Sein Abenteuer auf der fernen Insel ist beendet, doch die Sage geht weiter. Er muss sich nun der schwersten aller Prüfungen stellen, um zu beweisen, dass er die Feder genauso gut beherrscht wie die Klinge. Doch zwischenzeitlich rief ihn das Schicksal auf eine andere Insel, belagert von untoten Kreaturen und einer intriganten Handelsfamilie. Mehr darüber demnächst...

Dienstag, 22. Dezember 2009

Heathrow Abflugzone, 9.25 Uhr

Durch die Security bin ich durch – nichts zu beanstanden. Gut, dass ich daran gedacht habe, mein Taschenmesser im Koffer zu verstauen. Noch besser, dass der Koffer die Gewichtsbeschränkung nicht überschreitet. Hatte ja keine vernünftige Waage zu Hause. Und mit den ganzen Geschenken da drin…

Also, zwanzig Minuten bis zum Öffnen des Gates – und Heathrow ist so freundlich, die Nummer des Gates erst dann zu nennen, wenn es offen ist. So eine Drecksbande! Jedenfalls, so wie es aussieht, geht mein Flug auch. Und ich habe genug Zeit, um alles zu schaffen und sogar noch einen Blog-Eintrag zu schreiben. Nur das mit Die Hard 2 kann ich vergessen, dafür reicht die Zeit nicht mehr.

Also, was kann ich noch sagen? Vielleicht ein abschließendes Fazit für nun überstandene zwei Drittel meines Praktikums hier? Also es gab Höhen und Tiefen. Das ist wohl überall so, da mache ich mir keine Gedanken darüber. Es braucht seine Zeit, sich hier einzuleben – ich glaube, nach fast vier Monaten fange ich langsam an, mich an das Leben hier zu gewöhnen. Trotzdem, asuf Deutschland freue ich mich gewaltig. Richtiges Geld, richtiges Essen, Straßen, die sogar Straßenschilder haben. Aber die vier Monate sind nich spurlos an mir vorübergegangen. Jedenfalls habe ich festgestellt, dass ich fließend in zwei Sprachen fluchen kann. Sowas bringt die Programmierung einer Webseite nun mal mit sich…

Es sind ja nur zwei Wochen, die ich zu Hause verbringen werde, und aus diesen zwei Wochen muss ich rausholen, was nur geht. Aber eines weiß ich, die nächsten zwei Monate bis zum Ende meines Praktikums werden sehr viel besser sein. Zwei große Aufgaben warten auf mich, wenn ich zurückkomme, und die Arbeit an der Webseite hat mich nahezu unentbehrlich für die Firma gemacht – ich alleine weiß, wie sie richtig funktioniert. Mit meiner Vermieterin komme ich auch prima zurecht, nachdem wir unsere Startschwierigkeiten endlich überwunden haben (sie mag mich). Ich weiß nur, dass es einige Dinge gibt, die ich vermissen werde, wenn mein Praktikum vorbei ist:

1. LaserQuest (die müssen das unbedingt mal in Deutschland einführen!)
2. In eine Kneipe zu gehen und damit rechnen zu können, dass es mindestens eine Sorte Bier und eine Sorte Cider gibt, die ich noch nicht kenne
3. Cider im Allgemeinen
4. Supermärkte, die samstags nachmittags und sonntags geöffnet sind
5. Mr. Kipling (wobei, das wird mir wohl ganz gut tun)

Noch etwas über fünf Minuten, bis mein Gate öffnet – wahrscheinlich werde ich gleich rennen müssen, um es zu erreichen. Aber sofern jetzt nicht Hamburg zuschneit und gesperrt wird (so wie der Düsseldorfer Flughafen, wie ich gestern erfahren habe), müsste mein Heimflug eigentlich erfolgreich verlaufen. Ich drücke die Daumen.



Letzten Endes hat das Daumendrücken funktioniert. Obwohl ich sagen muss, dass die Bodenkontrolle in Heathrow einen besseren Organisationsstil gebrauchen könnte - wir standen eine geschlagene halbe Stunde auf dem Rollfeld, weil sich jede drittklassige Maschine einfach vordrängelte. Auf dem Hinflug musste ich in Heathrow auch eine halbe Stunde warten, bis das Flugzeug seine endgültige Parkposition einnehmen konnte. Aber es hat alles geklappt, mein Bruder hat mich am Flughafen auch gefunden, Heimreise verlief entspannt, und seit gestern nachmittag genieße ich wieder die Vorzüge deutschen Lebens.

Heathrow Airport, Terminal 5

Soweit, so gut. Das Taxi ist rechtzeitig gekommen, der Zug ist rechtzeitig gefahren, und der Bus nach Heathrow – war viel zu früh am Ziel. Jetzt sitze ich hier, kann nicht einmal mein Gepäck aufgeben bis 8.35 Uhr. Also nutzen wir die Zeit für ein paar weitere Zeilen.

Erzählen wollte ich nämlich noch vom Freitag, meinem letzten Tag. Also Nicky und ich hatten unseren letzten Tag, die übrigen würden noch mindestens einen Tag lang dort arbeiten, bevor auch sie in Urlaub gehen. Einige beneiden mich um die zwei freien Wochen, die vor mir liegen…

Es war außerdem der Tag nach der Weinachtsfeier. Die meisten meiner Kollegen rechneten nach der Feier mit einem fiesen Kater und wenig erfolgreicher Arbeit für diesen Tag, aber was mich betrifft, war es gar nicht so schlimm. Und ich hatte an diesem Abend wohl am meisten getrunken. Jedenfalls war ich der Erste, der an diesem Tag auf der Matte stand. Und das bedeutet wie immer: Ich kam nicht rein. Mein Schlüssel funktioniert nur, wenn schon jemand aufgeschlossen hat. Also musste ich auf ein hohes Tier mit einem richtigen Schlüssel warten.

Um 8.30 Uhr war niemand da. Um 8.40 Uhr auch nicht. Um 8.47 Uhr (nachdem ich herausgefunden habe, dass ich für den Preis eines Kaffees bei Café Nero genauso gut essen gehen könnte) war dann endlich Anthony da, der sich aber auch wunderte, wo denn die anderen alle blieben. Ich wunderte mich nicht… Dann die nächste Hiobsbotschaft: Die Computer liefen alle nicht. Der Wasserkocher in der Küche auch nicht. Also waren die wichtigsten Utensilien im Gebäude außer Betrieb. Und es war niemand da, der es in Ordnung bringen konnte.

