Sein Abenteuer auf der fernen Insel ist beendet, doch die Sage geht weiter. Er muss sich nun der schwersten aller Prüfungen stellen, um zu beweisen, dass er die Feder genauso gut beherrscht wie die Klinge. Doch zwischenzeitlich rief ihn das Schicksal auf eine andere Insel, belagert von untoten Kreaturen und einer intriganten Handelsfamilie. Mehr darüber demnächst...

Freitag, 23. August 2013

"Stirb Langsam 4.0" (2007)

Nach "Stirb Langsam - Jetzt Erst Recht" gab es dann lange Sendepause. Bis schließlich jemand den vierten Teil mit wilden Theorien über seinen Inhalt ankündigte, wobei die Story zwischen Dschungelkämpfen und Russland hin und her schwang, bis sich irgendwann mal auf das Thema Cyber-Terrorismus geeinigt wurde. Im Grunde ist die Grundstory völlig nebensächlich, solange Bruce Willis mitspielt.


Der Plot

John McClane, mittlerweile mit dem Großteil seiner Familie zerstritten, soll nun nach Dienstschluss einen Hacker abholen und zum FBI bringen - ein Job, der nach langweiliger Routine klingt. Doch der Mordversuch an Matt Ferrell (Justin Long) belehrt ihn eines Besseren, und er muss nun gegen Hubschrauber, Kampfjets und eine ziemlich gelenkige Martial Arts Expertin (Maggie Q) bestehen, um den geisteskranken Computerexperten Gabriel (Timophy Olyphant) das Handwerk zu legen.


Die Darsteller

Es ist unfassbar, wieviel die Macher aus den Fehlern des letzten Films gelernt haben. Justin Long ist diesmal McClanes unfreiwilliger Begleiter. Aber er ist diesmal nicht ebenbürtig, sondern eine Ergänzung - auf seinem Gebiet (Computer und Technologie) ist er erfahren, bei allem anderen stellt er sich ziemlich dusselig an. Und genau das tut dem Film gut. McClane hat diesmal auch keine Unterstützung seiner eigenen Kollegen, sondern dieses Mal muss er sich mit der Cyber-Division des FBI herumschlagen, angeführt von Deputy Director Bowman, gespielt von Cliff Curtis. Der ist eine gesunde Mischung aus den Chefs von Teil 1 und 3, lässt sich absolut nichts gefallen, doch weiß genau, was er tut.

Timothy Olyphant als Oberschurke Gabriel ist... na, geht so. Auf der einen Seite hat er Persönlichkeit, auf der anderen wenig Ausstrahlung. Man nimmt ihm den Computerfachmann durchaus ab, aber dass dahinter ein kriminelles Genie steckt, glaubt man eher weniger. Im Grunde ist er eine Mischung aus Sheldon Cooper und Gustav Graves aus "James Bond - Stirb an einem anderen Tag". Dafür hat er aber Handlanger, die sich auch ohne namhafte Darsteller sehen lassen können. Maggie Q macht hier eine ganz tolle Figur.

Tatsächlich ist aber meine Lieblingsrolle in diesem Film Lucy McClane, gespielt von Mary Elizabeth Winstead. Sie erfüllt in diesem Film zwar nur einen offensichtlichen Zweck - in Schwierigkeiten zu geraten - aber jede Szene mit ihr macht unheimlich Spaß, weil sie sehr stark ihrem Vater nacheifert. Wenn sie gegen Ende des Films als Geisel an das Funkgerät gezwungen wird, um McClane zur Aufgabe zu bewegen, ist ihr einziger Satz: "Dad - jetzt sind es noch fünf."

Nebenbei, ich hatte mich schon auf den Gastauftritt von Kevin Smith gefreut und bin nicht enttäuscht worden. Natürlich dürfen da die ganzen Star Wars Anspielungen nicht fehlen! Und wer genau hinschaut, der erkennt in einem der FBI-Leute Tuvok aus "Raumschiff Voyager" wieder...


