Sein Abenteuer auf der fernen Insel ist beendet, doch die Sage geht weiter. Er muss sich nun der schwersten aller Prüfungen stellen, um zu beweisen, dass er die Feder genauso gut beherrscht wie die Klinge. Doch zwischenzeitlich rief ihn das Schicksal auf eine andere Insel, belagert von untoten Kreaturen und einer intriganten Handelsfamilie. Mehr darüber demnächst...

Sonntag, 18. August 2013

"Stirb Langsam 2" (1990)


Wer sich schon immer mal gefragt hatte, ob Michael Bay vielleicht irgendein Vorbild hatte, der möge sich mal die Filmografie des finnischen Starregisseurs Renny Harlin ansehen. Es gab eine Zeit in den Neunzigern, bevor Bay mit "Bad Boys" seinen ersten Kinoerfolg ablieferte, da war Harlin schon auf dem absteigenden Ast - nachdem seine Filmproduktion Carolco auf die harte Tour feststellen musste, dass Piratenfilme ohne Johnny Depp keine Sau interssieren... Bis dahin hatte Harlin allerdings zwei nennenswerte Actionfilme gedreht, die auch heute noch zur Sammlung eines ernstzunehmenden Actionfilmfans gehören. Der eine ist "Cliffhanger" mit Sylvester Stallone - der andere "Stirb Langsam 2".

Hier wird allerdings auch etwas ersichtlich, was zu einem gewissen Trend in Hollywood führte: das Patentrezept für eine Fortsetzung eines erfolgreichen Kinofilms. Das Rezept ist: Mehr! Mehr Schießereien, mehr Explosionen, mehr Tote, "mehr Blut, mehr Gekröse" (Zitat aus "Scream 2"). Dies wird gerade in Actionfilmen so sehr auf die Spitze getrieben, dass man wirklich sagen kann, die Substanz kommt bei den Dauerexplosionen an zweiter Stelle. Oder in gewissen Animationsfilmen aus der heutigen Zeit bei der Gagdichte durch ein Element, welches sich im Vorgänger als sehr beliebt etabliert hatte (die Minions aus "Ich - Einfach Unverbesserlich" - na, klingelt da was?).



Der Plot

Eigentlich wollte John McClane seine Frau nur vom Flughafen abholen, um mit ihren Eltern und den gemeinsamen Kindern Weihnachten zu verbringen. Doch dann erpressen Terroristen unter der Führung des abtrünnigen Colonel Stuart (William Sadler) die Freilassung eines fiesen Generals (Franco Nero) und lassen ein Flugzeug abstürzen. Da die Maschine seiner Frau nun am Himmel hängt und nicht landen kann, muss McClane die Sache wieder selbst in die Hand nehmen.


Die Darsteller

Bruce Willis. Mehr muss ich nicht sagen. An seiner Seite sind Bonnie Bedelia als seine Frau und William Atherton als aufdringlicher Reporter aus dem ersten Teil dabei, und auch Reginald VelJohnson hat als Powell einen kurzen Gastauftritt.

Bei der übrigen Besetzung tritt allerdings auch eines der Probleme des Films auf: Bis auf Franco Nero ("Django") kennt man eigentlich keinen von denen. Der Oberschurke wird gespielt von William Sadler - wem? Gut, mir ist er mittlerweile auch in anderen Filmen über den Weg gelaufen. Aber das Blöde ist, dass er aus seiner Rolle überhaupt nichts macht und daher nach dem Ansehen schnell aus dem Gedächtnis der meisten Zuschauer wieder verschwindet. Das gilt übrigens auch für die meisten seiner Männer - selbst der spätere "T-1000" Robert Patrick hat dort einen Auftritt, an den sich kaum jemand erinnert, wenn einem die abstehenden Ohren nicht sofort auffallen würden... Für erfahrene Kinogänger, die sich auch wirklich jedes Gesicht merken, laufen auch Fred Dalton Thompson ("Jagd auf Roter Oktober" und "Tage des Donners") sowie Dennis Franz ("Dressed to Kill") mehrmals durchs Bild.