Mittlerweile traf auch die restliche Belegschaft ein, bis auf Paul, Philip und Nicola – die letzten beiden leben auf dem Land, ohne Handynetz, also nicht zu erreichen, und Paul hatte die Nacht bei ihnen verbracht, also auch nicht zu erreichen. Und Paul und Philip sind die Einzigen, die sich mit dem Stromnetz im Gebäude auskennen und es in Ordnung bringen können. Wir verbrachten dann die erste Zeit damit, Fotos vom letzten Abend zu gucken (mein Laptop läuft ja bekanntlich ohne Strom aus der Steckdose). Einige gute Exemplare waren ja dabei (ach ja, die liefere ich ja auch noch nach).

9.05 Uhr trafen dann auch Chefin und Anhang ein, fünf Minuten später hatten wir endlich wieder Saft für die Computer. Die schlechte Nachricht: Danach mussten wir wieder an die Arbeit. Und dafür, dass es mein letzter Tag war, habe ich ganz schön viel an dem Tag geschafft. Zuerst war die Intranet Webseite dran – sie bekam eine Bildergalerie spendiert, damit alle was von den Fotos hatten. Antje und Nicky lieferten ihre Fotos bei mir ab, ich lud sie alle hoch. Und das alles schaffte ich in der halben Stunde, die Philip mir zugestanden hatte, bevor ich mit seiner Aufgabe anfangen sollte.

Das große Bentley-Projekt, das Philip vor geraumer Zeit angekündigt hatte, ist nun in greifbare Nähe gerückt. Die ersten Aufgaben, die ich entsprechend erhielt, waren auch eine gute Gelegenheit, mich etwas mit dem Material vertraut zu machen. Wieder einmal wurde ich gebeten, nach Veränderungen zu suchen, doch dieses Mal nach Stellen, die wir noch verändern müssen, weil das neue Modell von Bentley ein paar neue Extras besitzen wird. Die Aufgabe hatte ich am Tag zuvor schon angefangen, also war ich mehr oder weniger im Material drin.

Auf einmal wurde in der Besprechung nebenan der Ruf nach einem Helden laut, der FrameMaker beherrscht. Philip konnte irgendwie nur hilflos mit den Achseln zucken, denn alle seine Leute, die FrameMaker beherrschen, waren gerade anderweitig beschäftigt. Ich will jetzt mal so sein und behaupten, er hatte mich da mit einbezogen. Aber ich ging rüber und meldete mich freiwillig – sofern ich Philips Aufgabe vorher beenden konnte. Philip kam dann an meinen Platz, ging mit mir die Liste der Dinge durch, die ich im Bentley Handbuch finden sollte, und wir stellten fest, dass mit ein wenig Fleiß ich in einer Stunde fertig und bereit für Neues sein würde.

Ich brauchte letzten Endes nur noch eine halbe Stunde. So lief der ganze Tag für mich ab. Erst: „Kannst du das und das für mich tun?“ Dann später: „Ach ja, bist du fertig mit dem, worum ich dich gebeten habe?“ Worauf ich dann sagte: „Schon seit einer halben Stunde. Was als Nächstes? Ach, übrigens, das und das habe ich auch schon fertig.“ Irgendwie lief alles an dem Tag super.

Na, gut, alles ist übertrieben. Das Wetter hätte besser sein können. Es hatte nämlich die halbe Nacht geschneit. Und anscheinend sind die Engländer dermaßen empfindlich, was solches Wetter angeht, dass sie dazu neigen, bei zwei Zentimetern Neuschnee das halbe Land einzumotten. Busse und Züge stellen den Betrieb ein, Schulen werden geschlossen, Angestellte kriegen den Tag frei, damit sie nicht aus dem Haus müssen… außer in meiner Firma. Aber so kamen wir auch alle dazu, ein paar schöne Fotos von der Schneelandschaft außerhalb des Büros zu machen. So ziemlich jeder hatte ein Foto von der Kirche gemacht, die um die Ecke liegt. Nickys Kirchenfoto entstand mit Lucys Hilfe, als sie nämlich halb aus dem Fenster im zweiten Stock turnte. Dafür ist es auch das schönste Foto geworden und ziert jetzt den Desktop meines Arbeitscomputers.

Insgesamt habe ich an dem Tag eine Menge Arbeit für Bentley gemacht, dann noch Philips Tests für das neue E-Mail-Verteilersystem unter die Arme gegriffen und an der Webseite gebastelt. Es hat sich auch wirklich gelohnt. Nicola hat mir den letzten Lohn in diesem Jahr gegeben, sodass ich auch meine Miete für Januar schon bezahlen konnte. Und als kleine Überraschung hatte sie noch was für mich: einen großen Schoko-Nikolaus mit meinem Namen drauf. Für Antje und Hannes gab es natürlich auch welche.

Und dann hieß es Abschied nehmen. Ich blieb noch ein bisschen länger, um mich gründlich von jedem zu verabschieden und meinen beiden deutschen Kollegen einen guten Heimflug zu wünschen (was ja auch bitter nötig ist bei dem Chaos, das bei British Airways in letzter Zeit herrschte). Darauf, dass der Streik abgewendet worden war, hatten wir schon am Abend zuvor angestoßen, trotzdem konnte noch eine Menge schief gehen. Ich sitze hier in Heathrow, und ich bin immer noch nicht alle Sorgen los. Solange die Maschine nicht in Hamburg auf der Rollbahn steht, ist es noch nicht vorbei.

Also, soweit von mir. Ich denke mal, wenn ihr das lest, bin ich längst zu Hause, aber das sind die Dinge, die ich vor dem Flug noch niedertippen wollte. Es wird auch gleich Zeit, mein Gepäck aufzugeben. Und danach ziehe ich mich in eine ruhige Ecke zurück und gucke „Die Hard 2“ – es ist ja Weihnachten.

