Sein Abenteuer auf der fernen Insel ist beendet, doch die Sage geht weiter. Er muss sich nun der schwersten aller Prüfungen stellen, um zu beweisen, dass er die Feder genauso gut beherrscht wie die Klinge. Doch zwischenzeitlich rief ihn das Schicksal auf eine andere Insel, belagert von untoten Kreaturen und einer intriganten Handelsfamilie. Mehr darüber demnächst...

Samstag, 18. Dezember 2010

Review: "Unstoppable" (2010)

Katastrophenfilme... oh Mann... ich kann die Dinger eigentlich nicht leiden. Seit "Flammendes Inferno" in den Siebzigern gab es immer wieder diese durch irgendwelche Katastrophen unterbrochenen Seifenopern mit Charakteren, die 1. mehr Klischees haben als ein US-Army-Werbespot im Kalten Krieg und 2. mich grundsätzlich nicht die Bohne interessieren. Vor allem nicht, wie sie ihre kleinen nichtigen Probleme auf die Reihe kriegen, während um sie herum gerade die Welt auseinanderbricht. Beispiele: "Erdbeben" (mit Charlton Heston - gegen den darf ich nichts Schlechtes sagen, sonst haut mich meine Mutter), "Dante's Peak" (mit Pierce Brosnan, und ich fand "Volcano" entschieden besser), sämtliche "Airport"-Filme (über die ich auch nichts sagen brauche, seitdem ZAZ (Zucker, Abrahams, Zucker) "Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug" gedreht haben) sowie Emmerichs neuester Blockbuster "2012" (vor "Day After Tomorrow" habe ich mich bis heute drücken können...). Und im Grunde kann man "The Mist" auch noch dazuzählen.

Und jetzt kommt das große Problem eines Katastrophenfilms, der sich aber geschickt als Actionfilm tarnt und auch von einem Regisseur gedreht wurde, der bislang eher in der Action- bzw. Thrillersparte gearbeitet hat. Ihr kennt ihn alle, den Schnittberserker Tony Scott. Früher einer der Gründe, weshalb die Paramount-Studios so in Geldnot gerieten (nachdem "Tage des Donners" ein grandioser Flop wurde), heute wohl einer der Gründe, warum die MTV-verseuchte Zuschauerschaft auf Schnitte im Viertelsekundentakt und verwackelte Handkameras stehen. Er macht zwar auch noch handwerklich solide Filme (jedenfalls habe ich "Deja Vu" und "Pelham 123" so empfunden), aber Filme wie "Man on Fire" oder "Domino" kann man als normaler Zuschauer nicht ansehen. Wirklich, man wird blind von und muss kotzen! Filmgewordenes Methanol, kann man da sagen.


Also, ist sein neuer Film "Unstoppable" jetzt eher Methanol oder Ethanol? Berauscht er die Sinne und gibt einem ein gutes Gefühl, bis man nüchtern wird, oder hat er starke Nebenwirkungen?

Na ja, am Anfang sieht man eine Menge Eisenbahn. Und auch später. Eigentlich während des ganzen Films. Mein Vater, ein Fan von Eisenbahn, kam voll auf seine Kosten, aber jeder, der nicht das geringste Interesse an Zügen hat, wird den Film wohl ziemlich langweilig finden. Aber zurück zur Story: Der ganze Ärger fängt an, als ein Rangierer irgendwo auf dem Abstellgleis mit einem riesigen Güterzug herumspielt und nicht EINEN, nicht ZWEI, sondern gleich DREI Fehler macht, für die man sich echt an die Stirn greifen möchte! (Jeder dürfte sich fragen, wie man soooooo blöd sein kann, aber ich erkannte den Typen - es ist der minderbemittelte Bruder von Earl Hickey aus "My Name is Earl".) Die Folge: Ein immer weiter beschleunigender Güterzug, dessen Bremsen nicht angeschlossen sind, in dessen Führerhaus keiner sitzt und der so viel Ladung hat, dass ihn alleine von Masse und Geschwindigkeit her keiner aufhalten kann.

Aber davon erst einmal genug. Die Leute in der Kommandozentrale (wie bei "Armageddon" sitzen sie nur ohnmächtig da, gucken auf Bildschirme, brüllen in Funkgeräte und beten, das nichts Größeres schief geht) haben sich für diesen Tag auf den Besuch einer Schulklasse vorbereitet. Diese Schulklasse fährt mit dem Zug, der sich dann auf Kollisionskurs mit dem amokfahrenden Güterzug befindet. Um die Dramatik zu erhöhen, wird alle zehn Sekunden (gefühlt) diese Schulklasse gezeigt. Nach dem dritten Schnitt dahin wünscht man sich fast das Unglück herbei!

Ach, ich vergesse ja die beiden Hauptdarsteller! Kann leicht passieren, denn während die Katastrophe in Richtung besiedelte Gebiete unterwegs ist, gondeln die in aller Gemütsruhe auf einem anderen Gleis. Wenn ich vorstellen dürfte: Denzel Washington (neuerdings in fast jedem Tony-Scott-Film dabei, kommt auch nicht unbedingt aus jedem lebend raus) als "Veteran der Eisenbahnlinie", ein Zugtechniker, der seit 28 Jahren dabei ist; Witwer mit zwei fast erwachsenen Töchtern, hat zudem schon von seiner Zwangspensionierung erfahren, die in 18 Tagen in Kraft tritt. Hat quasi noch zwei Tage bis zur Pensionierung und trägt bestimmt irgendwo ein rotes Hemd drunter. Und Chris Pine: Ehemals Captain Kirk im schlechtesten Star-Trek-Film aller Zeiten, heute ein junger aufstrebender Lokführer in der Probezeit, zudem halb geschieden und bei seinem Bruder nächtigend, solange die einstweilige Verfügung ihn von seiner Familie fernhält - ich glaube, ihr versteht schon, worum es hier geht. Die Zeiten haben sich geändert, aber nicht die Anzahl der Klischees. Diese beiden sind die einzigen Leute in dem Film, denen die Screentime es erlaubt, einen Hintergrund zu haben, aber ihre Lebensgeschichte stammt aus dem Setzbaukasten für Katastrophenfilme. Aber wir erfahren quasi alles Mögliche über sie - weil sie alle Zeit der Welt haben und von der eigentlichen Handlung bis zur zweiten Hälfte des Films NICHTS MITKRIEGEN!

Stattdessen die Schnitte zur Kommandozentrale und zu Ned, dem einzigen wirklich coolen Charakter im Film (also meiner Meinung nach, weil er lange Haare hat, einen Pickup fährt und die Synchronstimme von Biff aus "Zurück in die Zukunft" hat). Sie versuchen, zu retten, was zu retten ist - allerdings wollen die Leute in der Kommandozentrale, die um das Leben der vielen potentiellen Opfer besorgt sind, den Zug an ungefährlicher Stelle entgleisen lassen; die Machthaber in der Firmenzentrale hingegen haben andere Sorgen: "Wie wird sich unsere Aktie entwickeln, wenn der Zug zerstört wird?" "Minus 40 Prozent." Ist gebongt, wir starten einen halsbrecherischen Versuch mit einem Kriegshelden aus Afghanistan und einer Lok mit einem weiteren Veteranen der Eisenbahn als Lokführer, der wahrscheinlich auch nur zwei Tage bis zur Pensionierung hat...

Hier will ich mit den Spoilern mal lieber aufhören, aber jeder, der genug Katastrophenfilme gesehen hat, weiß ungefähr, wie der Hase läuft. Die Situation spitzt sich immer mehr zu, dann greifen irgendwann die Helden ein, geraten in ein paar auswegslose Situationen, schaffen es am Ende aber doch... Oder? Schaffen sie es denn alle? Tja, wenn ihr den Film noch sehen wollt, verrate ich davon lieber nichts. Und ich muss zugeben: Abgesehen von den Waggonladungen Klischees aus Katastrophenfilmen ist "Unstoppable" ziemlich spannend. Zwar nicht immer plausibel (wenn man den Kritiken der ausgerasteten Zugtechniker bei IMDB glauben darf, die diesen Film für hanebüchenen Unsinn halten), teilweise auch arg überdramatisiert (im Speziellen diese unnötigen Schnitte zu diesen absolut nervigen Schulkindern), aber spannend und für einen Katastrophenfilm gnädigerweise sehr kurz.

Im Grunde ist "Unstoppable" ein Katastrophenfilm mit hohem Actionanteil, der sich vornehmlich an Eisenbahnfans und Fans der beiden Hauptdarsteller richtet. Aber im Grunde ist es immer das Gleiche, wie schon vor bald vierzig Jahren: Der kleine Mann korrigiert den Fehler, den ein großer Idiot verursacht und den machtgierige große Männer zu ignorieren versuchen. Die Nebencharaktere haben keine nennenswerte Persönlichkeit, die dramatischen Szenen sind aufgesetzt, unnötige Nebenszenen stören den Fluss des Films und... Tony Scott, begreife endlich, dass nich jeder deiner Zuschauer unter ADS leidet wie du! Der Film ist spannend, das muss man ihm lassen. Wenn man einmal vergessen kann, dass er nur auf eine Art und Weise ausgehen kann, ist er spannend. Aber einmal sehen reicht völlig.


6/10 Punkte

Montag, 1. November 2010

Double Review: "Scott Pilgrim vs the World" und "R. E. D." (beide 2010)

Moin!

Der Monat ist wieder um, es wird Zeit für ein paar mehr oder minder geistreiche Filmkritiken von mir. Das Sommerloch ist auch um, dementsprechend können wir wieder die Zeit der verregneten Kinotage erwarten. Womit auch die Macher von Kinofilmen rechnen und sich normalerweise ihre besten Werke für diesen Zeitraum aufsparen. Na ja, zumindest war es vor einigen Jahren noch so - heutzutage kann man nie wissen, wann wirklich mal was Gutes im Kino kommt.

Dieses Mal hatten wir Glück: Gleich zwei echte Kracher haben hier den Weg ins Kino gefunden - und ich rede nicht von "Machete", der nebenbei bemerkt auch ein echter Partyfilm ist. Nein, heute bleiben wir mal lieber im FSK 12-14 Bereich mit den beiden in der Überschrift erwähnten Filmen. Einer handelt von den Tücken jugendlicher Liebe und Eifersucht, der andere ist eine Auseinandersetzung mit dem Älterwerden gemischt mit politischen Hintergründen und leichter Kritik am Überwachungsstaat Amerika.


Zuerst einmal widmen wir uns "Scott Pilgrim vs the World" von Edgar Wright, dem Schöpfer der beiden Klassiker "Shaun of the Dead" und "Hot Fuzz".

Wright gehört definitiv zu der Sorte Filmemacher, denen es schwer fällt, ein Thema wirklich ernst zu nehmen. Das ist eine Eigenschaft, für den man ihn aber einfach lieben muss. Mit "Shaun of the Dead" hat er einen Zombiefilm gedreht, der neben dem genretypischen Splatter auch hinreißende Ideen und Humor mitbringt, und "Hot Fuzz" ist trotz meiner Affinität zu 80er-Jahre-Buddy-Movies, die dort nach Strich und Faden vergackeiert werden, einer meiner absoluten Lieblingsfilme - oder auch gerade genau deswegen. Im Übrigen sieht seine IMDB-Liste eher mager aus, somit ist "Scott Pilgrim" sein erster großer Film seit "Hot Fuzz". Und dieses Mal spielt er nicht einmal in England, und der Hauptdarsteller ist nicht Simon Pegg (ja, ihr mögt ihn als Scotty aus dem neuen Star Trek kennen - für mich der einzige Lichtblick in dem Drecksfilm!).

Ja, aber: Wer spielt mit? Und worum gehts da? Beides ist schnell erzählt: Hauptdarsteller ist Michael Cera, ein junger, recht sympathischer Schauspieler, dessen Rollenauswahl ihn allerdings in die "schüchterner Verlierer" Schublade einordnen würde. Bekannt dürfte er seit "Juno" oder "Year One" sein, aber ich kenne ihn noch aus der Zeit bei der Serie "Arrested Development". Ihm zur Seite steht Mary Elizabeth Winstead - für Fans des Mainstream-Kinos: "Final Destination 3" und "Stirb Langsam 4.0" (Filmtochter von Bruce Willis). Im Grunde geht es darum, was ich schon angedeutet habe: Cera will bei Winstead landen - es ist ein Liebesfilm. Beide sind Anfang bis Mitte Zwanzig, also quasi jugendlich. Und im Weg ihrer Liebe stehen eifersüchtige Ex-Freunde (nein, Ex-Lover - ganz wichtig!) von Winstead. Der Eifersuchts-Teil ist auch erfüllt.

Hier endet die Reihe der "normalen" Elemente des Films. Denn anstatt dass es zu friedlichen Aussprachen mit den insgesamt sieben Ex-Lovern kommt oder zu einer zünftigen Prügelei im Hinterhof - moment, lasst es mich anders formulieren. Erinnert ihr euch an Mortal Combat? Oder Streetfighter? Der Film ist genauso. Und zwar nicht wie die Filme - wie die SPIELE!!! Um bei seiner Traumfrau zu landen, muss sich Cera nämlich durch die Reihen der Ex-Lover kämpfen, die sich allesamt zu irrsinnigen, visuell völlig durchgedrehten Duellen auf Leben und Tod stellen. Und während Cera sich abseits dieser Duelle eher schüchtern und zurückhaltend gibt, in den Kampfszenen dreht er richtig auf! Muss er auch - zu seinen Gegnern zählen "Superman" Brandon Routh und "Fantastic Four" Chris Evans (ich erwähnte den mal in meiner "Push"-Review...)

Ganz ehrlich, es ist eigentlich unbeschreiblich, was in diesem Film abgeht: Aufgesetzt wie ein typisches Videospiel aus dem Arcade-Zeitalter (vor allem die Prügelspiele) schlägt sich Cera durch Einzelkämpfe a la "Mortal Combat", kriegt dabei Punkte gutgeschrieben, steigt Level auf - das alles in teils Comicstil, teils Videospiel-Elementen eingeblendet. Nebenbei sorgen seine privaten Probleme (wenn man die so nennen kann) für abgedrehte Wendungen und biestige Kommentare seitens der übrigen weiblichen Besetzung. Aber das ist vollkommen egal - wenn er seine Konkurrenz zerlegt, wird nur noch gefeiert. Eine ganze Latte verschiedenster Anspielungen auf Video- und Comickultur runden das Szenario noch ab, und selbst wenn der Film schon am Ende zu sein scheint - ein Hammer folgt immer noch.

