Sein Abenteuer auf der fernen Insel ist beendet, doch die Sage geht weiter. Er muss sich nun der schwersten aller Prüfungen stellen, um zu beweisen, dass er die Feder genauso gut beherrscht wie die Klinge. Doch zwischenzeitlich rief ihn das Schicksal auf eine andere Insel, belagert von untoten Kreaturen und einer intriganten Handelsfamilie. Mehr darüber demnächst...

Sonntag, 11. August 2013

"Stirb Langsam" (1988)

Dieser Film braucht keinen Untertitel. Eigentlich bräuchte er nicht einmal eine Kritik. Aber für den Fall, dass sich hierhin jemand verirrt, der diesen Film noch nicht gesehen hat, hier die Kurzfassung:


Der Plot

In einem Hochhaus in L.A. zu Weihnachten: John McClane, Polizist aus New York, besucht seine Frau, die in dieser Stadt für die Nakatomi Corporation als recht hohes Tier arbeitet. Da sich die beiden aufgrund der jeweiligen Karriere-Entscheidungen ständig in die Haare kriegen, endet auch ihre jetzige Begegnung auf der Weihnachtsfeier im Nakatomi Plaza im Streit - und mit McClane auf der Toilette, der im Unterhemd versucht, seine Gedanken zu ordnen. Dort hinein platzt eine Gruppe europäischer Gangster mit schwerer Bewaffnung, angeführt von Hans Gruber (Alan Rickman). Sie besetzten das Nakatomi Plaza und nehmen die Partygäste als Geiseln, inklusive McClanes Ehefrau. McClane startet daraufhin einen Ein-Mann-Guerilliakrieg gegen die Besetzer.


Die Darsteller

Der Grund, weshalb aus Bruce Willis so ein Actionstar werden konnte: In diesem Film sieht man ihm in keiner Sekunde an, dass er vorher irgend etwas Anderes gemacht hat. Mit einem markigen Spruch auf den Lippen und sehr eigenwilliger Vorgehensweise knöpft er sich einen Verbrecher nach dem anderen vor und wird so das Vorbild für diverse Nachahmer wie Steven Seagal ("Alarmstufe Rot"), Wesley Snipes ("Passagier 57") und sogar Harrison Ford ("Air Force One"). Doch was man in der deutschen Synchronfassung nicht so merkt wie im englischen Original: McClane ist kein Superheld, sondern ein völlig normaler Mann in einer abnormalen Situation - im Original klingt seine Stimme deutlich harmloser als die Badass-Stimme von Manfred Lehmann.

Ihm gegenüber steht allerdings auch eine ganze Reihe exzellenter Schurken, angeführt von wirklich ausgezeichneten Alan Rickman, der auch den Schurken des Actiongenres eine ganz andere Perspektive gibt. Anstatt der üblichen dreckigen Drogendealer, Mafia-Typen und psychopathischen Serienkiller hat man hier einen intellektuellen, stilbetonten Geschäftsmann mit eiskaltem Lächeln und einem gut durchdachten Plan in der Hinterhand - der sich aber auch nicht zu schade ist, in harten Situationen auch mal zur MP zu greifen und kräftig um sich zu ballern. Rickman addiert zu seiner Bösewicht-Darstellung britische Gelassenheit und die Fähigkeit, gut mit Worten umzugehen. Und da kommt bei mir regelmäßig die Frage auf: Wie haben wir es damals eigentlich mit Schurken ohne diese Klasse ausgehalten?

Ein weiterer Lichtblick ist Alexander Godunov als Rickmans rechte Hand Karl (kleine Notiz am Rande: "Kaaaaarl, das TÖTET Leute!"). Ursprünglich ein russischer Ballett-Tänzer, dessen erste Filmrolle ein Amish in "Der einzige Zeuge" war - und hier liefert er eine Vorstellung als Mann fürs Grobe ab, von dem sich mehrere Bond-Schurken-Handlanger eine Scheibe abschneiden können. Apropos: Andreas Wisniewski, der im Jahr zuvor in "James Bond - Der Hauch des Todes" einen ebensolchen Handlanger spielte, ist in diesem Film Karls Bruder und auch *SPOILER* erstes Opfer von McClane - was die ganze Sache für Karl zu einer persönlichen Angelegenheit macht.

Noch ein Wort zu den Nicht-Schurken im Film: Als Quasi-Partner von McClane spielt Reginald VelJohnson, vorher Hauptdarsteller der Serie "Alle unter einem Dach", den L.A.-Polizisten Al Powell. Wenn man bedenkt, dass diese beiden Rollen Polizisten sind und Powell im Laufe des Films erzählt, wie er einen Jungen erschossen hat, könnte man wirklich denken: "Wow, Steve Urcle ist wirklich zu weit gegangen..." Und "Ghostbusters"-Fans dürften in dem rücksichtslosen Reporter einen alten Bekannten erkennen: William Atherton spielte damals den ebenso bescheuerten Politiker Walter Peck.