Wieder daheim

All meinen Lesern kann ich nun Entwarnung geben: Seit gestern nachmittag bin ich wieder zu Hause in Deutschland. Hätte ja gerne früher was geschrieben als jetzt, aber ich musste erst einmal mit meiner Familie darauf einen trinken. Dafür habe ich auf meiner Reise die Zeit gehabt, drei größere Einträge vorzubereiten. Denn also mal los:



Noch fünfzig Minuten, bis mein Taxi eintrifft. Schaffe ich es bis dahin, alles aufzuschreiben, was ich erzählen will? Ich bezweifle es…

Eigentlich schulde ich euch drei Einträge. Am Mittwoch Abend war ich mit unserer tollkühnen Party-Gruppe (bestehend aus Anthony, Antje, Hannes und Paul sowie meiner Wenigkeit) auf einem deutschen Weihnachtsmarkt im Hyde Park, London. Mit einem größeren Abstecher zum Riesen-Spielwarenladen Hamleys in Regent Street. War toll, habe viele Fotos gemacht, aber wir waren so spät wieder daheim, dass ich keine Zeit hatte, einen Blog-Eintrag vorzubereiten. Zweitens war am Donnerstag unsere Weihnachtsfeier, die auch sehr denkwürdig war, aber wieder ging es ziemlich spät zu Ende (wenigstens war ich da noch vor Mitternacht zu Hause, aber es war knapp). Und der Freitag war mein letzter Arbeitstag in diesem Jahr – auch an ihm ging es stellenweise turbulent zu.

Und jetzt habe ich nur noch 45 Minuten.

Gut, der Reihe nach (Fotos folgen). Mttwoch, 16 Dezember, 18 Uhr: Gerade noch rechtzeitig hatte sich auch Paul eine Fahrkarte für London Waterloo besorgt, die übrigen vier Mitglieder der Gruppe erhielten einen Gruppenrabatt auf eine Karte, die für London und wieder zurück galt und sogar für alle U-Bahnen Gültigkeit besaß – für insgesamt 9,15 Pfund ein erstklassiger Preis. Eine Minute später waren alle im Zug, und 45 Minuten später waren sie schon in London Waterloo. Von dort aus mit der Bakerloo Linie zur Haltestelle Oxford Circus, und nur ein kurzer Fußmarsch durch regennasse Straßen bis Hamleys. Ein Fußmarsch, der sich nur durch zwei Dinge hinauszögerte: 1. mussten Anthony und die zwei Deutschen, die den Weg schon kannten, sich orientieren, und 2. mussten Paul und Hannes sich erstmal Zigaretten anstecken.

19.10 Uhr: Obwohl spät am Abend noch viel Publikumsverkehr bei Hamleys vorherrschte, gelang es der Gruppe, in 90 Minuten das gesamte Gebäude von unten nach oben systematisch zu erforschen. Überraschenderweise gab es auf fast jedem Stockwerk ferngesteuerte Kampfhubschrauber (Highlight war die unzerstörbare weil biegsame Variante des AH-64D Apache für 40 Pfund – oder 70, wenn man zwei nahm). In der Stofftierabteilung fand fast jeder etwas zum Knuddeln, aber die Preise waren sehr abschreckend. Stockwerk 3 (Spielzeug für Mädchen) wurde in gegenseitigem Einverständnis übersprungen – nicht mal Antje hatte Einwände.

20.40 Uhr: Ein Blick auf die Uhr sagte der Gruppe, dass sie dem Zeitplan hinterher hing. Raus aus Hamleys, die zweite Zigarette angezündet und auf den Rest der Gruppe gewartet. Doch der Weg zurück zur U-Bahn führte vorbei an einem Schaufenster von H&M, was einige der Gruppe auf den Gedanken brachte, sich noch etwas Schickes für die Weihnachtsfeier am nächsten Abend zu besorgen. Ein Fehler, der sich noch rächen sollte…

21.20 Uhr: Trotz widriger Umstände – keine Kassierer vorhanden – konnte die Gruppe ihre Waren bezahlen und das Geschäft verlassen. Station Oxford Circus war zwei Stationen weg von Hyde Park Corner und Knightsbridge, wo der Weihnachtsmarkt aufgebaut war. Der entpuppte sich als viel größer, als man vorher angenommen hatte, und beherbergte u. a. eine Achterbahn, ein Riesenrad und eine Eisbahn. Die Gelegenheit war außerdem sehr günstig, Marzipankartoffeln zu erbeuten, bevor es dann darum ging, einen Stand mit Currywurst zu finden.

21.35 Uhr: Nur einer der Gruppe – der Autor selbst – war bereit, 5 Pfund für eine Currywurst zu bezahlen; vor allem nachdem die Wurst vor den Augen der Engländer in dieser Gruppe in kleine Stücke zerteilt wurde, was in Deutschland allerdings die Regel ist. Bratkartoffeln waren auch im Angebot, aber leider waren sie zu dem Zeitpunkt aus. An JEDEM Stand. Sie kamen auch nicht wieder rein… Eine Wurst gönnte sich der Rest der Gruppe später in einer Art Festzelt, wo es sogar Tische und Bänke gab (mit Sitzkissen darauf). Der Glühweinstand war gut besucht, obwohl der Preis für einen Glühwein ohne Schuss 4,50 Pfund betrug. (Betrug ist das Stichwort.) Die Gruppe zog weiter, zu einem Stand, der Mutzen verkaufte (sogar welche mit Schokolade darauf), wovon sich auch gleich eine Tüte gegönnt wurde. Der Autor zog ein Häuschen weiter und kaufte eine Zimtbrezel, die wohl vor drei Jahren mal frisch gewesen war. Paul gab eine Runde heiße Drinks aus – es gab Glühwein und einen Eierpunsch mit Sahne und einer Glitzerpalme.

22.05 Uhr: Da alle Buden nun geschlossen waren, zog die Gruppe zurück zur U-Bahn-Station und bemühte sich, dem Ansturm der anderen Passagiere standzuhalten. Es war höchst schwierig, den Zug in Waterloo wieder zu verlassen, besonders für den Autor. Der war laut eigener Aussage „in deep“. Zum Glück fuhr ein Zug bald in Richtung Portsmouth, mit nur wenigen Zwischenstopps, unter anderem Farncombe und Godalming. Anthony und der Autor übernahmen es als Gentlemen, Antje nach Hause zu eskortieren, bevor auch sie sich auf den Heimweg machten. Menschen wie du und ich, die eine erhebliche Menge Spaß in London hatten.


Die Weihnachtsfeier ist dafür relativ schnell erzählt. Die Fotos werden für sich sprechen, also erzähle ich lieber mal vom Essen. Die meisten von uns wussten nicht mehr, für was genau sie sich entschieden hatten, aber ich hatte noch so im Gedächtnis „Ente“, „pheasant“ und „weiße Schokolade“, das half dann. Zuerst gab es Appetithäppchen, die wirklich ausgesprochen lecker waren – wobei, ein wenig bedaure ich, dass ich von dem Hummermus nicht gekostet habe. Sehr schön waren die Reisbällchen und die… wie heißen die Dinger noch? Ach, auch egal! Inzwischen war auch unsere Abendunterhaltung eingetroffen, ein Mitglied des Magic Circle – und Kollegin Kates Bruder. Den Abend über zwischen den Gängen verteilt lieferte er eine sehr beeindruckende Show. Allerdings habe ich mir nicht die Mühe gemacht, ernsthaft über seine Tricks nachzudenken. Ich glaube jedenfalls, dass ich einen seiner Tricks fast durchschaut habe – trotzdem ist das etwas, was nicht jeder kann. Ich könnte sowas nie.