Damals bei "Hot Fuzz" lag ich lachend unterm Sofa, als ich sah, wie sie in der letzten halben Stunde vollkommen ausrasteten und ein halbes englisches Dorf zerballerten. Diese halbe Stunde aus "Hot Fuzz" haben sie mental auf den ganzen Film ausgeweitet. Wer auf Realismus steht, wird diesen Film hassen. Wer ruhige Liebesdramen erwartet, wird entsetzt aus dem Kino rennen. Wer aber was Verrücktes und zum Schreien Komisches sehen will, mit Action nahe dem "Final Fantasy VII" Film und dem Gefühl der guten alten Beat 'em Ups von den Spieleautomaten - der kommt an diesem Streifen nicht vorbei.

"Scott Pilgrim vs. the World" - für mich der ultimative Liebesfilm! Denn hier geht die Post ab!

10/10 Punkte



Der Film stellte mich allerdings auch vor ein Dilemma: Für jeden anderen Film wüsste ich mindestens einen Film, der dazu passt und den man sich im Anschluss prima angucken könnte. Nicht für diesen! Es gibt nichts Vergleichbares, weder damals noch heute, was auch nur ansatzweise in ein Double Feature passen würde. Oder anders ausgedrückt: Ich empfinde "Shoot 'em Up" als stilles Drama, verglichen mit diesem Streifen.

Aber da wir sonst nix Besseres zu tun hatten, schauten mein Vater und ich einen Altherrenfilm an: "R.E.D."

Zur Erklärung: "R.E.D." steht für "Retired - Extremely Dangerous". Dieser Begriff wird zumindest im gleichnamigen Film für Ex-CIA-Agenten im Ruhestand verwendet, die eigentlich zu alt sind, um noch reihenweise Leute umzulegen. Damit sind Leute wie Morgan Freeman (jetzt fragt mich nicht, wer das ist - jeder Kinogänger kennt ihn!), John Malkovich ("Con Air" - ja, ich weiß, er hat bessere Filme gemacht) und Helen Mirren ("Teaching Mrs. Tingle" - und weil ihr es seid: "Die Queen"). Ach, und natürlich den Kerl aller Kerle: Bruce Willis. Und er wird langsam echt zu alt für den Sch***!

Es beginnt in der Vorweihnachtszeit, wo Willis aus dem Haus tritt, die Dekoration seiner Nachbarn sieht und sich denkt, von Flughäfen und Hochhäusern sollte er sich doch lieber fernhalten. Sein Leben als alter Mann ist recht ereignislos - er zieht eine Avocado hoch, telefoniert mit seiner Sozialarbeiterin, in die er ein bisschen verschossen ist, bringt ein Dutzend Killer mit automatischen Waffen um - das Übliche halt. Nur das mit den Killern passiert nicht mehr so oft.

Also gabelt er seine Sozialarbeiterin auf, denn es liegt ihm etwas an ihr und er will nicht, dass ihr etwas passiert. Da er aber vermutet, dass hinter der Umgestaltung seiner Hauses und dem Killerkommando wohl sein alter Arbeitgeber, die CIA, steckt, muss sie eben auch aus der Schusslinie. (Sie sieht das nicht so, aber dafür gibt es ja Klebeband.) Ein Möchtegern-CIA-Yuppie mit geringen moralischen Ambitionen kriegt den Auftrag, seinen Ruhestand etwas zu vertiefen, und heftet sich an seine Fersen. Worauf Willis nichts weiter bleibt, als seine alte Truppe von damals zu reaktivieren: Morgan Freeman, John Malkovich und Helen Mirren.

Also dieser Film ist kein Thriller. Es geht nicht darum, wer jetzt was macht und um was es überhaupt geht. Das ist nur der Aufhänger für Witz und Geballer. Und ich meine Geballer. Die Altleute-Riege hält nicht viel von Heimlichkeit wie "Mission Impossible" oder die Bourne-Filme - hier wird mit Blei um sich geschmissen, als würde das Zeug nix kosten. Und alle haben einen Heidenspaß dabei - alleine die Dame Helen Mirren, nach ihrem Portrait als Queen Elizabeth, gibt einem das Gefühl, sie hätte wirklich mal für den MI6 Leute umgenietet. Aber das absolute Highlight des Films ist John Malkovich - der ist jenseits aller Zurechnungsfähigkeit, eine Art altgewordener "A-Team"-Murdoc. Und: Das Schwein! Achtet auf das Schwein!

Der Witz an dem ganzen Film ist natürlich, dass die Hauptdarsteller wirklich viel zu alt für den Kram sind. Willis macht das, was ihn vor 25 Jahren berühmt gemacht hat; die übrigen Darsteller helfen ihm nach Kräften. Es ist altmodische Action mit heftigem Augenzwinkern, einer James-Bond-Version von "The Expendables" nicht unähnlich. Nur hier ist immer noch der Kontrast zu den jungen Leuten - zynischen, karrieregeilen Leuten wie Haupt-Gegenspieler Karl Urban ("Herr der Ringe", "Doom", "Bourne-Verschwörung"). Die würden sich wohl auch eher einen bis ins kleinste Detail ausgearbeiteten Plan für den großen Schachzug der Heldengruppe vorstellen - dementsprechend gucken sie auch verdutzt aus der Wäsche, als Queen Mirren mit einer überaus großkalibrigen stationären Maschinenkanone in einem Parkhaus Autos zersiebt.

Einen Wermutstropfen hat dieser Film allerdings: Wer Morgan Freeman kennt und mag, sollte von seiner Rolle nicht allzu viel erwarten. Und das Finale erinnert in seiner Machart und seiner Idee an den Showdown aus "Stirb Langsam 4.0", welcher nach der anderthalbstündigen Actionorgie auch ziemlich unspektakulär endet. Wahrscheinlich alles Absicht, aber ich bin kein großer Fan von minimalistischen Showdowns.

"R.E.D." ist eine moderne Actionkomödie mit einer Liste von Hauptdarstellern, die wie in Actionfilmen der alten Schule agieren und ihr eigenes Alter auf die Schippe nehmen. Der Witz stimmt punktgenau, die Action ist klasse, die Charaktere (zumindest auf guter Seite) sind liebenswert. Ein Film für Jung und Alt. Quasi für die Mittelalten.


9/10 Punkte

Freitag, 8. Oktober 2010

Bekenntnnisse eines Geburtstagskindes

Ich habe mittlerweile so einen im Kahn; die Menge an Alkohol, die ich zu mir genommen habe, würde der Roten Armee als Moralschub für zehn Jahre reichen. Also mache ich es kurz.


Ich habe mir an diesem Tag viele Gedanken gemacht, was ich in diesen Eintrag schreibe. Und ob überhaupt - ein Schriftsteller wie ich arbeitet schließlich nicht an dem Tag, an dem er gezeugt wurde. Aber da ich keinen Juiläumseintrag zu meinem Blog schreibe -und meine Finger eh immer die richtigen Tasten verfehlen - muss wenigenstens an meinem Schlüpftag etwas Besonderes passieren. Und ich merke gerade, meine Tippfehler lassen signifikant nach, wenn ich nicht auf die Tastatur gucke...

Und so sei es also. 26 Lenze bin ich geworden, und das ganz ohne Mr. Kipling. (Ganz ohne nun auch nicht.) Ich habe den Tag im Kreis meiner Geliebten verbracht, viele Geschenke erhalten, für deren Sichtung ich Monate brauchen werde, und soviel Alkohol konsumiert, dass mir die Erdrotation kurz davor ist, auf den Magen zu schlagen. Plus meine Tippfähigkeit zu ruinieren, weshalb sämtliche Tippfehler den Firmen Öttinger, dem Pfälzer Weingut sowie den Herstellern von Met und Ouzo zur Last fallen dürfen. Eines will ich aber vorher loswerden, bevor ich das Bewusstsein verliere:


Ich will mich bei allen Leuten bedanken, die an diesem Tag an mich gedacht haben. Sei es per SMS (danke, PETER!) oder Nachricht im StudiVZ (Ruth, Marcus, Wienke, Kathrin, Stefan, Timo, Teichi, Siok, Sönke, Carsten, Michael, Stephan und mein
Bruder PETER!). Teilweise auch per Email, wobei die automatischen Mails von WOA und dem Star Wars Forum schon fast Armutszeugnis sind. Wie auch immer: Wenn ihr diese Nachricht lest und mir gratuliert habt: Danke schön!!! Wenn ihr mir nicht gratuliert habt: Tja, schade, ne?

Wie gesagt, ich habe mehr getankt als der Golf von Mexiko. Und vor Gericht gelte ich im Moment als jenseits aller Zurechnungsfähigkeit. Fliegen (bei "Heroes in the Sky") tu ich heute auch nicht mehr. Ich gehe lieber ins Bett. Meine Tastatur rebelliert auch schon gegen mich...

Sonntag, 3. Oktober 2010

Drei ??? vs TKKG (Teil 4)

Sowas, sowas... da glaubte ich, dieses Thema zu Genüge behandelt zu haben, und doch stoße ich immer wieder auf Neues. Und ich glaubte auch in drei Blog-Einträgen das abgearbeitet zu haben, was im visuellen Medienbereich über beide Reihen die Abarbeitung lohnt. Das war jedenfalls vor meiner letzten Entdeckung.


Mit TKKG bin ich durch, wie schon vorher gesagt. Sollte jemals wieder ein neuer Film herauskommen, werde ich mit meiner Zeit etwas Sinnvolleres anfangen. Es sei denn, der Regisseur ist entweder Florian Baxmeyer, der einzige deutsche Regisseur, der was taugt, oder John Woo. Mit Letzterem rechne ich eher nicht. Gleichzeitig hoffe ich, dass die drei ??? noch eine weitere Chance im Kino erhalten werden. Bislang ist nichts angekündigt worden, und obwohl ich den zweiten Film sogar besser fand als den ersten, ist dieser eher still und leise in der DVD-Abteilung verschwunden und wird wohl noch irgendwann im Nachmittagsprogramm von Super RTL gezeigt, aber nicht zur Prime Time auf einem bedeutenden Sender.

Was bleibt also noch? Die große Überraschung, von der eigentlich nur die wirklich beinharten Fans wissen: Es gab / gibt Live-Aufführungen mehrerer Fälle der drei Detektive aus Rocky Beach. Genauer gesagt ist es die Aufführung eines Hörspiels auf einer Bühne vor Publikum. Mit den drei Sprechern Oliver Rohrbeck, Jens Wawrczeck und Andreas Fröhlich in den Rollen, in denen sie seit nun über dreißig Jahren erfolgreich geworden sind. Plus einiger mehr oder weniger prominenter Gastsprecher und einem Erzähler.

Es gibt von dieser Aufführung bislang zwei, die es auf eine DVD geschafft haben. Zum Einen die schon seit Jahren kursierende Aufführung des Falles "Master of Chess", einer vermutlich extra für die Bühne geschriebenen Geschichte; zum Anderen die Aufführung des allerersten Hörspiels der Reihe "Der Superpapagei". Und ich besitze mittlerweile beide.

Meine Erwartungen bei "Master of Chess", welches ich zuerst gesehen hatte, waren damals relativ gering. Die große Faszination war es ja, die Sprecher, mit denen ich ja praktisch aufgewachsen bin, mal wirklich in ihren Rollen agieren zu sehen. Sie stellen sich auf die Bühne vor ihre Mikrofone und verlesen ihren Text. Das alleine würde den harten Fans schon reichen. Aber die Art, wie sie es machen...

Ganz ehrlich, der wahre Star der Aufführung (sogar in beiden Fällen) ist der Tontechniker. Peter Klinkenberg, ein Meister vor dem Herrn. Ein Mann, der in zwei verschiedenen Schuhen auf der Bühne sitzt, vor sich eine Auswahl von verschiedenen Oberflächen, mit diversen Requisiten an seiner Seite. Und wenn er mit denen die Soundeffekte erzeugt und dabei breit grinst, ist man einfach fasziniert. Mir würde jedenfalls nur eine Person einfallen, die das auch so hinkriegen würde, und das ist MacGyver.

Bei "Master of Chess" wirken neben den drei Detektiven allerdings nur zwei Gastsprecher mit, die man nicht einmal aus einschlägigen Fernsehzeitungen kennt. Doch beide - ein Männlein, ein Weiblein - übernehmen in dem Stück mehrere Rollen, und das mit Bravour. Er als alternder Graf, betrunkener Spaziergänger (und vom Humor her höchstwahrscheinlich ein Norddeutscher) und Quasimodo-Imitator; sie mit einem Hang zu schrillen Stimmen als mexikanisches Küchenmädchen, verrückte Gräfin und eine "normale" Rolle, die ich aber nicht verraten will, weil sie vom Plot zuviel verrät. Und dann bleibt nur noch der Erzähler, dessen Stimme - da bin ich ziemlich überzeugt - in dem Disney-Film "Tron" das "Master Control Program" auf deutsch vertonte.

All das gut und schön, und für Fans sicher ein Fest, aber ich empfehle es jedem, der mit den drei ??? etwas anfangen kann. Denn sie nehmen sich in diese Stück beruflich und privat gehörig auf die Schippe. Es gibt genug Gelegenheiten, bei denen sie die normalerweise hochspannende Atmosphäre außer Acht lassen und auf der Bühne einfach mal blanken Unsinn walten lassen. Der Tontechniker ist da ja natürlich der Schlimmste. Aber auch Andreas Fröhlich mit seinem John-Cusack-Humor und seine zwei Kollegen lassen stellenweise echt die Sau raus. Und für die Stellen, an desen sie mal nicht als drei Detektive zu diskutieren anfangen, lohnt sich das Ansehen der Aufführung alleine. Und Gelegenheiten dazu gibt es genug.

"Der Superpapagei" ist da schon etwas ernster. Das Stück ist bis auf einige Änderungen eine Adaption des originalen Hörspiels, was allerdings auch zu einigen Running Gags führt. Einige der Fehler, die die Autoren des Dialogbuches damals gemacht hatten, wurden entweder mit einem Augenzwinkern korrigiert oder mit einem noch heftigeren Augenzwinkern immer wieder parodiert. Hilfreich ist hier auch die prominente Gastbesetzung. Wie ich im Eintrag über den zweiten Film der drei ??? schon schrieb, wurde Mortons erster Kinoauftritt vom echten Sprecher der Hörspielreihe synchronisiert. Dieser Mann fand auch seinen Weg auf die Bühne, um nicht nur Morton, sondern auch Skinny Norris, den Erzfeind des Trios, zu sprechen. Hinzu kommen Detlef Bierstedt (die deutsche Stimme von George Clooney und Commander Riker aus "Star Trek") und Thomas Fritsch als Erzähler (der einem wirklich wie in der Pro7-Märchenstunde vorkommt).

Mit Skinny Norris geht auch eine der großen Änderungen, die vom Hörspiel zur Bühne stattfanden, einher. Der Schurke kommt im originalen Hörspiel gar nicht vor, was sogar auf der Rückseite der DVD-Hülle betont wird. Hier wurde ihm allerdings ein Auftritt zuteil, der nicht nur der Romanvorlage näher kommt als das Hörspiel, sondern auch einen weiteren Fauxpas des Hörspiels behebt, der stark am Hintergrund von Justus Jonas kratzte. Also nicht so schlimm wie "Greedo shoots first" in Star Wars, aber ein Detail, über das sich die Macher wohl erst später einig waren.