Die Stärken

Mann, der Film macht richtig Spaß! Da weiß man gar nicht, wo man anfangen soll. Da wären die Dialoge: Zu Beginn geraten McClane und seine Tochter in Streit, im Beisein von Lucys Freund, dem dabei sichtlich unwohl ist (ich hatte auch erwartet, dass Willis ihn wie in "FaceOff" einfach durch das Fenster seines Autos zerrt und ihn zur Schnecke macht). Justin Long ist überraschenderweise auch sehr witzig.

Die Action - oh ja! Alleine die Szene, die auch in den ersten Trailern zu sehen war: McClane holt mit einem Auto einen Hubschrauber vom Himmel. Dafür bekommt er später von Maggie Q volles Pfund aufs Maul - auch ein Zweikampf, der sich echt sehen lassen kann. Und gegen Ende legen sie noch einen Zahn zu - da muss McClane mit einem schweren Truck seine Gegner verfolgen und bekommt es mit einem Kampfjet zu tun, der dementsprechend auch großflächigen Schaden anrichtet.

Hervorheben möchte ich auch hier die Musik. Da Michael Kamen 2001 verstarb, musste ein anderer Komponist gefunden werden. Und auch wenn Marco Beltrami durchaus ein Händchen für Filmmusik hat, ich war am Anfang sehr skeptisch, da er sich hauptsächlich im Horrorgenre bewegt. Doch tatsächlich gelang es ihm, mich positiv zu überraschen. Die Filmmusik ist Kamens Stil sehr gut nachempfunden, hat aber auch eigene Elemente und passt hervorragend zum Ton des Films.


Die Schwächen

Soviel Spaß die Action macht, so enttäuschend ist das eigentliche Ende. Gut, es ist dem von "Stirb Langsam" sehr nachempfunden - was sage ich, es ist schon fast ein Abklatsch. Dramaturgisch vielleicht sehenswert, aber nach all den Explosionen hatte ich mehr etwas in Richtung "Expendables 2" erwartet. Und dieses Mal sind die Amis diejenigen, die McClanes Wahlspruch nicht - jedenfall nicht ganz - hören. Denn sie mussten ja das "Motherf****" mit einem Pistolenschuss zensieren...


Größter Spaßfaktor

Eigentlich die Action. Aber für mich als Star-Wars-Fan war auch die Unterhaltung zwischen Bruce Willis und Kevin Smith Gold wert:
"Bist du ein Fan von Boba Fett?"
"Nein, ich stehe mehr auf Star Wars."
"WER IST DIESER KERL?"


Fazit

Ich bereue nicht, dafür im Kino gewesen zu sein. Man mag von Len Wiseman, dem Regisseur, halten, was man will, aber hier konnte er nichts falsch machen. Außer er hätte irgendwie seine Frau dort besetzt, was er zum Glück nicht getan hat. Darsteller sind toll, Action ist toll, Humor ist toll... hätte er sich jetzt noch an ein vernünftiges Ende getraut, hätte ich zehn Punkte springen lassen. Aber dass er gerne seine Showdowns versemmelt, wissen wir ja schon seit dem ersten "Underworld" - meine Güte, was für eine Enttäuschung... Trotzdem, diesen Film hier ansehen!




Bewertung
9/10 Punkte

Mittwoch, 21. August 2013

"Stirb Langsam - Jetzt Erst Recht" (1995)

Das hier wird auch etwas schwerer, und vielleicht werden mich sogar einige Leser meines Blogs dafür hassen. Aber: Gemessen an den anderen Teilen der Reihe mag ich "Stirb Langsam - Jetzt Erst Recht" nicht besonders.


Der Plot

John McClane ist vom Dienst suspendiert, wird aber plötzlich wieder angerufen. Denn ein Terrorist, der sich Simon nennt und bereits ein Kaufhaus in die Luft gejagt hat, fordert seine Mitarbeit. Mit tödlichen Rätseln hetzt er ihn und seinen unfreiwilligen Partner Zeus (Samuel L. Jackson) quer durch New York - doch dass er im Grunde einen ganz anderen Plan hat, das findet McClane später noch raus...


