Sein Abenteuer auf der fernen Insel ist beendet, doch die Sage geht weiter. Er muss sich nun der schwersten aller Prüfungen stellen, um zu beweisen, dass er die Feder genauso gut beherrscht wie die Klinge. Doch zwischenzeitlich rief ihn das Schicksal auf eine andere Insel, belagert von untoten Kreaturen und einer intriganten Handelsfamilie. Mehr darüber demnächst...

Sonntag, 1. August 2010


"[...] Aber ich dachte mir, ich schreibe besser über diese zwei Streifen als über den, zu dem mein Vater mich eigentlich nötigen wollte: die Michael-Bay-Version von "Der Nebel"..."

aus "Double Review: "From Paris With Love" und "The Wolfman"", 6. Juni 2010



Das hat sich hiermit soeben erledigt. Ich habe den besagten Film gesehen, mich endlich dazu durchringen können, und nun will ich euch meine Erkenntnisse nicht vorenthalten. Warum dieser Sinneswandel? Aus zwei Gründen. Erstens hat mein Vater mir lange nahegelegt, endlich diesen Film zu sehen und ihn im Blog in der Luft zu zerreißen. Zweitens fühlte ich mich nach der MST3K-Version von "Manos - The Hands of Fate", dem wohl übelsten Film ALLER Zeiten UND Dimensionen, in der Lage, so ziemlich jeden Film durchzustehen. Hinzu kam das Dilemma, dass meine Eltern den Film nicht durchgehalten hatten, obwohl Genre und Plot einigermaßen gute Abendunterhaltung versprechen, jedoch meine Fernsehzeitung die Erstausstrahlung zum "Tipp des Tages" kürte.

Eine Herausforderung also. Und eine, die ich unter anderen Voraussetzungen als sonst angehe. Noch nie hatte ich zwei Quellen, denen ich im Normalfall vertraue, und die vollkommen gegensätzliche Kritiken abgeben. Und dann auch noch in einem Genre, in dem ich schon sowohl geniale als auch unerträgliche Filme gesehen habe: dem Horrorgenre.


Aber genug der Vorrede, let's take a look at The Mist (Frank Darabont, 2007)


Im Vorfeld wusste ich schon Einiges über den Film. Frank Darabont ist im Horrorfilmgeschäft kein unbeschriebenes Blatt. Die Drehbücher für den dritten Nightmare on Elm Street (für viele der Beste der Reihe) und das Blob Remake stammten von ihm, und seine Verfilmung des Stephen King Romans "Die Verurteilten" ist heute immer noch der Film Nummer 1 bei IMDB. Andere mögen ihn auch als Regisseur von "The Green Mile" kennen (auch ein Stephen King). Mit "The Mist", der übrigens entgegen meiner vorangegangenen Kommentare nichts mit dem John Carpenter Klassiker oder dessen Remake von Michael Bay zu tun hat, legt er seine dritte Regiearbeit für seinen Freund, den King, nach. Eigentlich kann da ja nichts schiefgehen, oder?

Na ja, werfen wir einen Blick auf die Darsteller. Thomas Jane, der Christopher Lambert für Arme, spielt die Hauptrolle als Familienvater und Künstler (er wird zwar so bezeichnet, aber produziert hauptsächlich Filmplakate). Manche anderen Gesichter kennt man aus verschiedenen Filmen - William Sadler, der schon den Tod in "Bill & Teds Bogus Adventure" oder den Oberschurken in "Stirb Langsam 2" spielte, oder Andre Braugher, der Ermittler aus dem Richard Gere Vehikel "Zwielicht"). Um es kurz zu machen, mit der Besetzung sehe ich keine so großen Probleme. Eher mit den Rollen.

