Sein Abenteuer auf der fernen Insel ist beendet, doch die Sage geht weiter. Er muss sich nun der schwersten aller Prüfungen stellen, um zu beweisen, dass er die Feder genauso gut beherrscht wie die Klinge. Doch zwischenzeitlich rief ihn das Schicksal auf eine andere Insel, belagert von untoten Kreaturen und einer intriganten Handelsfamilie. Mehr darüber demnächst...

Freitag, 4. Februar 2011

GoldenEye (1995)

Bond: Pierce Brosnan
Schurken: Gottfried John (General Ourumov), Sean Bean (Alec Trevelyan), Famke Janssen (Xenia Onatopp)
Bond-Girl: Izabella Scorupco (Natalya Simonova)
Wie oft gesehen: zähl schon gar nicht mehr


Nach dem letzten Abenteuer von 007 gab es eine lange Sendepause. Schuld daran war wohl ein Streit um die Rechte der Filmreihe, denen unter anderem John Glen als Regisseur nach fünfmaliger guter Arbeit und Timothy Dalton als Hauptdarsteller zum Opfer fielen (letzterer hatte nach fünf Jahren Wartezeit einfach keine Lust mehr). Und so wurde jemand ins Boot geholt, den sie schon vor Jahren als James Bond im Auge hatten: Pierce „Remington Steele“ Brosnan.

Und fast hatten sie es schon am Anfang von „Im Angesicht des Todes“ angekündigt: Was würde passieren, wenn jemand im Orbit direkt über Großbritannien eine Atombombe zündet? Der elektromagnetische Impuls würde alle elektrischen und elektronischen Systeme lahmlegen. Eine gute Idee, fanden die Russen damals, und plazierten als Erstschlagswaffe zwei als „GoldenEye“ betitelte Satelliten mit Kernwaffen im Orbit. Doch dann ging der Kalte Krieg vorbei, und die Kontrolle über diese Satelliten landet in den Händen der Verbrecherorganisation Janus (nicht zu verwechseln mit SPECTRE). Der Chef dieser Organisation, ehemaliger 00-Agent und Sohn verräterischer Eltern, will sie gegen sein altes Heimatland England einsetzen, nachdem er dort mehrere wichtige Konten geplündert hatte. Blöd nur, dass sein alter Partner James Bond hinter dem Kampfhubschrauber her ist, den er vorher mal gemopst hatte.

„GoldenEye“ war der erste Bond-Film, den ich mir auf DVD geholt habe (allerdings nur, weil ein weiterer dummer Rechtsstreit verhindert hatte, dass „Der Hauch des Todes“ rechtzeitig auf DVD rauskam). Das sollte eigentlich schon alles darüber sagen, was ich von dem Film halte. Die Prä-Vorspann-Szene mag zwar unplausibel sein (Bond springt von einer Klippe einem abstürzenden Flugzeug hinterher und zieht es noch rechtzeitig wieder hoch), aber die übrigen Szenen entschädigen dafür. Sankt Petersburg erhält Flurschäden durch eine Verfolgungsjagd im Panzer, ein Autorennen zu Beginn weckt Erinnerungen an die „Need for Speed“ Computerspiele, und die Basis von Janus, in der das Finale stattfindet, wird so kräftig zerdeppert, dass Michael Bay seine helle Freude daran hätte. Wiederum, es sind nur recht wenige Actionszenen in diesem Film. Dafür sind sie um so länger – die Jagd in Sankt Petersburg fängt im KGB-Lager an mit einer großen Schießerei, dann kommt der Panzer, dann eine Konfrontation in einem Raketenzug. Auch die Zerstörung der feindlichen Basis und der Showdown auf der Spitze der Satellitenschüssel (persifliert in „Cable Guy“ mit Jim Carrey) zieht sich über gute zehn Minuten. Dem Auge wird auf jeden Fall was geboten.