Die Stärken

Es kommt reichlich Weihnachtsstimmung bei diesem Film auf. Das kann man besonders nachvollziehen, wenn man schon mal zu Weihnachten nach Hause fliegen wollte und sich dann um das Wetter oder die derzeitige Lage am Flughafen Gedanken machen musste (und ich sage euch, hätte British Airways damals gestreikt, hätte ich den Film in Eigenregie in Heathrow nachgestellt...). Im Gegensatz zum ersten Teil liegt auch mal Schnee dort.

Was natürlich zu einer ganzen Reihe toller Actionszenen führt, die auf dem verschneiten Flughafen sogar richtig gut zur Geltung kommen. Es gibt eine Verfolgungsjagd mit Schneemobilen, eine seitdem oft kopierte Schleudersitzszene, diverse Schießereien und die Explosionen dreier Flugzeuge und einer Sendeantenne - außerdem noch ein Zweikampf auf der Tragfläche eines rollenden Flugzeugs. All dies untermalt von der Musik eines wieder einmal großartigen Michael Kamen, dessen Arbeit für diesen Film sogar die Musik vom ersten Teil übertrifft (auch wenn er kein so prominentes Musikstück wie Beethovens 9. einbaut).

Die größte Stärke ist natürlich Bruce Willis. Jemand, der den halben Film so grinsen kann, während er in der anderen Hälfte zigfach Leute über den Haufen ballert, der hat nicht nur Spaß bei der Sache, der macht auch welchen. Den Charakter von John McClane haben sie vom ersten Teil auch soweit intakt gelassen, dass man sich mit ihm wie zu Hause fühlt.


Die Schwächen

Das ist etwas schwerer in Worte zu fassen, aber im Grunde geht es um Folgendes: John McTiernan hatte mit seinem ersten Teil das Actionkino revolutioniert, indem er eine neue Art von Schurke einbaute und einen anderen Blickwinkel als den vom durchschnittlichen Kinogänger gewohnten (denn eigentlich ist McClane der Antagonist, der die Pläne des Protagonisten Hans Gruber durchkreuzt - und das stammt nicht von mir, sondern aus dem Audiokommentar von "Stirb Langsam"). Außerdem machte er den Kampf eines Einzelnen gegen eine weit überlegene Gruppe deutlich. Renny Harlin hingegen dachte sich wohl, wenn er genug in die Luft jagt, dann werden sie schon kommen.

Daher sind die Schurken in diesem Film eigentlich völlig uninteressant und nur dazu da, von McClane mit einem flotten Spruch umgepustet zu werden. Für einen Actionfilm völlig in Ordnung - ich bin der Letzte, der was dagegen sagt. Aber es gibt genug Kinoschurken da draußen, bei denen man sich als Zuschauer richtig freut, wenn sie aufs Maul bekommen (sehr gutes Beispiel dafür: Joaquin Phoenix in "Gladiator". Gutes Gegenbeispiel: Megatron in den "Transformers" Kinofilmen). Dabei hilft es, wenn der betreffende Schurke auch eine sichtbare, nachvollziehbare Persönlichkeit besitzt. Das unterscheidet auch u. a. Blofeld oder Goldfinger von Volldeppen wie Dominic Greene oder Gustav Graves.

Eine Kleinigkeit, die mich an dem Film allerdings immer wieder stört, ist der Showdown. Dies ist tatsächlich der einzige Film, in dem McClane gegen den Oberschurken des Films richtig kämpft - doch anstatt ihn im fairen Kampf zu besiegen, lässt er sich von der Tragfläche runtertreten.


Fazit

So gut wie der erste ist "Stirb Langsam 2" nicht. Der erste war trotz aller Action auch ein klaustrophobischer, hochspannender Thriller, der für das Actionkino sehr viel verändert hatte. Der zweite ist das Gleiche in weniger originell, statt für namhafte gute Schauspieler wurde das Geld für mehr Effekte ausgegeben. So wirklich Tiefgang... nee... nicht wirklich hier. Aber Bruce Willis mit zigfachen Explosionen zu Weihnachten im Schnee - meine Güte, was will man denn mehr?


Bewertung


9/10 Punkte


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