Sein Abenteuer auf der fernen Insel ist beendet, doch die Sage geht weiter. Er muss sich nun der schwersten aller Prüfungen stellen, um zu beweisen, dass er die Feder genauso gut beherrscht wie die Klinge. Doch zwischenzeitlich rief ihn das Schicksal auf eine andere Insel, belagert von untoten Kreaturen und einer intriganten Handelsfamilie. Mehr darüber demnächst...

Montag, 14. Februar 2011

Die Vorwarnung...

Ich werde es tun. Und versucht nicht, mich davon abzubringen! Ich werde... eine Kritik zu einem deutschen Film schreiben. Zu welchem, wird sich noch zeigen.


Jeder, der mich kennt, weiß: Ich mag keine deutschen Filme. Die paar deutschen Filme, die ich hier im Blog besprochen habe (also die zwei TKKG-Filme), hatten gewisse Kritikpunkte, die nahezu allen deutschen Filmen gemein sind. Ausnahmen wie "Pappa Ante Portas" von Loriot, die "Werner"-Reihe oder zu einem gewissen Grad auch Florian Baxmeyers "Das Blut der Templer" bestätigen die Regel. Wobei gerade letzterer auch an diesen Dingen krankt, es aber durch jede Menge Schwertkämpfe mit Todesfolge zu retten vermag.

Das große Problem deutscher Filme ist: Die Schauspieler sind alle schlecht! Und zwar wirklich alle! Die guten Schauspieler in Deutschland gehen zum Theater, ins Synchronstudio oder gleich ins Ausland (Armin Müller-Stahl, Jürgen Prochnow, Ralph Moeller). Was übrig bleibt, ist der Bodensatz jener, die glauben, unbedingt ihr Gesicht in Film und Fernsehen zu zeigen. Ganz oben auf der Liste: Heiner Lauterbach, Heino Ferch, Axel Milberg und Veronica Ferres. Nicht zu vergessen der absolute Obermotz Til Schweiger. In meiner Familie gibt es wenige Sympathien für ihn (nun, ich mocht ihn in "Replacement Killers", aber da wurde ihm in den Kopf geschossen, und er sprach im ganzen Film kein Wort). Und mir fällt es äußerst schwer, einen Menschen - noch dazu einen, der sich für einen Schauspieler hält - ernst zu nehmen, der behauptet, Uwe Boll sei ein toller Regisseur...

Das zweite große Problem, gemessen an den diversen Fernsehfilmen von Sat.1 und Pro 7 sowie der mageren Kinoauswahl, ist die Ideenlosigkeit. Sat.1 hatte sich eine lange Zeit für ihr Dienstagabendprogramm kräftig bei amerikanischen und britischen Vorbildern bedient und von "Täglich grüßt das Murmeltier" über "Jumanji" bis "Zurück in die Zukunft" quasi jeden großen und kleinen Unterhaltungsfilm der letzten dreißig Jahre kopiert, schlecht umgeschrieben, mit deutschen Grützwürsten besetzt und auf den Äther losgelassen. Meine Fernsehzeitungen steht solchen Filmen natürlih loyal gegenüber: "Ja, es ist kein origineller Film, aber frisch erzählt und mit Leichtigkeit inszeniert." Sowas lese ich andauernd beim Tipp des Tages. Meine Übersetzung: "Ja, wir wissen, die gesamte Story ist geklaut, aber hier konnten die Deutschen den Stoff schön modernisieren und ihre eigenen schlechten Witze unterbringen, ohne dass sie übersetzt werden mussten, und wenigstens hatten die Darsteller ihren Spaß - dann brauchen die Zuschauer keinen mehr zu haben."

Stichwort: "Das Finale". Man sollte meinen, ein deutscher Abklatsch von "Stirb Langsam", oder genauer "Sudden Death", sollte einen gewissen Unterhaltungswert besitzen. Der Held sieht so aus, wie ich mir den irischen Helfer Patrick von den drei ??? immer vorgestellt habe; der Bösewicht wird gespielt vom heutigen Oscar-Preisträger Christoph "Die besten Nazis kommen aus Österreich" Waltz, und das Szenario dreht sich um ein Fußballspiel zwischen Mannschaften, die in Deutschland jeder kennen müsste (sogar ich, und ich mache um Sport normalerweise einen großen Bogen). Aber die Ausführung, die ganze Machart, die Qualität der Schauspieler und die omnipräsente Dummheit aller Beteiligten... Der Film ist einfach nur schlecht.

Und er gilt noch als einer der besseren deutschen Filme. Da macht euch also auf was gefasst, sollte ich einen deutschen Film finden und willens sein, ihn bis zum Ende zu sehen. Ich werde versuchen, fair zu sein - sollte ich mich irren und der gewählte Film tatsächlich Qualitäten besitzen (und es ist wirklich nicht allzu schwer, "Hush" oder "Quantum of Solace" zu toppen), werde ich das natürlich in meine Bewertung einfließen lassen. Ich werde sogar so fair sein, mir einen Film auszusuchen, der mich von Genre und Thema her anspricht. Also Action, Thriller, vielleicht auch Fantasy (aber diese Gattung ist äußerst selten).


Wer mir an dieser Stelle einen Film vorschlagen möchte, sei dazu eingeladen. Ich werde das dann in Erwägung ziehen.

Mittwoch, 9. Februar 2011

Drei ??? vs TKKG (Teil 5)

Hier noch ein weiterer Nachklapp zu dem ewigen Kampf zwischen dem kalifornischen Trio und dem deutschen Vierergespann. Dieses Mal ohne große Worte...


Freitag, 4. Februar 2011

Ein Quantum Trost (Quantum of Solace) (2008)

Bond: Daniel Craig
Schurke: Mathieu Amalric (Dominic Greene)
Bond-Girls: Olga Kurylenko (Camille), Gemma Arterton (Strawberry Fields)
Wie oft gesehen: 3 Mal


Ich habe da mal eine Frage: Was ist an den Filmen „Die Bourne Verschwörung“ und „Das Bourne Ultimatum“ eigentlich so toll? Diese Frage erscheint im Moment völlig aus dem Zusammenhang gerissen, aber sie ist essentiell für die Bewertung des bislang letzten Abenteuers von James Bond 007. Und zu diesem Zeitpunkt ist nicht ausgeschlossen, dass es wirklich das letzte Abenteuer bleiben wird, denn die Diskussionen zwischen Produzenten und Studiobossen um die Rechte an der Reihe setzt sich immer noch fort.

Der Grund, weshalb ich diese Frage stelle, ist folgender: Fast jede Minute dieses Films, jede Actionszene, sogar die Kameraführung und die Schnitttechnik weisen darauf hin, dass wir es nicht mit einem Bond-Film zu tun haben, sondern mit einem Abklatsch der neueren Bourne-Reihe. Herrje, sie haben sogar einen der Cutter von „Die Bourne Verschwörung“ angeheuert, und die übrige Crew stammt aus Restbeständen von Regisseur Mark Forsters Team, der vor diesem Film noch nie „einen Mainstream-Film“ gedreht hatte (eigene Aussage). Die Produzenten werden sich etwas dabei gedacht haben, und zwar: „Die Bourne-Filme sind groß im Kommen. Also brauchen wir rasante, hektische Schnitte, unübersichtliche Actionszenen, eine Kameraführung mit diesen schrägen Perspektiven, für die Paul Greengrass so berühmt ist, und eine von allen Seiten gejagte Hauptfigur ohne jegliche Skrupel, der alles und jeden töten, was ihm in die Quere kommt.“ Haben sie bekommen. Der Film nennt sich auf deutsch „Ein Quantum Trost“, aber ähnlich wie bei „Stirb Langsam 4.0“ (der eigentlich „Live Free or Die Hard“ heißt) weigere ich mich, den Film bei diesem Namen zu nennen.

Die Produzenten gehen sogar so weit, sich von den alten Filmen zu distanzieren und unbedingt einen eigenen Bourne-Klon zu erschaffen, dass sie alles auf den Kopf stellen. Die Gunbarrel-Sequenz, die vor jeden Bond-Film GEHÖRT, zeigen sie aus unerklärlichen Gründen ganz am Ende. Es gibt weder Gadgets noch Miss Moneypenny, und jeder einzelne Charakter in diesem Film ist grundsätzlich unsympathisch – und das schließt M und Felix Leiter mit ein! Und jede Actionszene ist aus unmöglichen Perspektiven gefilmt und im Schneideraum zu Hackfleisch verarbeitet worden, das mit halbsekündigen Schnitten auf den Zuschauer einprasselt und mit Sicherheit mehrere Epilepsie-Anfälle ausgelöst haben muss. In manchen Szenen, die dem Editor noch nicht hektisch genug waren, hat er noch hektische Schnipsel eingefügt, die mit der Szene überhaupt nichts zu tun hatten (i. e. das Pferderennen bei der Verfolgungsjagd über die Dächer oder die Opern-Schießerei mit den Opern-Szenen dazwischen).

Dementsprechend brauche ich über die Action nichts mehr zu sagen, denn sie ist so verhäckselt, dass man sie gar nicht erkennen kann. Bleiben also noch Handlung und Darsteller. Die Handlung will oberintellektuell rüberkommen, indem sie an den vorherigen Film anknüpft und eine Geheimorganisation namens „Quantum“ einführt (daher auch der bescheuerte Filmname). Diese Organisation will allerdings im Moment nur die Kontrolle über die Trinkwasserreserven in Ländern der Dritten Welt – welchen Nutzen sie sich davon versprechen, außer einer Möglichkeit, Leute zu erpressen, die nichts besitzen, erschließt sich mir auch nicht. Bond will den Tod von Vesper rächen, weshalb er mehr oder weniger auf eigene Faust loszieht und versucht, diese Verschwörer zu entlarven. Da hat es seine eine neue Tischdame Camille schon leichter mit ihrer Motivation: Sie will sich an einem korrupten bolivianischen General für den Mord an ihrer Familie rächen.

Der Film hat einige wenige Vorzüge: Die Ideen für manche der Actionszenen waren gar nicht so schlecht – es gibt Verfolgungen und Schießereien zu Wasser, zu Land und in der Luft (leider nur alle grottig gefilmt). Die Musik von David Arnold ist wieder klasse; um genau zu sein, sie ist besser als der eigentliche Film (das trifft nicht auf den von Alicia Keys und Jack White verbrochenen Titelsong "Another Way to Die" zu - der zweitschlechteste Titelsong der Reihe!). Und im Gegensatz zu „Casino Royale“ hat „Quantum of Solace“ einen richtigen, feurigen Showdown (der allerdings völlig unlogisch und – natürlich – wieder grottig gefilmt ist). Aber das hilft auch nicht gegen die blasse, nichtssagende Besetzung: Mathieu Amalric hat zuwenig Charisma für einen echten Bond-Schurken, Olga Kurylenko ist als Tischdame uninteressant, und Gemma Arterton als andere Tischdame (die ein von „Goldfinger“ inspiriertes, unschönes Ende findet) hat einen viel zu kurzen Auftritt. Daniel Craig kann ich keinen Vorwurf machen, dass der Film nichts taugt – er spielt konsequent seine Rolle, die er sich in „Casino Royale“ schon aufgebaut hatte, und in einem richtigen Bond-Film würde er wahrscheinlich auch eine gute Figur damit machen.

Ich habe diesen Film schon oft als Beispiel dafür genommen, was mit dem Actionkino des 21. Jahrhunderts nicht stimmt. Anscheinend glauben die Produzenten, die Menschen brauchen unbedingt Hektik und Aufregung in einem Actionfilm – und das erklärt dann die Bourne-Filme, „Quantum of Solace“, „Star Trek 11“ und ungefähr die Hälfte der neueren Tony-Scott-Werke. Meine Frage steht immer noch: Warum? Was habt ihr davon, wenn ihr nicht erkennen könnt, was eigentlich passiert, und euch nach zehn Minuten Dauerbeschuss durch Sekundenbruchteile von Actionszenen die Birne schwirren und ihr kotzen müsstet? Gilt das heutzutage als cool? Für junge Filmemacher, die sich Tony Scott und Paul Greengrass zum Vorbild nehmen, anscheinend schon.

„Quantum of Solace“ ist kein Bond-Film. Auch wenn er die offizielle Lizenz hat; was die Produzenten damit angestellt haben und was sie alles versucht haben, um die Reihe an sich zu reißen und zu ruinieren, hat diesen Film so weit von der ursprünglichen Reihe wegbefördert, dass eigentlich jeder Fan der Reihe das Recht haben müsste, diese Idioten für Copyright-Verletzung zu verklagen. Michael G. Wilson und Barbara Broccoli waren so lange dabei – was haben sie sich nur dabei gedacht? Ich weiß jedenfalls, was ich mir denke: Ich streiche diesen Film aus meinem Gedächtnis, so gut ich kann. Und betrachte die Ankündigungen von Bond Nr. 23, sollte er denn wirklich kommen, mit gesunder Skepsis.

2/10 Punkte

Casion Royale (2006)

Bond: Daniel Craig
Schurke: Mads Mikkelsen (Le Chiffre)
Bond-Girl: Eva Green (Vesper Lynd)
Wie oft gesehen: ca. 5 Mal


Im 21. Jahrhundert sieht die Sache für James Bond etwas anders aus. Oder zumindest für den James Bond, der in diesem Film erst seine Lizenz zum Töten erhält und seinen Dienst als 00-Agent anfängt. Im Grunde will der Film die Vorgeschichte von James Bond erzählen – allerdings in der Jetztzeit, was im Grunde überhaupt keinen Sinn ergibt. Bond ist, wie M es in „GoldenEye“ mal ausdrückte, „ein Relikt des Kalten Krieges“. Also jemand, der seine besten Tage in einer Zeit hatte, als westliche und östliche Geheimagenten noch den dritten Weltkrieg verhindern sollten. 00-Status, Lizenz zum Töten – so etwas passt in die heutige Welt eigentlich nicht mehr.

Und doch gibt es ihn. James Bond, einen absolut eiskalten Killer, souverän gespielt von Daniel Craig. Ein Mann, der ohne eine Gefühlsregung kaltblütig Leute erschießen und fünf Sekunden später mit seiner Tischdame Gespräche führen kann, die an alte Screwball-Komödien erinnern. Ein Schauspieler, der schon vor seinem ersten Auftritt als 007 mehr Feinde hatte als der durchschnittliche holländische Fußballnationalspieler. Aber auch ein Mann, der sich dadurch nicht entmutigen ließ, der sich Timothy Dalton zum Vorbild nahm und einen düsteren, gnadenlosen und tödlichen Geheimagenten verkörpert, wie ihn die Welt noch nicht gesehen hatte. Und der „Casino Royale“ trotz seines zweifelthaften Rufs zu einem Erfolg gemacht hat.