Bei so viel prominenter Besetzung und einer Geschichte, die die meisten Fans von Kindesbeinen auf kennen, gibt es nicht mehr viel Raum für Blödeleien. Aber das bisschen Raum, was noch bleibt, wird ausgenutzt. Alleine die Auftritte der seriösen Schauspieler als Papageien sind zum Schreien komisch. Und wenn Oliver Rohrbeck an der eigentlich spannendsten Stelle des Stücks einen Lachanfall kriegt, ist eh alles vorbei.


Es gibt so viele Gründe, diesen beiden "Theater"-Aufführungen eine Chance zu geben. Manche finden vielleicht Gefallen an der Idee eines auf der Bühne vorgeführten Hörspiels. Andere interessieren sich für Einblicke in die Kunst der Tontechnik. Aber vor allem die Fans der Hörspiele werden es lieben, denn dies ist eine Möglichkeit, die alten Hasen zu sehen, die von Kindesbeinen an die drei Detektive verkörpert haben und es heute noch tun, auch wenn sie überhaupt nicht danach aussehen. Und ich sage euch: Sollten sie noch einmal in Flensburg auftreten, wie sie es schon vor Jahren einmal getan haben, dann will ich auf jeden Fall dabei sein. Es lohnt sich!


Drei ??? - Master of Chess: 9/10 Punkte
Drei ??? - Der Superpapagei: 8/10 Punkte

Freitag, 1. Oktober 2010

Earthstorm

Ich habe ja mit "Predators" und "The Expendables" zwei Kritiken zu absoluten Top-Filmen geliefert; da wird es mal wieder Zeit für etwas weniger Erbauliches. Und mal wieder ist es meiner Naivität zuzuschreiben, dass ich diesem Film alleine vom Titel her eine Chance geben wollte, wobei mich sogar das DVD-Cover hätte vorwarnen müssen: Hauptdarsteller (beziehungsweise "einzige Darsteller, die man schon mal irgendwo gesehen hat") in dieser Gurke sind Stephen Baldwin (ja, einer von den dreihundert Brüdern) und Dirk "Starbuck und Faceman" Benedict. Obwohl ich Letzteren noch sehr mag, dank der beiden genannten Rollen, muss ich sagen, ein Film mit ihm in einer tragenden Rolle, der nichts mit A-Team oder Kampfstern Galactica zu tun hat, erweckt nicht gerade mein Interesse - oder jedwedes Vertrauen.


"Earthstorm" hat aber noch mehr zu bieten als nur das.

Schreibt ruhig einen Kommentar, wenn euch die folgende Geschichte an einen bekannten Film aus den späten 90ern erinnern sollte: Durch etwas, was S.E.T.I., der NASA und sämtlichen Astronomen der Erde irgendwie entgangen war, steht jetzt die Erde vor dem Untergang durch einen riesigen Himmelskörper (in diesem Fall: der Mond). Das sogenannte American Space Institute, kurz ASI, also die Vollprofis in Amiland, entdecken, dass nur eine gewagte Sprengmission den Planeten retten kann (oder in diesem Fall ein hanebüchener Physik-Plot der uns weismachen will, dass man mit einem Magneten eine Spalte im Mond schließen kann, bevor er auseinander bricht). Zu diesem Zweck soll ein absoluter irdischer Laie, der aber auf seinem Fachgebiet der absolute Obermotz ist, zu den Vollprofis beim ASI reisen, seinen Senf dazu geben, dann kann er wieder nach Hause. Natürlich wird alles viel komplizierter, und schon bei dem Satz "Nein, wir schicken Sie nicht ins All, sondern Sie sollen uns nur beraten" weiß man schon, dass genau dieser Laie ins All geht, irgendwas ungemein Heroisches anstellt und dann allen den Tag rettet. Wem das nicht reicht, um auf den Film aus den 90ern zu kommen, dem stellen wir noch eine junge schwarzhaarige Frau als "Tochter" (beziehungsweise Tochterfigur, denn der Held ist ihre "Vaterfigur" - Zitat aus dem Film) und einen Schlipsträger, der zwar keine Ahnung hat, aber im Umfeld des Präsidenten arbeitet und deswegen immer das letzte Wort hat - ach ja, und was die Spezialisten reden, ist eh Müll. Er weiß es besser - nicht, weil er es mit Fakten untermauern könnte, sondern... ist einfach so. Ach ja, und zum Thema Sprengung: Ein experimentelles Shuttle mit nuklearem Impulsantrieb (... ähm... was habt ihr denn geraucht) und vier Atombomben an Bord soll das Problem lösen. Zuvor jedoch gehen Mexico City und andere Städte im Asteroidenhagel unter und werden natürlich nicht vorgewarnt, dass das Ende der Welt bevorsteht. Als die Menschen dann doch davon Wind kriegen, kommt dann die Radiomeldung: "Wir sind jetzt alle gleich. Und unsere Gebete sind mit den Menschen im Space Shuttle auf ihrer Mission."

Na? Klingelts?

Muss ich eigentlich noch sagen, was an dem Film schlecht ist? Was ist an dem Film gut? Fragen wir lieber mal so, denn das lässt sich leichter beantworten. Was an dem Film gut ist: Es geht was kaputt, und es kommt ein Raumschiff drin vor. Punkt! Das sind die Vorteile. Der gesamte Plot ist aus *zu erratendem Film* geklaut, inklusive Zeitlupenaufnahme heroischer Astronauten, gefährlichem Anflug durch tückische Asteroidenschwärme, einer Bodencrew mit Tendenz zur weitreichenden Panik, weil sie nicht alles selber machen können, sowie mitfiebernden Menschen aus aller Welt, die vor dem Fernseher sitzen und abwaren, ob die Welt nun untergeht oder nicht. Der einzige Unterschied zu *zu erratender Film* ist: *SPOILER* Der Held überlebt. Obwohl er es nicht verdient. *SPOILER-ENDE*

Die Effekte sind absolut lächerlich. Die Zerstörung von Mexico City entstand anscheinend mit Hilfe von Photoshop (erinnert mich jedenfalls stark an die Effekte vom Nostalgia Critic), die Weltraumaufnahmen habe ich bei Wing Commander schon überzeugender gefunden, und die Sprengungsszenen am Anfang des Films wären sogar den Machern von "Power Rangers" peinlich gewesen. Aber noch lächerlicher als die Spezialeffekte sind die üblen Dialoge aus dem Katastrophenfilm-Setzkasten: Wenn Stephen Baldwin mit seiner "Tochter" darüber spricht, dass seine Frau vor drei Jahren gestorben war, denke ich auch nur: "Exposition! Exposition! Rush it through ASAP!" Dirk Benedict braucht fünf Dialogzeilen, um zu zeigen: "Hallo, ich bin in diesem Film der Bösewicht. Aber nicht aus Bösartigkeit, sondern aus reiner Dummheit und Eitelkeit." Und ich bin der Meinung, für den Satz "Ich komme gerade von meinem Freund, dem Präsidenten" gehört jeder Charakter in jedem Film, der mit dem Schicksal der Welt zu tun hat, gesteinigt, gevierteilt und an die Viecher aus "Der Nebel" verfüttert. Ach ja, der absolute Knüller an Dialogzeile kommt von der Shuttlepilotin mit der unvergesslichen Textzeile: "Houston, hier blinkt etwas Rotes!" Erinnert an Sigourney Weaver, die beim Alarnton in "Galaxy Quest" sagte: "Ich kenne dieses Geräusch. Das ist ein schlimmer Geräusch!"

Schauspielerische Leistung sucht man in dem Streifen eh vergebens. Stephen ist einer der Baldwins, die man engagiert, wenn Alec den Castingfuzzi mit einem Arschtritt vor die Tür setzt, William nur kaltlächelnd seine Schrotflinte durchlädt, Adam einem mit dem Finger auf "Firefly", "Independence Day" und "Predator 2" mitteilt, man habe den Schwachsinn nicht nötig, und Daniel beim Anblick des Drehbuchs fluchtartig das Land verlässt. Es gibt bestimmt noch einen Baldwin in der Familie, der noch tiefer sinken kann als das, und wahrscheinlich würde dieser in der Fortsetzung landen, sollte jemand tatsächlich so auf Dope sein, dass er das für eine gute Idee hält. Und außer Benedict, der ja nun sein Gesicht auch in jede Kamera halten muss, die er finden kann (verdammt, ich habe ihn immer noch nicht in der "A-Team" Verfilmung entdeckt!), gibt es niemanden, den man jemals in irgendeiner Form, an die man sich erinnern könnte, in Film und Fernsehen entdeckt hätte.

Das dürfte das, was mir "Earthstorm" vermittelt hat, gut zusammenfassen. Story geklaut, Effekte vom Heimcomputer, Schauspieler, die man hierzulande nicht mal ins Dschungelcamp lassen würde, sowie die schlechtesten Dialoge seit Star Wars Episode 3. Einzige Pluspunkte, und selbst die sind von der Umsetzung her mehr als erbärmlich, dank der Spezialeffekte: Es geht was kaputt, und es kommt ein Raumschiff drin vor. Und wenn ihr den Film mittlerweile erraten habt, auf den ich hier die ganze Zeit anspiele, dann schreibt einen Kommentar zu diesem Beitrag! Ernsthaft!


2/10 Punkte

Sonntag, 26. September 2010

Predators (2010)

Und wieder eine Filmkritik, dieses Mal von meinem Elternahus aus, wo ich vorübergehend wieder gelandet bin. Meine eigene Internetverbindung funktioniert noch nicht wirklich, also muss ich mich wieder mit dieser komischen Tastatur prügeln, die mein Vater benutzt. Aber lasst uns zum Geschäftlichen kommen (nebenbei, mein Vater sagt wahrscheinlich das Gleiche über meine Tastatur, auf der mittlerweile zwei Drittel der Buchstaben nicht mehr zu erkennen sind...)


Nicht allzu viele Leute dürften wissen, dass der "Predator", das außerirdische Wesen aus dem gleichnamigen Film mit Arnold Schwarzenegger von 1987, einer meiner absoluten Lieblings-Antagonisten ist. Nicht nur, weil seine Ausrüstung spitze ist (von der Armklinge über die Tarnvorrichtung bis hin zur Schulterkanone), sondern auch, weil er im Grunde kein Böser ist. Er ist ein Jäger, dessen Lieblingsbeute in den "Predator" Filmen zufällig Menschen sind. Und dennoch hält er sich an einen strengen Ehrenkodex, denn niemand, der keine Chance gegen ihn hat, muss ihn fürchten. Nur jemand, der bewaffnet und / oder gefährlich ist, wird zu seiner Beute. Im Grunde also könnte man sich als Zuschauer ebenso auf die Seite des Predator stellen als auf die von Schwarzenegger oder Danny Glover in Teil 2.

Jedenfalls ist die Popularität des Predator seit 1987 erheblich gestiegen, und das dank eines eingeleiteten "Crossovers" mit der Alien-Reihe. Fans kennen die Szene aus "Predator 2" bestimmt, in der Danny Glover den Trophäenschrank des Predator findet und jede Menge absonderlicher außerirdischer Schädel entdeckt - unter anderem den des "Alien". Die Folge: Eine Comicreihe, mittlerweile drei Computerspiele und zwei Kinofilme, in denen Alien und Predator versuchen, herauszufinden, wer von ihnen mehr drauf hat. Die Comics kenne ich nicht, von den Spielen habe ich das zweite sehr gerne gespielt (es war in der Zukunftswelt von "Aliens - Die Rückkehr" angesiedelt), und die zwei Filme waren minderwertig, auch wenn sie zu einem gewissen Grad unterhaltsam waren. Beim ersten Film nicht verwunderlich - Paul Anderson hatte schon die Verfilmungen von "Mortal Combat" und "Resident Evil" in Grütze verwandelt.

Aber, nach nun über zwanzig Jahren Erfolgsgeschichte schnappte sich Robert Rodriguez (über den ich seit "From Dusk Till Dawn" keine Worte mehr verlieren müsste) ein paar fähige Leute, einen mir noch unbekannten Regisseur und ein Drehbuch, das zu den Wurzeln der Reihe zurückführen sollte. Ein neuer Predator-Film soll gedreht werden; ohne das Alien, nur mit der altbekannten Kombination Jäger - Gejagter: Predator gegen Mensch. Und diesen Film, der in diesem Jahr ins Kino kam, habe auch ich nun endlich gesehen.

Und hier ist das Ergebnis:


Ab den beiden Labeln von 20th Century Fox und Troublemaker ist es mit der Ruhe vorbei. Adrien Bordy, der Oscar-Preisträger für seine Hauptrolle in "Der Pianist", macht im freien Fall die Augen auf und muss feststellen, dass sein Fallschirm sich nicht öffnen will. Irgendwann tut der es doch und lässt ihn unsanft auf den Boden krachen. Bumm! "Predators"! Soviel zu einem ruhigen Einstieg. Kurz darauf hält ihm Danny "Machete" Trejo zwei automatische Waffen ins Gesicht, ein paar Sekunden später gehen beide vor dem Dauerfeuer einer Minikanone (man erinnere sich an das prächtige Ding aus dem ersten "PRedator") in Deckung.

Nach ein paar Minuten beruhigt sich der Film wieder. Und er offenbart, worum es hier gehen soll: Es stellt sich heraus, dass eine ganze Gruppe von Menschen einfach vom Himmel gefallen ist (und leider hatte nicht jeder das Glück, dass der Fallschirm funktionierte). Fast jeder von ihnen hat Kampferfahrung und ist schwer bewaffnet. Im Grunde sieht die Zusammenstellung aus wie eine Gruppe im Pen&Paper-Rollenspiel "Shadowrun", wenn man ethnische und berufliche Zusammenstellung ansieht: Spezialist für schwere Waffen (Brody), Scharfschützin der israelischen Armee, südamerikanischer Kartellsöldner, russischer Haudrauf (der mit der Minikanone), ein Sträfling, ein Yakuza-Killer, ein afrikanischer Warlord-Anhänger und ein Arzt. Niemand kann sich genau erinnern, was ihnen passiert ist, außer diesem grellen Licht, das sie sahen, als sie gerade mitten im Kampf steckten (oder auf dem Weg zur Arbeit oder Todeszelle, je nach Berufung).

Es dauert eine Weile, bis sie begreifen, dass sie nicht ganz alleine sind. Und bis sie merken, dass sie... nicht mehr auf der Erde sind. Ab dann denken sie gemeinsam mit dem Zuschauer: "Wir sind sowas von tot!" Und die Jagd beginnt.