Vorspeise war Entenbrust mit einem Chutney, dass wohl aus Obst bestand, aber erstaunlich gut war. Die Entenbruststreifen waren hauchdünn – und roh. Mir hat es geschmeckt, aber ob das wirklich so gesund war… Hauptspeise war „pheasant“, auch eine Vogelart, serviert mit einem Kartoffelgratin und einem Hauch von Soße. Dazu gab es dann Gemüse in mehreren Arten, was mich erstmals ermöglichte, die sogenannten „parsnibs“ zu probieren. Durchaus essbar, wenn auch leicht süßlich. Der Vogel selbst war ausgesprochen gut, und das Kartoffelgratin habe ich auch sehr genossen. Aber da es sich um ein Luxusrestaurant handelte, muss ich leider sagen, dass die Portionen doch etwas größer hätten sein können – so um die 200 Prozent größer oder so. Das fiel besonders beim Nachtisch auf, denn drei Profiteroles, selbst mit Schokoladencreme gefüllt, und drei Tropfen Soße aus Baileys und weißer Schokolade drumherum war etwas wenig.

Die Getränke gingen so. Als Aperitif eine orangene Flüssigkeit, die wohl aus irgendwelchen Früchten entsprang, aber relativ trocken war. Zum Hauptgericht konnte man zwischen Rot- und Weißwein wählen, als Geflügelesser konnte man praktisch nehmen, wonach einem der Sinn stand. Der Dessertwein dafür hatte es wirklich in sich – sehr süß, eine Geschmacksnote, die mich an irgendwas erinnert, und doch sehr stark. Als meine Kollegen sahen, dass ich den Wein sehr mochte, fing Lucy an, mich abzufüllen: „Du, ich hätte da noch ein Glas für dich…“


Tja, komme wohl erst späater dazu, von meinem letzten Tag zu erzählen. Das Taxi ist unterwegs, und ich muss jetzt wieder alles einpacken, was ich für nur diesen Beitrag aus der Laptoptasche geholt habe. Also, ich mache mich auf die Socken. Bis denn dann!

Mittwoch, 16. Dezember 2009

British Airways - Streik oder nicht

Mittlerweile ist dies fuer die deutschen Studenten in unserer Firma das Gespraechsthema Nummer 1. Denn wir alle wollen zu Weihnachten nach Hause, und wir alle haben bei British Airways gebucht. Und nun wollen die Flugbegleiter von BA ueber die Feiertage streiken, vom 22. Dezember bis zum 2. Januar. Ob sie es wirklich durchziehen, wird sich laut Spiegel Online wohl vor Gericht entscheiden. Ob die Entscheidung rechtzeitig getroffen wird, steht aber auf einem ganz anderen Blatt.

Ich habe meinen Heimflug fuer den 21. gebucht, also ein Tag vor Streikbeginn. Antje und Hannes haben aber nicht so viel Glueck, denn ihr Flug wuerde am 22. von Heathrow starten. Also muessen sie abwarten, was entschieden wird, und sich schon mal ueber Plan B Gedanken machen. Ueber die Nordsee paddeln waere mein Vorschlag. Auf dem Flugfeld stehen und mit den Armen rudern war das, was meiner Vermieterin heute in den Sinn kam.

Ich glaube aber trotzdem nicht, dass ich schon aus dem Schneider bin. Auch wenn meine Kollegen alle meinen, dass der Streik nicht spontan vorverlegt wird - wer sagt denn, dass sie es nicht doch tun wuerden? Vor allem: Warum am Montag zur Arbeit gehen und am Dienstag erst mit dem Streik anfangen? Die ganze Sache ist ohnehin schon eine riesige Gemeinheit gegen die Flugpassagiere, die zu Weihnachten nach Hause wollen. Ich bin ja sonst eher unschluessig, auf welche Seite ich mich schlagen wuerde, wenn es um einen Streik geht, aber hier beziehe ich klar Stellung fuer die Konzernleitung. Dieser angedrohte Streik ist einfach nur ein erstklassiger Fall von Erpressung - welche Verluste wuerde BA einfahren, muessten sie das Geld fuer die Flugtickets zurueckerstatten? Am Ende geht es in Heathrow zu wie in Stirb Langsam 2. Vielleicht muessten British Airways auch irgendwann dichtmachen, dann hat niemand mehr was davon. Und das alles nur wegen eiskalter Berechnung seitens der Gewerkschaften.

Ich sage euch, wenn ich Weihnachten in England verbringen muss, dann komm ich mit nem Knueppel...

Dienstag, 15. Dezember 2009

Probleme zu Weihnachten

Ich darf im Buero ganz offiziell keine Weihnachtslieder spielen. Jedenfalls meinte Paul zu mir, noch ein Lied, und ich arbeite draussen im Hof weiter… Manche Leute haben einfach kein Gespuer fuer Weihnachten, und ich glaube, Paul gehoert dazu. Zum Glueck sind aber nicht alle so – eben hat Alex naemlich an alle Angestellten Weihnachtskarten ausgeteilt, von ihm persoenlich. Ich habe ja gar nicht damit gerechnet, dieses Jahr ueberhaupt eine zu kriegen. Jedenfalls nicht in England.

Aber dann erfuhr ich die schlechte Nachricht: British Airways will streiken! Ueber die Feiertage, ein Zwoelf-Tage-Streik! Bis jetzt haben sie beschlossen, den Streik erst am 22. Dezember anzufangen, also waere ich theoretisch aus dem Schneider. Jedenfalls hoffe ich das. Mir bleibt aber auch keine Wahl, als abzuwarten, was nun noch passiert. Vielleicht warden sie sich ja noch rechtzeitig einig – wenn British Airways gezwungen wird, die Kosten fuer die Flugtickets rueckzuerstatten, kann es sein, dass sie ganz schnell pleite gehen. Und das wissen sie.