Denn wenn Horrorfilme eins sind, sind sie voller Klischees. Und das kommt dabei heraus, wenn man wie in "The Mist" einen Haufen bunter Leute in einem Supermarkt zusammensperrt (eine Situation, die manchen Kenner des Horrors an "Dawn of the Dead" erinnern dürfte). Der Grund: Ein Nebel zieht auf, in dem Nebel "ist irgendwas", was einen töten will. Es dauert nicht lange, dann entpuppt sich das als ein Viech, dann einen Haufen Viecher. Und glaubt mir, beim Anblick des ersten Viechs dachte ich auch nur "Na toll, soviel zu einem ernsthaften Horrofilm." Leider meinten sie es ernst mit den sowas von computergenerierten Kraken, federlosen Geiern, Moskitos von der Größe eines Baseballhandschuhs und dem weltgrößten Käfer, vor dem sich jeder Tripod aus "War of the Worlds" eingepullert hätte. Da ist kein einziger Funken Humor bei. "Arac Attack" machten es ähnlich, aber der Film hat wenigstens mit Absicht parodistische Züge.

Aber wie gesagt, die Charaktere sind das eigentliche Problem. In dem Supermarkt, einem Shop für alles am Rande der Zivilisation, also in einer amerikanischen Kleinstadt, sammeln sich die Einwohner. Da haben wir die Grundschulrektorin (die an sich richtig cool ist), die Landeier vom Dienst (angefangen bei William Sadler), den Familienvater mit Sohn (und das Kind nervt, sobald es den Mund aufmacht), und... oh mann... vor der wurde ich mehrfach gewarnt... die religiöse Irre!

Meine Gedankengänge bezüglich dieser Person waren ungefähr wie folgt:

ca. 15. Minute: "Sie macht den Mund auf, und heraus kommt Schwachsinn."
ca. 17. Minute: "Ah, ein Miststück ist sie auch noch!"
nach 30 Minuten: "Gut, dass sie so selten in dem Film auftaucht."
nach 45 Minuten: "Hat da gerade jemand "Mund zukleben" vorgeschlagen? Bin dafür!"
nach 1 Stunde: "Erschießt die Frau!"
1.10: "Erschieße mal jemand diese Irre?"
1.15: "ERSCHIESST DIE SCHLAMPE ENDLICH!!!"
1.30: "Erschießt sie, vierteilt sie, verbrennt ihre Einzelteile und verfüttert den Rest an die Viecher!"
1.35: "JA! JA, VERDAMMT! DIE SCHLAMPE IST TOT! Aber wieso ERST JETZT???"

Nun gut, das ein oder andere Buch von Stephen King habe ich auch mal in der Hand gehabt, und religiöse Motive sind bei ihm nicht unbedingt selten. Deswegen kann ich mir auch vorstellen, woher der Impuls kam, diese absolut hirnrissige und nichts als Schwierigkeiten und Kopfschmerzen verursachende Psychotante reinzubringen. Das Schlimme ist, dass bis zu einer mehr als hanebüchenen Erklärung des Problems der Eindruck entsteht, dass sie mit ihrer Jüngstes-Gericht-Masche tatsächlich recht haben könnte. Um ehrlich zu sein, als das erste Mal ein CGI-Viech auftauchte, wusste ich gleich, die Erklärung wird lachhaft. Aber dass der Film sich tatsächlich auf ein solch niedriges Niveau herablässt...

Es gibt aber auch einige Lichtblicke in dem Film. Er ist in den Szenen, in denen nicht Katastrophenfilm-Klischees aufgehäuft werden, ziemlich spannend. Die blutigen Szenen sind an Horrorstandards gemessen ganz in Ordnung - alleine der halbe Mensch, der eine Weile in der Gegend rumliegt. Und einige Charaktere, darunter leider viele, die schnell das Zeitliche segnen, sind im Grunde sympathische Leute. Thomas Jane zähle ich nicht dazu. Ach ja, und das Ende des Films: Es ist böse. Richtig böse! So richtig abgrundtief böse! Pluspunkte dafür, dass sie sich mal sowas getraut haben.


Also: Es war kein wirklich guter Film. Charaktere waren reine Klischees, die religiöse Irre hat so ziemlich alles runtergezogen, aber der Rest war zum größtenteil dumm wie Torfsäcke. Dann noch die lächerlichen CGI-Monser und eine der blödesten Horrorerklärungen seit "The Cube". Genau genommen fand ich den Film rein subjektiv nicht so toll. Aber technisch gab es daran nichts auszusetzen, die spannenden Momente und das wirklich heftige Finale entschädigen etwas für die genannten Nachteile. Nicht viel, aber etwas.


5/10 Punkte