Die Darsteller

Dieses Mal ist außer Bruce Willis niemand aus den ersten Teilen mit von der Partie - obwohl Alan Rickman kurz in einer Rückblende auftaucht. Dafür nimmt Jeremy Irons den Platz des Oberschurken ein - und mit seinen Rätseln macht er richtig Spaß. Doch der eigentliche Kern des Themas ist auch die größte Veränderung gegenüber den Vorgängern: McClanes Partner Zeus, gespielt von Samuel L. Jackson. Was aus dem ganzen Film eher sowas wie einen Abklatsch von "Lethal Weapon" macht, wobei Jackson und Willis laufend versuchen, sich gegenseitig an die Wand zu spielen. McClane hat in diesem Film allerdings auch die Unterstützung seiner Polizeikollegen, wobei ich besonders Graham Greene als Joe Lambert mag - und Anthony Peck als nerdiger Bombenexperte hat auch den ein oder anderen Moment.


Die Stärken

Der Film ist deutlich weniger ernst als die ersten beiden Filme, und der Humor beschränkt sich nicht nur auf flapsige Sprüche von McClane selbst. Wenn er mit dem Taxi durch den Park heizt und sein Kollege über Funk meldet: "Er nimmt die romantische Strecke", zum Beispiel.

Außerdem haben sie mit Jeremy Irons endlich wieder einen charismatischen Gegenspieler mit einer Motivation und auch sehr viel Spaß an der Freude. *SPOILER* Interessante Idee übrigens, dass Alan Rickman und Jeremy Irons Brüder sein sollen.

Beste Szene in dem Film ist aber immer noch das St. Ives Rätsel. Wer es nicht kennt:
"Ich ging nach St. Ives im Morgengrauen, traf einen Mann mit sieben Frauen, jede Frau trug sieben Sack mit sieben Katzen Huckepack, jede Katz' hat sieben Kätzchen. Kätzchen, Katzen, Sack und Frauen - wie viele gingen nach St. Ives im Morgengrauen?"


Die Schwächen

Der Film selber ist unterhaltsam - das muss ich hier nochmal vorausstellen. Und was nun folgt, ist rein subjektive Meinung. Jetzt, wo das gesagt ist: Mir geht Zeus unheimlich auf den Keks! Zum Einen versucht Jackson den halben Film, Bruce Willis die Show zu stehlen, was in einem "Stirb Langsam" schon an sich ein Verbrechen ist. Welche Charakterzüge hat Zeus? Er mag keine Weißen. Punkt. Und das haut einem der Film so ziemlich alle fünf Minuten um die Ohren. Hinzu kommt noch, dass er die meisten seiner Dialogzeilen rausbrüllt, wobei dies auch einer von vielen Fehlern der deutschen Übersetzung sein könnte.

Das bringt mich zu dem zweiten größeren Problem: Die deutsche Version ist Mist. Angefangen bei Bruce Willis, dem man dieses Mal nicht die Stimme von Manfred Lehmann gab, die er in fast allen anderen Filmen hat, sondern die von Thomas Dannenberg - dieser ist der Stammsprecher von Arnold Schwarzenegger und Sylvester Stallone, was dem ganzen Film schon eine ganz andere Atmosphäre gibt. Warum Lehmann dieses Mal nicht dabei ist, weiß keiner. Und aufgrund dieser dämlichen Übersetzungsleute ist dies der einzige Film, in dem man McClanes Leitspruch nicht zu hören bekommt. Jedenfalls nicht im Deutschen, denn irgendein Vollidiot übersetzte den Satz mit "Happy Birthday, Schweinenase!"

Übrigens schätze ich die Filme auch aufgrund der schönen Explosionseffekte. Dementsprechend ist die mies getrickste, computeranimierte Explosion am Höhepunkt des Films ein Schlag ins Gesicht. Mein Gott, ist die hässlich! Leute, guckt euch "Explosiv - Blown Away" mit Jeff Bridges an, dann wisst ihr, wie ein Schiff zu explodieren hat!


