gekauft für 4 Pfund. Es ist kindisch, aber ich konnte nicht anders...

Donnerstag, 5. November 2009

Hoher Besuch...

Ts ts ts… Habe eben die E-Mail gelesen, dass die H-Gebaeude-Party komplett ausverkauft ist (einen Tag nach dem Start fuer den Verkauf an alle Studenten der FH). Ich glaube, das ist ein neuer Rekord.

Zum Glueck geht mich die Sause ja ueberhaupt nichts an (obwohl, gut mal einen trinken koennte ich wieder, dazu fehlt mir hierzulande ja leider Zeit und Geld). Hier habe ich meine eigenen kleinen Probleme. Zum Beispiel die Tatsache, dass ich den ganzen Tag hier NICHTS, aber auch GAR NICHTS zu tun habe. Meine Firma hat naemlich heute hohen Besuch erhalten („Confidentially Agreement“ verbietet mir leider zu sagen, wer es ist). Somit ist die ganze Chefetage heute mit dem Besuch beschaeftigt, und die Einzigen, die noch arbeiten, sind wir im ersten Stock im Publishing-Buero.

Und ich habe mal wieder keine Aufgabe. Philip meinte, bis das Projekt, an dem ich gestern mitgearbeitet habe, von den Uebersetzern zurueckkehrt, kann er mir keine neue Aufgabe geben. Paul hat mir heute morgen ein paar Kabel zum Einsortieren in die Hand gedrueckt, aber damit war ich fertig, bevor mein Arbeitstag offiziell anfing; danach war auch sein Repertoire an Aufgaben fuer mich erschoepft. Anthony hat schon seit Tagen erfolglos versucht, was fuer mich zu finden. Und Nicola war so aufgekratzt, dass ich gar nicht mit ihr sprechen konnte.

Also die gute Nachricht: Die Webseite ist mittlerweile bereit fuer die naechste Besprechung – sogar ein Kalender ist jetzt mit drin (woran ich gestern und heute auch gearbeitet habe). Noch bessere Nachricht: Dank einer grosszuegigen Bestellung Nicolas an einen Partyservice bekamen wir alle Gratis-Sandwiches zum Mittagessen (also zumindest die Reste, die von den Gaesten verschmaeht worden sind). Natuerlich kam die Platte mit den Sandwiches an meinem Platz an, als ich gerade aus der Stadt mit meinem eigenen Mittagessen zurueckkam. Aber wie Paul ganz treffend sagte: „Es gibt kein Mittagessen, das so gross ist, sodass ein kostenloses Sandwich nicht auch noch passen wuerde.“ Recht hat er – ich hatte zwei von denen.

Der Besuch blieb ziemlich lange, und da wir nur zu dritt hier oben sassen, habe ich geschaut, dass ich mich irgendwie beschaeftigen kann. Und jetzt, da Nicola und Philip frueh nach Hause gegangen sind, geht ein Tag zu Ende, an dem echt nix los war. Also sagen wir mal so, es gibt Schlimmeres. Aber „V For Vendetta“ haette ich auch im Buero gucken koennen...

Remember remember...

Die Fotos von meinem London-Besuch beweisen es: Das Parlamentsgebaeude steht noch. Also im Grunde wird an diesem Tag, dem 5. November, ein Versager gefeiert. Aber wir wollen ja nicht kleinlich sein.

Einhellige Meinung hier in unserer Firma ist, dass die grossen Feuerwerke, die zu diesem Anlass normalerweise stattfinden, wohl erst am Freitag oder Samstag entzuendet werden. Das passt mir an sich ganz gut; so habe ich heute abend genug Zeit, "V For Vendetta" zu gucken und mir dann irgendwann die naechsten Tage die Show anzusehen. Vielleicht, wenn ich am Samstag bei der GMES fertig bin, kann ich schon die ersten Raketen sehen...

Langsam kehrt wieder Spass in mein Arbeitsleben ein. Gestern haben wir es sogar geschafft, unsere Chefin zu irritieren - sie hat als Handy-Klingelton einen gewissen Song, dessen Name mir gerade entfallen ist, und Paul hat gestern bei Youtube oder sonstwo den Song gefunden und ueber Lautsprecher laufen lassen. Darauf herrschte etwas Verwirrung im Nebenzimmer, bis sie uns haben kichern hoeren...

