Sein Abenteuer auf der fernen Insel ist beendet, doch die Sage geht weiter. Er muss sich nun der schwersten aller Prüfungen stellen, um zu beweisen, dass er die Feder genauso gut beherrscht wie die Klinge. Doch zwischenzeitlich rief ihn das Schicksal auf eine andere Insel, belagert von untoten Kreaturen und einer intriganten Handelsfamilie. Mehr darüber demnächst...

Freitag, 4. Februar 2011

Casion Royale (2006)

Bond: Daniel Craig
Schurke: Mads Mikkelsen (Le Chiffre)
Bond-Girl: Eva Green (Vesper Lynd)
Wie oft gesehen: ca. 5 Mal


Im 21. Jahrhundert sieht die Sache für James Bond etwas anders aus. Oder zumindest für den James Bond, der in diesem Film erst seine Lizenz zum Töten erhält und seinen Dienst als 00-Agent anfängt. Im Grunde will der Film die Vorgeschichte von James Bond erzählen – allerdings in der Jetztzeit, was im Grunde überhaupt keinen Sinn ergibt. Bond ist, wie M es in „GoldenEye“ mal ausdrückte, „ein Relikt des Kalten Krieges“. Also jemand, der seine besten Tage in einer Zeit hatte, als westliche und östliche Geheimagenten noch den dritten Weltkrieg verhindern sollten. 00-Status, Lizenz zum Töten – so etwas passt in die heutige Welt eigentlich nicht mehr.

Und doch gibt es ihn. James Bond, einen absolut eiskalten Killer, souverän gespielt von Daniel Craig. Ein Mann, der ohne eine Gefühlsregung kaltblütig Leute erschießen und fünf Sekunden später mit seiner Tischdame Gespräche führen kann, die an alte Screwball-Komödien erinnern. Ein Schauspieler, der schon vor seinem ersten Auftritt als 007 mehr Feinde hatte als der durchschnittliche holländische Fußballnationalspieler. Aber auch ein Mann, der sich dadurch nicht entmutigen ließ, der sich Timothy Dalton zum Vorbild nahm und einen düsteren, gnadenlosen und tödlichen Geheimagenten verkörpert, wie ihn die Welt noch nicht gesehen hatte. Und der „Casino Royale“ trotz seines zweifelthaften Rufs zu einem Erfolg gemacht hat.

Der Erfolg war allerdings nicht alleine Craigs Verdienst, auch wenn er sich vor seinen Vorgängern nicht zu verstecken braucht. Denn der Regisseur von „Casino Royale“, Martin Campbell, hatte schon mit „GoldenEye“ seine Qualitäten bewiesen und einen Neustart der Reihe ermöglicht – es gab also keinen Grund, es ihn nicht wieder versuchen zu lassen. Und nebenbei trommeln wir auch eine Gruppe hochkarätiger Schauspieler für die Nebenrollen zusammen. Und geben uns nach langer Zeit mal wieder richtig Mühe mit dem Drehbuch.

Heraus kam also „Casino Royale“. James Bond in seinen Anfängen muss sich erst einmal die Lizenz zum Töten verdienen und zum 00-Agent werden, indem er zwei Leute umbringt (passiert in der Prä-Vorspann-Sequenz). Dann forscht er nach einem Netzwerk von Bombenlegern, die von einer geheimnisvollen Person gesteuert werden. Einen erwischt er, muss er aber töten; den zweiten hindert er sogar an einem Anschlag. Und dieser Anschlag kostet Le Chiffre (Mads Mikkelsen, dänischer Top-Schauspieler), einen „Bankier für Terroristen“, einen ganzen Haufen Geld, das er nicht hat. Le Chiffre steht somit auf der Abschussliste eines unnachgiebigen afrikanischen Warlords, und seine einzige Überlebenschance ist ein großes Pokerturnier im „Casino Royale“, wo der Sieger 150 Millionen Dollar gewinnen kann. Bond wird als der beste Pokerspieler im MI-6 hingeschickt und soll Le Chiffre besiegen – damit dieser die Namen der Verantwortliche, für die er arbeitet, preisgibt.