Größtes Problem

So gerne ich die Filme mag, aber für ihre guten Showdowns waren sie noch nie wirklich berühmt. Der Höhepunkt ist wirklich der Kampf gegen Karl im ersten Teil. Dann war in Teil 2 die Tragflächen-Prügelei schon eine leichte Enttäuschung. Hier ist es am Schlimmsten, denn es gibt drei Hauptgegner. Der eine wird von den eigenen Leuten erledigt, die anderen beiden werden in einem relativ schnell zusammengeklaubten Finale über den Jordan geschickt, das mir das Gefühl gibt, die Macher standen wohl irgendwie unter Zeitdruck. Aber tragischerweise weiß ich, es hätte noch schlimmer kommen können. Denn auf meiner Special Edition DVD ist das alternative Ende drauf - und zwar ganz ohne Action: Willis und Irons sitzen in einer Bar, Willis stellt Irons nun Rätselfragen und hat einen Raketenwerfer auf den Tisch gelegt, bei dem die Richtungsangaben entfernt wurden - man weiß also nicht, in welche Richtung er feuern würde.


Fazit

Von den ursprünglichen drei Teilen definitiv der Schwächste. Man hat dort auch schon gemerkt, dass der bislang großartige McTiernan anfängt, fragwürdige Regieentscheidungen zu treffen (ein Faktor, der ihm spätestens beim "Rollerball"-Remake das Genick brach - seit 2003 hat er auch keine Filme mehr gedreht). Eigenständig gesehen ist es immer noch ein großartiger Film der Neunziger, mit Humor, guten Darstellern und reichtlich Action. Aber meine Güte, gegen seine beiden Vorgänger hat er einfach keine Chance. Das Einzige, was sonst noch für diesen Teil spricht: Da er nicht zu Weihnachten spielt, kann man ihn das ganze Jahr gucken.


Bewertung


7/10 Punkte

Sonntag, 18. August 2013

"Stirb Langsam 2" (1990)


Wer sich schon immer mal gefragt hatte, ob Michael Bay vielleicht irgendein Vorbild hatte, der möge sich mal die Filmografie des finnischen Starregisseurs Renny Harlin ansehen. Es gab eine Zeit in den Neunzigern, bevor Bay mit "Bad Boys" seinen ersten Kinoerfolg ablieferte, da war Harlin schon auf dem absteigenden Ast - nachdem seine Filmproduktion Carolco auf die harte Tour feststellen musste, dass Piratenfilme ohne Johnny Depp keine Sau interssieren... Bis dahin hatte Harlin allerdings zwei nennenswerte Actionfilme gedreht, die auch heute noch zur Sammlung eines ernstzunehmenden Actionfilmfans gehören. Der eine ist "Cliffhanger" mit Sylvester Stallone - der andere "Stirb Langsam 2".

Hier wird allerdings auch etwas ersichtlich, was zu einem gewissen Trend in Hollywood führte: das Patentrezept für eine Fortsetzung eines erfolgreichen Kinofilms. Das Rezept ist: Mehr! Mehr Schießereien, mehr Explosionen, mehr Tote, "mehr Blut, mehr Gekröse" (Zitat aus "Scream 2"). Dies wird gerade in Actionfilmen so sehr auf die Spitze getrieben, dass man wirklich sagen kann, die Substanz kommt bei den Dauerexplosionen an zweiter Stelle. Oder in gewissen Animationsfilmen aus der heutigen Zeit bei der Gagdichte durch ein Element, welches sich im Vorgänger als sehr beliebt etabliert hatte (die Minions aus "Ich - Einfach Unverbesserlich" - na, klingelt da was?).



Der Plot

Eigentlich wollte John McClane seine Frau nur vom Flughafen abholen, um mit ihren Eltern und den gemeinsamen Kindern Weihnachten zu verbringen. Doch dann erpressen Terroristen unter der Führung des abtrünnigen Colonel Stuart (William Sadler) die Freilassung eines fiesen Generals (Franco Nero) und lassen ein Flugzeug abstürzen. Da die Maschine seiner Frau nun am Himmel hängt und nicht landen kann, muss McClane die Sache wieder selbst in die Hand nehmen.


Die Darsteller

Bruce Willis. Mehr muss ich nicht sagen. An seiner Seite sind Bonnie Bedelia als seine Frau und William Atherton als aufdringlicher Reporter aus dem ersten Teil dabei, und auch Reginald VelJohnson hat als Powell einen kurzen Gastauftritt.