Die vielen Wendungen in der Geschichte will ich euch nicht vorweg nehmen, es gibt ja auch so genug über diesen Film zu schreiben. Denn auch wenn viele Kritiker ihm einiges vorwerfen können, muss ich persönlich sagen, dass daraus kein besserer Film hätte werden können. Und zwar aus dem einzigen Grund, weil Rodriguez und sein Regisseur Nimrod Antal sich den ersten "Predator" deutlich zu Herzen genommen haben. Die besten Momente aus dem Original wurden für die neue Geschichte "adaptiert". Was in anderen Filmen eigentlich eine blanke Kopie ist, ist in diesem Fall eine geschickte Hommage mit den Abwandlungen, um in die neue Handlung zu passen. Dazu gehören die große Dschungelschießerei (im Original: "KOOOOONTAAAAAAAAAAAAAAAAKT!"), die primitiven Fallen, der tiefe Sprung in die Lagune und das das Auffinden der furchtbar zugerichteten Leichen. Auch die Szene, in der der mit der Natur verbundene Kämpfer sich auf ein Nahkampfduell mit dem Jäger einlässt, erfährt eine Neuauflage. Und diese Szene hat mich besonders gefreut: Es gab sie in "Predator 1" und "Predator 2", doch in "Predators" wird der Kampf endlich gezeigt! Und sogar die gleiche Musik wie in Teil 1 untermalt diese Szene, wobei die von Alan Silvestri geschriebene Originalmusik in dem Film sowieso übermäßig verwendet wird.

Insgesamt bleibt der Film bei seinem eigenen Plot - die Menschen im Jagdrevier der Predators - und übernimmt nur Szenen aus dem Originalfilm. Und in einem Gespräch wird auf den Original "Predator" Bezug genommen, denn die israelische Scharfschützin weiß von der Spezialeinheit, die damals im Dschungel von einem Predator vernichtet wurde. Andere Regisseure (oder Produzenten oder Drehbuchautoren, wer auch immer mehr zu sagen hat), hätten aus dem ganzen Film nur einen hirnlosen Abklatsch der Originale gemacht. Aber Rodriguez und Antal machen alles richtig, verweben Altes mit Neuem und schaffen so einen Film, der sowohl Fans als auch Neulingen im "Predator" Franchise zusagen sollte.

Nur die eine Szene, die man im Trailer sah, habe ich vermisst: Im Trailer wird Adrien Brody erst von einem Predator erfasst, dann von ganz vielen. Das passiert im Film nicht, denn es gibt im ganzen Film nicht mehr als vier Predatoren. Also ein billiger Trick, um mehr Fans in Kino zu locken, und der mich doch ein bisschen wurmt. Nicht, dass sie es zu viert nicht schaffen, in dem Film die Sau rauszulassen. Aber wenn ich mir vorstelle, eine ganze Armee von Predatoren, mit denen die Menschen fertig werden müssten... ach, wenn die Menschen dann gewinnen, dann nur, weil der Film unlogisch wird.


Also: Ich als Fan der "Predator"-Filme bin voll auf meine Kosten gekommen. "Predators" will die Geschichte nicht neu erzählen, sondern an die alte Geschichte erinnern. Andere Hauptdarsteller, anderer Plot, aber die guten Momente aus dem Original in neuem Gewand, und der restliche Film bietet genug Überraschungen und trickreiche Wendungen für alle, die "Predator" zu Genüge kennen. Ich hätte womöglich auch einen schlechteren Film mit meinem Lieblings-Filmmonster akzeptieren können, aber glücklicherweise musste ich es nicht. Ich habe genau das bekommen, was ich wollte.


9/10 Punkte

Freitag, 24. September 2010

The Expendables

Ich bekam vor Kurzem eine E-Mail - ich verrate nicht von wem - in der ich daran erinnert wurde, dass meine letzte Filmkritik in diesem Blog vom 1. August stammt und ich doch bitte eine neue schreiben möge. Tja, die Zeiten waren hart bislang, zwischen - wie Roger Wilco in "Space Quest 5" es ausdrückte - "rumgammeln, im Unterricht eindösen und dem Erwägen von Für und Wider des Öffnens von Schulbüchern". Ich habe eigentlich an meiner Bachelor-These gearbeitet, allerdings mit geringem Erfolg. Und mittlerweile geht meine Zeit als Flensburger Bürger zu Ende, und ich kehre in mein Heimatdorf zurück.

Betrachtet dies hier also als mein Abschiedsgeschenk. Zumindest als Flensburger; die Arbeit an dem Blog stelle ich ja deswegen nicht ein...



Wie lange habe ich auf diesen Film gewartet? Das Erste, was ich davon hörte, vor weit über einem Jahr: "Arnold Schwarzenegger und Sylvester Stallone in einem Film!" Endlich vereinen die Titanen des Actionkinos (obwohl sie langsam an Altersvorsorge denken sollten) ihre Kräfte und schaffen einen Film - von Männern für Männer. Und DAS meine ich so! Nach und nach erfuhr ich auch weitere Details, von der Besetzung von Jet Li (der chinesische Kun-Fu-Zwerg, auch bekannt als Böser in "Lethal Weapon 4" oder Held in "Kiss of the Dragon") und Jason "Transporter" Statham über den eigentlichen Plot (südamerikanischer Diktator und Söldnertruppe, die ihn stürzen soll) bis hin zum vielsagenden, weil eigentlich nichtssagenden Titel "The Expendables".

Und jippie-ki yeah, diesen Sommer kam er in die Kinos. Regie: Sylvester Stallone. Drehbuch: Sylvester Stallone. Hauptrolle: Sylvester Stallone. Alle Frauen, die sich in meinen Blog verirrt haben, seien hiermit offiziell eingeladen, diesen Beitrag zu überspringen, denn ab jetzt heißt es:

TESTOSTERONE FRENZY!!!

Ich habe bereits drei der wichtigen Darsteller genannt. Fehlen auf der Liste der Hauptdarsteller (!!!) in den Film also noch: Mickey Rourke, Dolph Lundgren, Eric Roberts (Bruder von Julia Roberts übrigens), Randy Couture (den ich jetzt hauptsächlich als Co-Commander aus "Alarmstufe Rot 3" kenne), Steve Austin (scheint ähnlich wie Couture aus dem Wrestler-Lager zu kommen) und Bruce Willis als Auftraggeber. Ich meine, als Mann sieht man sich die Besetzungsliste an und denkt: Nicht einmal Uwe Boll könnte bei der Besetzung einen schlechten Film drehen. Wenn er es doch täte, bekäme er von der geschlossenen Truppe kollektiv aufs Maul - und da hilft ihm auch sein Boxtraining nichts mehr...

Aber es ist nicht Boll, sondern Stallone der Regisseur dieses Films. Und er macht keine halben Sachen, wenn es um Actionkino geht. In mehr als einer Hinsicht: Eine Sekunde, nachdem Dolph Lundgren in der Anfangsszene "Warnschuss" schreit, sieht man genau, warum der Film keine Jugendfreigabe erhalten hat. "Hm... zu tief." Insgesamt liegt der Bodycount in diesem Film irgendwo zwischen "Starship Troopers" und sämtlichen John-Woo-Filmen aus der Hongkong-Ära. Stellt euch mal vor, zu diesem Film müsste man bei jedem Toten eine Kerze ausblasen, dann könnte man ihn nur noch in Kathedralen gucken - mit einem Feuerwehrschlauch...

Also es gibt viele Tote, aber ist der Film denn gut?

Ich will ganz ehrlich zu euch sein: Ich habe in meinem Leben schon so manchen Actionfilm gesehen - einige der besten Exemplare wie "Stirb Langsam 1-4" oder die "Letahl Weapon" Reihe haben Ehrenplätze in meinem DVD-Regal. Und keiner von ihnen reicht an das heran, was ich bei den "Expendables" gesehen habe. Als ich irgendwann mal auf die Uhr guckte, zwischendurch (in einem der absolut seltenen Momente, wo der Film mal zur Ruhe kommt) und feststellte, dass er schon eine Stunde läuft, war ich ziemlich verblüfft - es fühlte sich für mich an wie nur zwanzig Minuten. Das sollte schon alles sagen, was man über diesen Film wissen muss. Es ist eine Achterbahnfahrt, mit allen Zutaten, die man sich als männlicher Actionfan wünscht.

Als da wären: Markige Sprüche (und zwar von JEDEM der Beteiligten - ungefähr 60 Prozent der Dialoge). Gut gefilmte Actionsequenzen (angefangen bei der Verfolgungsjagd über den Highway mit begleitender Schießerei und anschließender Klopperei in einer verlassenen Fabrik bis hin zum Höhepunkt des Films: die zwanzigminütige Flurbereinigung des gesamten Geländes!). Stunts und Effekte der alten Schule ohne digitalen Budenzauber (wenn sie was in die Luft jagen, dann tun sie es RICHTIG!). Elemente, die in keinem guten Actionfilm fehlen dürfen (Geballer mit zwei Waffen, Messerkämpfe, Faustkämpfe, automatische Waffen, schwere Waffen, Waffen mit Bumms und natürlich jede Menge Sprengstoffe!). Und eine Minimalstory, die all das zusammenhält, ohne auf komplizierte Plotwendungen zurückgreifen zu müssen, um den Zuschauern was zum Nachdenken zu geben.

Das ist das, was viele Kritiker dem Film zur Last legen. Hirnloses Actiongeballer, nur auf Brutalität und Zerstörung ausgelegt. Ich sage da, und zwar mit Nachdruck: Wer das schreibt, ist eine Frau oder eine Pussie! Leute, die die Bourne-Filme so toll fanden, dass deswegen unbedingt der letzte James-Bond-Film auf Wackelkamera gedreht werden musste, haben daran natürlich überhaupt keine Freude. Es ist ein Actionfilm, bei dem man sehen kann, was passiert!!! Ein Film, der bewusst an die gute alte Zeit der Videokasetten erinnern soll, als Arnold Schwarzenegger im Alleingang eine Insel im Pazifik verwüstete, Chuck Norris den Vietnamkrieg in seine eigenen Pranken nahm und Clint Eastwood als Dirty Harry mit allem urbanen Gesocks aufräumte, das blöd genug war, seinen Weg zu kreuzen. "The Expendables" ist unkompliziert, effektvoll, lustig, ein Fest fürs Auge und mit genau dem Grad an Gewalt und Brutalität, den erwachsene Männer von einem solchen Film erwarten. Und genau das will er auch sein! Wenn euch das nicht passt, ihr Kritiker dort draußen, dann guckt gefälligst "Brokeback Mountain", denn genau da gehört ihr hin!!!


Ich habe den Actionfilm des Jahres erwartet, als er ins Kino kam, und genau das, und nichts anderes, ist "The Expendables" geworden! Explosionen, dicke Wummen, spektakuläre Kämpfe, und all das mit mittelschwerem Augenzwinkern. Ich glaube, es gibt nicht mehr dazu zu sagen. Außer vielleicht einer kleinen Warnung: Wer jetzt Arnold Schwarzenegger bis an die Zähne bewaffnet im Dschungel erwartet, den muss ich enttäuschen. Er und Willis haben mit Stallone nur eine Gesprächsszene - aber die alleine ist das Eintrittsgeld fürs Kino wert! Glaubt mir!


10/10 Punkte

Sonntag, 1. August 2010


"[...] Aber ich dachte mir, ich schreibe besser über diese zwei Streifen als über den, zu dem mein Vater mich eigentlich nötigen wollte: die Michael-Bay-Version von "Der Nebel"..."

aus "Double Review: "From Paris With Love" und "The Wolfman"", 6. Juni 2010



Das hat sich hiermit soeben erledigt. Ich habe den besagten Film gesehen, mich endlich dazu durchringen können, und nun will ich euch meine Erkenntnisse nicht vorenthalten. Warum dieser Sinneswandel? Aus zwei Gründen. Erstens hat mein Vater mir lange nahegelegt, endlich diesen Film zu sehen und ihn im Blog in der Luft zu zerreißen. Zweitens fühlte ich mich nach der MST3K-Version von "Manos - The Hands of Fate", dem wohl übelsten Film ALLER Zeiten UND Dimensionen, in der Lage, so ziemlich jeden Film durchzustehen. Hinzu kam das Dilemma, dass meine Eltern den Film nicht durchgehalten hatten, obwohl Genre und Plot einigermaßen gute Abendunterhaltung versprechen, jedoch meine Fernsehzeitung die Erstausstrahlung zum "Tipp des Tages" kürte.

Eine Herausforderung also. Und eine, die ich unter anderen Voraussetzungen als sonst angehe. Noch nie hatte ich zwei Quellen, denen ich im Normalfall vertraue, und die vollkommen gegensätzliche Kritiken abgeben. Und dann auch noch in einem Genre, in dem ich schon sowohl geniale als auch unerträgliche Filme gesehen habe: dem Horrorgenre.


Aber genug der Vorrede, let's take a look at The Mist (Frank Darabont, 2007)


Im Vorfeld wusste ich schon Einiges über den Film. Frank Darabont ist im Horrorfilmgeschäft kein unbeschriebenes Blatt. Die Drehbücher für den dritten Nightmare on Elm Street (für viele der Beste der Reihe) und das Blob Remake stammten von ihm, und seine Verfilmung des Stephen King Romans "Die Verurteilten" ist heute immer noch der Film Nummer 1 bei IMDB. Andere mögen ihn auch als Regisseur von "The Green Mile" kennen (auch ein Stephen King). Mit "The Mist", der übrigens entgegen meiner vorangegangenen Kommentare nichts mit dem John Carpenter Klassiker oder dessen Remake von Michael Bay zu tun hat, legt er seine dritte Regiearbeit für seinen Freund, den King, nach. Eigentlich kann da ja nichts schiefgehen, oder?

Na ja, werfen wir einen Blick auf die Darsteller. Thomas Jane, der Christopher Lambert für Arme, spielt die Hauptrolle als Familienvater und Künstler (er wird zwar so bezeichnet, aber produziert hauptsächlich Filmplakate). Manche anderen Gesichter kennt man aus verschiedenen Filmen - William Sadler, der schon den Tod in "Bill & Teds Bogus Adventure" oder den Oberschurken in "Stirb Langsam 2" spielte, oder Andre Braugher, der Ermittler aus dem Richard Gere Vehikel "Zwielicht"). Um es kurz zu machen, mit der Besetzung sehe ich keine so großen Probleme. Eher mit den Rollen.

