Sein Abenteuer auf der fernen Insel ist beendet, doch die Sage geht weiter. Er muss sich nun der schwersten aller Prüfungen stellen, um zu beweisen, dass er die Feder genauso gut beherrscht wie die Klinge. Doch zwischenzeitlich rief ihn das Schicksal auf eine andere Insel, belagert von untoten Kreaturen und einer intriganten Handelsfamilie. Mehr darüber demnächst...

Freitag, 4. Februar 2011

Der Spion, der mich liebte (1977)

Bond: Roger Moore
Schurken: Curd Jürgens (Stromberg), Richard Kiel (Beißer)
Bond-Girl: Barbara Bach (Agent XXX)
Wie oft gesehen: sehr oft


Auch wenn die Ernsthaftigkeit in diesem Film auch etwas kürzer treten muss, ist er wieder eines dieser grandiosen Beispiele dafür, dass man als Macher eines Bond-Films gerne mal übertreiben darf – vorausgesetzt man klotzt, anstatt zu kleckern. Lewis Gilbert, der Regisseur von „Man lebt nur zweimal“, drehte einen klassischen Bond-Film, dessen Titel zwar überraschend harmlos ist, der aber letzten Endes abgeht wie ein Zäpfchen.

Curd Jürgens ist des Teufels Reederei-Chef Stromberg, der einen teuflischen Plan verfolgt: Er fängt russische und britische U-Boote ein, die mit mehreren Atomraketen bestückt sind. Diese U-Boote will er gegen die größten Weltmächte einsetzen, einen dritten Weltkrieg provozieren und zusehen, wie sich die Welt selbst zerstört – während er in seiner Unterwasserstadt eine neue Menschheit züchten will. Zugegeben, der Plot klingt nach Gilberts letztem Bond-Film, und auch die Ausführung ist ähnlich. Aber das macht ja nichts – lieber von einem guten Vorbild klauen als einen schlechten eigenen Film drehen.

Man merkt allerdings schon von den ersten paar Szenen an, dass es sich hier um keinen ernstgemeinten Bond handelt. Davon zeugen das Design der Schurken-Basis (eine Wasserfestung namens Atlantis, die wie eine Sci-Fi-Kulisse aussieht), der Schurken-Handlanger Beißer mit seinen Stahlzähnen und die Ermordung einer Assistentin, die anscheinend etwas nebenbei verdienen wollte (eine Szene, die mal wieder zeigt, wie gerne Bond-Schurken Haie als Mordwerkzeuge missbrauchen – siehe „Feuerball“ und „Leben und sterben lassen“). Bond selbst, in der ersten richtigen Prä-Vorspann-Actionszene seit Connery (in den vorherigen Filmen war vor dem Vorspann nicht viel los), springt mit Skiern von einer Klippe und öffnet einen Fallschirm im Union-Jack-Format. Ein Spaß-Bond eben.

Was jedoch die Action angeht, so kann sich jeder Fan der Reihe für die etwas dürftigen Szenen der vorherigen Filme entschädigt fühlen. Mehrere handfeste Prügeleien in der ersten Hälfte, alleine die Konfrontationen mit Beißer, der einfach nicht totzukriegen ist. Gegen Ende der ersten Hälfte gibt es sogar eine weitere Hommage an die Eisenbahn-Schlägerei aus „Liebesgrüße aus Moskau“. In der zweiten Hälfte eine Verfolgungsjagd im neuen Lotus mit allerhand schlagkräftiger Ausrüstung. Dann der Höhepunkt: Der Lotus fällt ins Wasser, verwandelt sich in ein U-Boot und eliminiert ein paar Taucher und ein feindliches Minifahrzeug, die ihm Böses wollen. Und natürlich eine Endschlacht größeren Kalibers – eine der vielen richtig gut gelungenen Massenschlachten mit Hunderten von Leuten und zahlreichen Explosionen. Am Ende wird sogar ein nuklearer Sprengkopf eingesetzt. Nebenbei, in diesem Film geht nicht nur eine Basis drauf, sondern gleich zwei!

Nebenbei sind die Russen wieder mit von der Partie. Allerdings nicht als Böse, denn angesichts der weltumspannenden Bedrohung tun sich die Supermächte zusammen. Walter Gotell hat hier seinen Anfang als General Gogoll, manchmal warmherzig und lustig, manchmal jedoch auch ein eiskalter Geheimdienstler. Und die Tischdame dieses Mal kommt aus seinem Revier: Barbara Bach als Anya, auch bekannt als Triple X (welche das Vorbild für das Vin-Diesel-Vehikel war, das ich mir nie angesehen habe). Sie stellt sich gerne an die Seite von Bond, allerdings mit einem Hintergedanken: Bond hat ihren Geliebten umgelegt, und das findet sie gar nicht witzig…

Jetzt müssten eigentlich die Schwächen des Films kommen; von denen gibt es aber nur wenige. Die Musik ist ziemlich gewöhnungsbedürftig – so eine Art spaciges Synthesizer-Experiment. Die Szenen in Kairo und der Wüste hätten vielleicht einen Tick kürzer sein dürfen – manchmal fühle ich mich an die erste Hälfte von „Krieg der Sterne“ erinnert, die sich auch etwas hinzog. Aber es sind wirklich kleine Schwächen, kaum der Rede wert. Nur an Originalität fehlt es eben, denn „Der Spion, der mich liebte“ ist eine Neuauflage von „Man lebt nur zweimal“ mit anderen Charakteren und einem etwas anderen Setting.

Guckbar? Auf jeden Fall! Die Mischung aus Humor und Action, die Roger Moore als Bond so groß gemacht hat, kommt hier am Besten zum Tragen. Man muss sich darauf einlassen, dass Plot, Setdesign und Nebencharaktere nicht ganz so bierernst gemeint sind, stattdessen sollte man die Action genießen. Denn darum geht es bei James Bond. Jedenfalls ein Höhepunkt der Moore-Ära.

9/10 Punkte

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