Das trifft allerdings auch auf die Darsteller zu. Die Tischdame wird zwar von der relativ unbekannten Izabella Scorupco gespielt (die ansonsten nur durch „Herrschaft des Feuers“ zu zweifelhaftem Ruhm gelangte), aber die übrige Besetzung ist erstklassig: Sean Bean als ehemaliger 006 und späterer Verbrecherboss liefert endlich einen von vornherein ebenbürtigen Gegner für James Bond, und mit seiner Erfahrung in anderen Schurkenrollen (und das war noch vor seiner Zeit als Boromir in „Herr der Ringe“) kann er in Sachen schurkische Gesichtsausdrücke und Rhetorik punkten. Gottfried John ist auch nicht übel (also für einen deutschen Schauspieler), spielt nach dem „Octopussy“-General den zweiten sowjetischen Befehlshaber am Rande des Wahnsinns. Und Famke Janssen, bekannt durch zahlreiche viefältige Rollen wie in „Faculty“, „Octalus“ oder „Sag kein Wort“, ist mal ein richtig guter weiblicher Handlanger. (Lotte Lenya war trotzdem besser, sah nur nicht so gut aus).

Ach ja, nebenbei sind es die Neunziger, was einiges an Änderungen mit sich bringt: Der Chef des MI-6 ist jetzt eine Frau (Judi Dench) und wird es auch eine Weile bleiben; Bond hat nun neue Freunde bei der CIA (namentlich Jack Wade, gespielt von Joe Don Baker – dem Fiesling aus „Der Hauch des Todes“) und bei einem russischen Verbrechersyndikat (namentlich Valentin Zukovsky, gespielt von Robbie „Hagrid“ Coltrane). Und ein Ex-Jane-Austen-Darsteller und späterer „Spy Kids“ Schurke namens Alan Cummings darf hier einen russischen Computerfreak spielen.

Kommen wir nun zu den Schwachpunkten, die leider vorhanden sind, obwohl „GoldenEye“ in meinen Augen der letzte wirklich gute Bond-Film war: Puristen mag es stören, dass Bonds neues Auto ein BMW ist. Mich stört eher, dass Bewaffnung und Ausrüstung des BMW von Q beschrieben wird, aber nie zum Einsatz kommt (Bond fährt das Auto so gut wie gar nicht). Dann noch die Tatsache, dass sie aus dem Finale eine Massenschlacht hätten machen können, aber die Soldaten erst am Ende auftauchen, wenn alles längst in Trümmern liegt. Aber der größte Schwachpunkt in meinen Augen ist die Musik, komponiert (wenn man das so nennen kann) von Luc Bessons Hausmusiker Eric Serra. Ich mag ja kleinlich sein, aber dieses Turntable-Gewurschtel und Platten-Zerkratzen hat in einem James-Bond-Abenteuer nichts verloren. Und warum zum Teufel vergibt man den Job, eine Filmmusik für das größte Franchise Großbritanniens zu schreiben, an einen verfluchten Franzosen? Da hilft es auch wenig, dass Tina Turner den Titelsong singt – auch wenn „GoldenEye“ der letzte gute Titelsong in dieser Reihe ist (abgesehen vom eher akzeptablen „You Know My Name“ für „Casino Royale“).

Verschmerzen kann man dies allerdings leicht. „GoldenEye“ entstand in einer Zeit, in der das Actionkino einen anderen Stil entwickelte – in den späten Neunzigern kamen Michael Bay und Roland Emmerich richtig raus, und Jan de Bont entwickelte sich vom Kameramann zum Regisseur zweier wirklich guter Filme. Auch „GoldenEye“ passt in dieses Zeitalter - mit computeranimierten Effekten, einer von „Stirb Langsam 2“ geklauten Schleudersitz-Szene und einer Tendenz, alles in die Luft zu jagen, was auch nur ansatzweise explodieren kann. Ein Stil, der sich sehr von den schon fast altmodisch anmutenden Filmen der Dalton- und Moore-Ära abhebt und den die Produzenten noch für einige weitere Filme verfolgen sollten. Also namentlich für zwei.

Jedenfalls ist „GoldenEye“ der Anfang der neuen und letzten richtigen Bond-Ära – nicht nur mit Pierce Brosnan am Start, sondern die letzten klassischen Bonds mit typischen Oberschurken und ihren eiskalten Handlangern in ihren geheimen Operationsbasen, und allesamt gehen sie am Ende des Films zum Teufel. Und für Brosnan war dieser Einstieg nicht schlecht – eine Horde sehr guter Gegenspieler, gute Action, ein Plot in der Mitte zwischen Verschwörung und etwas weit hergeholter Bedrohung, quasi die Verquickung von ernsten und unernsten Filmen der Moore-Ära. Dieser Film ist einer von den großen. Und leider auch der letzte große Bond-Film.

9/10 Punkte

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