Bei der übrigen Besetzung tritt allerdings auch eines der Probleme des Films auf: Bis auf Franco Nero ("Django") kennt man eigentlich keinen von denen. Der Oberschurke wird gespielt von William Sadler - wem? Gut, mir ist er mittlerweile auch in anderen Filmen über den Weg gelaufen. Aber das Blöde ist, dass er aus seiner Rolle überhaupt nichts macht und daher nach dem Ansehen schnell aus dem Gedächtnis der meisten Zuschauer wieder verschwindet. Das gilt übrigens auch für die meisten seiner Männer - selbst der spätere "T-1000" Robert Patrick hat dort einen Auftritt, an den sich kaum jemand erinnert, wenn einem die abstehenden Ohren nicht sofort auffallen würden... Für erfahrene Kinogänger, die sich auch wirklich jedes Gesicht merken, laufen auch Fred Dalton Thompson ("Jagd auf Roter Oktober" und "Tage des Donners") sowie Dennis Franz ("Dressed to Kill") mehrmals durchs Bild.


Die Stärken

Es kommt reichlich Weihnachtsstimmung bei diesem Film auf. Das kann man besonders nachvollziehen, wenn man schon mal zu Weihnachten nach Hause fliegen wollte und sich dann um das Wetter oder die derzeitige Lage am Flughafen Gedanken machen musste (und ich sage euch, hätte British Airways damals gestreikt, hätte ich den Film in Eigenregie in Heathrow nachgestellt...). Im Gegensatz zum ersten Teil liegt auch mal Schnee dort.

Was natürlich zu einer ganzen Reihe toller Actionszenen führt, die auf dem verschneiten Flughafen sogar richtig gut zur Geltung kommen. Es gibt eine Verfolgungsjagd mit Schneemobilen, eine seitdem oft kopierte Schleudersitzszene, diverse Schießereien und die Explosionen dreier Flugzeuge und einer Sendeantenne - außerdem noch ein Zweikampf auf der Tragfläche eines rollenden Flugzeugs. All dies untermalt von der Musik eines wieder einmal großartigen Michael Kamen, dessen Arbeit für diesen Film sogar die Musik vom ersten Teil übertrifft (auch wenn er kein so prominentes Musikstück wie Beethovens 9. einbaut).

Die größte Stärke ist natürlich Bruce Willis. Jemand, der den halben Film so grinsen kann, während er in der anderen Hälfte zigfach Leute über den Haufen ballert, der hat nicht nur Spaß bei der Sache, der macht auch welchen. Den Charakter von John McClane haben sie vom ersten Teil auch soweit intakt gelassen, dass man sich mit ihm wie zu Hause fühlt.


Die Schwächen

Das ist etwas schwerer in Worte zu fassen, aber im Grunde geht es um Folgendes: John McTiernan hatte mit seinem ersten Teil das Actionkino revolutioniert, indem er eine neue Art von Schurke einbaute und einen anderen Blickwinkel als den vom durchschnittlichen Kinogänger gewohnten (denn eigentlich ist McClane der Antagonist, der die Pläne des Protagonisten Hans Gruber durchkreuzt - und das stammt nicht von mir, sondern aus dem Audiokommentar von "Stirb Langsam"). Außerdem machte er den Kampf eines Einzelnen gegen eine weit überlegene Gruppe deutlich. Renny Harlin hingegen dachte sich wohl, wenn er genug in die Luft jagt, dann werden sie schon kommen.

Daher sind die Schurken in diesem Film eigentlich völlig uninteressant und nur dazu da, von McClane mit einem flotten Spruch umgepustet zu werden. Für einen Actionfilm völlig in Ordnung - ich bin der Letzte, der was dagegen sagt. Aber es gibt genug Kinoschurken da draußen, bei denen man sich als Zuschauer richtig freut, wenn sie aufs Maul bekommen (sehr gutes Beispiel dafür: Joaquin Phoenix in "Gladiator". Gutes Gegenbeispiel: Megatron in den "Transformers" Kinofilmen). Dabei hilft es, wenn der betreffende Schurke auch eine sichtbare, nachvollziehbare Persönlichkeit besitzt. Das unterscheidet auch u. a. Blofeld oder Goldfinger von Volldeppen wie Dominic Greene oder Gustav Graves.