Der Erfolg war allerdings nicht alleine Craigs Verdienst, auch wenn er sich vor seinen Vorgängern nicht zu verstecken braucht. Denn der Regisseur von „Casino Royale“, Martin Campbell, hatte schon mit „GoldenEye“ seine Qualitäten bewiesen und einen Neustart der Reihe ermöglicht – es gab also keinen Grund, es ihn nicht wieder versuchen zu lassen. Und nebenbei trommeln wir auch eine Gruppe hochkarätiger Schauspieler für die Nebenrollen zusammen. Und geben uns nach langer Zeit mal wieder richtig Mühe mit dem Drehbuch.

Heraus kam also „Casino Royale“. James Bond in seinen Anfängen muss sich erst einmal die Lizenz zum Töten verdienen und zum 00-Agent werden, indem er zwei Leute umbringt (passiert in der Prä-Vorspann-Sequenz). Dann forscht er nach einem Netzwerk von Bombenlegern, die von einer geheimnisvollen Person gesteuert werden. Einen erwischt er, muss er aber töten; den zweiten hindert er sogar an einem Anschlag. Und dieser Anschlag kostet Le Chiffre (Mads Mikkelsen, dänischer Top-Schauspieler), einen „Bankier für Terroristen“, einen ganzen Haufen Geld, das er nicht hat. Le Chiffre steht somit auf der Abschussliste eines unnachgiebigen afrikanischen Warlords, und seine einzige Überlebenschance ist ein großes Pokerturnier im „Casino Royale“, wo der Sieger 150 Millionen Dollar gewinnen kann. Bond wird als der beste Pokerspieler im MI-6 hingeschickt und soll Le Chiffre besiegen – damit dieser die Namen der Verantwortliche, für die er arbeitet, preisgibt.

Der Film gliedert sich deutlich in drei Teile. Im ersten Teil steht die Action im Vordergrund, vornehmlich in zwei entscheidenden Szenen: In der ersten verfolgt Bond einen Bombenleger, der sich als ausgebildeter Parcours-Läufer entpuppt und sich über und durch den Rohbau eines Hochhauses jagen lässt. Die zweite Szene ereignet sich am Flughafen von Miami, wo Bond den zweiten Bombenleger davon abhalten muss, einen Tankwagen in ein Flugzeug zu rammen und in die Luft zu jagen. Danach geht es ruhiger zu, denn der Hauptteil des Films dreht sich um das Pokerturnier. Mit von der Partie sind Eva Green als Tischdame Vesper, der Schatzmeisterin des MI-6 – mit der Bond dann diverse lustige Gespräche führt – und Jeffrey Wright, der nun schwarz gewordene Felix Leiter von der CIA. Dieses Pokerturnier ist der Psychoduell-Teil des Films, und er zieht seine Spannung aus der leisen Konfrontation zwischen Le Chiffre und Bond (aufgelockert durch einen Mordversuch und eine Kampfszene im Treppenhaus).

Der dritte Teil jedoch ist der Teil, den sich die Macher hätten sparen sollen. Nachdem Bond gewonnen hat, wird er von Le Chiffre gefoltert, damit er das Geld herausgibt. Le Chiffre wird aber in dieser Szene hinterrücks von einem geheimnisvollen Mr. White ermordet – es gibt also keinen Endkampf zwischen Bond und Oberschurke whatsoever! Bond wird ins Krankenhaus gebracht, verbringt (sehr) viel Zeit mit Vesper und entscheidet sich dann, den Dienst zu quittieren. Doch bevor das passiert, geht die letzte Szene los: Eine Actionszene, die so aufgesetzt und unnötig ist, dass man sich sofort denkt: Aha! Das ist für alle Bond-Fans, die sich am Ende Tod und Zerstörung wünschen. Es geht gegen Gegner, die man nie zuvor gesehen hat, in einer Schießerei, die so uninspiriert wirkt wie das Ende von J. J. Abrams’ „Mission Impossible 3“. Hinzu kommt die völlig unnötige Sterbeszene der bislang sympathischsten Tischdame der gesamten Reihe und ein Cliffhanger am Schluss des Ganzen, der einen nahtlosen Übergang zum nächsten Film garantieren soll.

Das Ironische ist: Der Nachfolgefilm ist entsprechend kürzer, und alles, was nach dem Pokerturnier geschieht, hätte auch problemlos im nächsten Film abgehandelt werden können. Dann wäre a) „Casino Royale“ auch durchgehend gut (wenn man am Ende dem Publikum auch einen passenden Showdown zugestanden hätte) und b) der gesamte Schwachsinn der neuen Filme in „Quantum of Solace“ vereint – zudem hätten beide Filme dann die richtige Länge. „Casino Royale“ ist zu lang, und gerade dieser dritte Akt zieht sich wie ein alter Kaugummi. Aus den zwei Minuten Happy End, die Bond normalerweise mit seiner Tischdame feiert, werden zwanzig Minuten plus das aufgesetzte Action-Ende. Ich hatte damals schon eine Kritik in einem Forum meines Abijahrgangs verfasst und damals auch geschrieben, dass ich mir bei dieser letzten halben Stunde vorkam wie im falschen Film. Das Gefühl hat sich nicht geändert.

Und das ist furchtbar schade. Denn „Casino Royale“ hatte soviel Potential, ein richtig guter Bond-Film auf dem Niveau von „Hauch des Todes“ oder „In tödlicher Mission“ zu werden. Zudem hätte dieser Neuanfang richtig gut klappen können. Unsere Erwartungen dann für eine fragwürdige Drehbuchentscheidung in den letzten 30 Minuten derart zu zerstören, ist unfair! Diese Drehbuchentscheidung war wohl im Sinne der Charakterentwicklung von James Bond, der dadurch viel mehr Tiefe erhalten sollte (was im Grunde der eigentliche Zweck des ganzen Films war). Blöd nur, dass er dadurch den gesamten Film runterzieht. Denn alles Handwerkliche (die Musik von David Arnold, die sorgfältig gefilmten Actionszenen ohne den MTV-Schnickschnack aus dem Vorgänger, die Spannungskurve, die Nebendarsteller) stimmt haargenau. Aber das Schlimme ist, dass das Schlimme erst noch kommt.

6/10 Punkte (9/10 Punkte bis zur letzten halben Stunde)

Stirb an einem anderen Tag (2002)

Bond: Pierce Brosnan
Schurken: Toby Stephens (Gustav Graves), Rick Yune (Zao)
Bond-Girl: Halle Berry (Jinx Johnson)
Wie oft gesehen: 2 Mal und nie wieder


Oh GOTT, ich HASSE diesen Film! Ganz ehrlich! Es war der erste Bond-Film, den ich jemals im Kino sah, und es sollte mich warnen – und nachdem ich diesen Fehler mit „Quantum of Solace“ wiederholt hatte, habe ich beschlossen, nie wieder einen James-Bond-Film im Kino zu sehen. Es ruht kein Segen darauf.

Um es kurz zu machen, es gibt zwei gute Dinge in diesem Film. Insgesamt zwei! Und die sind schnell erzählt: Ein ausuferndes Fechtduell von fünf Minuten zwischen Bond und dem Oberschurken Gustav Graves, erst mit Degen, dann mit Samuraischwertern und zum Schluss mit Langschwertern. Tolle Szene! Und zweitens: Der Auftritt von John Cleese als Q-Nachfolger, der auch einige Anspielungen darauf macht, dass es der 20. Bond-Film ist und wir das Jubiläum irgendwie feiern sollten. Sein Humor rettet einige Minuten des Films.

Das HILFT aber nicht! Hier läuft wirklich alles schief, von einer MTV-Schnitttechnik angefangen, von der die meisten Actionszenen verseucht sind. Der Plot ist absoluter Müll, zusammengeklaut aus anderen Bond-Filmen; Halle Berry als Tischdame ist das absolut hässlichste Stück Ex-Model, das sie dafür nehmen konnten; die übrige Besetzung hat ungefähr soviel Ausstrahlung wie heutzutage diese Teenie-Hackfressen aus der „Twilight“-Reihe (der Oberschurke ist der schlechteste Bösewicht der ganzen Reihe). Und Rosamund Pike, einzige Darstellerin mit auch nur einem Funken Talent und Ansehnlichkeit, ist mit der absolut undankbarsten Rolle ausgestattet worden, die sich der Drehbuchautor hätte ausdenken können: einem mauen Aufguss von Sophie Marceaus „Tischdame wird Böse“ Rolle, mit einer Geheimdienst-Vergangenheit garniert.

Ich stelle mir gerade vor, hätten Halle Berry und Rosamund Pike die Rollen getauscht, wäre der Film um sooo vieles besser gewesen. Aber auch das hätte nicht geholfen gegen einen Plot, der einfach die Laserkanone aus „Diamantenfieber“ klaut, mit der Gustav Graves, Diamantenschürferboss mit Eispalast irgendwo am Nordpol (auch die schwachsinnigste Einrichtung der ganzen Reihe), die entmilitarisierte Zone zwischen Nord- und Südkorea einäschern will. Warum? Nun, es stellt sich heraus, dass Graves in Wirklichkeit ein nordkoreanischer General war, mit dem James Bond in der Prä-Vorspann-szene aneinanderrasselte. Sein Gehilfe Zao, dessen einziges Merkmal ein kahlrasierter und mit Diamanten gespickter Schädel ist, ist zwar nicht der schlechteste Handlanger (den Titel hat immer noch Schnickschnack aus „Der Mann mit dem Goldenen Colt), aber seine große Szene mit einem Auto, das genauso gut gerüstet ist wie Bonds Aston Martin, wird runiert durch die nervige Musikvideo-Ästhetik, die dem ganzen Film zugrunde liegt.

Und was noch nicht vom Schwachsinn regiert wird, wird zugrunde gerichtet durch Halle Berrys Überpräsenz. Nie hat eine Tischdame in einem Bond-Film soviel Screentime erhalten. Sie muss gefühlte zwanzig Mal von Bond aus irgendwelchen Situationen gerettet werden (unter anderem vor einem Laser-Apparat, der sie in Stücke schneiden soll – kommt euch das irgendwie bekannt vor?). Aber ansonsten ist sie eine absolute Powerfrau und James Bond ebenbürtig, wenn nicht sogar überlegen. Die Produzenten hatten sogar angedacht, ihr eine eigene Filmreihe zu geben, auf Grundlage dieser Rolle. Und sie rühmt sich, die erste echte Sex-Szene in einem Bond-Film gedreht zu haben. Mädel, ich sach es dir jetzt mal ganz deutlich: Du bist nicht attraktiv! Du magst dir so knappe BHs anziehen, wie du lustig bist, aber Alice Schwarzer hat mehr Sexappeal als du!

Und es gibt noch mehr: David Arnold, auf den ich sonst so große Stücke halte, hat eine Musik komponiert, die so voller Elektrobeats und unnötiger Computer-Soundeffekte steckt, dass sie mehr Techno als klassische Filmmusik ist. Und der Oscar für den schlechtesten Bond-Titelsong ALLER ZEITEN geht an: Madonna für ihre Dance-Trance-Rumhüpfnummer „Die Another Day“. Nebenbei darf sich Madonna auch im Film selber lächerlich machen und einem weismachen, sie hätte als Fechtlehrerin auch nur ansatzweise was zu bieten. Die Anerkennung sollte dem echten Fechtmeister dieser Szene zugute kommen: Bob Anderson, größter Fechtlehrer Hollywoods. Er hat von Errol Flynn über Darth Vader und den Highlander bis hin zu Aragorn, Captain Jack Sparrow und Antonio Banderas’ Zorro nahezu jeden namhaften Schwertkämpfer in Hollywood-Filmen trainiert und jede wirklich erstklassige Schwertkampf-Szene choreographiert (mit Ausnahme des Showdowns von „Blade“). Und der Mann ist mittlerweile weit über 80 Jahre alt.

„Stirb an einem anderen Tag“ (Mann, sogar der Titel ist Müll!) muss wohl der Film gewesen sein, bei dem die Produzenten erkannt haben, wie sehr sie den Karren erst an die Wand, dann in die Mistgrube gefahren haben. Der durchgestylte Versuch eines Bond-Films für die MTV- und Handy-Generation hat keine eigenen Ideen mehr, klaut von besseren Vorbildern und vermengt alles zu einem widerlichen Brei, der nur für die unter ADHS leidende Zuschauerschaft irgendwie ansprechend ist. Die Actionszenen sind unguckbar, der Editor war anscheinend auf irgendwelchen sinnesstörenden Drogen. Der Drehbuchautor und die Produzenten übrigens auch. Halle Berry ist alleine schon ein Grund, diesen Film zu hassen, aber die restliche Besetzung tut ihr Übriges. Nicht mal die Musik taugt etwas. Ich würde mal sagen: Wer gerne Vin Diesel Filme wie „The Fast and the Furious“ oder McGs „Drei Engel für Charlie“ ansieht, wird mit diesem Film auch keine Probleme haben. Aber jeder echte Bond-Fan sollte seinen Aston Martin nehmen und jede Kopie dieses Films weiträumig umfahren.

2/10 Punkte

Die Welt ist nicht genug (1999)

Bond: Pierce Brosnan
Schurke: Robert Carlyle (Renard)
Bond-Girls: Sophie Marceau (Elektra King), Denise Richards (Christmas Jones)
Wie oft gesehen: ca. 6 Mal


Die Seelenlosigkeit der Bond-Filme aus den Neunzigern, die sich im letzten Film schon angedeutet hatte, hatte sich noch weiter intensiviert. Denn jetzt haben wir nicht einmal mehr einen charismatischen oder schlichtweg überzogenen Oberschurken, sondern vielmehr einen stillen, mit unklarer Motivation ausgestatteten Terroristen namens Renard, gespielt von einem weit unter seinen Möglichkeiten agierdenden Robert Carlyle (einer der großen britischen Schauspieler, die sich von Hollywood fernhalten und nur in der Heimat Filme drehen – und jemand, der sich wahrscheinlich ständig fragt, was er eigentlich hier soll). Und auch wenn hier zum ersten Mal eine besondere Wendung eingesetzt wird (eine Tischdame entpuppt sich später als Böse), so kann auch das nicht die Serie vor einer unaufhaltsamen Talfahrt bewahren.