Denn wenn Horrorfilme eins sind, sind sie voller Klischees. Und das kommt dabei heraus, wenn man wie in "The Mist" einen Haufen bunter Leute in einem Supermarkt zusammensperrt (eine Situation, die manchen Kenner des Horrors an "Dawn of the Dead" erinnern dürfte). Der Grund: Ein Nebel zieht auf, in dem Nebel "ist irgendwas", was einen töten will. Es dauert nicht lange, dann entpuppt sich das als ein Viech, dann einen Haufen Viecher. Und glaubt mir, beim Anblick des ersten Viechs dachte ich auch nur "Na toll, soviel zu einem ernsthaften Horrofilm." Leider meinten sie es ernst mit den sowas von computergenerierten Kraken, federlosen Geiern, Moskitos von der Größe eines Baseballhandschuhs und dem weltgrößten Käfer, vor dem sich jeder Tripod aus "War of the Worlds" eingepullert hätte. Da ist kein einziger Funken Humor bei. "Arac Attack" machten es ähnlich, aber der Film hat wenigstens mit Absicht parodistische Züge.

Aber wie gesagt, die Charaktere sind das eigentliche Problem. In dem Supermarkt, einem Shop für alles am Rande der Zivilisation, also in einer amerikanischen Kleinstadt, sammeln sich die Einwohner. Da haben wir die Grundschulrektorin (die an sich richtig cool ist), die Landeier vom Dienst (angefangen bei William Sadler), den Familienvater mit Sohn (und das Kind nervt, sobald es den Mund aufmacht), und... oh mann... vor der wurde ich mehrfach gewarnt... die religiöse Irre!

Meine Gedankengänge bezüglich dieser Person waren ungefähr wie folgt:

ca. 15. Minute: "Sie macht den Mund auf, und heraus kommt Schwachsinn."
ca. 17. Minute: "Ah, ein Miststück ist sie auch noch!"
nach 30 Minuten: "Gut, dass sie so selten in dem Film auftaucht."
nach 45 Minuten: "Hat da gerade jemand "Mund zukleben" vorgeschlagen? Bin dafür!"
nach 1 Stunde: "Erschießt die Frau!"
1.10: "Erschieße mal jemand diese Irre?"
1.15: "ERSCHIESST DIE SCHLAMPE ENDLICH!!!"
1.30: "Erschießt sie, vierteilt sie, verbrennt ihre Einzelteile und verfüttert den Rest an die Viecher!"
1.35: "JA! JA, VERDAMMT! DIE SCHLAMPE IST TOT! Aber wieso ERST JETZT???"

Nun gut, das ein oder andere Buch von Stephen King habe ich auch mal in der Hand gehabt, und religiöse Motive sind bei ihm nicht unbedingt selten. Deswegen kann ich mir auch vorstellen, woher der Impuls kam, diese absolut hirnrissige und nichts als Schwierigkeiten und Kopfschmerzen verursachende Psychotante reinzubringen. Das Schlimme ist, dass bis zu einer mehr als hanebüchenen Erklärung des Problems der Eindruck entsteht, dass sie mit ihrer Jüngstes-Gericht-Masche tatsächlich recht haben könnte. Um ehrlich zu sein, als das erste Mal ein CGI-Viech auftauchte, wusste ich gleich, die Erklärung wird lachhaft. Aber dass der Film sich tatsächlich auf ein solch niedriges Niveau herablässt...

Es gibt aber auch einige Lichtblicke in dem Film. Er ist in den Szenen, in denen nicht Katastrophenfilm-Klischees aufgehäuft werden, ziemlich spannend. Die blutigen Szenen sind an Horrorstandards gemessen ganz in Ordnung - alleine der halbe Mensch, der eine Weile in der Gegend rumliegt. Und einige Charaktere, darunter leider viele, die schnell das Zeitliche segnen, sind im Grunde sympathische Leute. Thomas Jane zähle ich nicht dazu. Ach ja, und das Ende des Films: Es ist böse. Richtig böse! So richtig abgrundtief böse! Pluspunkte dafür, dass sie sich mal sowas getraut haben.


Also: Es war kein wirklich guter Film. Charaktere waren reine Klischees, die religiöse Irre hat so ziemlich alles runtergezogen, aber der Rest war zum größtenteil dumm wie Torfsäcke. Dann noch die lächerlichen CGI-Monser und eine der blödesten Horrorerklärungen seit "The Cube". Genau genommen fand ich den Film rein subjektiv nicht so toll. Aber technisch gab es daran nichts auszusetzen, die spannenden Momente und das wirklich heftige Finale entschädigen etwas für die genannten Nachteile. Nicht viel, aber etwas.


5/10 Punkte

Dienstag, 27. Juli 2010

Drei ??? vs TKKG (Teil 3)

Meine Hoffnung, jemals eine vernünftige TV- oder Kinofassung von TKKG zu sehen, ist nach den bisherigen Erfahrungen mit dem technisch altbackenen „Drachenauge“ und dem nach deutscher Dilletanten-Art gedrehten „Mind Machine“ bis weit unter Kellerniveau gesunken. Solange Stefan Wolf, oder wie sein richtiger Name lauten mag, die Rechte seiner Buchreihe an Leute vergibt, die immer noch glauben, Heino Ferch sei ein Schauspieler und deutsche Jugendliche würden nur ins Kino gehen, wenn der Film einen HipHop-Soundtrack hat, wird es nie eine zumutbare Verfilmung des Quartetts geben. Schade eigentlich, aber vielleicht sollte ich mich eines Tages mal daran versuchen…

Bleiben noch die drei Detektive aus Rocky Beach, Kalifornien. Oder nach der Verfilmung eher Rocky Beach, Südafrika, aber daraus wollen wir ihnen keinen Strick drehen. Der erste Film über die Geisterinsel schien jedenfalls erfolgreich genug zu sein, um einen weiteren Film zu rechtfertigen, gedreht von Cast und Crew des ersten Teils. Dieses Mal machen sie es gleich richtig, und sie nehmen sich den allerersten Band der drei Fragezeichen vor: das „Gespensterschloss“.

Dieser erste Roman, der allerdings nicht als Erstes zu einem Hörspiel gemacht wurde, spielt relativ zu Anfang der Karriere der drei Fragezeichen. Sie kennen sich zwar schon seit Ewigkeiten, und auch ihr Büro existiert schon lange, ebenso ihre Verbindung zu der Hollywood-Legende Alfred Hitchcock. Doch der Fall um das Gespensterschloss spielt in eben jenem Zeitraum, in dem Justus dank eines Preisausschreibens ein golden beschlagener Rolls Royce mitsamt Chauffeur Morton für einen Monat zur Verfügung steht. Und dank des neuen fahrbaren Untersatzes sind die drei Fragezeichen in der Lage, Fälle zu lösen, die sie andernfalls rein geographisch vor unlösbare Probleme gestellt hätten.

Ein derartig wichtiges Element aus den Büchern und der Hörspielreihe würden die TKKG-Macher wahrscheinlich ignorieren, aber Baxmeyer und Co wissen, was sie den Fans schuldig sind. Ratet mal, wen man im Film „Die drei Fragezeichen – Das Geheimnis des Gespensterschlosses“ zum allerersten Mal zu Gesicht bekommt! Das Preisausschreiben, welches Justus noch am Ende des letzten Films mitgemacht hatte, hatte sich ausgezahlt, und Morton hält den drei Detektiven mit stoischer englischer Gelassenheit die Türen auf. Interessanterweise, und das fällt einem wirklich nur auf, wenn man die deutschen Hörspiele kennt, hat Morton im Film die gleiche Stimme, die er in den Hörspielen besitzt. Kurioserweise ist es die Synchronstimme von David Hasselhoff in „Knight Rider“…

Doch zum Fall selbst. Der Film entfernt sich sehr weit von der Romanvorlage, soabld es um den eigentlichen Inhalt geht. Keine der Personen aus dem Buch spielt im Film eine Rolle; insgesamt gibt es weit weniger Charaktere als im ersten Film, was ein Raten des Bösewichts ziemlich leicht gestaltet. (Na ja, wer die IMDB-Einträge gesehen hat oder zum ersten Mal die Stimme des einen Charakters hört, weiß von vornherein, wer hinter allem steckt.) Aber seien wir ehrlich, es geht nicht in erster Linie um einen Verbrecher, sondern mehr die Aufklärung eines Geheimnisses. Das bedeutet, dass unser Trio das tut, was es am Besten kann: Rätsel lösen.

Der Film wirkt aber tatsächlich etwas erwachsener als sein Vorgänger, und er offenbart mehr Hintergrund. Alleine Justus muss einige Charakterentwicklungen durchmachen, nachdem er erfährt, was es mit dem Tod seiner Eltern – und ihrer Tätigkeit kurz davor – auf sich hat. Er sieht die Chance, den Tod seiner Eltern endlich aufzuklären, wobei man manchmal das Gefühl haben könnte, er stehe kurz davor, einen Rachefeldzug zu starten. Bob, der sich von seinem Running Gag aus dem ersten Film verabschiedet hat, konzentriert sich auf seine Aufgabe als Recherche-Spezialist und macht Bekanntschaft mit einem Mädchen in seinem Alter, das einen leicht bis mittelschweren Sockenschuss hat und sich anscheinend bis über beide Ohren in ihn verliebt. „Du warst in einem früheren Leben Mark Anthon, und ich war Kleopatra.“ Ähm… ist das eigentlich noch legal? Die zwei sind maximal zwölf Jahre alt!

Ach ja, zum Thema Sockenschuss: Anscheinend macht dieses Mädchen sowas öfter, dass sie in irgendwelche Rollen schlüpft, die sie vorher ergoogelt hat, und Bob damit an den Rand des Wahnsinns treibt. Ihr erster Auftritt alleine, wo sie sich als Medium präsentiert, das Auren von Personen lesen kann (an der Stelle hegte ich dann arge Zweifel, ob die Filmemacher das noch ernst meinen), entwickelt sich dann zu einer halben Kostümparty und einer Verfolgungsjagd mit ihrem unheimlichen Vater – nebenbei Sheriff des Ortes und Kampfhundhalter. Der reagiert ausgesprochen allergisch, wenn ein kleiner Junge auf seiner Tochter hockt und ihr eine Schlange an die Brust setzt, damit sie den Tod Kleopatras nachspielen kann… (ähh… das muss man wohl sehen, um es verstehen zu können.)

Aber anscheinend fühlen die Macher, dass sie dem Publikum einen Running Gag schuldig sind. Auftritt Peter – der ist verflucht. Er wird in dem Gespensterschloss nur Pech haben, wird ihm früh gesagt, und prompt demoliert er kurz nach Eintreten ein halbes Zimmer. Dass er dieselbe feige Nuss ist wie in der ganzen Geschichte der drei Fragezeichen, macht es nicht besser. Aber eines muss ich den Leuten zugute halten: Dieser Slapstick wirkt zwar an manchen Stellen überzogen, aber niemals vollkommen affig.

Ansonsten hält sich der Film an das Schema seines Vorgängers: Die Spannungskurve bleibt weit genug oben, es gibt einige interessante Wendungen, und auch der Humor kommt nicht zu kurz. Das Beste ist immer noch das Finale, das mich doch in mancher Hinsicht sehr stark überrascht und auf eine Fortsetzung hoffen lässt. Und wenn der Film einigermaßen erfolgreich war, so wie sein Vorgänger, dann stehen die Chancen sogar gut, eine anständige Fortsetzung sehen zu können. Mich würde es jedenfalls freuen.


8/10 Punkte


Nur über eine Sache komme ich nicht hinweg: Tante Mathilda mit einer 30jährigen Blondine zu besetzen… oh Mann!

Drei ??? vs TKKG (Teil 2)

Es gab mal vor langer langer Zeit bereits einen Kinofilm von TKKG und eine Fernsehserie, auf die ich allerdings nicht näher eingehen möchte, da sie einfach nicht der Rede wert ist (ich meine, die haben versucht, in 20 Minuten einen ganzen TKKG-Roman zusammenzufassen, und haben in den meisten Fällen nicht einmal die Hälfte der wichtigsten Plotelemente eingebaut). Obwohl wir in diesem Film von nervtötendem deutschen HipHop verschont bleiben (zu dieser Zeit hieß es noch Stottern und war heilbar), kann ich nicht guten Gewissens behaupten, dass er viel besser ist.

Es handelt sich um „Ein Fall für TKKG – Drachenauge“.

Auf den ersten Blick sieht der Film aus, als sei er im tiefsten Mittelalter gedreht worden. Ach, warte… das IST das Mittelalter! Die Vorgeschichte, die um ein sagenumwobenes Schwert mit Namen „Drachenauge“ geht, endet für einen Kinderfilm erstaunlich brutal, wobei die eigentliche Gewalt nicht gezeigt wird (aber dass jemand von eben jenem Schwert einen Kopf kürzer gemacht wird und seine letzten Worte „Oh scheiße!“ lauten, wundert mich doch sehr – sowas trauen sie sich heute aber nicht mehr in einem Kinderfilm). Wir gehen über zu den vier Hauptdarstellern, die… Moment mal… sollen das etwa TKKG sein???

Ähm… was ist los, Leute? Noch nie eins der Bücher in die Hand genommen? Tim, der sonnengebräunte und durchtrainierte Judosportler, wird hier gespielt von jemandem, der wie eine jugendliche Mischung aus Til Schweiger und Hayden Christensen wirkt (und wer mich kennt, weiß, dass es nicht viel Schlimmeres gibt, was ich über einen männlichen Schauspieler sagen könnte). Ausstrahlung gleich Null, seine Stimme wirkt wie die eines Preisboxers, und die ganze Zeit macht er eher den Eindruck, er würde lieber kleine Kinder verprügeln als ihnen zu helfen. Karl macht auf mich nicht den Eindruck, als könnte er sich mehr behalten als seinen eigenen Namen (obwohl der Charakter für sein phänomenales Gedächtnis berüchtigt ist), und er ist im Film auch weit von den Fähigkeiten entfernt, die er in Büchern und Hörspielen regelmäßig zur Schau stellt. Klößchen ist weniger dick, aber um ein Vielfaches nervtötender als in den Vorbildern; er verkommt zum Running Gag der Gruppe, bringt Einzeiler, für die sich Jar Jar Binks geschämt hätte, und lässt all jene Elemente in seiner Darstellung vermissen, für die sein Hörspiel-Pendant die meisten Sympathien der Zuhörer erlangt hatte. Und Gabi… IST BRÜNETT, IHR BLINDEN PENNER!!! HABT IHR SIE NOCH ALLE????

Ach, zum Thema Mittelalter: Die ganze Zeit frage ich mich, wann der Film gedreht wurde, denn alleine die Bildqualität lässt mich auf späte Siebziger tippen. Dann finde ich per IMDB raus, dass er 1992 gedreht worden ist. Das sieht man dem Streifen ehrlich nicht an. Mag ja sein, dass im tiefsten Bayern, wo das Ganze anscheinend spielt, mal für ein paar Jährchen die Zeit stehengeblieben ist, aber das entschuldigt nicht solche abenteuerlichen Fahrrad-Konstrukte, wie Karl eins fährt. Aber auch sonst: Schnitttechnik, Beleuchtung, Spezialeffekte – all das hat mal bessere Zeiten gesehen. Kinderfilm hin oder her, wenn die technische Qualität eines Kinofilms sogar von „Otto – Der Liebesfilm“ oder den Realszenen aus „Werner – Beinhart“ übertroffen wird, fragt man sich: Welches Budget hatten diese Leute? Und wofür haben sie es ausgegeben?