Eine Kleinigkeit, die mich an dem Film allerdings immer wieder stört, ist der Showdown. Dies ist tatsächlich der einzige Film, in dem McClane gegen den Oberschurken des Films richtig kämpft - doch anstatt ihn im fairen Kampf zu besiegen, lässt er sich von der Tragfläche runtertreten.


Fazit

So gut wie der erste ist "Stirb Langsam 2" nicht. Der erste war trotz aller Action auch ein klaustrophobischer, hochspannender Thriller, der für das Actionkino sehr viel verändert hatte. Der zweite ist das Gleiche in weniger originell, statt für namhafte gute Schauspieler wurde das Geld für mehr Effekte ausgegeben. So wirklich Tiefgang... nee... nicht wirklich hier. Aber Bruce Willis mit zigfachen Explosionen zu Weihnachten im Schnee - meine Güte, was will man denn mehr?


Bewertung


9/10 Punkte


Sonntag, 11. August 2013

"Stirb Langsam" (1988)

Dieser Film braucht keinen Untertitel. Eigentlich bräuchte er nicht einmal eine Kritik. Aber für den Fall, dass sich hierhin jemand verirrt, der diesen Film noch nicht gesehen hat, hier die Kurzfassung:


Der Plot

In einem Hochhaus in L.A. zu Weihnachten: John McClane, Polizist aus New York, besucht seine Frau, die in dieser Stadt für die Nakatomi Corporation als recht hohes Tier arbeitet. Da sich die beiden aufgrund der jeweiligen Karriere-Entscheidungen ständig in die Haare kriegen, endet auch ihre jetzige Begegnung auf der Weihnachtsfeier im Nakatomi Plaza im Streit - und mit McClane auf der Toilette, der im Unterhemd versucht, seine Gedanken zu ordnen. Dort hinein platzt eine Gruppe europäischer Gangster mit schwerer Bewaffnung, angeführt von Hans Gruber (Alan Rickman). Sie besetzten das Nakatomi Plaza und nehmen die Partygäste als Geiseln, inklusive McClanes Ehefrau. McClane startet daraufhin einen Ein-Mann-Guerilliakrieg gegen die Besetzer.


Die Darsteller

Der Grund, weshalb aus Bruce Willis so ein Actionstar werden konnte: In diesem Film sieht man ihm in keiner Sekunde an, dass er vorher irgend etwas Anderes gemacht hat. Mit einem markigen Spruch auf den Lippen und sehr eigenwilliger Vorgehensweise knöpft er sich einen Verbrecher nach dem anderen vor und wird so das Vorbild für diverse Nachahmer wie Steven Seagal ("Alarmstufe Rot"), Wesley Snipes ("Passagier 57") und sogar Harrison Ford ("Air Force One"). Doch was man in der deutschen Synchronfassung nicht so merkt wie im englischen Original: McClane ist kein Superheld, sondern ein völlig normaler Mann in einer abnormalen Situation - im Original klingt seine Stimme deutlich harmloser als die Badass-Stimme von Manfred Lehmann.

Ihm gegenüber steht allerdings auch eine ganze Reihe exzellenter Schurken, angeführt von wirklich ausgezeichneten Alan Rickman, der auch den Schurken des Actiongenres eine ganz andere Perspektive gibt. Anstatt der üblichen dreckigen Drogendealer, Mafia-Typen und psychopathischen Serienkiller hat man hier einen intellektuellen, stilbetonten Geschäftsmann mit eiskaltem Lächeln und einem gut durchdachten Plan in der Hinterhand - der sich aber auch nicht zu schade ist, in harten Situationen auch mal zur MP zu greifen und kräftig um sich zu ballern. Rickman addiert zu seiner Bösewicht-Darstellung britische Gelassenheit und die Fähigkeit, gut mit Worten umzugehen. Und da kommt bei mir regelmäßig die Frage auf: Wie haben wir es damals eigentlich mit Schurken ohne diese Klasse ausgehalten?