Mittwoch, 4. November 2009

Morgentliches Training

Mittwoch morgens ist die Welt noch in Ordnung. Denn seit einer geraumen Weile haben wir in der Firma jeden Mittwoch um 8.45 Uhr unser „Wednesday Morning Training“. In der Woche zuvor wird ein Thema festgelegt, und einer erklaert den anderen alles Wissenswerte zu diesem Thema. Das Thema fuer die naechsten Wochen werden allerdings die Projektplaene bleiben, von denen ich vor Kurzem geschrieben habe.

Dass mein Name in keinem Projektplan steht, war dann doch keine grosse Sache. Dass wir alle uns mit einem Kollegen zusammengesetzt und ihm eine Stunde lang ueber die Schulter geguckt haben, war da schon wichtiger. Ich habe mir von Alex zeigen lassen, wie er uebersetzte Dateien zur Veroeffentlichung vorbereitet, besonders in Hinsicht auf das Layout. War eigentlich ganz interessant, obwohl er es weniger so sah.

Zum Thema Projektplan – mit dem habe ich mich auch eine Weile beschaeftigt – hatte ich dann auch eine Frage. Es gibt da eine Rubrik, die immer als „Nicht bearbeitet“ markiert wurde, solange ich schon in dieser Firma bin. Ich fragte dann, was es damit auf sich hat, wenn es niemand wirklich macht. Meine Chefin fing an mit: „Das ist eine wirklich gute Frage“, in einem Tonfall, bei dem ich dachte: „Oh oh, habe ich gerade das QA-Buero verpetzt?“

Waehrend ich im Buero sitze und auf weitere Aufgaben warte, nehme ich mir normalerweise die vielen internen Unterlagen der Firma vor und lese sie – also alles, was auf dem Server gespeichert ist. Zuerst ging es nur darum, zu entscheiden, welche Dateien ich mit auf die interne Webseite bringen sollte. Doch als ich mal ein paar Dateien aufgemacht und gelesen habe, fand ich einige interessante Sachen. Zum Beispiel etwas, das sich „Confidentially Agreement“ nennt. Ein Vertrag, den eigentlich jeder Angestellte unterschreiben sollte, und der das Mitteilen von vertraulichen Informationen gegenueber einer dritten Partei strikt untersagt. Was bedeutet, dass ich ziemlich vorsichtig bin, was ich im Blog schreibe. Ja, ich habe schon einiges ueber die Firma und meine Arbeit hier geschrieben, aber das faellt nicht unter die Rubrik „Vertrauliche Informationen“.

Was mich an der ganzen Sache wurmt, ist, dass die meisten Informationen in diesen Verzeichnissen zwar aeusserst wichtig sind, besonders fuer neue Angestellte, aber dass niemand in der Firma bislang darauf hingewiesen hat. Geschweige denn jemandem gesagt haben, dass er das mal lesen soll. Ich bin eher zufaellig auf die Dateien gestossen, dank eines etwas unlogischen und komplizierten Ablagesystems – wie gesagt, ich bin durch die Verzeichnisse, um Dateien fuer die Webseite zu sammeln. Einige Dinge wurden uns bei der Begruessung gesagt, aber viele Dinge wie Urlaubstage, Krankfeiertage, der Internetzugang, das Rauchverbot in der gesamten Firma usw. sollten tunlichst auch behandelt werden. Am Ende verstossen die Neuen gegen ein Dutzend Regeln in einer Woche, weil sie keine Ahnung haben, dass diese Regeln existieren...

Dienstag, 3. November 2009

Mal wieder ein Post...

Ziemlich wenig los in letzter Zeit. Sind denn alle so beschaeftigt? Scheint so.#

Ja, gut, ich hatte auch viel zu tun. Nachdem ich auch mal ein bisschen naehere Gespraeche mit meinen Kollegen, die quer ueber das Land verteilt sind, hatte, weiss ich auch ungefaehr, wie es der Truppe geht. Wenn ich das alles einbaue, wird der naechste Band von "Iceland Firefly" ziemlich interessant...