Man sollte jedoch dankbar für die kleinen Dinge im Leben sein. Desmond Llewelyns letzter Auftritt als Q, zum Beispiel (der nach Abschluss der Dreharbeiten bei einem Autounfall ums Leben kam). Er musste wohl schon geahnt haben, dass seine Zeit sich dem Ende neigt, und so nutzte er diesen Film, um einen möglichen Nachfolger einzuführen: R, gespielt von John Cleese (also bitte, ihr kennt ihn!). Desweiteren ein Widersehen mit Robbie Coltrane in seiner Rolle als Valentin aus „GoldenEye“. Und einige gelungene Actionszenen wie die Bootsjagd durch London in der Prä-Vorspann-Szene, die Ski-Jagd oder der Kampf in Zukovskys Kaviar-Fabrik (mit dem komplett aufgerüsteten Aston Martin).

Nicht jedoch für den hanebüchenen Plot, der sich um eine Öl-Pipeline, die vergangene Entführung einer Milliardärstochter und die Ermordung des Milliardärs im MI-6 Hauptquartier dreht. Renard, der Oberschurke, ist Chef einer Anarchisten-Bewegung, und seine Motive sind ebenso unklar wie seine eigentlichen Ziele – am Ende will er eine nukleare Bombe auf einem U-Boot zünden, wofür auch immer. Die Milliardärstochter entpuppt sich später als ein Opfer des Stockholm-Syndroms (oder Helsinki-Syndrom, für unsere „Stirb Langsam“ Fans) und macht bei der ganzen Sache mit, ist aber im Grunde nichts weiter als eine verzogene, nach Macht gierende dumme Gans. Wäre es anders, und wäre ihre Rolle etwas ernsthafter angelegt gewesen, sie hätte den Titel des ersten weiblichen Oberschurken erhalten können. So müssen wir aber weiterhin darauf warten, dass es mal zum weiblichen M ein böses Gegenstück in einem Bond-Film gibt.

Nebenbei, die Besetzung der wichtigen Rollen ist absoluter Schmarrn. Sophie Marceau, dem französischen Untergrundkino am Ehesten ein Begriff, ist hier hauptsächlich Anschauungsmaterial mit Schmollmund. Und ausgerechnet in diesem Bereich haben sie die zweite Tischdame auch angesiedelt: Denise Richards, Ex-Model und schon eine Fehlbesetzung in „Starship Troopers“, hat einen noch größeren Schmollmund als Marceau – aber auch nur, weil ihre Lippen künstlich aufgespritzt worden sind. Und mal ehrlich: Eine glaubwürdige Atomphysikerin sieht anders aus! Vor allem läuft sie nicht in knappen Oberteilen und Hotpants durch ein von russischen Soldaten bewachtes Lager, wie Miss Richards es in diesem Film tut. Dann kommt noch eine Fülle von Handlangern, Bediensteten und heimlich Intrigen spinnenden Unruhestiftern hinzu, durch die sowieso keiner durchblickt und die auch keinen wirklich interessiert (mal abgesehen davon, dass B-Film-Stammschurken wie Patrick Malahide und Ulrich Thomsen solche Rollen spielen, ohne dass man genug Zeit hat, sie überhaupt zu erkennen). Der größte Schrei ist noch der Chauffeur von Robbie Coltrane, ein dunkelhäutiger Zwerg, der sich schon fast mit seinen Unmengen von Goldkettchen erdrosseln müsste (gespielt von Hip-Hopper Goldie – dazu muss ich nichts mehr sagen).

Es gibt eigentlich nicht viel mehr über diesen Film zu schreiben. Dass der Titelsong von einer Gruppe namens „Garbage“ stammt, ist eigentlich schon bezeichnend. „Die Welt ist nicht genug“ hat zwar noch einen gewissen Unterhaltungswert, aber er ist dank der eher minderwertigen Besetzung und dem schwachsinnigen Plot noch geringer als bei seinem Vorgänger. Insgesamt also ein Film, mit dem man sich zwar berieseln lassen kann, von dem aber nicht allzu viel hängen bleiben dürfte. Seichtes Popkorn-Kino.

Ach ja, nebenbei: „Die Welt ist nicht genug“ ist, wie Fans der Reihe wissen, das Familienmotto von James Bond – bereits erwähnt in der Ahnenforschungs-Szene von „Im Geheimdienst Ihrer Majestät“.

5/10 Punkte

Der MORGEN stirbt nie (1997)

Bond: Pierce Brosnan
Schurken: Johnathan Pryce (Elliot Carver), Götz Otto (Stamper)
Bond-Girls: Teri Hatcher (Paris Carver), Michelle Yeoh (Wai Lin)
Wie oft gesehen: ca. 10 Mal


Wir wollten mal wieder einen Superschurken, der so richtig ein Rad ab hat. Einen, der für den blödesten Grund überhaupt die Welt ins Chaos stürzen will. Einen, der ihn diabolisches Gelächter auszubrechen neigt, wenn irgendwas nach seinem Plan läuft. Und wir bekamen Johnathan Pryce (heutzutage als Gouverneur aus der „Fluch der Karibik“ Reihe bekannt, aber schon vorher commonly known by the übliche Kinopublikum). In seiner Rolle als Medienmogul Elliot Carver will er Schlagzeilen machen, und zwar die größten, die die Welt je gesehen hat. Und wenn China und Großbritannien sich nicht gegenseitig den Krieg erklären wollen, muss man eben etwas nachhelfen – indem man ein britisches Schiff in chinesische Gewässer lockt und dort versenkt. Blöd ist nur, dass er dann mit der Berichterstattung etwas zu fix ist – sein Artikel über ermordete britische Seeleute erreicht den MI-6 noch vor dem Bericht des chinesischen Geheimdienstes. Und das macht Bond ein bisschen stutzig.

Es gilt also, England und China vor dem mit Stealth-Booten und Cruise Missiles ausgerüsteten Medienleuten zu retten (und da sage noch einer, Papparazzi wären nicht aggressiv). Und dazu ziehen wir alle Register in Sachen Action und Darstellern. In Hamburg treffen wir auf Teri Hatcher („Superman“-Serie und „MacGyver“) in Gestalt der Ehefrau des geisteskranken Medienchefs und Götz Otto, der einer langen Tradition blonder, blauäugiger und deutschstämmiger Handlanger mit überragender physischer Kondition nachfolgt. Dann kommt die Zufallsbekanntschaft Michelle Yeoh (asiatischer Star, hat u. a. in „Tiger & Dragon“ mitgewirkt) hinzu, die als chinesische Geheimagentin ungefähr die gleichen Ziele hat wie Bond, nur von der anderen Seite. Es folgt noch ein kurzlebiger Gastauftritt von Vincent Schiavelli (den man fast überall in Film und Fernsehen schon mal gesehen hat, u. a. in „Batmans Rückkehr“) und eine erneute Begegnung mit Jack Wade von der CIA (anscheinend wollten die Macher Felix Leiter durch jemanden ersetzen, der mehr Kalauer bringen und sich mehr wie eine Ami-Dumpfbacke benehmen kann).

Und dann kracht es. In der Prä-Vorspann-Sequenz geht ein kompletter Waffen-Flohmarkt hoch, gefolgt von Flurschäden in Carvers großer Druckerei und einem Parkhaus in Hamburg (endlich darf der vollgerüstete BMW mal richtig ausgefahren werden). Weiter geht es in Vietnam, wo Bond erst mit einem sehr gewagten Fallschirmsprung (dem sogenannten „Halo-Jump“) eine Tauchmission startet und dann unter widrigen Umständen mit seiner chinesischen Kollegen quer durch Saigon hetzen muss – Motorrad-Stunts und Zerstörung eines Helikopters inklusive. Am Ende wird vorher erwähntes Stealth-Boot kunstvoll von der britischen Marine in Stücke geschossen (eine Szene, die den schmerzlich vermissten Massenschlachten aus Lewis Gilberts Bond-Filmen doch recht nahe kommt), und Carver stirbt einen für Bond-Verhältnisse doch recht fiesen Tod.

Es kracht hier wirklich an allen Ecken und Enden. Aber das, so fürchte ich, ist auch eines der Probleme dieser Ära von Bond-Filmen. Denn wo frühere Bonds noch eine gute Balance zwischen Action und Spannung halten konnten, regiert in „Der MORGEN stirbt nie“ die Action und lässt die Spannung auf einem absoluten Minimum. Klar, man will sehen, wie Bond es dieses Mal schafft, aber: Der Plot ist zu offensichtlich, da der Oberschurke überzogen bis zur Lächerlichkeit ist und ein so dermaßen einfältiges Ziel verfolgt, dass man keine Sekunde daran zweifelt, was eigentlich vor sich geht (ein Zustand, den John Glen niemals in seinen Filmen zugelassen hat). Hinzu kommt der stilistische Niedergang: In „GoldenEye“ waren die computeranimierten Effekte in der Unterzahl, hier dominieren sie. Und die Action ist auf den Stil der Neunziger getrimmt und somit überladen mit visuellen Elementen, dass man gar nicht weiß, wohin man gucken soll. Zugegeben, ich mag einen unkomplizierten Actionfilm, und ich will nicht sagen, dass mich dieser Film nicht unterhält. Aber ich fühle mich auch von manchen Filmen mit Steven Seagal unterhalten. Und ein guter Actionfilm ist nicht zwangsläufig auch ein guter Bond-Film.

Positiv anmerken kann ich noch die Filmmusik von David Arnold, dem Hauskomponisten von Roland Emmerich, der seinen Einstand als James-Bond-Komponist feiert und diese Position bis heute hält. Allerdings hat die Sache auch einen Wermutstropfen: Der Titelsong von Sheryl Crow ist nahezu unerträglich, der drittschlechteste Titelsong der gesamten Reihe. Die beiden schlechtesten folgen allerdings noch.

„Der MORGEN stirbt nie“ ist ein reiner Actionfilm. Ein unterhaltsamer, mit Effekten vollgepackter Actionfilm mit der Bond-Lizenz. Mehr allerdings auch nicht. Die Spannung eines Agententhrillers, wie es die Filme von John Glen vorher waren, ist kaum noch übrig – Bond ist weniger Agent als vielmehr Ein-Mann-Armee und Superheld, der wie Indiana Jones vor aussichtslose Situationen gestellt wird und sie überleben soll. Von einem Actionfilm erwarte ich nicht viel mehr, und in dieser Hinsicht finde ich den Film eigentlich ganz gut. Aber als Teil der James-Bond-Reihe hat „Der MORGEN stirbt nie“ versagt.

7/10 Punkte

GoldenEye (1995)

Bond: Pierce Brosnan
Schurken: Gottfried John (General Ourumov), Sean Bean (Alec Trevelyan), Famke Janssen (Xenia Onatopp)
Bond-Girl: Izabella Scorupco (Natalya Simonova)
Wie oft gesehen: zähl schon gar nicht mehr


Nach dem letzten Abenteuer von 007 gab es eine lange Sendepause. Schuld daran war wohl ein Streit um die Rechte der Filmreihe, denen unter anderem John Glen als Regisseur nach fünfmaliger guter Arbeit und Timothy Dalton als Hauptdarsteller zum Opfer fielen (letzterer hatte nach fünf Jahren Wartezeit einfach keine Lust mehr). Und so wurde jemand ins Boot geholt, den sie schon vor Jahren als James Bond im Auge hatten: Pierce „Remington Steele“ Brosnan.

Und fast hatten sie es schon am Anfang von „Im Angesicht des Todes“ angekündigt: Was würde passieren, wenn jemand im Orbit direkt über Großbritannien eine Atombombe zündet? Der elektromagnetische Impuls würde alle elektrischen und elektronischen Systeme lahmlegen. Eine gute Idee, fanden die Russen damals, und plazierten als Erstschlagswaffe zwei als „GoldenEye“ betitelte Satelliten mit Kernwaffen im Orbit. Doch dann ging der Kalte Krieg vorbei, und die Kontrolle über diese Satelliten landet in den Händen der Verbrecherorganisation Janus (nicht zu verwechseln mit SPECTRE). Der Chef dieser Organisation, ehemaliger 00-Agent und Sohn verräterischer Eltern, will sie gegen sein altes Heimatland England einsetzen, nachdem er dort mehrere wichtige Konten geplündert hatte. Blöd nur, dass sein alter Partner James Bond hinter dem Kampfhubschrauber her ist, den er vorher mal gemopst hatte.

„GoldenEye“ war der erste Bond-Film, den ich mir auf DVD geholt habe (allerdings nur, weil ein weiterer dummer Rechtsstreit verhindert hatte, dass „Der Hauch des Todes“ rechtzeitig auf DVD rauskam). Das sollte eigentlich schon alles darüber sagen, was ich von dem Film halte. Die Prä-Vorspann-Szene mag zwar unplausibel sein (Bond springt von einer Klippe einem abstürzenden Flugzeug hinterher und zieht es noch rechtzeitig wieder hoch), aber die übrigen Szenen entschädigen dafür. Sankt Petersburg erhält Flurschäden durch eine Verfolgungsjagd im Panzer, ein Autorennen zu Beginn weckt Erinnerungen an die „Need for Speed“ Computerspiele, und die Basis von Janus, in der das Finale stattfindet, wird so kräftig zerdeppert, dass Michael Bay seine helle Freude daran hätte. Wiederum, es sind nur recht wenige Actionszenen in diesem Film. Dafür sind sie um so länger – die Jagd in Sankt Petersburg fängt im KGB-Lager an mit einer großen Schießerei, dann kommt der Panzer, dann eine Konfrontation in einem Raketenzug. Auch die Zerstörung der feindlichen Basis und der Showdown auf der Spitze der Satellitenschüssel (persifliert in „Cable Guy“ mit Jim Carrey) zieht sich über gute zehn Minuten. Dem Auge wird auf jeden Fall was geboten.

Das trifft allerdings auch auf die Darsteller zu. Die Tischdame wird zwar von der relativ unbekannten Izabella Scorupco gespielt (die ansonsten nur durch „Herrschaft des Feuers“ zu zweifelhaftem Ruhm gelangte), aber die übrige Besetzung ist erstklassig: Sean Bean als ehemaliger 006 und späterer Verbrecherboss liefert endlich einen von vornherein ebenbürtigen Gegner für James Bond, und mit seiner Erfahrung in anderen Schurkenrollen (und das war noch vor seiner Zeit als Boromir in „Herr der Ringe“) kann er in Sachen schurkische Gesichtsausdrücke und Rhetorik punkten. Gottfried John ist auch nicht übel (also für einen deutschen Schauspieler), spielt nach dem „Octopussy“-General den zweiten sowjetischen Befehlshaber am Rande des Wahnsinns. Und Famke Janssen, bekannt durch zahlreiche viefältige Rollen wie in „Faculty“, „Octalus“ oder „Sag kein Wort“, ist mal ein richtig guter weiblicher Handlanger. (Lotte Lenya war trotzdem besser, sah nur nicht so gut aus).