Sonntag, 13. Dezember 2009

100. Post

Meine Güte, hier drüben schreibe ich wirklich mehr als in Deutschland. Wobei, wenn ich zu Weihnachten zu Hause bin, wer weiß, wie viel ich da in die Tasten hämmern kann. Na, jedenfalls zur Feier des Tages ein Pint Abbots Ale (sitze hier eh gerade so günstig) und einen Gruß an alle, die hier fleißig mitgelesen haben. Besonders an meine Familie zu Hause - dank des Blogs muss ich nicht mehr so viel erzählen, wenn ich nächsten Montag dort ankomme - noch acht Tage bis dahin...

Aber in der Zwischenzeit geht mein Leben hier weiter. Diesen kurzen Eintrag habe ich heute im Waschsalon vorbereitet:


Vielleicht habe ich noch nicht davon erzählt, aber: Da meine Vermieterin zwar eine Waschmaschine, aber keinen Trockner hat, und in Anbetracht des legendär miesen Wetters in England ziehe ich es vor, meine Wäsche in den nächsten Waschsalon zu verfrachten. Der ist leider in Farncombe und 15 Minuten Fußmarsch weg, also kommt dafür eh nur das Wochenende in Frage. Die Zeit, bis meine Wäsche fertig ist, reicht aber aus, um einen mittelgroßen Blog-Eintrag zu verfassen, und genau das tue ich jetzt auch.

Manche von euch erinnern sich möglicherweise an die Szene aus „Wayne’s World 2“, wo Garth seine Wäsche zum Waschsalon bringt. Beim ersten Mal hier dachte ich, so ungefähr geht es mir auch. Aber ich war wenigstens nicht so bescheuert, meine Wäsche zwei Stunden im Trockner zu lassen. „Ich mag sie gerne klein und schnuckelig…“ Ein paar Leute trifft man hier, doch die reden alle irgendwie nicht viel – die meisten von ihnen gucken immer so grimmig. Und niemand sieht aus wie Kim Basinger, nicht mal annähernd…

Na ja, gestern war Samstag, entsprechend war wieder Shoppingtour in Woking. Die Punktezettel vom LaserQuest gelten tatsächlich als Gutscheine für verbilligte Spiele, also konnte ich zweimal die Arena in Woking austesten. Vorher noch Morrisons und das Peacocks Einkaufszentrum nach Angeboten abgesucht und ein bisschen im Pfundladen gestöbert, außerdem noch zwei frischgebackene Donuts mit Ahornsirup verputzt, dann konnte es losgehen.

Die schlechte Nachricht: Ich habe wohl mehr oder weniger einen Kindergeburtstag gesprengt. Außer mir waren noch zwei oder drei erwachsene Mitspieler in der Arena, aber die restlichen 26 Spieler waren um die sechs Jahre alt. Und sie waren so verdammt laut! Wer auch immer diese Bande beaufsichtigt hat, er oder sie war eine totale Lusche. Aber es hatte einen Vorteil: Ich hatte vorher noch moralische Bedenken darüber, auf Kinder zu schießen, aber nach zehn Minuten mit denen im Vorraum waren diese Bedenken weg. Und die gute Nachricht: In dem ersten Spiel habe ich über hundert Abschüsse verbucht – 1010 Punkte war mein Endstand. Und das trotz Teamspiel, wo ich also nur die Hälfte der Spieler ummähen durfte. Komisch war nur, dass ich der Zweite im Team war – irgendwer hat diese Rasselbande noch mehr gehasst als ich. Aber ich war sogar für fünf Minuten unter den Top 5 des Tages.

Vor dem zweiten Spiel hatte ich eine halbe Stunde Pause – genug, um was zu trinken (war bitter nötig) und mich an dem Rambo-Spielautomaten zu versuchen. Das funktionierte so ähnlich wie Ghost Squad in Guildford, sogar die Waffen waren ähnlich, aber bei Rambo muss man wirklich auf alles schießen, was sich bewegt. Und ich muss leider sagen, alleine hat man bei dem Spiel kaum eine Chance. Es sei denn, man zahlt die zwei Pfund und nimmt ein Gewehr in jede Hand, aber dann kann man Zielen und die Spezialfunktionen vergessen.

Die zweite Runde LaserQuest war nicht so toll. Gut, einige der Kinder kamen mir bekannt vor, doch dazwischen gab es auch einige Idioten im Teenager-Endstadium, die ich auch mit scharfen Waffen abgeknallt hätte. Und der Höhepunkt: Meine Waffe funktionierte nicht richtig. Also dass ich mit Minuspunkten aus dem Spiel rausging, lag nicht an mir. Ich habe das dann auch gemeldet, habe dem Mitarbeiter am Tresen Bescheid gesagt, und der hat mir dann einen Gutschein für ein kostenloses Spiel gegeben, überall einlösbar. Immerhin etwas.

Also wenigstens habe ich ein bisschen mehr Übung im LaserQuest. Ich bin ja mehr oder weniger der Team Captain meiner Firma, und dafür muss ich auch ein bisschen was können. Meine Chefin hat mich schon darauf angesprochen, dass wir im neuen Jahr noch einmal hin sollten. Sie wollte auch ein bisschen Verstärkung mitbringen. Das ist wohl auch besser so, denn Anthony hat sich nach seiner letzten Leistung im LaserQuest dankend aus dem Team zurückgezogen – es war ihm einfach zu peinlich. Ich glaube auch kaum, dass ich ihn nochmal dazu überredet kriege.



Ja, das war mein Wochenende soweit. Abgesehen von meinem sonntäglichen Abendessen und einem Haufen Geschenke zum Einpacken habe ich auch nichts weiter an diesem Tag gemacht. Was bleibt noch? Kräfte sammeln für die letzte Arbeitswoche in diesem Jahr.

Freitag, 11. Dezember 2009

Noch zehn Tage…

Und ich frage mich immer noch, wie ich die naechsten zwei Wochenenden genau verbringen will – diese sind ja die letzten Wochenenden in diesem Jahr. Und womoeglich meine einzige Gelegenheit, Weihnachtseinkaeufe in England zu taetigen. Ja, solche Sorgen habe ich.

Ich denke, morgen wird Woking dran sein. Ich habe festgestellt, dass man die Punktezettel von LaserQuest als Gutscheine einsetzen kann; dann zahlt man fuer 2 Spiele nur 5 Pfund. Waere sogar billiger als die zwei Spiele, die wir vor kurzem hatten. Ausserdem ist ein Abstecher zu Morrison simmer erfolgreich gewesen, also wuerde ich auch dieses Mal nach Sonderangeboten schauen.