Soll ich mal zu den positiven Aspekten übergehen? Die Schurken. Da wäre einmal der typische allglatte Geschäftsmann, in diesem Fall ein Antiquitätenhändler, der für seine Sammlerstücke über Leichen gehen würde. Ihm zur Seite steht ein Hüne – geringer Verstand, aber nahezu unmöglich zu besiegen. Ein echter Endgegner, und er liefert sich am Ende mit Tim auch einen ziemlich spektakulären Kampf (für einen Kinderfilm dieser geringen technischen Qualität, wohlgemerkt). Diese zwei Halsabschneider sind skrupellos, hinterhältig und sogar bereit, Jugendliche mit mittelalterlichen Waffen zu töten, was in einem deutschen Kinderfilm durchaus ein sympathischer Zug sein kann. Dann die Geschichte selbst: Sie hält sich nicht mit Kleinigkeiten wie Charakter-Entwicklung auf, sondern trabt schnell voran. Immerhin basiert der Film auf einer bekannten Reihe und ist auch für die Fans gedacht, da braucht es keine weitschweifigen Erklärungen oder dramatische Szenen wie in dem jüngeren Kino-Ableger der Reihe (siehe mein vorheriger Eintrag). Die vier konzentrieren sich auf ihren Fall und haben auch genug Rätsel und Herausforderungen vor sich, um die Suche nach dem Schwert Drachenauge interessant zu gestalten. Als alter Rollenspieler fühle ich mich da auch an so manche spannende Runde Dungeons & Dragons erinnert.

Trotzdem ist „Drachenauge“ kein Film, den ich mir mehr als zweimal ansehen müsste. Vielleicht damals, wäre der auf einem Fernsehprogramm gelaufen, den man mit einer gewöhnlichen Hausantenne empfangen konnte, und hätten meine Eltern zugelassen, dass ich mir diesen Film ansehe, hätte ich ihm etwas mehr abgewinnen können. Aber ich glaube, ich bin zu alt, um mir solch mindere Qualität antun zu müssen, und bleibe doch lieber bei den guten Hörspielen, bei denen noch echte Profis mitwirken. Dieser halbgare Kinogang, der zwanzig Jahre älter wirkt, als er ist, und bei dem offensichtlich ist, dass die Macher nicht die geringste Ahnung von der Materie hatten, ist es einfach nicht wert.

4/10 Punkte

Drei ??? vs TKKG

„Na, jetzt dreht er ja völlig ab, der gute Swordmaster.“ Wetten, das ist jetzt genau das, was manchen von euch durch den Kopf geht, wenn ihr die Überschrift lest. Entweder das oder „Das meint er nicht ernst.“

Aber wie viele wissen, ist es keine Schande, ein Fan beider Hörspiel-Reihen zu sein. Alleine Till Burgwächter, der Metal-Kolumnist und Verfasser solcher Bücher wie „Die Wahrheit über Wacken“, hat sich lang und breit über dieses Thema ausgelassen, und es gibt nicht umsonst viele StudiVZ-Gruppen, in denen die Mitglieder behaupten, mit Justus, Peter und Bob oder dem Viergespann Tim, Karl, Klößchen und Gabi kann man gut einschlafen. Sei es Nostalgie, da man mit den (damals noch) Kassetten aufgewachsen ist, oder die Liebe zu einer guten Hörspielreihe mit sympathischen Sprechern, die man heutzutage auch häufig in den deutschen Versionen ausländischer Filme und Serien hört.

Alleine schon die Stammbesetzung von den drei ???. Der Einzige, den man sonst nie hört, ist Peter alias Jens „Ich kann mir seinen Namen einfach nicht merken“ Wawrczeck. Justus Jonas hingegen, gesprochen von Oliver Rohrbeck, verhalf auch Wayne aus „Wayne’s World“ zu großen Ehren und ist bis heute gefragter Synchronsprecher für allerlei Filme (zuletzt gehört habe ich ihn als deutsche Stimme des „Quantum of Solace“ Bösewichts Dominic Greene – einer der wenigen Pluspunkte dieses Films). Der Meistbeschäftigte dürfte allerdings Andreas Fröhlich sein. Neben seiner Rolle als Bob Andrews ist er Stammsynchronsprecher von Edward Norton und John Cusack, und auch Andy „Gollum“ Serkis hat seine deutsche Stimme meist von ihm. Den Humor, den diese Schauspieler in den deutschen Fassungen ihrer Filme zeigen, hat Bob zu einem gewissen Grad auch intus, weshalb man gerade in späteren Folgen der drei ??? glauben könnte, Bob sehe aus wie der Profikiller aus „Grosse Pointe Blank“.

Bei TKKG verhält es sich ähnlich. Vor Kurzem habe ich herausgefunden, woher ich Tims erwachsene Stimme eigentlich kenne – er ist nämlich der Synchronsprecher von Starbuck in der Originalserie „Kampfstern Galactica“ aus den 70ern/80ern. Klößchen (Manou Lubowski) sprach nebenbei Jake Ochmonek in „ALF“ und ist auch irgendwann zur Galactica gegangen, allerdings in der Neuauflage und auf der anderen Seite, nämlich als Synchronstimme für Balthar. Gabis Stimme hört man auch, wenn man sich Filme mit Neve Campbell anguckt (zumindest „Scream 1-3“ und „Ein Date zu dritt“) oder alte VIVA-Sendungen ansieht, wo sie wohl mal als Moderatorin tätig war. Nur Karl macht sich rar, seine Stimme kennt man wirklich nur aus den Hörspielen.

Dieser Wiedererkennungwert einzelner Sprecher macht das Hören der Hörspiele noch ein wenig interessanter, weil man dadurch den Stimmen noch einzelne Gesichter zuordnet, auch wenn sie in den wenigsten Fällen passen. Aber der Grund, weshalb ich diesen Eintrag eigentlich schreibe (abgesehen davon, dass von mir ohnehin zu selten was kommt), ist der Vergleich der etwas neueren Kinofilme, die fast zeitgleich für beide Reihen rausgekommen sind und die ich mir beide angesehen habe.

Um es kurz zu machen, ich habe in dem Sinne keine Reihe, der ich den Vorzug geben würde. Die drei ??? haben spannende Fälle, die Hörspiele bauen eine gewisse Atmosphäre auf und sind immer wieder gut anzuhören, auch weil der Humor nicht zu kurz kommt. Bei TKKG ist es das Spiel mit Klischees, die Seitenhiebe auf deutsche Popkultur, aber auch von der Qualität her und dem Aufbau der Nebencharaktere, besonders der Schurken, ist TKKG nicht weit hinter den amerikanischen Detektiven. Hinzu kommt, dass der Actionanteil bei TKKG wesentlich größer ist – obwohl Tim sich offiziell dem Pazifismus verschrieben hat, gibt es in fast jeder Folge einmal volles Pfund aufs Maul. Justus, Peter und Bob greifen dafür eher selten zu so drastischen Maßnahmen, sondern besiegen ihre Gegner mit ihrem Verstand. Letzten Endes sind beide Reihen gleichwertig, und diese Hoffnung hegte ich auch bei den Filmen, die vor einigen Jahren das Licht der Welt erblickten. Für keinen davon war ich im Kino, aber ich wartete die DVD-Veröffentlichung ab.


Zuerst sah ich „TKKG – Das Geheimnis um die rätselhafte Mind Machine“.

Ich will es kurz machen: Es fängt an mit diesem gnadenlos grausamen HipHop-Soundtrack, mit dem man wohl heutzutage deutsche Kinderfilme unterlegen muss, andernfalls guckt die keiner. Gefolgt von Kinderrollen zum Hassen, auch noch grottenübel gespielt, bis hin zu unseren vier Hauptdarstellern. Zugegeben, bis auf Karl sind eigentlich alle passend besetzt: Tim als schweigsamer, zurückgezogener Held (angelegt als eine Art jugendlicher Tom Cruise); Klößchen ein dicker, versnobter Faulpelz mit eher geringen intellektuellen Ambitionen, und Gabi, die im Film sogar ein wenig rebellischer agiert als in der Hörspielreihe. Aber die Besetzung von Karl war ein Griff ins Klo: Anstelle eines hochgewachsenen und hochintelligenten Jugendlichen mit photographischem Gedächtnis bekam man einen weinerlichen kleinen Jungen als Möchtegern-Erfinder, der mit seinem Vorbild nur die Brille gemeinsam hat.

Der Rest wurde wohl rekrutiert aus den GZSZ-Überresten sowie der normalen Film- und Fernsehbesetzung, wobei Jürgen Vogel im ganzen Ensemble noch der beste Schauspieler, aber als Kommissar Glockner auch deutlich fehlbesetzt ist. Hinzu kommt noch Ulrich Noethen, der mich stark an William Hurt erinnert (und auch so dröge daherkommt) und einem Oberschurken, bei dem sogar Dr. Evil aus Austin Powers gemeint hätte, der hätte nicht mehr alle Nadeln an der Tanne. Man ist ja schon froh über die Handlanger des Schurken, weil die wenig bis gar nicht reden, sondern sich lieber still und leise von einer Kinderbande aufs Kreuz legen lassen und hoffen, dass das kein Makel in ihrem Lebenslauf wird.

Wenigstens die Action (von der es überraschend viel gibt), wird realistisch gehalten. In den Hörspielen zerlegt Tim einhändig und mit links die gefährlichsten Verbrecher, aber im Film wird er nicht als übermächtiger Judokämpfer dargestellt (was so schon ganz gut ist, denn man vergisst in den Hörspielen gerne, dass TKKG eigentlich um die 14 Jahre alt sind). Neben einigen recht harmlosen Verfolgungsjagden durch den ganzen Film gibt es dann die Höhle des Bösen, ein Set, das einem Blofeldschen Hauptquartier zur Ehre gereicht hätte und zum Teil auch effektvoll zerstört wird. Es folgt eine weitere Verfolgungsjagd, die in einem Kinderfilm durchaus als Actionszene durchgehen kann, aber für einen John-Woo-Fan wie mich schlicht zu harmlos ist.

Stören tun mich an dem Film aber in erster Linie die Machart und die Geschichte. Die Machart hängt mit der generellen Unfähigkeit deutscher Filmemacher zusammen, einen ordentlichen Film zu machen. Entweder wird bei amerikanischen Vorbildern geklaut oder eigene Innovationen werden sehenden Auges an die Wand gefahren. Anstelle subtilen oder wenigstens offenen Humors gibt es dramatische Szenen, in denen geweint und gestritten wird, und unsere namhaften Schauspieler demonstrieren, wie stille Schwermut und Melodramatik in deutschen Filmen funktionieren. TKKG schaffen es bis zur Hälfte des Films, jeden anderen Charakter im Film gegen sich aufzubringen, was auch eine völlig andere Atmosphäre schafft als in den Hörspielen (aber ich denke, das ist gewollt, damit den Kindern gezeigt wird, dass es falsch ist, sich gegen Erwachsene aufzulehnen), und als es soweit kommt, dass sie den Fall tatsächlich lösen, stehen sie völlig alleine da und können nur froh sein, dass es in dem ganzen Film nicht eine einzige Schusswaffe gibt.

Also eigentlich gibt es in diesem Film nur eine einzige Schwäche: Es ist ein deutscher Film.

3/10 Punkte


Später dann bekam ich Gelegenheit, den anderen Film zu sehen: „Die Drei Fragezeichen – Das Geheimnis der Geisterinsel“

Gedreht wurde preisgünstig in Südafrika unter großer deutscher Beteiligung, allen voran die Hamburger Studios, die schon an den Hörspielen mitgearbeitet hatten. Entsprechend gibt es viele Anspielungen auf die Hörspielreihe, bis hin zu Gastauftritten von Oliver Rohrbeck als Hotelgast (er begrüßt Justus in der einen Szene) und Andreas Fröhlich als Kunde auf dem Schrottplatz (der sich beinahe von Onkel Titus einen Superpapagei aufschwatzen lässt). Natürlich ist der Schrottplatz nicht ganz so, wie man ihn sich vorstellt, und Südafrika sieht nun mal nicht aus wie Kalifornien. Aber trotzdem versuchen die Macher, sich an das populäre Vorbild so weit wie möglich zu halten und nur die Geschichte soweit umzuwandeln, dass sie kinotauglich wird.

Die Besetzung ist wieder bis auf ein Manko sehr passend. Am Besten besetzt ist Peter mit Nick Price, der wirklich bis aufs Haar so aussieht, wie man sich Peter Shaw immer vorgestellt hat. Chancellor Miller als Justus wäre auch gut gewesen, wäre er nicht so dünn (aber das erklärt Oliver Rohrbeck in einem Interview: „Der hat abgenommen, der Schlingel.“ Als er erfuhr, dass er die Rolle bekam, begann Chancellor mit Sport und Diäten, bis er nur noch halb soviel wog wie eigentlich vorausgesetzt). Nur mit Bob wussten die Macher wohl nicht so recht was anzufangen. John Cusack konnten sie nicht nehmen, aber anstelle eines blonden Brillenträgers, wie in den Büchern zumindest beschrieben, nahmen sie Cameron Monaghan, rothaarig und sommersprossig – warum auch immer.

„Das Geheimnis der Geisterinsel“ basiert sehr lose auf dem Roman „Die drei Fragezeichen und die Geisterinsel“, wobei die Frage aufkommt, warum ausgerechnet dieses Buch verfilmt wurde und warum diese vielen Abwandlungen reingenommen wurden. Einige Entscheidungen hatten wohl wirtschaftliche Gründe (die Geisterinsel erlaubte den Produzenten wohl, den Film ganz offiziell in Südafrika spielen zu lassen), einige sollten wohl andere Zielgruppen ansprechen (der Sidekick Chris aus dem Buch wurde zu einem Mädchen, inklusive romantischer Anwandlungen mit allen drei (!) Detektiven), und wiederum andere ließen Raum für einen altbekannten Gegenspieler aus der Hörspielreihe, sozusagen den Murdoc der drei Fragezeichen. Diese Entscheidungen fand ich gar nicht so übel.

Auch die drei Fragezeichen können nicht leugnen, dass einige Elemente im Film, sagen wir mal, „entliehen“ sind. Die Anfangsszene erinnert an James Bond (und manche Horrorfilme, von denen ich heute noch manchmal Albträume kriege), der Rest des Films könnte als Kinderversion von „Indiana Jones“ durchgehen – nein, halt, das gibt es schon: „Die Goonies“. Es gibt neben zahlreichen Rätseln, mit denen die drei Fragezeichen sich rumschlagen, auch die ein oder andere Actionszene. Aber im Gegensatz zu TKKG scheinen die Filmemacher ihr Publikum ernst zu nehmen – die Szenen wirken bedrohlich genug, aber nicht grausam oder wirklich furchteinflößend, dass vielleicht die jüngeren Zuschauer Angst bekämen.