Ach ja, nebenbei sind es die Neunziger, was einiges an Änderungen mit sich bringt: Der Chef des MI-6 ist jetzt eine Frau (Judi Dench) und wird es auch eine Weile bleiben; Bond hat nun neue Freunde bei der CIA (namentlich Jack Wade, gespielt von Joe Don Baker – dem Fiesling aus „Der Hauch des Todes“) und bei einem russischen Verbrechersyndikat (namentlich Valentin Zukovsky, gespielt von Robbie „Hagrid“ Coltrane). Und ein Ex-Jane-Austen-Darsteller und späterer „Spy Kids“ Schurke namens Alan Cummings darf hier einen russischen Computerfreak spielen.

Kommen wir nun zu den Schwachpunkten, die leider vorhanden sind, obwohl „GoldenEye“ in meinen Augen der letzte wirklich gute Bond-Film war: Puristen mag es stören, dass Bonds neues Auto ein BMW ist. Mich stört eher, dass Bewaffnung und Ausrüstung des BMW von Q beschrieben wird, aber nie zum Einsatz kommt (Bond fährt das Auto so gut wie gar nicht). Dann noch die Tatsache, dass sie aus dem Finale eine Massenschlacht hätten machen können, aber die Soldaten erst am Ende auftauchen, wenn alles längst in Trümmern liegt. Aber der größte Schwachpunkt in meinen Augen ist die Musik, komponiert (wenn man das so nennen kann) von Luc Bessons Hausmusiker Eric Serra. Ich mag ja kleinlich sein, aber dieses Turntable-Gewurschtel und Platten-Zerkratzen hat in einem James-Bond-Abenteuer nichts verloren. Und warum zum Teufel vergibt man den Job, eine Filmmusik für das größte Franchise Großbritanniens zu schreiben, an einen verfluchten Franzosen? Da hilft es auch wenig, dass Tina Turner den Titelsong singt – auch wenn „GoldenEye“ der letzte gute Titelsong in dieser Reihe ist (abgesehen vom eher akzeptablen „You Know My Name“ für „Casino Royale“).

Verschmerzen kann man dies allerdings leicht. „GoldenEye“ entstand in einer Zeit, in der das Actionkino einen anderen Stil entwickelte – in den späten Neunzigern kamen Michael Bay und Roland Emmerich richtig raus, und Jan de Bont entwickelte sich vom Kameramann zum Regisseur zweier wirklich guter Filme. Auch „GoldenEye“ passt in dieses Zeitalter - mit computeranimierten Effekten, einer von „Stirb Langsam 2“ geklauten Schleudersitz-Szene und einer Tendenz, alles in die Luft zu jagen, was auch nur ansatzweise explodieren kann. Ein Stil, der sich sehr von den schon fast altmodisch anmutenden Filmen der Dalton- und Moore-Ära abhebt und den die Produzenten noch für einige weitere Filme verfolgen sollten. Also namentlich für zwei.

Jedenfalls ist „GoldenEye“ der Anfang der neuen und letzten richtigen Bond-Ära – nicht nur mit Pierce Brosnan am Start, sondern die letzten klassischen Bonds mit typischen Oberschurken und ihren eiskalten Handlangern in ihren geheimen Operationsbasen, und allesamt gehen sie am Ende des Films zum Teufel. Und für Brosnan war dieser Einstieg nicht schlecht – eine Horde sehr guter Gegenspieler, gute Action, ein Plot in der Mitte zwischen Verschwörung und etwas weit hergeholter Bedrohung, quasi die Verquickung von ernsten und unernsten Filmen der Moore-Ära. Dieser Film ist einer von den großen. Und leider auch der letzte große Bond-Film.

9/10 Punkte

Lizenz zum Töten (1989)

Bond: Timothy Dalton
Schurke: Robert Davi (Sanchez)
Bond-Girls: Talisa Soto (Lupe), Carey Lowell (Pam Bouvier)
Wie oft gesehen: ca. 6 Mal ungeschnitten, 3 Mal geschnitten


Von allen Filmen dieser Reihe (wie gehabt: abgesehen von den letzten beiden) hat dieser Film die hervorstechendsten Merkmale. Er ist der einzige Bond-Film, der hierzulande ungeschnitten nur nach 22 Uhr gesendet werden darf, hat als Einziger ganz offiziell eine FSK 16 Freigabe – und das völlig zurecht. Dieser Film ist mit seiner Gewaltdarstellung und wirklich perfiden Morden der brutalste Film der ganzen Reihe.

Er sticht auch durch die Bond-untypische Handlung hervor. Denn Bond arbeitet dieses Mal nicht im Auftrag Ihrer Majestät, nein! Er verlässt sogar den Geheimdienst, seine Lizenz zum Töten wird ihm entzogen, und sein einziges Ziel ist Rache für seinen Freund Felix Leiter, dem man in seiner Hochzeitsnacht übel mitgespielt hatte. Sein Ziel ist ein südamerikanischer Drogenboss mit Namen Sanchez (den Schauspieler Robert Davi kennt man auch aus anderen Filmen, u. a. „Stirb Langsam“, „Action Jackson“, „Predator 2“ etc.). Der hat sich nach seinem Ausbruch aus dem Gefängnis, nach einer spektakulären Festnahme in der Luft (Prä-Vorspann-Szene), in seiner eigenen Stadt eingeigelt und bereitet dort einen gewaltigen Verkauf von Heroin vor. Bond macht sich von Florida aus auf den Weg, ihm das Handwerk zu legen – und ihm nebenbei noch ein paar Kugeln für Felix und seine verstorbene Frau reinzujagen…

Doch auch in diesem Fall steht er nicht völlig alleine da: Q ist wieder mit von der Partie (auch mehr oder weniger auf Urlaub), und seine eine Tischdame ist eine CIA-Agentin, die mit Felix zusammengearbeitet hatte, um Sanchez vier Raketen abzujagen, die er für Terroranschläge verwenden will. Die andere Tischdame ist, wie gehabt, eine Freundin des Bösen – hat aber ein bisschen mehr Verstand als die anderen Damen dieses Kalibers. Dafür können sich seine Gegenspieler sehen lassen: Auf Seiten des Bösen sind Anthony Zerbe (bereits Nebenrollen in „Star Trek – Der Aufstand“, „Der Omega-Mann“ und der „Matrix“-Reihe) und Oscar-Preisträger Benicio del Toro („The Wolfman“, „Fear and Loathing in Las Vegas“, „Che“) tätig. Nebenbei haben sie es auch noch geschafft, Frank McRae (ewig schreiender Polizeichef aus „Last Action Hero“ und „Loaded Weapon“), den „Mortal-Combat“ Bösewicht Cary-Hiroyuki Tagawa und die Vegas-Legende Wayne Newton unterzubringen.

Was die Action angeht, wird dieses Mal etwas kürzer getreten. Natürlich gibt es noch großartige Szenen (Tauchszene mit anschließender Eroberung eines startenden Wasserflugzeugs – Robert Davi kann es selbst nicht glauben, als ihm das erzählt wird – sowie die berühmte Zerstörung der vier Tanklastwagen am Schluss). Aber dieses Mal ist es wirklich ein Thriller, und es geht um Rache. Ähnliche Filme gibt es heutzutage zuhauf, von „Der Graf von Monte Christo“ bis hin zum wenig beliebten „The Punisher“. Bond nutzt nämlich seine Finesse, seine Gegner gegeneinander auszuspielen und sich bei seinem Feind einzuschleichen, der allerdings auch ziemlich blauäugig auf seine geflüsterten Ratschläge eingeht. Und während Sanchez seine eigenen Leute dezimiert, hat Bond nicht viel mehr zu tun, als seine Verfolger vom MI-6 loszuwerden, die ihn nach seinem Rücktritt wieder unter ihre Kontrolle bringen wollen. Dementsprechend gibt es weniger Verfolgungsjagden als viel mehr Geschleiche und gut durchdachte Intrigen. Aber am Ende kracht es noch mal richtig.

Und abgesehen von diesem untypischen Plot gibt es keinen Makel an diesem Film. Darsteller sind top, Musik ist oberste Liga (komponiert von Michael Kamen, dem man auch die Musik zu „Lethal Weapon“, „Stirb Langsam“, „Highlander“ und „Robin Hood – König der Diebe“ sowie das Metallica-Album „S&M“ verdankt), Action ist gut und die Handlung ist spitze. Und wenn viele jetzt sagen, dass „Quantum of Solace“ mit Daniel Craig genau die gleiche Geschichte erzählt: Ja, aber dieser hier ist besser!

10/10 Punkte

Der Hauch der Todes (1987)

Bond: Timothy Dalton
Schurken: Joe Don Baker (Whitaker), Jeroen Krabbé (Koskov), Andreas Wisniewski (Necros)
Bond-Girl: Maryam D’Abo (Kara)
Wie oft gesehen: zähl schon gar nicht mehr


„Der Hauch des Todes“ war schon immer mein Lieblingsfilm dieser Reihe gewesen. Der beste Bond-Darsteller, den es je gab (ja, ich weiß – es gab da viele Diskussionen darüber), tolle Actionszenen, John-Rhys Davies (Gimli aus „Herr der Ringe) als KGB-Chef, John Barrys letzte Arbeit als Komponist der Filmmusik (und ein krönender Abschluss, auch wenn Synthies nicht jedermanns Sache sind) und die allgemeine Atmosphäre mit der richtigen Mischung aus Thriller und Action. Aber bei näherer Betrachtung, und im Vergleich zu den anderen Filmen der Reihe, kann ich nicht behaupten, dass es der beste Bond-Film ist.

Es ist paradox, aber: Nicht der beste Bond, trotzdem mein Lieblingsfilm? Das muss ich näher erklären.

Der Plot ist ziemlich klasse, weil er zwar ungefähr so kompliziert ist wie der von „Octopussy“, aber in sich schlüssig ist: Bei einer Übung wird ein 00-Agent ermordet (004), und es wird ein Hinweis auf ein großangelegtes Mordkomplott des KGB gegen westliche Agenten gefunden. Bond kann den Attentäter zwar zur Strecke bringen (Prä-Vorspann-Actionszene von gewohnt hoher Qualität), wird dann aber auf den Chef des KGB angesetzt, der wohl hinter der ganzen Sache steckt. In der Zwischenzeit verhilft er einem russischen General zum Überlaufen – der wird allerdings von den Russen gleich wieder zurückgeholt. Dass der General in Wirklichkeit der Böse ist und mit einem Waffenhändler, der die Russen beliefern soll, einen Diamanten-Opium-Deal vorbereitet, kommt erst später raus.

Auf männlicher Seite haben wir eine makellose Besetzung: Joe Don Baker hat hier eine Rolle als Bösewicht, spielt aber an Brosnans Seite später einen Helfer der Guten. Hier hat er Ähnlichkeit mit Goldfinger (figürlich und charakterlich), bringt aber noch die Mängel an Moral und Skrupel rein, die seine Figur eines gescheiterten Militäroffiziers und späteren Waffenhändlers richtig formen. Jeroen Krabbé war mal der Bösewicht in der Kinofassung der Serie „Kimble auf der Flucht“, und hier spielt er einen richtig unsympathischen, anderen in den Rücken fallenden Sowjet-General mit süffisantem Lächeln. Als Handlanger ist Andreas Wisniewski (einer der wenigen echten Deutschen in Alan Rickmans Terroristentruppe aus „Stirb Langsam“), ein Ostblock-Killer mit durchaus kreativen Mordmethoden, mit von der Partie. Auf der guten Seite John-Rhys Davies (schon erwähnt) und Art Malik als Anführer der Mujahadin (damals waren die Afghanen allgemein noch die guten!)

Auf weiblicher Seite haben wir nur eine nennenswerte Person, und diese ist der größte Schwachpunkt des Films: Cellistin Kara Milovy, gespielt von Maryam D’Abo. Nachdem die letzten fünf Tischdamen von James Bond etwas Konstruktives zum Plot und der Weltrettung beitragen konnten (Agentin, Astronautin, Archäologin, Anführerin eines Wanderzirkus und Diplom-Geologin), beschränkt sich die Mithilfe dieser Frau auf die Tätigkeiten, für die ich schon Mary Goodnight in „Der Mann mit dem Goldenen Colt“ gehasst habe: Mehr zufällig kurz mal das Richtige tun und ansonsten weniger Intelligenz besitzen als das Cello, auf dem sie rumfiedelt. Aber sie muss ja nicht viel machen, denn ihr größter Charakterzug erinnert an die Connery-Ära: Sie ist die Freundin des Bösewichts. Und wird von James Bond umgarnt.

Nun zur allgemeinen Action im Film: Höhepunkte sind die Verfolgungsjagd vor dem Vorspann, eine Autojagd mit einem aufgerüsteten Aston Martin mit anschließender Ski-Verfolgung, eine kurze Verfolgung über die Dächer von Tanger und eine längere Massenschlacht in Afghanistan plus einem Zweikampf an Bord eines Flugzeugs (und ein wenig außerhalb, auf einem in der Luft hängenden Frachtsack). Dagegen ist der Endkampf gegen den Waffenhändler (den man in dieser Form glatt in ein Computerspiel packen könnte) noch relativ harmlos.

Ich mochte Dalton als Schauspieler schon immer gerne. Sei es als Prinz Barim in „Flash Gordon“, als Nazi-Agenten in „Rocketeer“ oder als bösen Supermarkt-Chef in „Hot Fuzz“. James Bond war das Beste, was ihm passieren konnte – und er konnte endlich zeigen, dass ein ernster Bond möglich war und einen guten Film machen konnte. Viele Leute sind der Meinung, Daltons Interpretation von James Bond käme der Romanfigur von Ian Fleming näher als die von allen bisherigen Darstellern. Nur Daniel Craig konnte noch näher an dieser Vorbild heranreichen. Was diesen Film angeht, war Dalton die perfekte Besetzung für die Rolle. Zwar war das Drehbuch noch ein wenig auf Roger Moore zugeschnitten (von dem die Produzenten hofften, dass er sich nochmal überreden ließ, mitzumachen), aber abgesehen von ein paar launigen Dialogzeilen war Daltons Bond düsterer, kälter und tödlicher als seine Vorgänger.