Zum Schreiben werde ich im Privaten wohl demnaechst wieder kommen, aber diesmal fuer den MEC Tarp in Deutschland. Fuer den besuche ich die lomkalen Modellbauer am kommenden Samstag (vorausgesetzt, es kommt nicht irgendwas dazwischen, womit man hierzulande leider staendig rechnen muss). Zwar wuerde ich mich auf die Modellbahnen konzentrieren, aber da mich mein Ansprechpartner dort gebeten hat, moeglichst am Vormittag zu erscheinen, damit wir genug Zeit haben, kriege ich wahrscheinlich die komplette Tour. Ach ja, fuer die Leute, die interessiert sind, was das fuer ein Verein ist, hier ihre Homepage: http://www.gmes.org.uk/

Mittlerweile habe ich auch ein paar Pubs in der Umgebung besucht. Vorher habe ich ja erzaehlt, dass es hier in Godalming "The Sun" und "The Star" gibt, aber dass ich noch auf der Suche nach "The Moon" bin. Habe ihn gefunden. Ist aber ein italienisches Restaurant namens "La Luna", und voraussichtlich wird unsere Firmen-Weihnachtsfeier dort stattfinden (mit einem gewaltig extravaganten Menue).

Soweit habe ich in Farncombe, Godalming und Guildford rund 10 Pubs besucht. Plus ein oder zwei in London (und den in Woking, aber das vergessen wir mal lieber wieder - 3 Pfund fuer ein verdammtes Becks!). Jeder von denen hatte was, die Biere waren durchweg trinkbar, die Atmosphaere in den meisten war auch gut. Abzuege kriegt allerdings "The Leathern Bottle" in Farncombe (ungluecklicherweise der Pub, der meinem Haus am Naechsten ist) fuer die Atmosphaere, denn dies ist eindeutig ein Pub, wo sich die Arbeiterklasse trifft - also die Stammkundschaft erscheint mir nicht ganz koscher. "The Sun" ist der gemuetlichste Pub, in dem ich bisher war. "The Red Lion" in Godalming hat zwar auch gemuetliche Sitzecken, aber die sind eher rar - man findet nur auf dem Sofa Platz, wenn kaum einer da ist. Preislich kommt nichts an die Wetherspoons ran, aber das sind eigentlich keine richtigen Pubs. Und da "The Star", direkt ueber die Strasse, der erste Pub war, in dem ich in diesem Land war, hat der einen gewissen Bonus.

Meine Plaene fuer diese Woche beinhalten verzweifeltes Selber-Beschaeftigen, bis mir jemand eine vernuenftige Aufgabe geben kann; Suchen nach einem geeigneten Ort fuer das grosse Feuerwerk am Donnerstag (Guy Fawke's Day), der aber nahe genug ist, dass ich rechtzeitig nach Hause komme und "V wie Vendetta" gucken kann, und schauen, dass diese Webseite langsam mal die vielen kleinen Problemchen loswird.

Samstag, 31. Oktober 2009

Mein Halloween-Post

HAPPY HALLOWEEN!!!


In Deutschland wird das Fest ja immer größer - viele Leute schieben das ja auf die Tendenz, immer mehr wie Amerika werden zu wollen. Dies ist auch etwas, was den Engländern sehr missfällt, wie ich mittlerweile sagen kann - denn obwohl sie sich doch einige Mühe geben, diese Gelegenheit zu würdigen, sind die meisten Leute insgeheim doch negativ gegenüber Halloween eingestellt. Ich kann es ihnen nicht verdenken. Es ist quasi eine Horrorfassung des deutschen Karnevals, plus einer Unmenge an Kürbissen. JEdenfalls, wenn man es mit Trick or Treat feiert oder Kostümfeste gibt.

Hierzulande hat sich in den letzten Wochen eine große Menge an orangefarbenen Utensilien für solche Parties angesammelt, und auch ich habe ein paar Exemplare des speziellen Halloween-Sortiments einiger Firmen gezeigt. Doch jetzt, wo der Tag gekommen ist, hat sich hier kaum etwas verändert. Ich sitze gerade wieder in diesem Cafe in Woking, und abgesehen davon, dass mir manchmal skurrile Gestalten über den Weg laufen - also mehr als sonst - ist alles beim Alten. Ach ja, und die Schlangen im Supermarkt sind etwas länger, und die Einkaufswägen sind prall gefüllt für jede Menge Parties. Denn solche finden heute abend mit Sicherheit zuhauf statt.