Verdient haette ich es mir allemal. Diese Woche war neben dem geringen Arbeitspensum von Zeit zu Zeit doch recht erfolgreich. Ganz offiziell ist meine Webseite fuer die Firma eroeffnet worden, jeder darf nun dort rauf und ein bisschen damit arbeiten. Und natuerlich Fehler suchen. Anthony, der gerne nach Fehlern sucht, hat sich entsprechend wie ein Geier darauf gestuerzt, aber mehr als zwei Kleinigkeiten sind ihm nicht aufgefallen.

Und: Endlich kriege ich meinen eigenen Computer hier. Der Computer, an dem ich die letzten Monate beschaeftigt war, war ja nur Leihgabe; ich hatte nicht einmal ein eigenes Konto darauf. Aber da ich mittlerweile zum System-Experten aufgestiegen bin – ich darf alle Neuinstallationen von Windows und den Arbeitsprogrammen vornehmen - habe ich heute meinen neuen Computer selber eingerichtet. Und das hat nur einen halben Tag gedauert (die Installation von FrameMaker inklusive Plugins und Zubehoer habe ich gestoppt - 19 Minuten!). Dazu habe ich noch einen zweiten aufgeruestet, deer jetzt auch viel schneller laeuft als vorher. Und zwischendurch gab es noch Kuchen. Das nenne ich doch einen erfolgreichen Tag!

Donnerstag, 10. Dezember 2009

Weihnachtsfreude

Ja, ueberall bricht sie aus. Die Dekoration draussen auf der Strasse ist schon seit einem halben Monat angebracht, seit fast einem ganzen Monat renne ich bei Sainsburys einen Weihnachtsbaum um, wenn ich reinkomme, und mittlerweile hat sogar mein Buero geschmueckt. Jetzt fehlt wirklich nur noch Schnee. Aber hoffen wir mal, dass es nicht dazu kommt (wer jemals „Ein Ticket fuer Zwei“ gesehen hat, wird mich in diesem Punkt verstehen).

Eines habe ich gestern von meiner Vermieterin erfahren, was mich jedoch sehr ueberrascht hat: Mit der Weihnachtszeit kommt leider auch die Zeit im Jahr, in der in anderer Leute Haeuser eingebrochen wird, um die Geschenke zu klauen. Bei meiner Vermieterin ist das bislang nicht passiert *toi toi toi*, aber ich wurde gestern abend gebeten, die Haustuer immer abzuschliessen, wenn ich reinkomme. Ich meine, sowas ist doch schaebig – welcher Mensch klaut denn bitte anderen Leuten die Weihnachtsgeschenke? Ist sowas in Deutschland schon mal vorgekommen? Vermutlich, aber jedenfalls nicht bei uns.

Sonntag, 6. Dezember 2009

Viel ist passiert

Ich hatte ja schon an Montag so viel zu erzählen, aber keine Zeit, es aufzuschreiben. Und abgesehen von dem niedrigen Arbeitspensum diese Woche ist doch einiges passiert, wovon ich erzähllen möchte. Der LaserQuest-Abend war ja nur die Spitze des Eisbergs.

Fangen wir also am Samstag an, an dem ich wie fast jedes Wochenende in eine Stadt zu fahren pflege. Dieses Mal sollte es wieder Woking sein. Also ging ich am Samstag morgen zum Bahnhof in Farncombe – und stelle fest, dass der komplett dicht ist. Geschlossen. Den ganzen Tag. Und zwar ohne jedwede Nachricht, weshalb. Am Tor hing keine einzige Notiz, und die Anzeigetafeln auf dem Bahnsteig (für die ich meinen Hals verrenken musste, um die zu sehen) teilten mir nur mit, dass für den Verkehr zwischen Haslemere und Guildford Busse eingesetzt würden. Na toll! Musste ich also nach Woking mit dem Bus fahren.

Der Busfahrer war zum Glück einer von der freundlicheren Sorte. Ein direktes Ticket nach Woking könne ich zwar nicht kriegen, meinte er, verkaufte mir dann aber ein „Adult Explorer“ Ticket. Mit diesem konnte ich in einem großen Bereich von Surrey (vielleicht sogar ganz Surrey) sämtliche Busse benutzen, einschließlich aller Stadtbusse in Guildford, Woking etc. Kostete auch nur das Doppelte von dem, was mich die Zugfahrt gekostet hätte. Und galt den ganzen Tag.

Also erst einmal nach Guildford, dort im China-Supermarkt endlich mal Tütennudeln mit Ente gefunden (habe seit einer Ewigkeit nach was mit Ente gesucht), und nach ein oder zwei weiteren Besorgungen in den Bus nach Woking. Und endlich einmal bekam ich auch englische Landschaft zu sehen – mal ein paar Abschnitte, wo keine Häuser zu sehen waren. Das ist zwischen Godalming und Guildford ziemlich selten. Zu Woking selber muss ich ja nichts sagen, ich war da ja schon öfter und habe davon berichtet. Nur eines noch: Bei Morrison’s (einem großen Supermarkt, der meistens wirklich gute Angebote hat) habe ich erstmal komisch geguckt, als sich zwei kleine Kinder an der Kasse einfach meine Sachen gegrapscht hatten. Dass sie nur die Einkaufstüten packen und dafür Trinkgeld nehmen, habe ich dann eine Sekunde später begriffen.

Soweit mein Shopping-Tag. Sonntag war Ausruhen, also ging es Montag weiter. Das Projekt, woran ich letzte Woche gearbeitet hatte, war doch noch nicht vollständig, aber bevor nicht Nicola oder Philip ihr OK gaben, sollte ich mir keine Sorgen darum machen. Die beiden waren an dem Tag gerade außer Haus, also wurde ohnehin nicht viel getan. Dienstags kam ich dann dazu, das Projekt zu beenden, wobei ich dann merkte, dass alle Beteiligten daran froh waren, es endlich hinter sich gebracht zu haben. Am Mittwoch war dann LaserQuest – doch zuvor hatte ich ein Treffen mit dem Stab wegen der Intranet-Seite, und dass sie nun endlich zur Veröffentlichung bereit war. Danach führte ich noch mit Philip ein kurzes Gespräch über meine Arbeit an dem Projekt, und er fragte mich, ob er sich bei dem nächsten großen Projekt auf mich verlassen könnte, denn er bräuchte dort jeden Mann. Klar, kann er, also werde ich demnächst wieder viel zu tun bekommen.