Also, hätten sie eine bessere Tischdame gefunden, wäre mir der Film 10 Punkte wert gewesen. Mit diesem Manko jedoch bleiben noch die übrigen, bereits genannten Vorzüge: Tolle Nebendarsteller, erstklassige Action, ein noch beim 20. Mal spannender Plot und natürlich der beste Hauptdarsteller, den diese Reihe jemals hatte.

9/10 Punkte

Im Angesicht des Todes (1985)

Bond: Roger Moore
Schurken: Christopher Walken (Zorin), Grace Jones (May Day)
Bond-Girl: Tanya Roberts (Stacey)
Wie oft gesehen: ca. 10 Mal


Es gibt einen neuen Mikrochip. Speziell entwickelt, dem elektromagnetischen Impuls (EMP) einer explodierenden Atombombe zu widerstehen und somit der sowjetischen Erstschlagswaffe „GoldenEye“ (wird zwar nicht so benannt, aber genau so erklärt) entgegen zu wirken. Entwickelt von einer Firma, die in den Händen eines französischen Geschäftsmannes liegt, über den der Geheimdienst recht wenig weiß. Bislang noch harmlos, aber: Bonds Souvenir von der Fundstelle eines toten 00-Agenten (003) ist ein solcher Chip, und der tote Agent hatte ihn von den Russen. Arbeitet Zorin Industries für den Ostblock? Um das herauszufinden, muss Bond zu Max Zorin, sich als Pferdeinteressent ausgeben und schließlich verhindern, dass durch ein künstliches Erdbeben Silicon Valley im Meer versinkt.

Aus diesem Film kann man sehr viel mitnehmen. Die Rhetorik von Christopher Walken bei seinem Vortrag über den Plan, die Konkurrenz seiner Mikrochip-Firma auszulöschen (Hommage an „Goldfinger“), habe ich manchmal für Vorträge in der Schule und an der Uni übernommen. Die deutsche Synchronfassung hat sich wieder selbst übertroffen, mit drei Stimmen der Serie „Alf“ (Roger Moore, Lois Maxwell als Moneypenny und die Tischdame Tanya Roberts) und einem Aufeinandertreffen von Roger Moores Stimme mit der üblichen Synchronstimme von Sean Connery (dieses Mal verliehen an Patrick MacNee als kurzlebiger Helfer). Alleine die Besetzung der Nebenrollen: Patrick MacNee war früher Hauptdarsteller in „Mit Schirm, Charme und Melone“ (womit er es nach seinen Kolleginnen Honor Blackman und Diana Rigg in die Bond-Reihe geschafft hat); Tanya Roberts war früher mal „Engel für Charlie“; Alison Doody war Gespielin von Indiana Jones in „Der letzte Kreuzzug“ und spielt hier eine Gehilfin des Bösen… und ist das nicht Dolph Lundgren? Er ist kurz im Bild zu sehen als Muskel im Anzug, Leibwächter von General Gogoll.

Aber der Höhepunkt ist Christopher Walken als Oberschurke. Und es ist erstaunlich, denn seine Fans erwarten ja grundsätzlich eine exzentrische bis völlig durchgeknallte Performance. Hier gibt er sich allerdings sehr zurückhaltend, zivilisiert, spielt aber offiziell einen waschechten Psychopathen (was bei ihm eigentlich auch nur am Ende durchbricht). Man merkt in so ziemlich jeder Minute seines Auftritts, welchen Spaß er hatte. An seiner Seite spielt Grace Jones sowohl zeitweilige Tischdame von Bond als auch oberste Handlangerin – seit „Im Geheimdienst Ihrer Majestät“ die erste weibliche Handlangerin, und dieses Mal eine, die auch im Nahkampf zuhauen kann. Jones ist allerdings Geschmackssache und stößt bei einigen meiner Bekannten und Verwandten auf wenig Gegenliebe. Da hilft es auch nicht, zu sehen, auf welche Weise sie am Ende aus dem Leben scheidet.

Und wieder einmal hatte John Glen ein Gespür für sowohl Action als auch Spannung. Zugleich ist es einer der brutalsten Bond-Filme, die ich bis dahin gesehen hatte (nur übertroffen von „Lizenz zum Töten“, ebenfalls von Glen gedreht). Eine Reihe fieser Mordszenen und Mordversuche (Unterwasserturbine, Molotov-Cocktails im Fahrstuhl) werden unterbrochen von wenigen, dafür sehr eindrucksvollen Actionszenen an noch eindrucksvolleren Drehorten. Die Prä-Vorspann-Szene versetzt uns wieder auf die Ski-Piste, allerdings dieses Mal mit sehr viel mehr Schießerei und einer Hubschrauber-Szene, die mich doch sehr an „Liebesgrüße aus Moskau“ erinnert. Dann eine Jagd auf dem Eifelturm mit anschließendem Fallschirmsprung und Autoverfolgung (wobei hier wieder komische Elemente zum Einsatz kommen). Eine Jagd durch das nächtliche Los Angeles mit einem Feuerwehr-Truck. Ein bis zwei flotte Faustkämpfe. Und dann die abschließenden Szenen, dieses Mal leider ohne Massenschlacht, dafür aber mit einem Zweikampf hoch oben auf der Golden Gate Bridge. Wow!

„Im Angesicht des Todes“ ist einer der düstersten Bonds der Reihe. Die Tendenz geht zu immer mehr Ernsthaftigkeit, dass sogar Roger Moore wenig Gelegenheit hat, laxe Sprüche vom Stapel zu lassen. John Barry hat als Filmkomponist wieder ganze Arbeit geleistet und sich selbst übertroffen – die Filmmusik ist eine seiner besten. Und auch der Titelsong von Duran Duran, wochenlang auf Platz 1 der UK-Charts, ist ein Höhepunkt der Reihe. So fällt es einem schon echt schwer, dem Film irgendwelche Schwächen anzukreiden. Doch leider gibt es sie: Der Charakter von May Day, der zum Einen völlig überzogen ist und das Bild anabolikagestärkter Mannweiber wiedergibt, und zum Anderen ein ziemlich unbefriedigendes Ende findet. Und Tanya Roberts gibt sich zuweilen arg dusselig. Aber hey – Christopher Walken spielt den Oberschurken! So schlecht kann der Film gar nicht sein.

Ist er auch nicht – „Im Angesicht des Todes“ ist wieder ein Spitzenfilm mit seiner sehr hohen Spannungskurve, exzellentem Gegenspieler, einfallsreichen Actionszenen und bis auf wenige Ausnahmen gut besetzten Nebencharakteren. Die Spannung kann bisweilen schon fast ins Gruselige gehen, von daher sollte man besser keinen launigen Actionfilm erwarten. Dieser Film ist ein gutes Beispiel dafür, was man unter einem „Actionthriller“ zu verstehen hat.

9/10 Punkte

Octopussy (1983)

Bond: Roger Moore
Schurken: Steven Berkoff (General Orlov), Louis Jourdan (Kamal Khan)
Bond-Girl: Maud Adams (Octopussy)
Wie oft gesehen: ca. 5 Mal


Es kann durchaus auch mal Ausrutscher geben. Gerade bei sonst souveräne Leistung abliefernden Leuten wie Regisseur John Glen. Und dabei ist „Octopussy“ nicht wirklich schlecht – aber eben auch nicht besonders gut. Und es ist schwer zu sagen, was die Ursache dafür ist.

Immerhin spielt dieser Bond-Film teilweise in Deutschland, hat gleich zwei Oberschurken nebst Handlangern zu bieten, hat eine sehr gute Prä-Vorspann-Sequenz und gute Actionszenen… und trotzdem, irgendwas stimmt nicht. Die Actionszenen, obwohl kreativ, sind nicht so flott wie sonst, ausgenommen die Endschlacht. Zwischen der Action gibt es viel Leerlauf, und obwohl die Geschichte eine stetig ansteigende Spannungskurve verspricht, verzettelt sie sich doch an ein bis zwei Stellen. Und vielleicht liegt es daran, dass der Film dieses Mal zuviel zeigen will.

Es fängt an mit einem toten Agenten (soviel ich weiß: 009) im Clownskostüm – und einem Fabergé-Ei. Dieses kostbare Kleinod wird bei der Leiche gefunden und entpuppt sich als Fälschung. Auf einer Auktion will Bond herausfinden, wer an diesem Ding interessiert sein könnte und stößt auf die Spur von Prinz Kamal Khan. Was ihn wiederum nach Indien führt. Gleichzeitig plant der durchgeknallte Sowietgeneral Orlov, der den dritten Weltkrieg am Liebsten gleich hinter sich bringen würde, die Provokation der Westmächte, indem er einen Atomsprengkopf auf einer Basis in West-Berlin zünden will. Irgendwie laufen beide Stränge zusammen, und mit von der Partie ist die geheimnisvolle Octopussy und ihr fast nur aus Frauen bestehender Wanderzirkus.

Und wie die Fäden genau zusammenlaufen, weiß ich trotz mehrmaligem Ansehen nicht mehr. Zuerst ist Bond meistens in Indien unterwegs, ärgert Khan und seinen Handlanger Gobinda, macht eine Verfolgunsjagd über einen indischen Markt und eine durch den Dschungel mit und landet irgendwann auf Octopussys Palastinsel. Später findet er heraus, dass Khan, Orlov und die Handlanger (u. a. ein messerwerfendes Zwillingspaar, gespielt von echten Zwillingsbrüdern) einen Zarenschatz in einem Eisenbahnwaggon verstecken, den Waggon mit einem ähnlichen austauschen, in dem die Atombombe tickt… ach, vergiss es doch! Bond muss von einem Punkt zum anderen hetzen, und natürlich schafft er es in letzter Sekunde, vor den Augen eines tobenden Zirkuspublikums und im Clownskostüm, die Bombe zu entschärfen. Von dem Fabergé-Ei am Anfang redet bis dahin keiner mehr.

Jedenfalls: Actionszenen. In der Prä-Vorspann-Szene lässt sich Bond in einem Mini-Jet von einer Luftabwehr-Rakete auf Kuba jagen – wie gesagt, sehr gute Szene. Dann jedoch die zwei eher wenig spektakulären Verfolgungsjagden. Auf dem Markt in Indien ist noch ein bisschen was los, auch wenn die Macher hauptsächlich Inder- und Fakir-Klischees bedienen. Im Dschungel jedoch ist endgültig die Luft raus, denn gejagt von Elefanten und bedroht von der einheimischen Tierwelt schleicht Bond mehr, als das er rennt, und trotz des gewaltigen Materialaufwandes liegt diese Szene nur knapp über der Qualität von „Feuerball“. Eindrucksvoller ist da schon der Kampf gegen die Mietkiller auf der Palastinsel, von denen einer mit einer Jojo-Säge ausgerüstet ist (ein fieses Teil, welches er vorher an einem Gehilfen von Bond ausprobiert). Die Zwillingsbrüder mit den Messern kriegen auch eine Gelegenheit zum Kampf, aber das ist schnell abgehandelt. Und auf einem amerikanischen Stützpunkt in Berlin macht Bond wieder komische Sachen mit seinem Auto (dieses Mal allerdings ein Serienmodell ohne Qs Nachbesserungen). Gegen Ende dreht der Film nochmal auf. Khans Festung wird vom Wanderzirkus überrannt, wobei diese Massenschlacht eigentlich die lächerlichste der ganzen Reihe ist. Kurz darauf eine Verfolgungsjagd zu Pferd und ein Kampf in und auf einem Flugzeug in der Luft.

Die Darsteller: Maud Adams kennt man aus „Der Mann mit dem Goldenen Colt“, allerdings ist ihre Rolle hier etwas anders angelegt. Neben einer Hintergrundgeschichte inklusive ermordetem Vater trägt sie die Verantwortung für die vielen Frauen, die zu ihrer Insel für Schulung und Meditation kommen (wohl eher für lesbische Aktivitäten, wenn ihr mich fragt – und Männer sind auf der Insel unerwünscht). Ich weiß auch nicht, ob es an der Adams selber liegt, aber trotz gutem Aussehen fehlt es Octopussy entschieden an Ausstrahlung. Louis Jourdan ist eigentlich der Haupt-Bösewicht, aber als indischer Prinz mit eigenem Palast und viel Reichtum frage ich mich, was eigentlich seine Motivation bei der ganzen Sache ist. Bei dem anderen Schurken General Orlov, gespielt von der miesen Ratte aus „Beverly Hills Cop“ und „Fair Game“, ist es schon klarer: Fanatischer Patriotismus und Kriegshunger. Er will Europa mit seinen Panzertruppen überrennen und somit die Sowjetunion retten – und da muss General Gogoll selbst eingreifen und das Schlimmste verhindern.

Ich meckere zwar viel über diesen Film, aber das ist Kritik auf hohem Niveau und eine Folge des Vergleichs zu den anderen Filmen von John Glen, die durchweg spitze sind. „Octopussy“ ist seichter, hat weniger Tempo und verzettelt sich in einigen überzähligen Handlungssträngen, bei denen man befürchten muss, dass der Drehbuchautor der Aufgabe wohl einfach nicht gewachsen war. Aber trotzdem sind originelle Actionszenen mit dabei, und ein gewisses Maß an Unterhaltung kann man erwarten. Insesamt also gehobener Durchschnitt.

7/10 Punkte

In tödlicher Mission (1981)

Bond: Roger Moore
Schurke: Julian Glover (Kristatos)
Bond-Girl: Carole Bouquet (Melina)
Wie oft gesehen: zähl schon gar nicht mehr


„Vergeben Sie mir, Vater, denn ich habe gesündigt.“ „Das ist noch ausgesprochen milde ausgedrückt, 007.“ Und damit willkommen in den Achtzigern – und in einer neuen Ära des Bond-Films, die mit den vorangegangenen Filmen seit „Man lebt nur zweimal“ einige Traditionen bricht. Diese Filme sind ernster, realistischer – sie behandeln den Kalten Krieg und nicht den Kampf gegen Superschurken, die die Welt erobern wollen. Sie versuchen, die Tricks und Ideen von James Bond in realistischen Szenarien einzusetzen, und sie haben damit auch durchaus Erfolg. Denn dieser neue Bond, zum ersten Mal gedreht von John „Vorher nur zweite Geige“ Glen, dem wir ab da vier exzellente Bond-Filme – und „Octopussy“ – verdanken, ist ein weiterer Meilenstein der Moore-Ära und der Bond-Reihe allgemein.

Auch wenn wieder viel Action zu erwarten ist, gehen die neuen Bonds, angefangen mit „In tödlicher Mission“ einen gewaltigen Schritt in Richtung Thriller. Es gibt viel mehr Bedrohungen, brutale Morde, skrupellose Handlanger als vorher. Und das Schicksal der Welt hängt nicht alleine davon ab, den Oberschurken zu stellen, sondern auch die Hintergründe zu begreifen – und abgesehen davon muss der Schurke erst gefunden werden.