Die Stärken

Neben dem Offensichtlichen, also Schießereien, Explosionen und einem Zweikampf zwischen Karl und McClane, den ich bis heute in der Liste meiner Top Ten Showdowns habe (wäre vielleicht ein weiterer Blog-Eintrag für die Zukunft) hat der Film auch in den ruhigen Momenten seine Stärken. Eine der größten Stärken für mich persönlich sind die Momente, in denen McClane am Funkgerät mit Powell spricht - und die Tatsache, dass sie sich ganz am Ende erst von Angesicht zu Angesicht gegenüber stehen. Und sowieso: Alle Szenen, in denen Alan Rickman mitspielt, sind Gold wert. Eine ziemlich berühmte Szene, durch die ein sonst eher unbekannter Schauspieler im Gedächtnis blieb: Al Leong, der markanteste chinesische Schurkendarsteller der 80er Jahre, wie er sich hinter einem Kisok verschanzt und sich dann überlegt: "Hmm... das sieht lecker aus...". Und jedes Mal, wenn ich diesen Film sehe, denke ich auch nur, wie gerne ich mit ihm tauschen würde...

Die Filmmusik von Michael Kamen muss natürlich auch erwähnt werden. Er hat für sehr viele Actionfilme in dieser Zeit die Musik geschrieben, inklusive der "Lethal Weapon" Reihe, "Action Jackson", "Last Boy Scout" und "Last Action Hero" - in letzterem hat er daher auch die Themen der anderen Actionfilme kurz angespielt. Besonders erwähnenswert ist der Gebrauch von Beethovens 9. Symphonie als Titelthema für Hans Gruber, den Oberschurken. Kamen schrieb dafür sogar eine sehr gute Moll-Version für diesen Film. Wer mit Filmmusik nicht soviel anfangen kann: Michael Kamen war auch für die orchestrale Unterstützung diverser Musikgruppen zuständig, u.a. Metallica (das "S&M" Album), Pink Floyd und Queensryche.


Die Schwächen

Ha ha, sehr witzig! Nein, im Ernst, kein Film ist perfekt. Und auch für diesen Klassiker gibt es Gründe, warum man ihn nicht jeden Tag sehen muss - aber zumindest einmal im Jahr.

Mich persönlich stört die Rolle des Nakatomi-Angestellten Ellis, gespielt von Hart Bochner. Dieser Charakter hat nur einen Zweck: sich unbeliebt zu machen. Oh ja, und das schafft er! In seiner ersten Szene macht er sich an McClanes Frau ran, zieht sich in der nächsten eine Ladung Koks in die Nase und benimmt sich bis zu seinem vorzeitigen Abgang ziemlich unmöglich. Die Frage ist natürlich: Wurde dieser Charakter in den Film aufgenommen, damit man jemanden hat, den man erschießen kann, wenn die Situation gefährlich wird? Dann haben die Bösen dem Publikum einen großen Gefallen getan.

Und als ich vorhin von der Filmmusik sprach, gibt es natürlich eine große Ausnahme: den Rap-Song, den sie gleich zu Anfang in der Limousine spielen. Auch in den Achtzigern war Rap-Musik unerträglich...

Eine Sache, die in der deutschen Version gar nicht auffällt, aber dafür im Englischen: Wenn ihr deutsche Terroristen einbaut, könnt ihr auch bitte dafür sorgen, dass sie korrektes Deutsch sprechen? Kein Wunder, dass Karl blöd guckt, als Alan Rickman ihm sagt: "Schieße dem Fenster!"


Größter Spaßfaktor

Jeder Filmfan, der etwas auf sich hält, sollte diese beiden Zitate kennen: "Ich habe jetzt eine Maschinenpistole. Ho ho ho!" Und natürlich "Yippie-ji-yeah, Schweinebacke!"


Fazit

Ein Weihnachtsfilm. DER Weihnachtsfilm! Er gehört zum vorweihnachtlichen Programm genauso wie "Die Geister, die ich rief" oder "Ist das Leben nicht schön" (gut, und "Kevin - Allein zu Haus" für manche von uns). Der Nostalgia Critic drückte es mal ganz treffend aus: "Der Titel alleine ist eine Begründung dafür, warum der Film großartig ist." Daher auch meine grundsolide Wertung, basierend auf einem großartigen Actionthriller, der seine Ressourcen elegant nutzt und bis heute ein unerreichter Klassiker ist.


Bewertung
10/10 Punkte

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