An der Veröffentlichung wollten Philip und ich dann am Donnerstag arbeiten, aber es kam dann wieder anders. Philip wurde zu anderen Pflichten abberufen, und ich saß ziemlich gelangweilt am Schreibtisch, bis Paul mich fragte, ob ich nicht schnell mal eine komplette Neu-Installation von Windows XP auf einem der Rechner durchführen könnte. Das war dann meine Aufgabe von 14 Uhr am Donnerstag bis 12 Uhr mittags am Freitag.

Freitag war sowieso ein Hammertag! Nicht nur die erfolgreiche Installation von Windows und aller wichtigen Programme für die Firma, nein, auch die Seite hat endlich geklappt. Sie läuft! Goddamnit, sie läuft! Zwar mäkeln noch viele rum, weil die Adresse der Seite die IP-Adresse des Host-Rechners ist (und wer bitte schön soll sich diese Zahlenkolonnen merken können?), und es sind immer noch ein paar Fehler im gesamten System der Seite, aber sie läuft! Das nächste Treffen wird am Dienstag stattfinden, wo sich meine Chefin dann alles genau angucken will und ein bisschen ausprobieren wird. Mir war jedenfalls echt nach Feiern zumute.

Kuchen gab es an dem Freitag dann auch. Wobei es kein richtiger Kuchen war, sondern irgendein Gebäck mit einem italienisch klingenden Namen, den sich keine Sau merken kann. Aussehen tut er wie ein Gugelhupf, aber ein großer, und so wirklich süß ist er nicht, lässt sich aber mit Zuckerguss leicht verfeinern. Meine Chefin hat uns Angestellte quasi als Testpersonen missbraucht, weil sie noch etwas sucht, was sie den Gästen von Bentley anbieten kann, wenn sie demnächst bei uns eintreffen.

Antjes Eltern kamen am Freitag aus Deutschland zu Besuch. Am Mittwoch abend hatten wir schon darüber gesprochen, ob sie ihnen die Firma zeigen wollte, und ich schlug dann vor, mal auszuprobieren, ob sie die Deutschen in der Firma erkennen können. Antje fürchtete die ganze Zeit schon, dass sich ihre Mutter und Nicola möglicherweise zu gut verstehen könnten. Aber dafür blieben sie doch nicht lange genug – aber sie hatten genug Zeit, einen netten Eindruck zu machen. Nicola fragte mich dann, wann denn meine Eltern mal zu Besuch kommen würden. Tja…

Alles in allem sehr ereignisreich. Und da fragen sich meine Kollegen, warum ich am Wochenende so selten was unternehme. Und meine Vermieterin wundert sich immer noch, dass ich kaum abends ausgehe. Es hat halt nur 24 Stunden am Tag, und schlafen muss ich ja auch mal. Genug zu tun habe ich allemal, und obwohl ich es ungern zugebe, Spaß macht mir die ganze Sache auch. Sofern ich mal was zu tun bekomme. Philip sagte auch schon, er will mal schauen, dass sich in dieser Hinsicht was tut.

Donnerstag, 3. Dezember 2009

Die Nacht geht weiter

Nach den ueberstandenen zwei Matches beschlossen wir, den naechsten Pub fuer ein kuehles Getraenk aufzusuchen. So ein Bierchen respektive ein Ciderchen ist nach der Hitze einer solchen Schlacht genau das Richtige. Und naiv, wie ich bin, dachte ich, so lassen wir den Abend ausklingen. Da lag ich irgendwie falsch – das war erst der Anfang...

Der Pub unserer Wahl war das „White House“, in dem ich mit Anthony schon einmal nach einem LaserQuest Spiel eingekehrt war. Sowas verkommt bei mir langsam zur Tradition. Wir fanden dann auch einen Tisch fuer alle acht Leute, obwohl der Laden sonst brechend voll war. Und da musste ich feststellen, dass LaserQuest und die Arbeit fuer Imprimatur eines gemeinsam haben: Wenn man es zu lange macht, wird man es nicht mehr los, selbst wenn man fertig ist. Nach 30 Minuten heftigem Feuergefecht wurden alle nervoes, wenn sie aus den Augenwinkeln was Rotes oder Gruenes blinken sahen. Jedes vorbeifahrende Auto machte uns leicht schiesswuetig.

Die erste Runde Drinks ging auf Philip, und wir hatten eine ausgiebige Unterhaltung ueber deutsche und englische Weihnachtstradition. Die Englaender registrierten naemlich entsetzt, dass wir Deutschen noch nie „parsnibs“ gegessen hatten (was in Deutschland wohl „Pastinaken“ sind). Fuer einen echten Englaender gehoeren Parsnibs zum Weihnachtstruthahn wie Chips zum Fisch, und so kam die Frage auf, was wir denn so an Weihnachten essen wuerden. Es ging reihum, auch wenn Philip bei jedem sagen musste: „Mich interessiert nicht der WeihnachtsABEND (24.), sondern der WeihnachtsTAG (25.)!“ Der 24. Wird in England nicht gefeiert. Ich habe das schon mal angemerkt, was Paul zu der Antwort verleiten liess: „Bloody foreigners!“

Philip und Nicola verliessen uns dann nach der ersten Runde. Kate blieb noch fuer die zweite Runde, liess sich aber bald von ihrem Freund abholen. Also blieb der harte Kern uebrig, der schon Hannes‘ Geburtstag bis spaet abends gefeiert hatte: Paul, Anthony und wir drei Deutschen. Wobei, bis auf Hannes hatten wir auch keine grosse Wahl, denn Paul war unser Fahrer. Wenn man es aber andersrum betrachtet, war es eher Paul, der keine Wahl hatte. Irgendwie beschlossen wir jedenfalls alle, etwas laenger zu machen. Also eine zweite Runde Drinks (ich hatte dieses Mal ein „Honey Dew“, was ziemlich interessant war), danach kam dann die Frage auf, wo wir denn was essen sollten. Nur ueber eines wurden wir uns da einig: Nicht im Pub.

Wir brachen auf. Das Wetter war nicht besonders (ach was! Doch nicht in England!, werden jetzt einige sicherlich denken). Hinzu kam, dass sowohl Paul als auch Antje die Zigaretten ausgegangen waren, und Hannes sowieso nie welche dabei hat. Drei von uns suchten also einen Laden, der zumindest Tabak verkauft, die anderen zwei (Anthony und ich) wollten eigentlich nur was essen. Zum Glueck gibt es einen Mini-Supermarkt direkt neben Subways, in der Naehe des Kinos in Guildford. Eine Menge Nebenstrassen und Gassen, die normalerweise als Verbrechensschauplaetze herhalten muessen, spaeter standen wir dann vor dem Laden. Und Ueberraschung: Er war geschlossen.