Ein weiterer Lichtblick ist Alexander Godunov als Rickmans rechte Hand Karl (kleine Notiz am Rande: "Kaaaaarl, das TÖTET Leute!"). Ursprünglich ein russischer Ballett-Tänzer, dessen erste Filmrolle ein Amish in "Der einzige Zeuge" war - und hier liefert er eine Vorstellung als Mann fürs Grobe ab, von dem sich mehrere Bond-Schurken-Handlanger eine Scheibe abschneiden können. Apropos: Andreas Wisniewski, der im Jahr zuvor in "James Bond - Der Hauch des Todes" einen ebensolchen Handlanger spielte, ist in diesem Film Karls Bruder und auch *SPOILER* erstes Opfer von McClane - was die ganze Sache für Karl zu einer persönlichen Angelegenheit macht.

Noch ein Wort zu den Nicht-Schurken im Film: Als Quasi-Partner von McClane spielt Reginald VelJohnson, vorher Hauptdarsteller der Serie "Alle unter einem Dach", den L.A.-Polizisten Al Powell. Wenn man bedenkt, dass diese beiden Rollen Polizisten sind und Powell im Laufe des Films erzählt, wie er einen Jungen erschossen hat, könnte man wirklich denken: "Wow, Steve Urcle ist wirklich zu weit gegangen..." Und "Ghostbusters"-Fans dürften in dem rücksichtslosen Reporter einen alten Bekannten erkennen: William Atherton spielte damals den ebenso bescheuerten Politiker Walter Peck.


Die Stärken

Neben dem Offensichtlichen, also Schießereien, Explosionen und einem Zweikampf zwischen Karl und McClane, den ich bis heute in der Liste meiner Top Ten Showdowns habe (wäre vielleicht ein weiterer Blog-Eintrag für die Zukunft) hat der Film auch in den ruhigen Momenten seine Stärken. Eine der größten Stärken für mich persönlich sind die Momente, in denen McClane am Funkgerät mit Powell spricht - und die Tatsache, dass sie sich ganz am Ende erst von Angesicht zu Angesicht gegenüber stehen. Und sowieso: Alle Szenen, in denen Alan Rickman mitspielt, sind Gold wert. Eine ziemlich berühmte Szene, durch die ein sonst eher unbekannter Schauspieler im Gedächtnis blieb: Al Leong, der markanteste chinesische Schurkendarsteller der 80er Jahre, wie er sich hinter einem Kisok verschanzt und sich dann überlegt: "Hmm... das sieht lecker aus...". Und jedes Mal, wenn ich diesen Film sehe, denke ich auch nur, wie gerne ich mit ihm tauschen würde...

Die Filmmusik von Michael Kamen muss natürlich auch erwähnt werden. Er hat für sehr viele Actionfilme in dieser Zeit die Musik geschrieben, inklusive der "Lethal Weapon" Reihe, "Action Jackson", "Last Boy Scout" und "Last Action Hero" - in letzterem hat er daher auch die Themen der anderen Actionfilme kurz angespielt. Besonders erwähnenswert ist der Gebrauch von Beethovens 9. Symphonie als Titelthema für Hans Gruber, den Oberschurken. Kamen schrieb dafür sogar eine sehr gute Moll-Version für diesen Film. Wer mit Filmmusik nicht soviel anfangen kann: Michael Kamen war auch für die orchestrale Unterstützung diverser Musikgruppen zuständig, u.a. Metallica (das "S&M" Album), Pink Floyd und Queensryche.


Die Schwächen

Ha ha, sehr witzig! Nein, im Ernst, kein Film ist perfekt. Und auch für diesen Klassiker gibt es Gründe, warum man ihn nicht jeden Tag sehen muss - aber zumindest einmal im Jahr.