Der große Vorteil dieses Films ist eben sein augenzwinkernder Humor. Es gibt eben viele Anspielungen für Fans, sogar am Schluss kommt noch ein großer Kracher. Kinder werden sich wahrscheinlich bei Bobs Running Gag beömmeln, aber auch Peters Ansgtattacken in unpassenden Momenten oder auch die Ausrüstung der drei Fragezeichen (Highlight: das Blasrohr) sind für Lacher gut. Erwachsene hingegen amüsieren sich darüber, wie die Farben der drei Fragezeichen, diverse kleinere Zitate aus den Hörspielen und auch das Treffen mit den Originalsprechern genüsslich im Film zelebriert werden und ihnen Einblicke geben, auf die sie lange haben warten dürfen.

Ganz klar ist der Film der drei Fragezeichen der bessere von beiden. Die Schauspieler sind sowohl glaubwürdiger als auch sympathischer, der Film nimmt sich nicht so absolut bierernst – aber dennoch gaben sich die Macher Mühe mit ihm – und es steckt bedeutend mehr Spannung drin. Was eigentlich erstaunlich ist, denn wie schon gesagt ist es ein Film mit großer deutscher Beteiligung, angefangen bei Regisseur Florian Baxmeyer. Den würde ich nach diesem Film und dem „Blut der Templer“ Zweiteiler auch eher als Ausnahme von der Regel sehen, denn diese beiden Filme haben einen höheren Unterhaltungswert, als ich es von deutschen Filmen erwarte. Zudem waren auch die Produzenten der Hörspielreihe involviert, und das sind nunmal echte Profis, die wissen, wie man eine Geschichte vernünftig erzählt. „Das Geheimnis der Geisterinsel“ ist unter den Kinderfilmen ein Renner, und als Erwachsener kann man ihn auch ganz gut gucken. Wer allerdings Tote und große Explosionen braucht, sollte lieber auf Erwachsenen-Kino zurückgreifen.

7/10 Punkte

Sonntag, 4. Juli 2010

Review: "Solomon Kane" (2009)

Ich wollte ja längst wieder was schreiben - so zur WM, zu meinem Leben als Live-Rollenspieler, zum meinem Studium oder einfach nur so... Na, einmal im Monat kriege ich das auch noch hin, aber sonst fehlt mir einfach die Zeit und die Muße. Immerhin, der Blog war ja ins Leben gerufen worden, damit ich über meine Zeit in England berichten kann. Und da die nun vorbei ist...

Nun ja, heute soll es aber wieder um Filme gehen. Dieses Mal um einen besonderen Film, auf den ich heute zufällig gestoßen bin und der so vielversprechend aussah, dass ich ihm heute abend mal eine Chance gegeben hatte. Dieser Film erblickte das Licht der Welt im vorigen Jahr auf einem amerikanischen Filmfestival, schafft es aber hierzulande nicht in die Kinos und wird erst im Oktober auf DVD veröffentlicht. Daher bleibt mir nichts anderes übrig, als mich mit der englischen Fassung auseinander zu setzen. Mit einem eher unbekannten Hauptdarsteller, aber erstklassig besetzten Nebenrollen, einem wunderschönen Soundtrack von Hans-Zimmer-Zögling Klaus Badelt (aka "Fluch der Karibik 1"), handfester Schwertkampf-Action und einigen unerwarteten Momenten, die allerdings auch deutlich zeigen, warum der Film in Deutschland keine Jugendfreigabe erhalten wird, bietet er beste Abendunterhaltung für Männer.


Es geht um Solomon Kane (Michael J. Bassett, 2009).

Zugegeben, alleine das Filmplakat ist nicht sonderlich originell - Van Helsing, ick hör dir trapsen. Auch inhaltlich und vom Design her erinnert er an Stephen Sommers' Vampirjagd-Streifen, allem voran das Kostüm des Helden mit 1:1-Übernahme des Schlapphutes (auch auf dem Plakat zu bewundern). Soll aber nicht heißen, dass der Film keinen Unterhaltungswert hat! Es ist nur so, dass die Macher von Solomon Kane weniger eigene kreative Ideen hervorgebracht haben als vielmehr ihre Kollegen im Fantasy- und Schwertkampf-Genre kräftig beklaut haben.

Im Jahr 1600 ist unser Held Solomon Kane noch als absoluter Schurke unter englischer Flagge in Nordafrika unterwegs, um zu meucheln, metzeln und plündern. Mit dem Gesichtsausdruck einer Herrn Boromir aus Herr der Ringe, der sich gerade den Einen Ring unter den Nagel gerissen hat, stürmt er eine vom Feind besetzte Festung mit einer Handvoll Männer, die auch nach und nach den Weg allen Irdischen gehen. Und wehe, jemand kommt einer seiner beiden Klingen zu nahe! Er erreicht ohne nennenswerten Widerstand den Thronsaal und den Schatz, nach dem er sucht, doch dann erhält er unerwarteten Besuch: "The Devil's Reaper", der Seelensammler des Teufels, will Solomons Seele einkassieren.

Nach einer kleinen Meinungsverschiedenheit mit dem Abgesandten des Beezelbub wird Solomon klar, dass er Gott wohl einmal zu oft ans Bein gepieselt hat, und beschließt, ein Mann des Friedens zu werden und der Gewalt abzuschwören. Doch nach einem Jahr muss er das Kloster, in dem er Zuflucht gesucht hatte, verlassen. Es warten Prüfungen auf ihn in der großen weiten Welt. Und bald darauf findet er sie auch, in Gestalt einer netten Familie (Pete Postlethwaite - ja, der Typ aus "Dragonheart"; Alice Krige - die Borg-Königin aus "Star Trek - Der erste Kontakt"; Rachel Hurd-Wood - "Das Parfüm" und ihr (echter!) Bruder Patrick). Sie helfen ihm, als er verletzt wird, lassen ihn mit sich reisen, und ziehen geradwegs in ihr Verderben. Denn die Länder, die sie durchqueren, sind unter der Herrschaft eines bösen Sklaventreibers namens Malachi, dessen Häscher wie die Orks über die wehrlosen Bewohner des Landes herfallen.

In einer dramatischen Szene - in der Spielberg einen Herzanfall gekriegt hätte - wird Solomon klar, dass er seinen Weg des Friedens nicht einhalten kann. Was der Auftakt ist zu einem gnadenlosen Rachefeldzug, auf dem er das zeigt, was er vor seinem Sinneswandel am Besten konnte: wie er mit zwei Schwertern in der Hand Leute zerlegt. In schmutzig-düsterem Ambiente rollen Köpfe und fliegen Gliedmaßen, nur Gefangene werden nicht gemacht - außer Rachel Hurd-Wood, deren Rettung zu Solomons Quest wird. Denn nur ihre Rettung kann ihn davor bewahren, seine Seele an den Teufel zu verlieren.

Der Film zeigt die düstere Seite eines solchen Feldzuges Gut gegen Böse. Die Fronten sind hier auch eindeutig, denn gegenüber des Helden Solomon, der auf den Pfad des Guten mühsam zurückfindet, stehen die dämonisch anmutenden Truppen des bösen Malachi, die ohne jegliche Skrupel morden und plündern - ironischerweise genauso skrupellos wie Solomon selbst zu Anfang. Solomon durchlebt auf seinem Feldzug selbst viele Qualen inklusive einer ziemlich heftigen Kreuzigung (und glaubt mir, da singt niemand "Always Look on the Bright Side of Life"!). Die Kämpfe sind blutig, aber spannend inszeniert, und es gibt auch einen vernünftigen Endkampf (für mich das A und O in solch einem Film). Ein wenig lässt der Film sich aber hängen, wenn nicht gefochten und geschnetzelt wird, und in mindestens einer Szene wird der Versuch, den Helden Gefühle zeigen zu lassen, ins Lächerliche gezogen. Aber da hat man ja in anderen Filmen sehr viel Schlimmeres gesehen.

Aber wie schon zuvor gesagt, der Film bedient sich kräftig bei anderen Genre-Kollegen: Man glaubt, Motive aus "Pathfinder" und "King Arthur" wieder zu erkennen; die Musik lässt Erinnerungen an "Last Samurai" wachwerden, die Annäherung an "Van Helsing" habe ich bereits dokumentiert, und das Gefühl, dass die Kreuzigungsszene seinen Ursprung in "Conan - Der Barbar" hat, könnte von daher stammen, dass beides vom gleichen Autor stammt. Damit muss leider auch eine andere Schwäche des Films genannt werden, nämlich seine Vorhersehbarkeit. Als erfahrener Filmfan weiß man in bestimmten Situationen schon zehn Sekunden vor einem Schockmoment, was eigentlich passiert. Besonders, wenn dabei ein Schurke entlarvt wird, der vorher schon so dezent Hinweise verteilt hat wie ein Elefant im Kühlschrank.

"Solomon Kane" hat nicht das Zeug zu einem Klassiker des Genres, gewinnt keine Preise für Originalität oder ein gutes Drehbuch. Aber trotzdem hat der Film mich bestens unterhalten. Die leicht ins Mystische gehende Geschichte um einen Bösen, der zum Guten überwechselt, um seine Seele zu retten, wird angereichert durch spektakuläre Kämpfe, einige sehr interessante Charaktere auf guter wie böser Seite und eine Plot-Entwicklung, die an so manche gute Rollenspiel-Sitzung erinnert. Es ist nicht Shakespeare oder Jane Austen, aber es ist auch nicht so primitiv wie "Conan" oder Uwe Bolls "Schwerter des Königs". Es ist ein Unterhaltungsfilm, der sein Publikum genau kennt und ihm gibt, was es erwartet. Ich werde ihn gerne ein zweites Mal sehen - und ein drittes und viertes Mal bestimmt auch.

9/10 Punkte

Sonntag, 6. Juni 2010

Double Review: "From Paris with love" und "The Wolfman" (beide 2010)

Wochenende, kein Stress, schönes Wetter - und abends ein guter Film oder zwei. So habe ich meinen Sommer am Liebsten.

Da es eine Weile her ist seit meiner letzten Review, mache ich hier mal wieder ein Double Feature von Filmen, die so eigentlich nichts miteinander zu tun haben. Aber ich dachte mir, ich schreibe besser über diese zwei Streifen als über den, zu dem mein Vater mich eigentlich nötigen wollte: die Michael-Bay-Version von "Der Nebel"...


Los geht es heute mit From Paris with love (Pierre Morel, 2010)

Alleine vom Namen her sollte man auf keinen Film schließen (jedenfalls nicht immer, wobei man bei "Lesbian Vampire Killers" wahrscheinlich genau das bekommt, was man erwartet). Andernfalls würden manche denken, was denn jetzt mit der Matrix nicht stimmt, dass ich einen offenkundigen Frauenfilm hier bespreche. Und ehrlich, verdenken könnte ich es keinem; das war nämlich genau meine Reaktion, als ich den Titel zum ersten Mal sah.

Aber keine Angst, kommen kaum Frauen drin vor. Hauptrollen spielen John Travolta (den man mit diesem Aussehen ohnehin für einen Psychopathen, genauer: Kinderschänder halten könnte) und Johnathan Rhys-Meyers (der noch schlimmer aussieht... oO). Am Drehbuch werkelte Luc Besson mit (ihr wisst schon: Transporter, 96 Hours, viele Tote, viele kaputte Autos...). Von "96 Hours" haben sie auch den Regisseur Pierre Morel rübergeholt, und wer ihn gesehen oder meine Review im Filmforum gelesen hat, weiß ja, wie es da zur Sache geht.

Aber zum Film selbst. Es fängt an mit Rhys-Meyers, der sein Geld als Assistent eines alten Botschafters in der amerikanischen Botschaft in Paris verdient. Aber zwischen Schachspielen, hundert-Sachen-auf-einmal-organisieren und Abendessen mit seiner Freundin bekommt er mit unschöner Regelmäßigkeit seltsame Anrufe, die ihn u. a. dazu veranlassen, bei einem fremden Auto schnell die Nummernschilder umzutauschen. Wofür das gut sein soll, wird erst einmal nicht erklärt. Dann erhält er einen Auftrag vom selben Anrufer, der ihn bei Abschluss die Karriereleiter raufkatapultieren könnte (aber es wird nicht gesagt, um was für eine Karriere es sich handelt...). Klingt eigentlich einfach: Er soll seinen Partner vom Zollamt abholen und ihn in der Gegend herumfahren. Und bis zu diesem Punkt ist der Film einigermaßen vorhersehbar, bis hin zum Vorhersagen mancher Dialogzeilen.

Und dann taucht John Travolta auf. Mit Glatze und ganz hässlichem Bart, noch hässlicherem Verhalten und einem Vortrag über die Bedeutung des Wortes Wichser ("Ich kann das auch als Adjektiv verwenden, dann würde das aber so lauten:" *nicht jugendfreien Monolog hier einführen*) erspielt er sich die Aufmerksamkeit der geneigten Zuschauer, stiehlt dem eher farblosen Rhys-Meyers die Schau und fängt langsam an, durchzudrehen. Und das bedeutet in einem französischen Actionfilm von den Machern von "96 Hours", dass so ziemlich alles mit großkalibrigen Handfeuerwaffen umgemäht wird, was irgendwie nach schweren Jungs aussieht. Ein China-Restaurant wird mit ein paar hundert Einschusslöchern versehen und braucht hinterher dringend neues Personal. Eine Gruppe böser Buben, die sich in einem eher schäbigen Wohnblock verschanzt, wird nach allen Regeln der Kunst auseinandergenommen. Es kracht mal wieder an allen Ecken und Enden, und da der "Transporter"-Vater auf schnelle Autos steht, darf eine Hochgeschwindigkeits-Verfolgungsjagd mit Pistolen und Raketenwerfer (!) nicht fehlen.

Soviel zum Thema Action, aber erstaunlicherweise hat der Film noch mehr zu bieten. Rhys-Meyers, der ständig im Schatten seines Partners Travolta steht, entpuppt sich als Rekrut für die CIA. Er selber ist mehr das Weichei, hat weder Erfahrung im Umgang mit Waffen, noch hat er jemals einen Menschen umgebracht. Während des Films wird er aber langsam zum Draufgänger, und er bekommt sogar die Gelegenheit, den Showdown selber auszutragen. Was seine Freundin, besser gesagt, Verlobte angeht, so sollte besser keiner mit einem typischen dritten Akt rechnen. Dafür wartet der Film mit einer überraschenden Wendung auf, auch wenn ich mit der dort gegebenen Erklärung nicht ganz glücklich bin.