Auslöser dieses Abenteuers ist ein versunkenes britisches Spionageschiff, das ungünstigerweise auf eine Seemine aufgelaufen ist (alleine diese Szene ist heftig, gemessen am damaligen Maßstab und den vorherigen Bond-Filmen). Dieses Schiff hatte einen Computer namens A.T.A.C. an Bord, mit dem man das britische Nuklearwaffenarsenal kontrollieren konnte. James Bond soll den Computer bergen oder zerstören, bevor ein anderer es tut. Daraufhin gerät er in eine alte Blutfehde zwischen zwei Schmugglerbossen, einen Rachefeldzug der Tischdame – sie will ihre Eltern rächen, die am Anfang des Films auf dem Deck ihres eigenen Schiffes gelöchert wurden – und ins Visier von psychopathischen Mördern, Biathleten aus Ostdeutschland und einer jungen Eiskunstläuferin, die zu gerne mal ein Bond-Girl wäre… „Mein Onkel denkt, ich wäre noch Jungfrau.“ „Ähm… ich dachte, Löwe.“

Nachdem „Feuerball“ die Tauchszenen und „Im Geheimdienst Ihrer Majestät“ die Ski-Action einführte, hat dieser Film von beidem viel zu bieten. Eine Jagd auf der Sprungschanze und der Bobbahn (!!!) bildet den Großteil der Ski-Szene, eine lange Tauchsequenz mit Mini-U-Boot und Tauchanzügen aus den Tiefen der Sci-Fi-Hölle macht den Großteil der Unterwasserszenen aus. Und dazwischen gibt es noch mehr: Alleine die Prä-Vorspann-Szene, in der Bond einen ferngesteuerten Helikopter unter seine Kontrolle bringen muss (welche im Übrigen Blofelds letzter Auftritt ist), ist atemberaubend. Und es geht fast nahtlos weiter – man braucht die kleinen Schießereien zwischendurch, um mal Luft zu holen für die nächste große Actionszene. Eine Autojagd durch die Serpentinen, eine Konfrontation mit Motorradfahrern im Schnee, eine Jagd am Strand mit Buggies, ein Angriff auf ein Lagerhaus der Bösen und eine finale Attacke auf ein zur Festung umfunktioniertes Bergkloster – mit spannender Kletterszene vorher. In dem Film ist soviel los, dass gar keine Längen entstehen können.

Und auch wenn es mal keine Toten und Verletzten gibt, ist der Film klasse, und das auch dank seiner Darsteller. Carole Bouquet als Tischdame ist großartig – attraktiv und schlagfertig, dazu tödlich mit einer Armbrust. Julian Glover als Oberbösewicht, der mich früher mit seinem Bart immer an meinen Großvater erinnert hatte, ist wohl einer der besten britischen Schurken überhaupt, was er auch mit „Das Imperium schlägt zurück“ und „Indiana Jones und der letzte Kreuzzug“ unter Beweis gestellt hat. Topol als sein Gegenspieler, der auch in „Flash Gordon“ dabei war, macht als schlitzohriger Schmuggler ebenfalls eine gute Figur. Und nebenbei können Filmfans zwei bekannte Gesichter im Hintergrund entdecken: Charles Dance, der Schurke aus „Last Action Hero“, spielt einen Handlanger, und Jeremy „Boba Fett“ Bulloch einen Assistenten von Q (auch wenn keiner Boba Fett jemals zu Gesicht bekommen hatte).

Was „Man lebt nur zweimal“ für die eher komischen Bond-Filme war, ist „In tödlicher Mission“ für die ernsthaften, spannenden Bond-Filme. Der Actionanteil ist hoch, lässt aber noch genug Raum für die Thriller-Elemente. Die Darsteller sind durch die Bank spitze, die Geschichte ist spannend… über den Film kann man nicht viel mehr sagen. Wer ihn noch nicht kennt: Unbedingt ansehen!

10/10 Punkte

Moonraker – Streng geheim (1979)

Bond: Roger Moore
Schurken: Michael Lonsdale (Drax), Richard Kiel (Beißer)
Bond-Girl: Lois Chiles (Holly Goodhead)
Wie oft gesehen: mindestens 10 Mal


Für die Existenz von „Moonraker“ gibt es einen einzigen und sehr einfachen Grund, der sich in zwei Worten zusammenfassen lässt: „Star Wars“. Der Erfolg dieses Films war nun mal so groß, dass er Dutzende von Nachahmern, ähnlichen Projekten und längst vergessen geglaubten Drehbuchideen nach sich gezogen hatte (Beispiele: „Kampfstern Galactica“, „Buck Rogers“, „Sador – Herrscher im Weltraum“, und auch „Star Trek – Der Film“). Die Produzenten der Bond-Filme verschoben ihren Plan für „In tödlicher Mission“ nach hinten – dieser war nämlich im Abspann des letzten Films schon angekündigt worden – und heuerten erneut Lewis Gilbert an, um einen Film zu drehen, der sich an den Erfolg von „Krieg der Sterne“ anhängen konnte.

Als Drehbuchautor kam Christopher Wood nach „Der Spion, der mich liebte“ erneut zum Einsatz. Und das merkt man „Moonraker“ an – dieselbe Geschichte, nur dieses Mal im Weltraum. Drax, extravaganter Milliardär mit eigenem Raumfahrtprogramm, lässt seine eigenen Space Shuttles entführen, denn er braucht sie selber ganz dringend. Fragt nicht, ist eh unplausibel. Er baut eine große Raumstation, von wo aus er die Welt mit Nervengas einhüllen will. Auf der Raumstation selbst hat er ausgesuchte, physisch perfekte Männchen und Weibchen um sich geschart, um eine neue menschliche Superrasse zu züchten. Bond soll das verschwundene Shuttle wiederfinden, bemerkt dann, was Drax im Schilde führt – und macht sich mit Hilfe einer von der CIA angeheuerten NASA-Expertin (der Tischdame Holly Goodhead) daran, ihm das Handwerk zu legen.

Dass dieselbe alte Leier nochmal erzählt wird, dürfte eigentlich weniger stören, auch so kurz nach „Der Spion, der mich liebte“. Was allerdings eher stört, ist die laxe Ausführung. Am Anfang noch recht vielversprechend, denn in der Prä-Vorspann-Szene muss Bond sich im freien Fall mit einem Schurken um einen Fallschirm prügeln. Dann mischt Beißer auch noch mit… Dass sie den Schurken reaktivieren, ist ein kalkuliertes Zugeständnis an all die Zuschauer, die ihn im letzten Film so toll fanden. Und auch sonst setzt sich der Film eher aus Elementen zusammen, die in den letzten Filmen Anklang gefunden hatten. Ihr mochtet das Bootsrennen aus „Leben und sterben lassen“? Bitte schön, hier habt ihr es nochmal – gleich zweimal! Die Gondel-Bootsjagd in Venedig könnte allerdings auch an die Bootsjagd in Bangkok aus „Der Mann mit dem Goldenen Colt“ erinnern. Oder wie steht es mit Schlägereien? Da hätten wir einen Kampf im Glasmuseum (sehr viel Sachschaden und Blödeleien) und einen Kampf in der Seilbahn – zugegeben, diese Szenen sind recht originell. Was aber nicht davon ablenken kann, dass die Flucht vor dem Raketentriebwerk in ähnlicher Form schon in „Dr. No“ vorkam – und wenn man von diesem Film Ideen klauen muss, ist man schon arm dran.

Ich hatte auch immer schon das Gefühl, der Film sollte zum größten Teil nur Füllmaterial sein bis zur wichtigsten Stelle. Nämlich der, wo James Bond mit einem Shuttle in den Weltraum hinausfliegt. Hier fängt der Film eigentlich erst an – und damit auch die Fragen nach Sinn und Unsinn. Wie kriegt man in diese kleine Raumstation, die scheinbar aus einzelnen winzigen Modulen besteht, 200 Leute unter, die da einfach nur leben sollen? Den größten Teil der Station nimmt ein Set ein, das wohl als „Kommandomodul“ gedacht ist und in Wirklichkeit nur den richtigen Ort für die finale Schlacht bieten soll – und im Grunde eine derartige Platzverschwendung ist, dass eigentlich all diese Leute auf dem Fußboden schlafen müssten. Die Station ist vollgestopft mit Radarstörgerät, Laserturm zur Abwehr feindlicher Raumschiffe, Startrampe für die Nervengas-Behälter… wo zur Hölle ist eigentlich das Klo auf diesem Ding? Nebenbei, das Raumfahrtprogramm scheint auch schon ziemlich fortschrittlich zu sein, wenn sogar die Space Shuttles mit Laserkanonen ausgerüstet sind. Und die Soldaten tragen alle Laserpistolen – welche übrigens in keinem anderen Bond-Film jemals wieder zum Einsatz kommen. Dabei wären die doch unglaublich praktisch…

Nein, worauf der Film eigentlich hinarbeiten soll, ist die Endschlacht. Die Amerikaner schicken ein Shuttle mit einem Trupp Space Marines in Anzügen und EBENFALLS mit Laserwaffen ins All, und vor der Raumstation beginnt eine Schießerei mit einer ganze Menge Lasern. Das ist der Kern des Films, den Rest könnt ihr vergessen! Nach kurzer Zeit geht es auch in der Raumstation weiter, und dann geht da die Post ab. Am Ende geht das ganze Ding schön effektvoll hoch – und ja, es ist mir sowas von latte, ob das physikalisch korrekt ist!

Man könnte noch ein paar Worte zu den Nebencharakteren verlieren. Allgemein wird gesagt, dass Drax ein ziemlich blasser Oberschurke sei, aber ich muss sagen, dass diese leicht schwuchtelige Darstellung, im Deutschen gepaart mit der Synchronstimme von Darth Vader, durchaus zu diesem Film passt. Aber der Star des bösen Teams ist Beißer: Er macht eine sehr starke Charakterentwicklung durch, indem er sich verliebt, den Arbeitgeber wechselt und schließlich die Pläne seines Chefs in Frage stellt und sich sogar auf Bonds Seite schlägt. Deswegen zählt er am Ende nicht als überlebender Schurke, denn er wird einer von den Guten. Ach ja, und er spricht am Ende seinen einzigen Satz in der gesamten Reihe.

„Star Wars“ trifft James Bond. Mehr muss man über diesen Film nicht sagen. Er ist nicht so gut wie „Der Spion, der mich liebte“, obwohl er von den selben Leuten stammt und dieselbe Geschichte erzählt – aber gerade deswegen kann man gut vergleichen. Bis zum Höhepunkt des Films gibt es außer einigen eher sparsam gehaltenen oder geklauten Actionszenen wenig Spannendes. Die Endschlacht ist vom ähnlichen Kaliber wie in „Feuerball“ – alleine gesehen großartig, aber nicht genug, um den Film alleine zu tragen. Aber trotzdem ist „Moonraker“ noch recht unterhaltsam – und auf jeden Fall kurzweiliger als „Feuerball“.

7/10 Punkte

Der Spion, der mich liebte (1977)

Bond: Roger Moore
Schurken: Curd Jürgens (Stromberg), Richard Kiel (Beißer)
Bond-Girl: Barbara Bach (Agent XXX)
Wie oft gesehen: sehr oft


Auch wenn die Ernsthaftigkeit in diesem Film auch etwas kürzer treten muss, ist er wieder eines dieser grandiosen Beispiele dafür, dass man als Macher eines Bond-Films gerne mal übertreiben darf – vorausgesetzt man klotzt, anstatt zu kleckern. Lewis Gilbert, der Regisseur von „Man lebt nur zweimal“, drehte einen klassischen Bond-Film, dessen Titel zwar überraschend harmlos ist, der aber letzten Endes abgeht wie ein Zäpfchen.

Curd Jürgens ist des Teufels Reederei-Chef Stromberg, der einen teuflischen Plan verfolgt: Er fängt russische und britische U-Boote ein, die mit mehreren Atomraketen bestückt sind. Diese U-Boote will er gegen die größten Weltmächte einsetzen, einen dritten Weltkrieg provozieren und zusehen, wie sich die Welt selbst zerstört – während er in seiner Unterwasserstadt eine neue Menschheit züchten will. Zugegeben, der Plot klingt nach Gilberts letztem Bond-Film, und auch die Ausführung ist ähnlich. Aber das macht ja nichts – lieber von einem guten Vorbild klauen als einen schlechten eigenen Film drehen.

Man merkt allerdings schon von den ersten paar Szenen an, dass es sich hier um keinen ernstgemeinten Bond handelt. Davon zeugen das Design der Schurken-Basis (eine Wasserfestung namens Atlantis, die wie eine Sci-Fi-Kulisse aussieht), der Schurken-Handlanger Beißer mit seinen Stahlzähnen und die Ermordung einer Assistentin, die anscheinend etwas nebenbei verdienen wollte (eine Szene, die mal wieder zeigt, wie gerne Bond-Schurken Haie als Mordwerkzeuge missbrauchen – siehe „Feuerball“ und „Leben und sterben lassen“). Bond selbst, in der ersten richtigen Prä-Vorspann-Actionszene seit Connery (in den vorherigen Filmen war vor dem Vorspann nicht viel los), springt mit Skiern von einer Klippe und öffnet einen Fallschirm im Union-Jack-Format. Ein Spaß-Bond eben.

Was jedoch die Action angeht, so kann sich jeder Fan der Reihe für die etwas dürftigen Szenen der vorherigen Filme entschädigt fühlen. Mehrere handfeste Prügeleien in der ersten Hälfte, alleine die Konfrontationen mit Beißer, der einfach nicht totzukriegen ist. Gegen Ende der ersten Hälfte gibt es sogar eine weitere Hommage an die Eisenbahn-Schlägerei aus „Liebesgrüße aus Moskau“. In der zweiten Hälfte eine Verfolgungsjagd im neuen Lotus mit allerhand schlagkräftiger Ausrüstung. Dann der Höhepunkt: Der Lotus fällt ins Wasser, verwandelt sich in ein U-Boot und eliminiert ein paar Taucher und ein feindliches Minifahrzeug, die ihm Böses wollen. Und natürlich eine Endschlacht größeren Kalibers – eine der vielen richtig gut gelungenen Massenschlachten mit Hunderten von Leuten und zahlreichen Explosionen. Am Ende wird sogar ein nuklearer Sprengkopf eingesetzt. Nebenbei, in diesem Film geht nicht nur eine Basis drauf, sondern gleich zwei!