Mir ist aber an diesem Tag nicht nach Party. Die letzte Woche war für mich anstrengend genug - mit Aufgaben, die Philip "Herausforderungen" nennt und die mich an den Rand des Wahnsinns getrieben haben, und mit der Gewissheit, dass unsere Studenten bereits die Hälfte ihrer Zeit hinter sich haben, obwohl sie EINEN MONAT SPÄTER GEKOMMEN SIND ALS ICH! Das Leben ist unfair.

Ok, ich habe ein Drittel meiner Zeit hinter mir - mit dem heutigen Tag - aber bevor nicht noch ein Monat vergangen ist, mache ich dafür nicht einmal eine Flasche "Courage" auf. Zuviel ist noch zu tun, und so wenig Zeit ich mal für mich selber übrig habe, ohne arbeiten zu müssen, so ungern möchte ich die wenige Zeit mit einem Kater zubringen. Ich gebe mir alle Mühe, die positiven Seiten dieses Aufenthalts zu Tage zu fördern, aber es ist wahrlich etwas Anderes, hier Urlaub für eine Woche zu machen als hier tatsächlich zu leben. Und mit dem begrenzten Budget, das ich habe, liegt das Meiste vom Positiven darin, Süßkram zu konsumieren (ja, soviel zu der Idee, sechs Monate in England würden mich schlanker machen).

Na ja, Guy Fawke's Day wird wahrscheinlich besser. Da jagen sie wenigstens was in die Luft. Nur leider habe ich an dem Tag nicht einmal Urlaub.

Mittwoch, 28. Oktober 2009

Meine Arbeit und ich...

Es gibt durchaus Momente, in denen ich diesen Job richtig mag. Meistens finden diese Momente gegen Feierabend statt, aber egal...

Das Problem ist, dass ich scheinbar der einzige Praktikant bin, der hier wirklich die Praktikantenjobs macht. Ich meine, als Tuer-Oeffner, Kabel-Sortierer, Teekocher, Programm-Installierer und Kann-ich-was-fuer-euch-tun-Frager habe ich mich schon ganz gut gemacht. Aber ist das wirklich alles?

Es waere ja alles halb so wild, bezahlt werde ich ja trotzdem, und nebenbei mache ich ja auch diese interne Webseite (von der ich ja argwoehne, dass die nur Training fuer mein Hauptprojekt sein soll). Aber heute fand wieder die Mittwoch-Morgen-Trainingssitzung statt, bei der uns die Chefin drei Aufgaben gestellt hat: 1. Die Projektplaene lesen und verstehen, wer welche Aufgaben hat. 2. Sich mit einem Mitarbeiter zusammensetzen und genau gucken, was er macht, damit man seine Rolle in der Firma versteht. 3. Mindestens einmal bis naechsten Mittwoch einen Eintrag in einen Projektplan machen mit unseren Initialen und einer Bemerkung.

OK, um etwas weiter auszuholen: Diese Projektplaene sind wichtig. Sie sagen uns, wie weit ein Projekt ist, welche Schritte unternommen werden und was bereits getan wurde. In diesen Plan traegt jeder, der was macht, seine Initialen bei der Aufgabe ein, die er erfuellt hat (in meinem Fall, wenn ich was gemacht habe, war das das Aufspueren von Candidate Terms, wofuer ich dann auch im Projektplan stand). Jetzt kommt der Hammer: Seit einem Monat habe ich kein aktives Projekt mehr angeruehrt, weil sich keiner dazu herablaesst, mir eine entsprechende Aufgabe zu geben!

Also ganz ehrlich, waehrend hier jeder andere fuer Bentley, Triumph und Konsorten die Projekte erledigt, mache ich den Wassertraeger fuer die Firma hier, mit dieser internen Homepage, E-Mail-Sortiererei und diversem Kleinkram! Soll mir recht sein, bezahlt werde ich eh, aber wie zum Teufel kriege ich jetzt meinen Namen in einen Projektplan?


So, das musste einfach mal raus. Ach ja, als sogenannter "social secretary" scheine ich mich auch ganz gut zu machen. Ich bin nebenbei damit beschaeftigt, ein Team fuer LaserQuest auf die Beine zu stellen, und bis auf eine Person hat sich jeder in der Firma in die Liste eingetragen. Hoffentlich findet unser erstes Match auch wirklich statt, aber da ich die Firma mittlerweile etwas kenne, muss ich mit allem rechnen...