Ein Blick aufs Wetter, es wurde schlechter. Wir haetten zu Subways gehen koennen, aber Hannes wollte lieber Pizza und wusste auch den richtigen Ort dafuer. Auf halbem Weg lag ohnehin Sainsburys, eine weitere Hoffnung unserer Raucher auf Nachschub. Wieder in die engen Gassen (die mich irgendwie immer nervoes machen, seitdem ich „Deus Ex“ spiele), dann standen wir vor Sainsburys, der auch schon seit einer halben Stunde Feierabend hatte. „Sagtest du nicht, der hat bis 22 Uhr auf?“, kam Pauls vorwurfsvolle Frage. Ja, aber das galt fuer den Sainsburys Superstore in Godalming. Was weiss ich denn von Guildford?

Und erneut dunkle verwinkelte Gassen, aber immerhin wusste Hannes, wo wir waren. Kurz ging es an Guildford Castle vorbei, bei Nacht ein doch recht malerischer Anblick, dann standen wir in der Strasse, wo Hannes‘ Lieblingspizzaladen war. Ach ja, es ist uebrigens dieselbe Strasse, in der auch der Grieche haust – bei dem wir uns dann auch was zu essen geholt haben. Wer braucht denn auch Pizza, wenn er Gyros Pita haben kann?

Paul und Antje haben sich dann irgendwo um die Ecke Zigaretten geholt (Paul musste sich dafuer 10 Pfund von Anthony leihen, die Anthony nur sehr widerwillig herausgegeben hat), und nachdem fast jeder versorgt war, gingen wir ins „King’s Head“. Wir haetten eigentlich draussen sitzen koennen, denn es gab Schirme gegen den Regen und Heizsonnen gegen die Kaelte, aber trotzdem wollte das keiner. Drinnen schmiss Anthony eine kleine Runde, und nach ein bisschen mehr Unterhaltung war es dann Viertel vor Elf, und Paul chauffierte uns alle nach Hause.

Ich hatte zwar damit gerechnet, dass ich Geld loswerden wuerde an diesem Abend, aber dass es dann so lange gehen wuerde, war nun auch nicht so geplant. Doch beschweren will ich mich nicht, ich hatte einen Riesenspass.


Das ist unser LaserQuest-Team nach der siegreichen Schlacht. Von links: Antje, Anthony, Philip, Hannes, Nicola, Paul und Kate.

Was fuer eine Nacht!

Die Stunde des Schicksals hatte geschlagen: Endlich, endlich ging unser LaserQuest Team von Imprimatur auf die erste Mission. Und was fuer eine das war! Kann sein, dass der folgende Berichtg ein bisschen episch wird, ich warne also vor.

Der Arbeitstag als solcher war unspektakulaer, zumindest fuer mich, der mal wieder kurz an Aufgaben war (aber immerhin, die Webseite kann nun endlich auf einen geeigneten Server gepackt werden und laeuft dann, so Gott und die ASP-Scripts wollen). Aber am Ende, gegen 17.30 Uhr, erfolgte ein Bilderbuchaufbruch und eine weitaus kuerzere Autofahrt nach Guildford als zu unserem Kinobesuch vor zwei Wochen. Nun, zumindest fuer Paul und seine Passagiere (u. a. ich), der die Nebenstrecke ueber Farncombe nahm. Dementsprechend traf die erste Haelfte des Teams ungefaher zehn Minuten vor der zweiten Haelfte ein. Mit der Reservierung war alles in Ordnung, nur wurden wir vorgewarnt, dass wir nicht ganz alleine in der Arena sein wuerden.

Um uns die Zeit zu vertreiben, versuchten Paul und ich uns an einem Ballerspiel namens "Ghost Squad" - eines dieser Spiele, wo man mit Gewehren auf den Bildschirm feuert. Kurz: Ich putzte die ganzen Terroristen weg, und Paul alle Geiseln - fragt sich denn einer, warum wir verloren haben? War aber trotzdem lustig. Danach fuellte sich der LaserQuest-Bereich langsam, und wir konnten endlich anfangen.

Das erste der beiden Spiele war das Teamspiel - entgegen der urspruenglichen Planung, aber wir sind ja anpassungsfaehig. Es waren insgesamt 13 Spieler, es wurde zufaellig in Teams aufgeteilt. Wobei, ganz zufaellig war das wohl nicht - mein gruenes Team hatte nur bekannte Gesichter (Nicola, Antje, Kate und Anthony), waehrend das rote Team quasi alle Halbprofis im Team hatte, also Leute, die einen locker mit einem Schuss toeten koennen und quasi in der Arena wohnen. Plus wir hatten einen Mann weniger. Kurzum: Wir wurden ungespitzt in den Boden gerammt. Kate und ich hatten noch gerettet, was gerettet werden konnte (die Haelfte des Punktestands des roten Teams), aber im Grunde hatten wir keine Chance. Daran war ich auch nicht ganz unschuldig, denn ich habe mich in einer Minute ein Dutzend Mal von dem Sniper abschiessen lassen, der auf der erhoehten Plattform in der Mitte der Arena Stellung bezogen hatte. Ich haette es nicht alleine mit ihm aufnehmen sollen.

Das zweite Spiel war da schon interessanter, dies war das Free For All Spiel - Jeder gegen Jeden. Fing eigentlich auch ganz entspannt an, als sich genau die Spieler einfanden, die sich auch im Teamspiel bekaempft hatten. Die ersten zwei Minuten hatte ich richtig gut Punkte gesammelt, wurde zwar auch oefters abgeschossen, aber nicht so oft wie im Teamspiel. Doch auf einmal... Kinder! Hordenweise stuermten sie in die Arena, von ueberall blitzten die Laserstrahlen auf; ich kam mir vor wie im Klonkrieg. Man konnte nirgendwo mehr hin, ohne von mindestens drei Seiten beschossen zu werden. Das Spiel wurde zu einem regelrechten Massaker. Das Imprimatur-Team schlug sich jedoch wacker, und ich kann mit Stolz sagen, dass die ersten drei Plaetze in dem Spiel an Imprimatur-Leute gingen. Platz 1 meine Chefin Nicola, Platz 2 Hannes, dritter Platz meiner-einer. Ich habe an dem ganzen Abend eine doch sehr solide Punktzahl herausgeschossen.

Wie es dann weiterging, erzaehle ich im naechsten Post.