Nebenbei sind die Russen wieder mit von der Partie. Allerdings nicht als Böse, denn angesichts der weltumspannenden Bedrohung tun sich die Supermächte zusammen. Walter Gotell hat hier seinen Anfang als General Gogoll, manchmal warmherzig und lustig, manchmal jedoch auch ein eiskalter Geheimdienstler. Und die Tischdame dieses Mal kommt aus seinem Revier: Barbara Bach als Anya, auch bekannt als Triple X (welche das Vorbild für das Vin-Diesel-Vehikel war, das ich mir nie angesehen habe). Sie stellt sich gerne an die Seite von Bond, allerdings mit einem Hintergedanken: Bond hat ihren Geliebten umgelegt, und das findet sie gar nicht witzig…

Jetzt müssten eigentlich die Schwächen des Films kommen; von denen gibt es aber nur wenige. Die Musik ist ziemlich gewöhnungsbedürftig – so eine Art spaciges Synthesizer-Experiment. Die Szenen in Kairo und der Wüste hätten vielleicht einen Tick kürzer sein dürfen – manchmal fühle ich mich an die erste Hälfte von „Krieg der Sterne“ erinnert, die sich auch etwas hinzog. Aber es sind wirklich kleine Schwächen, kaum der Rede wert. Nur an Originalität fehlt es eben, denn „Der Spion, der mich liebte“ ist eine Neuauflage von „Man lebt nur zweimal“ mit anderen Charakteren und einem etwas anderen Setting.

Guckbar? Auf jeden Fall! Die Mischung aus Humor und Action, die Roger Moore als Bond so groß gemacht hat, kommt hier am Besten zum Tragen. Man muss sich darauf einlassen, dass Plot, Setdesign und Nebencharaktere nicht ganz so bierernst gemeint sind, stattdessen sollte man die Action genießen. Denn darum geht es bei James Bond. Jedenfalls ein Höhepunkt der Moore-Ära.

9/10 Punkte

Der Mann mit dem Goldenen Colt (1974)

Bond: Roger Moore
Schurke: Christopher Lee (Scaramanga)
Bond-Girls: Maud Adams (Andrea Anders), Britt Ekland (Mary Goodnight)
Wie oft gesehen: ca. 6 Mal


Wieder einmal kein typischer Bond: Der Schurke will nicht die Welt, sondern nur den Kopf von 007 mit einer seiner Kugeln verzieren. Er ist weder Konzernchef noch größenwahnsinniger Diktator, sondern einer der weltbesten Profikiller mit einem Preis von einer Million Tacken pro Auftrag. Sein Name: Francisco Scaramanga. Gespielt von: Christopher „Dracula“ Lee. Sein Spitzname: Der Mann mit dem Goldenen Colt.

Obwohl sich Filmemacher und Journalisten alle Mühe gegeben haben, in diese Handlung noch eine globale Bedrohung oder zumindest eine globale Affäre einzubauen – Bonds Motivation ist die Suche nach einem rätselhaften technischen Objekt namens Solex, welches die Erzeugung von Solarstrom ermöglicht – geht es in erster Linie um ein Duell. Scaramanga möchte seine Karriere als Auftragskiller mit einem echten Meisterwerk krönen, nämlich der Tötung von James Bond. Entsprechend bereitet er sich durch regelmäßiges Training – Killer kommen zu seiner Insel, angeheuert von seinem zwergenhaften Diener Schnickschnack – und kleinen fiesen Spielchen mit seinem Gegner auf die Konfrontation vor. Und eine von Lee selbst vorgetragene Dialogzeile fasst den Kern des Films treffend zusammen: „Sie gegen mich, Mann gegen Mann. Ihre Walther PPK gegen meinen Goldenen Colt“.

Ins Kreuzfeuer geraten dann auch gleich zwei Bond-Girls. Maud Adams, die ich später in meinem „Octopussy“-Kapitel nochmal erwähnen werde, spielt hier eine Verbündete Scramangas, die allerdings dem Charme des Bond ebensowenig zu widerstehen vermag wie all die anderen Gespielinnen des Bösen vor ihr. Das bekommt ihr gesundheitlich auch nicht so gut. Die andere Tischdame wird gespielt von Britt Ekland und trägt den wohlklingenden Namen Goodnight. Und zwei Dinge sollte man über sie wissen: Sie ist Anfängerin beim Geheimdienst und eine selten doofe Nuss. Wohl teils als komisches Element gedacht, verdanken wir es alleine ihrer Vollpfostigkeit, dass wir am Ende des Films noch eine Zerstörungsorgie genießen dürfen.

An komischen Elementen soll es ja bei Weitem nicht mangeln: Die zwei bedeutendsten Actionszenen in diesem Film haben beide das gleiche Muster. Zuerst fängt es harmlos an, dann bedrohlich, dann wird es unglaubwürdig. Gemeint sind eine große Schlägerei im Martial-Arts-Stil in einer Karateschule und eine Autoverfolgungsjagd gegen Ende des Films. Die erstgenannte Szene zeigt einige Schüler beim Training, welches für manche auch nicht gut ausgeht, dann wird James Bond selber herangebeten. Dass er dann schummelt und dem grüßenden Kontrahenten ins Gesicht tritt, wird ihm übelgenommen. Als schließlich die ganze Schule hinter ihm her ist, erhält er Unterstützung – durch zwei Schulmädchen, die anfangen, den schurkischen Karatekas kräftig in den Hintern zu treten. Die zweite Szene beginnt als Standardverfolgung, bis Bond schließlich mit seinem Auto über einen Fluss springt und dabei eine 360-Grad-Drehung in der Luft macht. Mir wurde gesagt, der Stunt sei echt, aber er sieht arg getrickst aus, und die Sounduntermalung tut ihr Übriges zu diesem Eindruck.

Nachdem dann Dracula und sein kleinwüchsiger Kumpan mit einem fliegenden Auto getürmt sind, nähern wir uns endlich dem Finale. Den amerikanischen Sheriff aus „Leben und sterben lassen“, den Bond irgendwo zwischendurch aufgegabelt hatte, lässt er endlich sausen und macht sich auf den Weg zum großen Showdown. Und der ähnelt weniger einem typischen Westernfinale als vielmehr einem Trip durch eine Geisterbahn, denn eine solche hat sich Scaramanga in seiner Wohnung einbauen lassen (ja, wenn man das Geld hat…). Spannend auf jeden Fall, wenn auch gegen Ende wieder etwas unplausibel.

Was man dem Film vorwerfen könnte, trotz aller Komik und Action ist seine fehlende Substanz. Da er sich nur auf das Duell Moore – Lee und den Weg dorthin konzentriert, ohne dass die beiden sich bis zum letzten Drittel überhaupt sehen, bleibt nicht viel anderes übrig. Die Action ist mager, wirkt teilweise aufgesetzt und passt im Grunde nicht zum Ton des Films. Und die komischen Elemente… na ja. Christopher Lee als Oberschurke, das ist schon ein Erlebnis. Aber wie schon einmal bei „Feuerball“ merkt man, dass es einfach nicht reicht, ein großes Element im Film zu haben und die vielen kleinen Sachen auf Sparflamme zu halten.

5/10 Punkte

Leben und sterben lassen (1973)

Bond: Roger Moore
Schurke: Yaphet Kotto (Kananga)
Bond-Girl: Jane Seymore (Solitaire)
Wie oft gesehen: ca. 3 Mal


Diverse Gespräche mit Freunden und Familie zum Thema James Bond und dessen bestem Hauptdarsteller förderten Bemerkenswertes zutage: Wenn es darum geht, den besten Darsteller von James Bond zu ernennen, gibt es grundsätzlich, bis auf wenige Ausnahmen, nur zwei Meinungen: Die einen sagen, Sean Connery und Roger Moore seien ungefähr gleichgut gewesen, nur jeder auf seine andere Art. Die anderen sagen (und dazu zähle ich mich auch), dass der einzige wahre Bond-Darsteller aller Zeiten Timothy Dalton war. Dass jedoch zwischen Connery und Moore durch die Gegenpartei kaum ein Unterschied gemacht wird – außer dem Alter der Filme und der jeweiligen Art der Darstellung – zeigt jedoch, welche Achtung Moore bei den Fans der Filmreihe genießt.

Sein Einstand jedoch hätte vielleicht etwas besser laufen können, wenn es nach mir geht. Aber möglicherweise liegt dies auch einfach an der Zeitperiode, in der dieser Film entstand. Nachdem „Diamantenfieber“ trotz seiner gewollt komischen Elemente ein ebenso großer Erfolg war wie die meisten anderen Filme der Reihe, wollte man sich in dieser Richtung weiterentwickeln. Dazu sollten einige irrsinnige Stunts mit einem leichten komödiantischen Touch durchgeführt werden, desweiteren musste der Plot auf etwas ausweichen, was über den üblichen Rette-die-Welt-Horizont hinausging. Das Szenario, dass sich die Macher aber dann aussuchten, war zumindest für mich sehr gewöhnungsbedürftig: In diesem Film geht es um Voodoo.

Außerdem, wo ich schon für manche Bond-Filme Titel vergeben habe, soll auch dieser nicht zu kurz kommen. Mein Titel für diesen Film lautet: „Der mit den Schwarzen“. Das soll jetzt nicht rassistisch rüberkommen, jedenfalls nicht von mir aus – aber ich habe das Gefühl, die Macher zeigen hier eine sehr beschränkte Sichtweise auf gewisse Gruppierungen. Will sagen: Fast jeder Charakter in diesem Film ist schwarz. Und zwar vornehmlich auf der Seite der Bösen! Der Oberschurke ist ein Farbiger, alle seine Handlanger haben afrikanische Wurzeln, und ein Großteil des Films spielt in Louisiana, dem Königreich der Sümpfe, des Voodoo und des Jazz. Im Grunde stehen zwischen Bösewicht Kananga und der Welt nur James Bond und eine kleine Gruppe weißer Helfer.

Zu diesen weißen Helfern zählt wieder Felix Leiter, gespielt von David Hedison, der später in der Dalton-Ära dieses Vergnügen wiederholen durfte. Und die Tischdame dieses Films, gespielt von Jane Seymore. Jawoll, ihr Fans von „Dr. Quinn – Ärztin aus Leidenschaft“! Sie war ein Bond-Girl! Und was für eins! (Ach ja, gleich der nächste Schock für euch: In „Kampfstern Galactica“ war sie auch dabei! Und zwar nicht in der 2004er-Fassung! ÄTSCH!!!) Hier aber spielt sie ein kartenlegendes Medium mit Namen Solitaire (und Karten spielt sie immer alleine, möchte ich wetten). Da sie sich in der Gegenwart großer böser Männer immer unwohler zu fühlen scheint, ist es Bond ein Leichtes, ihr Vertrauen zu gewinnen (und noch was Anderes, was nachher zu bösem Ärger führt…).

Der Plot ist dafür verhältnismäßig bodenständig, und ich bin mir nicht sicher, ob ich ihn noch zusammenkriege: Es geht auf jeden Fall um Drogen. Oberschurke Kananga will mit Hilfe des Drogenbosses Mr. Big das Drogengeschäft in Amerika und dem Rest der Welt unter seine Kontrolle bringen. Eigentlich kein Grund für den MI-6, ihren besten Mann von der Leine zu lassen. Aber blöderweise sind die Leichen dreier Außendienstagenten aufgefunden worden, die in der Prä-Vorspann-Sequenz überaus unschön von uns gingen. Die Spur führt erst nach New York (insbesondere Harlem), dann nach Louisiana. Dort geschehen unter der Aufsicht des berüchtigten Baron Samedis seltsame Dinge. Aber irgendwann kracht es auch dort.

Diesen Bond-Film zeichnet eine gruselige Grundstimmung aus, die mit nur recht wenigen Actionszenen unterbrochen wird. Höhepunkt in diesem Fall ist ein Bootsrennen quer durch die Sümpfe und die Flusslandschaft Louisianas, mit einigen Stunts, die im Guinnessbuch der Rekorde landeten. Desweiteren Kampfszenen wie das Machetenduell Bond gegen Baron Samedi oder ein „Liebesgrüße aus Moskau“ Remake im Zug. In Sachen Lächerlichkeit kommt allerdings die Flucht von einer von Krokodilen umschwärmten Sandbank zum Tragen, und auch das Ende von Kananga würde ich nicht unter den typischen Agentenfilm-Showdowns einordnen. Noch ein Element der Lächerlichkeit ist der amerikanische Sheriff, ein Idiot vor dem Herrn, der dann auch noch seine überbezahlte Visage im nächsten Film zeigen durfte.

Also insgesamt muss ich sagen: Ich mag den Film nicht besonders. Er ist kein schlechter Bond-Film, da habe ich schon weit Schlimmeres gesehen. Aber das Szenario, die Orte, das ganze Drumherum wurden auf das „Shaft“ liebende Publikum getrimmt, und diese amerikanische Siebziger-„Coolness“ ist nun mal etwas, womit ich noch nie etwas anfangen konnte. (Ausgenommen der Titelsong von Paul McCartney & Wings!) Als gruseliger Bond mit Voodoo-Elementen und mal einem ganz anderen Gegenspieler als die Schurken aus den vorherigen Filmen ist er durchaus eine Abwechslung, und ansehen kann man ihn sich. Aber es ist nicht mein Fall.

6/10 Punkte

Diamantenfieber (1971)

Bond: Sean Connery
Schurke: Charles Gray (Blofeld)
Bond-Girl: Jill St. John (Tiffany Case)
Wie oft gesehen: ca. 5 Mal


Und damit willkommen in den Siebzigern! Und ich muss euch vorwarnen, denn im Vergleich zu den bisherigen Bond-Filmen ist dieser ziemlich… sagen wir… weit hergeholt. Aber erst einmal die frohe Botschaft: Für eine gewaltige Summe Geldes ließ sich Connery ein weiteres Mal dazu herab, die Rolle des James Bond zu spielen. Ein letztes Mal. Wenn es sonst keiner machen will…

Was die übrige Besetzung angeht: Jill St. John als die Tischdame dieses Films ist eine 1a-Schabracke ohne Moral oder jeglichen Sexappeal. Im Niveau irgendwo zwischen Pussy Galore in „Goldfinger“, die ursprünglich als lesbischer Charakter geplant war, was man ihr jede Minute ansieht, und Lotte Lenya in „Liebesgrüße aus Moskau“ – ja, die Giftschlange. Sie mag ja den damaligen Geschmack der amerikanischen Männerwelt getroffen haben, aber diesen Geschmack teile ich nicht und bin froh darüber. Zweite Fehlbesetzung: Blofeld. Charles Gray hatte in „Man lebt nur zweimal“ bereits einen Auftritt als kurzlebige Kontaktperson. Wie auch immer er an diese Rolle gekommen ist, weiß die Familie Broccoli alleine, denn: Er ist ein völlig unbekannter Schauspieler, hat die Ausstrahlung eines übellaunigen Warzenschweins und hat vor allem HAARE! Jeder weiß, dass Blofeld kein einziges Haar auf dem Kopf hat. Jeder, außer den Produzenten, die auch schon bei DEN LETZTEN BEIDEN FILMEN ANWESEND WAREN!