Mich persönlich stört die Rolle des Nakatomi-Angestellten Ellis, gespielt von Hart Bochner. Dieser Charakter hat nur einen Zweck: sich unbeliebt zu machen. Oh ja, und das schafft er! In seiner ersten Szene macht er sich an McClanes Frau ran, zieht sich in der nächsten eine Ladung Koks in die Nase und benimmt sich bis zu seinem vorzeitigen Abgang ziemlich unmöglich. Die Frage ist natürlich: Wurde dieser Charakter in den Film aufgenommen, damit man jemanden hat, den man erschießen kann, wenn die Situation gefährlich wird? Dann haben die Bösen dem Publikum einen großen Gefallen getan.

Und als ich vorhin von der Filmmusik sprach, gibt es natürlich eine große Ausnahme: den Rap-Song, den sie gleich zu Anfang in der Limousine spielen. Auch in den Achtzigern war Rap-Musik unerträglich...

Eine Sache, die in der deutschen Version gar nicht auffällt, aber dafür im Englischen: Wenn ihr deutsche Terroristen einbaut, könnt ihr auch bitte dafür sorgen, dass sie korrektes Deutsch sprechen? Kein Wunder, dass Karl blöd guckt, als Alan Rickman ihm sagt: "Schieße dem Fenster!"


Größter Spaßfaktor

Jeder Filmfan, der etwas auf sich hält, sollte diese beiden Zitate kennen: "Ich habe jetzt eine Maschinenpistole. Ho ho ho!" Und natürlich "Yippie-ji-yeah, Schweinebacke!"


Fazit

Ein Weihnachtsfilm. DER Weihnachtsfilm! Er gehört zum vorweihnachtlichen Programm genauso wie "Die Geister, die ich rief" oder "Ist das Leben nicht schön" (gut, und "Kevin - Allein zu Haus" für manche von uns). Der Nostalgia Critic drückte es mal ganz treffend aus: "Der Titel alleine ist eine Begründung dafür, warum der Film großartig ist." Daher auch meine grundsolide Wertung, basierend auf einem großartigen Actionthriller, der seine Ressourcen elegant nutzt und bis heute ein unerreichter Klassiker ist.


Bewertung
10/10 Punkte

Die "Stirb Langsam" Reihe - Einführung


Er war eigentlich nur zur falschen Zeit am falschen Ort, landete in einer Situation, mit der er nicht gerechnet hatte - großes Pech für all jene, die sich ihm in den Weg stellten. Was als Klassiker der Weihnachts- und Actionfilme (also auch der Weihnachts-Actionfilme) begann, entwickelte sich in den letzten zwanzig und mehr Jahren zu einer stolzen fünfteiligen Filmreihe um den New Yorker Polizeibeamten John McClane, gespielt vom ehemaligen Komödiendarsteller Bruce Willis (wer es nicht glaubt, schlage bei IMDB nach - seine größten Rollen vorher waren die Serie "Das Model und der Schnüffler" und die Blake Edwards Komödie "Blind Date" mit Kim Basinger). Seit seinem großen Erfolg im Jahre 1988 hat sich Willis so fest im Actiongenre verankert, dass ihm sogar ein Gastspiel im Männerfilm "The Expendables" gegönnt wurde. Und auch seine derzeitige Rollenauswahl ("R.E.D.2", "G.I. Joe Retaliation" und natürlich "Expendables 2") zeigt, dass er trotz seines Alters immer noch kräftig austeilen und einstecken kann.

Der sechste Teil der Filmreihe ist bereits angekündigt, mit Willis in der Hauptrolle. Aber schon heute hat die Reihe Kultstatus, die Anzahl der Filme ist gleichauf mit "Dirty Harry" (wenn auch die Filme ungleich besser sind) und wird im Actiongenre momentan nur von "The Fast and the Furious" sowie natürlich den "James Bond" Filmen übertroffen.

Doch wie kam es eigentlich dazu? Und vor allem: Warum ist "Stirb Langsam" eigentlich so eine erfolgreiche Reihe geworden? Das klären wir in den nächsten fünf Einträgen, wo ich jeden der Filme genauer unter die Lupe nehmen werde. Da werde ich auch die Frage aufwerfen: Welcher der Teile ist eigentlich der beste und welcher der schwächste Teil? Gut, die letzte Frage lässt sich ziemlich leicht beantworten. Aber lest einfach selbst!