Der Film gliedert sich deutlich in drei Teile. Im ersten Teil steht die Action im Vordergrund, vornehmlich in zwei entscheidenden Szenen: In der ersten verfolgt Bond einen Bombenleger, der sich als ausgebildeter Parcours-Läufer entpuppt und sich über und durch den Rohbau eines Hochhauses jagen lässt. Die zweite Szene ereignet sich am Flughafen von Miami, wo Bond den zweiten Bombenleger davon abhalten muss, einen Tankwagen in ein Flugzeug zu rammen und in die Luft zu jagen. Danach geht es ruhiger zu, denn der Hauptteil des Films dreht sich um das Pokerturnier. Mit von der Partie sind Eva Green als Tischdame Vesper, der Schatzmeisterin des MI-6 – mit der Bond dann diverse lustige Gespräche führt – und Jeffrey Wright, der nun schwarz gewordene Felix Leiter von der CIA. Dieses Pokerturnier ist der Psychoduell-Teil des Films, und er zieht seine Spannung aus der leisen Konfrontation zwischen Le Chiffre und Bond (aufgelockert durch einen Mordversuch und eine Kampfszene im Treppenhaus).

Der dritte Teil jedoch ist der Teil, den sich die Macher hätten sparen sollen. Nachdem Bond gewonnen hat, wird er von Le Chiffre gefoltert, damit er das Geld herausgibt. Le Chiffre wird aber in dieser Szene hinterrücks von einem geheimnisvollen Mr. White ermordet – es gibt also keinen Endkampf zwischen Bond und Oberschurke whatsoever! Bond wird ins Krankenhaus gebracht, verbringt (sehr) viel Zeit mit Vesper und entscheidet sich dann, den Dienst zu quittieren. Doch bevor das passiert, geht die letzte Szene los: Eine Actionszene, die so aufgesetzt und unnötig ist, dass man sich sofort denkt: Aha! Das ist für alle Bond-Fans, die sich am Ende Tod und Zerstörung wünschen. Es geht gegen Gegner, die man nie zuvor gesehen hat, in einer Schießerei, die so uninspiriert wirkt wie das Ende von J. J. Abrams’ „Mission Impossible 3“. Hinzu kommt die völlig unnötige Sterbeszene der bislang sympathischsten Tischdame der gesamten Reihe und ein Cliffhanger am Schluss des Ganzen, der einen nahtlosen Übergang zum nächsten Film garantieren soll.

Das Ironische ist: Der Nachfolgefilm ist entsprechend kürzer, und alles, was nach dem Pokerturnier geschieht, hätte auch problemlos im nächsten Film abgehandelt werden können. Dann wäre a) „Casino Royale“ auch durchgehend gut (wenn man am Ende dem Publikum auch einen passenden Showdown zugestanden hätte) und b) der gesamte Schwachsinn der neuen Filme in „Quantum of Solace“ vereint – zudem hätten beide Filme dann die richtige Länge. „Casino Royale“ ist zu lang, und gerade dieser dritte Akt zieht sich wie ein alter Kaugummi. Aus den zwei Minuten Happy End, die Bond normalerweise mit seiner Tischdame feiert, werden zwanzig Minuten plus das aufgesetzte Action-Ende. Ich hatte damals schon eine Kritik in einem Forum meines Abijahrgangs verfasst und damals auch geschrieben, dass ich mir bei dieser letzten halben Stunde vorkam wie im falschen Film. Das Gefühl hat sich nicht geändert.

Und das ist furchtbar schade. Denn „Casino Royale“ hatte soviel Potential, ein richtig guter Bond-Film auf dem Niveau von „Hauch des Todes“ oder „In tödlicher Mission“ zu werden. Zudem hätte dieser Neuanfang richtig gut klappen können. Unsere Erwartungen dann für eine fragwürdige Drehbuchentscheidung in den letzten 30 Minuten derart zu zerstören, ist unfair! Diese Drehbuchentscheidung war wohl im Sinne der Charakterentwicklung von James Bond, der dadurch viel mehr Tiefe erhalten sollte (was im Grunde der eigentliche Zweck des ganzen Films war). Blöd nur, dass er dadurch den gesamten Film runterzieht. Denn alles Handwerkliche (die Musik von David Arnold, die sorgfältig gefilmten Actionszenen ohne den MTV-Schnickschnack aus dem Vorgänger, die Spannungskurve, die Nebendarsteller) stimmt haargenau. Aber das Schlimme ist, dass das Schlimme erst noch kommt.

6/10 Punkte (9/10 Punkte bis zur letzten halben Stunde)

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