Oh Gott, ich fange schon wieder an, mich aufzuregen. Dabei bin ich noch gar nicht zu der lächerlichen Geschichte gekommen: Blofeld lebt. Und zwar mit Hilfe einer halben Armee von trainierten und chirurgisch veränderten Doppelgängern, sodass man die Visage von ihm nicht bloß einmal, sondern mehrmals sehen muss. Zwei davon werden schon vor dem Vorspann erledigt, aber wie viele hinterher noch übrig sind, weiß keiner. Und Blofelds Plan für diese Woche: Eine Laserkanone aus einem Haufen Diamanten konstruieren (besser: mit einem Haufen Diamanten), sie ins Weltall schicken und diverse Ziele aus der Umlaufbahn heraus rösten. Wieder einmal muss Bond ran, um die Welt zu retten – und dieses Mal ist es auch ein Stück weit private Abneigung. Wer das Ende des letzten Films gesehen hat, weiß, warum.

Auf dem Weg zu Blofelds neuem Stützpunkt, einer Ölbohrplattform irgendwo weit draußen, gibt es wieder Hindernisse zu bewältigen und Actionszenen durchzustehen. Hier fangen sie auch an, sich nicht ganz ernst zu nehmen: Eine Verfolgungsjagd durch die Wüste von Nevada in einem Mondfahrzeug – und die verfolgenden Polizeiautos können diese Schüssel nicht erwischen. Eine weitere Autoverfolgung durch das nächtliche Las Vegas, mit einigen sehr unplausiblen Unfällen garniert. Ein Kampf zwischen James Bond auf der einen und zwei Supermodels mit Namen „Bambi“ und „Klopfer“ auf der anderen Seite. Der Kampf im Fahrstuhl relativ früh im Film ist da schon ernster und bedrohlicher, genau wie die abschließende Bombadierung von Blofelds Bohrinsel mit Hilfe mehrerer Kampfhubschrauber. Und die Szene, in der Bond beinahe im Krematorium zu Tode kommt, ist schon beinahe richtig gruselig. Ach ja, ich vergaß, die Killer-Tunten zu erwähnen – ruchlos, gnadenlos und so schwul, dass es einem zu den Ohren rauskommt. In der Reihe der Bond-Handlanger bilden sie das untere Ende der Nahrungskette, direkt nach Schnickschnack aus „Der Mann mit dem Goldenen Colt“.

Ja, die Siebziger waren schon eine seltsame Zeit. Denn trotz allem, der lächerlichen Besetzung, der lachhaften Actionszenen und dem absolut unernsten Plot des Films ist er unterhaltend. Fast so, als hätten sie sich darauf konzentriert, die komische Seite der Filmreihe etwas auszulooten. Dass das auch funktionieren kann, haben sie aus diesem Film gelernt – und mit ihrem nächsten Bond-Darsteller perfektioniert. Was diesen Film jetzt allgemein angeht: Gehobene Mittelklasse dank der Spezialeffekte, der Hauptrolle und dem Rest Bodenständigkeit in so banalen Sachen wie Stammcharaktere, klassische Bond-Film-Elemente und Musik. Kein Meilenstein, aber auch keine Zeitverschwendung.

7/10 Punkte

Im Geheimdienst Ihrer Majestät (1969)

Bond: George Lazenby
Schurke: Telly Savalas (Blofeld)
Bond-Girl: Diana Rigg (Tracy)
Wie oft gesehen: ca. 5 Mal


Wer wäre denn die ideale Besetzung für DEN Superagenten des Geheimdienstes Ihrer Majestät? Sean Connery! Aber der hat keine Lust mehr. Hmm… wie wäre es mit diesem australischen Gebrauchtwagenhändler, von dem ich irgendwo mal einen Film gesehen habe… Wie hieß er noch gleich? Ach ja, George Lazenby.

Nachdem nun fünf Jahre und Filme lang Sean Connery die Welt vor SPECTRE und ihrem katzenliebhabenden Anführer Blofeld beschützt hatte, trat nun George Lazenby ein schweres Erbe an. Denn verständlicherweise wurde er von Minute 1 an gehasst. Nun, ich hasse ihn als Schauspieler nicht so, aber er war eine Fehlbesetzung für die Titelrolle. Erstens ist er kein Sean Connery. Zweitens ist er Australier. Wäre nicht so schlimm, denn Hugh Jackman hätte ich mir sogar sehr gut als James Bond vorstellen können, wenn er nicht gerade sein Wolverine- oder Van Helsing-Kostüm trägt (er war nach Pierce Brosnans Ausstieg einer der Favoriten für die Rolle des James Bond, bevor Daniel Craig sie bekam – andererseits, auch Robbie Williams wurde als James Bond gehandelt…). Aber der dritte und schlimmste Grund: Die Lässigkeit und Würde seines Vorgängers Connery ersetzte Lazenby durch eine Schleimigkeit und unsympathische Ausstrahlung, die ihn zum Top-Moderator einer Schlager- oder Volksmusik-Sendung hätte machen können.

Blöderweise ist der Film ziemlich gut. Und jetzt stellt euch mal vor, wenn Sean Connery hier die Hauptrolle gespielt hätte – er wäre in meiner Rangordnung kurz hinter „Man lebt nur zweimal“. Aber Besetzungsprobleme gibt es leider an allen Ecken und Enden. So auch beim Oberschurken Blofeld, dieses Mal gespielt von Telly „Kojak“ Savalas – auch nicht unbedingt jemand, dessen Ausstrahlung groß zur Atmosphäre des Films beiträgt. Genau wir Irma Bunt, deutsche Schurken-Handlangerin, gespielt von Ilse Steppat (über die ich nichts Schlechtes sagen mag, weil sie eine Woche nach Ende der Dreharbeiten zu diesem Film einem Herzanfall erlag). Ironischerweise ist sie die einzige Böse in der gesamten Filmreihe, die mit dem Leben davonkommt (für etwaige Einsprüche: Beißer zählt nicht!). Trotzdem wirkt diese Rolle wie ein Aufguss von Rosa Klebb aus „Liebesgrüße aus Moskau“. Einzige gute Besetzung in dem Film ist Diana Rigg – auch wenn sie am Anfang rüberkommt wie Joan Baez oder sonst eine Hippiebraut.

Dass es im Film wieder um die Weltherrschaft geht („Of course!“), brauche ich wohl nicht extra zu erwähnen. Ähnlich wie die Maus Brain hat Blofeld wenige Hobbies und noch weniger Ambitionen, die in andere Richtungen gehen. Dieses Mal will er etwas subtiler vorgehen: Eine Horde hübscher junger Frauen lässt ihre Allergien in seiner Alpenklinik kurieren (die für eine Klinik extrem ungünstig liegt, aber gut zu verteidigen ist und von einer ziemlich großen Horde schwerbewaffneter Männer beschützt wird), doch in Wirklichkeit funktioniert er sie ohne ihr Wissen zu Trägern eines Killervirus um, um die Welt wieder mal zu erpressen. Bond, der sich als Ahnenforscher in diese Festung einschleicht, bekommt davon Wind und soll ihn aufhalten.

Der Film setzt wie „Feuerball“ das meiste Potential in ein Element, das der Filmreihe später noch treu erhalten bleiben wird. Nur dieses Mal geht es um Ski-Szenen. Da der Film größtenteils in den oberen Regionen der Schweizer Alpen spielt – und zwar um Weihnachten herum, wie eine Szene zeigt – sind Bond, seine Verfolger und auch Tracy, seine Tischdame, viel im Schnee unterwegs. Eine große Verfolgungsjagd auf Skiern leitet die zweite Hälfte des Films ein, gefolgt von einer Art Stock-Car-Rennen in der Schweizer Provinz auf einer verschneiten Rennbahn. Die recht spärlichen Kampfszenen sind sehr gut gefilmt, besonders die Prä-Vorspann-Szene am Strand. Aber auch hier ist der Höhepunkt die Massenschlacht, dieses Mal etwas konventioneller mit einem Hubschrauberangriff und beeindruckender Feuerkraft auf beiden Seiten (Flammenwerfer und hassu nich gesehn…). Dieses Mal gibt es auch eine direkte Konfrontation zwischen Held und Schurke – auf einer Art Bobbahn in einer Verfolgungsjagd.

Das eigentliche Ende des Films mag viele überraschen, daher will ich aus Rücksicht auf jene, die den Film noch nicht gesehen haben, keine Worte darüber verlieren. Aber vielleicht darüber, wie es den Produzenten trotz eines sehr soliden Films – der im Übrigen für die „Austin Powers“ Filme das große Vorbild war – gelungen war, Lazenby loszuwerden. Laut IMDB war dies seine eigene Schuld; er hatte den Vertrag kurz angeguckt (14 Seiten Kleingedrucktes) und sich gesagt, dass er locker auch andere Rollen bekommen könnte. Seine übrige Filmographie hat dementsprechend auch keine großen Höhepunkte – hervorstechend ist allerhöchstens seine Beteiligung an der „Emanuelle“-Reihe…

Also am Film lag es nicht, dass dieser Schauspieler nur ein einziges Mal in die Rolle von 007 schlüpfen durfte. Plot, Ausstattung, Actionszenen, Spannungskurve – das stimmt alles. Die Besetzung reißt es runter, aber nicht so sehr, dass man den Film nicht gucken mag. Außerdem nehmen viele spätere Bond-Filme auch Bezug auf „Im Geheimdienst Ihrer Majestät“, weshalb man sich diesen schon gerne angesehen haben sollte. Was die Qualität der Bond-Filme angeht, spielt dieser hier jedenfalls in der oberen Liga.

8/10 Punkte

Man lebt nur zweimal (1967)

Bond: Sean Connery
Schurke: Donald Pleasence (Blofeld)
Bond-Girls: ein paar unbekannte Japanerinnen
Wie oft gesehen: mindestens 20 Mal


Endlich kommen wir zum Kern des Themas: Dieser Bond war die Krönung und ist heute noch der Film, mit dem man viele Elemente der Filmreihe in Verbindung setzt – Trainingsszenen, großangelegte Massenkämpfe, kreative Ausrüstung bis zur Lächerlichkeit, eine Oberschurken-Basis der Extraklasse. Selbst die Werbung damals nannte die Höhepunkte im Voraus: James Bond wird heiraten, sterben und seine Erz-Nemesis Blofeld treffen – nicht unbedingt in dieser Reihenfolge. Obwohl damals schon gesagt wurde, dass es möglicherweise der letzte James-Bond-Film werden sollte (da Connery keine Lust mehr hatte und sich auch als „zu alt für diesen Sch**ß“ fühlte), war nach „Goldfinger“ dieser Film der zweite Meilenstein dieser Reihe und Inspiration zu einer Art von Bond-Filmen, die zwar mit der Realität recht wenig zu tun haben, aber beste Abendunterhaltung versprechen.

Und wieder einmal geht es um die Weltherrschaft („Of course!“): Von Japan aus will SPECTRE den dritten Weltkrieg provozieren, indem russische und amerikanische Raumkapseln von einem speziellen Raumschiff eingesammelt und in eine geheime Basis gesbracht werden – sodass die Supermächte sich gegenseitig beschuldigen. Die Russen und die Amis gehen sich schon fast an die Gurgel, bis ein britischer Botschafter vorschlägt, der Geheimdienst Ihrer Majestät könnte doch mal diese Spur nach Japan verfolgen, die sie entdeckt haben.

Auftakt zu einer Reihe bis heute noch spektakulärer Actionszenen: Die schwächste ist die Verfolgungsjagd / Massenschlägerei am Hafen, und das ist nicht viel gesagt – selbst diese Szene übertraf den Actiongehalt seines Vorgängers um ein Vielfaches. Der japanische Geheimdienst zeigt, dass man Verfolgungsjagden mit Autos auch kreativer beenden kann, indem man die Autos einfach mit schweren Hubschraubern abholt und ins Meer schmeißt. Und einer der großen Höhepunkte vor dem gewaltigen Finale ist der Luftkampf in einem bis an die Rotorblätter bewaffneten Minihubschrauber (so ein Teil will ich auch!).

Nebenbei, auch die etwas ruhigeren Szenen waren wegweisend, wie zum Beispiel die bis heute gerne kopierte Mordszene mit einem Faden und einem Tropfen Gift von der Zimmerdecke (zuletzt gesehen in „Grosse Point Blank“ mit John Cusack). Zu ruhig geht es aber auch nicht zu, denn Bond lässt sich diesmal etwas weniger Zeit mit der Frauenwelt und etwas mehr Zeit, ein paar Schurken zu zerlegen. Auch wenn Karin Dor als böse rothaarige Agentin ihm zuweilen etwas näher kommen darf – dass sie ihn in einem abstürzenden Flugzeug zurücklässt, nimmt er doch ziemlich persönlich.

Aber der absolute Kracher und Höhepunkt ist der finale Endkampf: Eine Hundertschaft von Ninjas (yeah!) stürmt die geheime Basis von SPECTRE, die in einem Vulkankrater liegt, und startet so eine Massenschlacht, die bis heute in einem Bondfilm unerreicht bleibt. Der Regisseur Lewis Gilbert versuchte sich an diesen Schlachten in seinen späteren Bond-Filmen „Der Spion, der mich liebte“ und „Moonraker“ erneut, aber dieser Endkampf hatte die Ausmaße eines Kriegsfilms. Eine direkte Konfrontation mit Blofeld, dem Kopf des Ganzen, bleibt leider aus. Vor allem bedauerlich, weil Donald Pleasence in dieser Rolle einfach eine grandiose Leistung abliefert und man gerne noch etwas mehr von ihm gesehen hätte.

Unterm Strich: Der Film ist ein echter Klassiker. Früher gerne gesehen, heute gerne gesehen. Das Maß an Action stimmt, die Schurken sind klasse besetzt, und die zahlreichen Elemente, die in jeden Bond-Film gehören, sind alle vorhanden. Trotz seines Alters immer noch einer meiner absoluten Lieblingsfilme, nicht nur als Bond-Film!

10/10 Punkte