Höhepunkt sind allerdings, und das überrascht mich auch sehr stark, Travoltas Oneliner - von denen gibt es in dem Film fast mehr als Leichen. In fast jeder Situation haut er einen blöden Spruch raus, hauptsächlich, um das Weichei an seiner Seite ein bisschen zu erziehen. Gleich von Anfang an zeigt er deutlich, dass seiner Figur in dem Film nichts heilig ist. Aber auch hier darf man nicht alles glauben, was man sieht und hört...


Fazit: Der Film hat einige Überraschungen in sich, besitzt für einen Actionfilm erstaunliche Tiefe (aber nicht zuviel), aber ist im Grunde seines Herzens eine fröhliche Mischung aus "Shoot'em up" und "Bourne Identity", gemixt mit einigen Buddy-Movie-Zutaten. Wer Actionfilme mag und sich schon von "96 Hours" hat unterhalten lassen, wird an "From Paris with love" auch seine Freude haben.

9/10 Punkte


Nächster im Program ist The Wolfman (Joe Johnston, 2010)

Im Rahmen einer langen Werwolf-Nacht (vorab "American Werewolf" von John Landis) haben wir einen Blick auf diese Neuauflage des alten Werwolf-Mythos geworfen. Der Film, dessen Trailer ein wenig an Tim Burton erinnerte und schon einen Vorgeschmack auf die Starbesetzung gab, entfernt sich von dem Effektegewitter eines Stephen Sommers und schlägt mehr die Horror-Schiene ein. Für mich ein Kandidat für die Kategorie "Horror-Actionthriller" - es gibt Action, aber sie steht nicht im Vordergrund.

Nachdem sein Bruder unter mysteriösen Umständen aus dem gemeinsamen Elternhaus verschwand, zieht es Lawrence Talbot (Benicio del Toro) zurück zu seinem verhassten Vater und seiner Beinahe-Schwägerin, die ihn um Hilfe bei der Suche nach dem Bruder bittet. Dass etwas nicht stimmt, merkt e schon an der aggressiven Haltung der Anwohner von Blackmoor (englisches Herrenhaus und dazugehöriges Dorf). Ein Fluch gehe um, sagen sie, und bestimmt haben die Zigeuner, die regelmäßig ihr Lager hier aufschlagen, etwas damit zu tun. Die Todesfälle häufen sich; Talbot versucht, mehr herauszufinden, und trifft schließlich auf die Bestie itself - und wird gebissen. Der Rest dürfte bekannt sein...

Die Filmemacher waren nicht zimperlich bei der Darstellung der Werwolfangriffe - so viele Einblicke in Körperteile und innere Organe erhalten sonst nur Medizinstudenten und eifrige Fans von Dr. House. Die damit verbundene Action ist schnell, aber recht stilvoll - man kann etwas erkennen, aber die Gewalt wird nicht so drastisch zelebriert, wie es in modernen Horrorfilmen gerne gemacht wird. Der Werwolf selbst mag zwar ein computergeneriertes Trugbild sein, das in der Form auch nicht mehr modern ist, aber er erfüllt seinen Zweck - was ihm an Mienenspiel fehlt, macht er durch pure Bedrohlichkeit wett.

Dementsprechend ist der große Pluspunkt die Atmosphäre des Films. Die unterschwellige Bedrohung, die im Herrenhaus vorherrscht, auch unterstützt durch Anthony Hopkins als grummeliger Vater und Art Malik (der böse Terrorist aus "True Lies") als sein indischer Diener; die kalte Brutalität einer psychatrischen Anstalt im 19 Jahrhundert (also kurz nach dem Mittelalter); die nebeligen Wälder, in denen sich nur Leute herumtreiben, die rote Hemden unter ihrer Kleidung tragen...

Leider hat der Film auch seine Schwächen, hauptsächlich in der Vorhersehbarkeit der Ereignisse. Dass die Liebesgeschichte, die sich zwischen del Toro und seiner Beinahe-Schwägerin eine bestimmte Richtung einschlagen wird, merkt man schon recht früh im Film, und dass etwas mit Hopkins' Charakter nicht in Ordnung ist, ist auch zu Beginn schon relativ offensichtlich. Zwar lockert Hugo Weaving als aufrechter Polizist von Scotland Yard das alles noch etwas auf, aber auch seine Figur wirkt, abgesehen von Weavings erneut bravouröser Darstellung, schablonenhaft. Es ist wieder einmal ein Film, bei dem man eine halbe Stunde vor dem Ende halbwegs sagen kann, wie er ausgeht.


Alte Kinogänger und Freunde anspruchsvoller Horrorthriller wird dieser Film nicht vom Hocker reißen. Werwolf-Fans kommen jedoch auf ihre Kosten, und wer einen Monsterhorror mit guter Besetzung, gruseliger Atmosphäre, einer gesunden Mischung aus Splatter und Nervenkitzel und einem effektvollen Showdown mag, wird ebenfalls zu Genüge bedient. Nichts absolut Großartiges, aber ein Stück Unterhaltungskino guter alter Schule.

8/10 Punkte

Dienstag, 25. Mai 2010

Zurück vom LARP

Ja, jetzt bin ich offiziell ein Live-Rollenspieler. Ich habe das Pfingst-Wochenende im "Nerd-Camp" verbracht, in einem Live-Rollenspiel-Lager direkt an der dänischen Ostsee (einige Kilometer hinter Sonderborg). Und dafür, dass es mein erstes Live-Rollenspiel (die Eingeweihten sagen dazu "Con") war, war es einfach super!

Zum Teil habe ich mich wie auf einer Klassenfahrt gefühlt, mit regelmäßiger (und sehr reichlicher) Versorgung vom Küchenteam, einem großen Schlafsaal für die Beteiligten und auch einiger Aktionen wie Waldspaziergänge etc. Nur dass im Schlafraum neben den normalen Dingen wie Rucksäcken, Taschen und Schlafsäcken auch noch haufenweise Waffen, Schilde und Rüstungsteile lagen, das war es, was dieses Wochenende zu etwas Besonderem machte.

Um es kurz zu machen, ich war ein Nichtspieler-Charakter. Ich war einer von denen, die den Spielleitern dabei halfen, ihre Geschichte zu erzählen, indem ich freie Rollen annahm wie einen Soldaten der Wache (den ich dann auch wirklich die meiste Zeit gespielt habe) oder den Geist eines Waldläufers, der bei einem Ritual erscheint. Ich hätte auch die Möglichkeit gehabt, mich als Zombie auf die Spielerhorden zu stürzen, aber ich hatte mir vorgenommen, dies erst zu tun, wenn jemand es geschafft hätte, meinen menschlichen Wächter zu töten. Viele haben es versucht, aber keiner geschafft...

Jetzt bin ich dabei, die Ereignisse des Cons schriftlich zusammenzufassen, für die Mitspieler und das Forum, aber auch für den Blog hier. Deswegen habe ich auch schon mal den Einleitungstext modifiziert (über England kommt ja hier nichts mehr). Ich halte mich auch ran, sonst vergesse ich wieder die Hälfte. Also, wir lesen uns!

Samstag, 3. April 2010

Double Review: „Law Abiding Citizen“ (2009) und „Push“ (2009)

Aaaaalso… obwohl ich stark einen im Tee habe, obwohl das Bett bzw Sofa nach mir schreit, und obwohl ich auf einer Tastatur tippe, die ich eigentlich überhaupt nicht leiden kann – es ist Ostern, und ich habe gerade zwei Filme gesehen, über die es sich eigentlich zu schreiben lohnt. Also, Leser meines Blogs und Besucher des Filmforums, hier wird euch heute Gutes getan!


Fangen wir an mit „Law Abiding Citizen“.

Kurt Wimmer, Regisseur von dem legendären „Equilibrium“, schrieb das Drehbuch zu einem Film, der neben Gerard Butler aus „300“ und Jamie Foxx (Oscar für „Ray“, aber verdienter Arschtritt für „Stealth“) noch diverse gute Nebenrollen bietet. Ein Film, der ziemlich heftig anfängt und sich dann in Regionen bewegt, die man ihm überhaupt nicht zugetraut hätte. Die ersten fünf Minuten lassen vermuten, auch aufgrund des Titels, dass eine Rachegeschichte im Stil von „The Crow“, „The Punisher“ oder dergleichen erzählt werden soll. Vater verliert Familie, die Täter werden vor Gericht gestellt, nicht hart genug bestraft, also nimmt Vater das Gesetz selbst in die Hand – und zerlegt den Schurken, der seine Familie massakrierte. Und das, liebe Leser, ist wörtlich zu verstehen!

Nur: Das passiert in den ersten zwanzig Minuten. Was ist mit dem Rest des Films?

Also soviel will ich verraten, ich hoffe, es ist nicht zuviel: In den nächsten achtzig Minuten entwickelt sich der Streifen zu einem halben Gerichtsthriller mit ziemlich markanten und zum Teil auch herrlichen Sprüchen drin (Gerard Butler bringt Oneliner zum regelrechten Abfeiern), aber gleichzeitig auch ein bisschen Horrorthriller, der Paranoia schürt und jeden Zuschauer seine eigenen Moralvorstellungen doch kritisch überdenken lässt. Das Konzept von Gut und Böse ist nicht so wirklich da gegeben, und obwohl mit Foxx und Butler zwei klar gezeichnete Kontrahenten gegeneinander antreten, kann man sich nur schwer für eine Seite entscheiden. Aber trotzdem: Es geht was kaputt, es gibt einen erheblichen Bodycount, und trotzdem ist der Film sehr intelligent gemacht und wartet auch mit einer verblüffenden, trotzdem logischen Auflösung auf.

Ich glaube, am Höchsten rechne ich dem Film zwei Dinge an: Zum einen, dass er trotz scheinbar standardisiertem Aufbau nicht vorhersehbar ist und den Zuschauer auch gerne in die Irre führt, aber trotzdem übersichtlich bleibt. Zum anderen kritisiert er auch das Rechtssystem der Amerikaner und stellt außerdem allgemeine Vorstellungen von Recht und Gesetz in Frage, ohne jedoch einen eigenen Standpunkt zu haben. Im Gegensatz zu „Shooter“ (2007, mit Mark Wahlberg), dem diese Tugenden auch nachgesagt werden, schafft „Law Abiding Citizen“ die am Anfang aufgebaute Emotionalität mit dem Tod des eigentlich einzigen Schurken schon sehr früh zur Seite, sodass man sich objektiv mit dm Thema auseinandersetzt.

Es ist kein Actionfilm in dem Sinne. Ein Gerichtsfilm ist es nur zum Teil. Ein wenig Horrorstreifen ist auch drin, ebenso viele Thriller-Elemente. Aber genau kann man den Film nicht einordnen. Außer in eine Schublade, und das ist die mit der Aufschrift „Sehenswert“.

8/10 Punkte


Direkt danach, und damit der Film, der noch am Frischesten in Erinnerung ist: „Push“

Was weiß man über Dakota Fanning. Die Drew Barrymore des 21 Jahrhunderts, weibliche Version von Macaulay Culkin, verlorene dritte Olsen-Zwilling – also Kinderstar - wurde bereits von Spielberg, Tony Scott und anderen namhaften Regisseuren durch PG 13 Filme gehetzt, bevor sie diese überhaupt gucken durfte. Sie landet nun als eine der Hauptdarsteller in einem… wie beschreibt man den am Besten… Fantasy-Mystery-Thriller-Mischmasch um Mutanten mit speziellen Fähigkeiten wie Leute schubsen, in die Zukunft schauen, Gedanken manipulieren und ähnlich nützlichen Fähigkeiten. Mein erster Gedanke: Das wird ein Kinderfilm.

Ich lag daneben. Und zwar gründlich. Der Bodycount in „Push“ ist sogar noch höher als im erstgenannten Film, und hinzu kommt eine verworrene, komplizierte Handlungsverwirrung, bei der man schon nüchtern Schwierigkeiten hat, ihr zu folgen. Fanning spielt eine Seherin mit Blick in die Zukunft, malt ständig in einem Büchlein ihre Visionen und verbringt die meisten Zeit im Film damit, das zu tun, was sie schon immer gut konnte: Anderen auf die Nüsse zu gehen.

Das bedauernswerte Opfer in diesem Film wird gespielt von Chris Evans – einer der Fantastic Four, abgesehen davon Vorzeige-Teeniestar. Er ist einer, der schubsen kann – nur eben nicht besonders gut, weshalb er auch öfters aufs Maul kriegt. Und zwar nicht nur physisch von Leuten, die das, was er kann, besser können, sondern auch verbal von Fanning, dieser neunmalklugen Kackbratze, die außer Rummosern und ungewollte Ratschläge erteilen keine wichtige Funktion erfüllt. Na gut, außer einer: Man wartet die ganze Zeit darauf, dass sie stirbt. Sie kündigt es auch dauernd an: „Ich habe unseren Tod gesehen. Ich werde bald sterben. Ich kenne auch die Umstände meines Todes“. Bla bla bla. Und was passiert? Kleiner Tipp: Was passiert in einem durchschnittlichen amerikanischen Film nie niemals nicht? Wenn Kinder mitspielen und eigentlich alles, was zwei Beine hat, krepiert wie die Fliegen (siehe „Aliens“, „Zombieland“, „Commando“, „Independence Day“)? Also nein, sie überlebt. Aber immerhin, in einer Szene säuft sie sich die Hucke voll! Bye bye, Kinderstar-Image!

Die Story ist… verwirrend. Also nicht vom Kaliber eines David Lynch oder Christopher Nolan, aber verwirrend genug, es nicht erklären zu können. Die Guten suchen etwas, die Bösen suchen es auch; eine dritte Partei, die auch böse ist, will es auch haben. Irgendwann kommt alles zusammen, dann wird mit telekinetisch manipulierten Waffen ein Chinarestaurant zerballert, und am Ende nehmen die oberen Stockwerke eines ziemlich hohen Hochhaus-Rohbaus erheblichen Schaden. Aber wie es dazu kommt, welche komischen Aktionen zwischendurch passieren, und wie sie letzten Endes versuchen, den mystischen Fähigkeiten der Gegner entgegen zu wirken – das ist alles etwas schwer zu erklären. Ich weiß auch nicht, ob der Film mit Absicht so kompliziert oder einfach unlogisch ist.

Ich muss allerdings zugeben, ich habe mich unterhalten gefühlt. Das kann aber auch mit den drei Litern Bier zusammenhängen, die ich über den Abend verteilt getrunken hatte, oder mit den restlichen Zuschauern (Bruder mit Freundin, Vater). Dies kommt dem Film wohl zugute, denn nüchtern wird er wohl keinen so tollen Eindruck hinterlassen. Actionszenen gibt es, aber keine klassischen Konfrontationen wie in anderen Filmen über Superhelden. Die Story ist verworren, die Schauspieler nicht gerade herausragend, die Spezialeffekte halten sich eher begrenzt, und der Humor ist auch eher unfreiwillig.

5/10 Punkten. Wären mehr, hätten sie Dakota Fanning endlich mal sterben lassen.