Dienstag, 27. Oktober 2009

Wii ("Weeeeeh!")

Gestern hatten wir endlich mal was gemeinsam unternommen, wir in der Firma: Allesamt, die ganze Mannschaft, traf sich im Haus unserer Chefin fuer Tacos, Chili und einige hundert Runden Nintende Wii.

Erst einmal der Eindruck, wie meine Chefin und ihr Stellvertreter Philip denn so leben (ich Toeffel habe natuerlich meine Kamera zu Hause gelassen, also muesst ihr mein Wort dafuer nehmen): Ein Haus mehr oder weniger auf dem Land, mit einer riiiesigen Kueche (in der wir auch Wii gespielt haben, auf einem ziemlich grossen Flachbildfernseher), sehr lauschigem Wohnzimmer (aber mein Vater haette mit der 1,80m hohen Decke sicher Schwierigkeiten gehabt) und einem Esszimmer mit einer ebenfalls sehr beeindruckenden Sammlung von P. G. Wodehouse Buechern (alles gebundene Ausgaben, viele davon sogar Erstausgaben - Philip sammelt diese Buecher). Ueber den Abend verteilt verrieten uns Nicola und Philip auch, dass sie allerlei Spielzeug auf dem Grundstueck angesammelt haben, unter anderem ein grosses Trampolin. Zum Ausprobieren war leider keine Zeit, ausserdem war es zu dunkel.

Erst einmal ging die Runde mit Cocktails los, die nicht von schlechten Eltern waren (ich frage mich immer noch, ob diese umfangreiche Ausstattung an Getraenken und Zubehoer nur fuer diesen Abend bestimmt war, denn wir haben uns nicht wirklich Muehe gegeben, der Hausbar groessere Verluste zuzufuegen. Ich haette ja, aber nicht am Montag Abend!). Die erste Runde Wii war dann Tennis, mit einer Team-Aufteilung Maenner gegen Frauen. Also bis es fuer die erste Mannschaft Essen gab (wir assen in Schichten), hatten wir Maenner mit den Frauen den Boden gewischt. Aber als ich aus dem Esszimmer zurueckkehrte, hatten die Frauen auf irgendeine Weise die Oberhand gewonnen (*hust* Cheater! *hust, hust*).

Apropos Essen: Es war das erste Mal, dass ich Tacos zu mir genommen habe, und dafuer waren sie auch echt gut. Auch bin ich kein Chili-Fan, aber es war zum Glueck nicht zu scharf. Abgesehen davon konnten Sour Cream und Guacamole ein wenig die Schaerfe mildern. Zum Nachtisch gab es Schokoladen-Trueffel-Torte (interessanterweise ohne nennenswerten Teig, also auf das Wesentliche beschraenkt). Leider hat niemand die Schokoladenkekse angeruehrt, die ich extra gebacken haben, aber das kann ich auch verstehen bei dieser Torte. Ich muesste mir mal das Rezept dafuer geben lassen.

So zwischendurch wurde immer weiter gespielt. Philip legte dann das James-Bond-Spiel ein, wo ich dann auch ziemlich verloren habe (die Steuerung ist fuer einen Ego-Shooter auch ziemlich kompliziert fuer jemanden, der an Maus und Tastatur gewoehnt ist). Dann eine kurze, unkoordinierte Runde Beach Sports, mit Beach Volleyball (reines Gluecksspiel) und Disc Golf (Golfspiel mit Frisbee, auch mehr oder weniger ein Gluecksspiel). Abschliessend fuhren wir abwechselnd in Vierergruppen Mariokart. Das letzte Mal, als ich das gespielt hatte, war ich verkatert nach einer Silvesterfeier - dieses Mal bin ich aber auch nicht viel besser gefahren. Immerhin belegte ich in einem Rennen Platz 3.

So gegen halb elf sind wir dann nach Hause gefahren. Insgesamt war das wirklich ein erstklassiger Abend, der beste Abend, den ich bisher in England hatte. Mal schauen, ob wir das irgendwann wiederholen koennen - Nicola ist jedenfalls sehr dafuer, sofern sie genug Zeit hat, mit der Wii ein bisschen zu ueben...