Sein Abenteuer auf der fernen Insel ist beendet, doch die Sage geht weiter. Er muss sich nun der schwersten aller Prüfungen stellen, um zu beweisen, dass er die Feder genauso gut beherrscht wie die Klinge. Doch zwischenzeitlich rief ihn das Schicksal auf eine andere Insel, belagert von untoten Kreaturen und einer intriganten Handelsfamilie. Mehr darüber demnächst...

Dienstag, 1. November 2011

"Swordmasters Mittelalter-Review" Teil 1

Endlich habe ich mal wieder etwas Zeit für mich und meine Hobbies, nach gefühlten 20 Tagen Dauerarbeit. Da kann ich mal wieder was schreiben, was mir schon lange in den Fingern brennt. Ursprünglich sollte es nämlich eine Doppel-Review werden von "Ironclad - Bis zum letzten Krieger" und "Your Highness" - letzterer, soviel kann ich schon mal verraten, wird nicht über fünf Punkten erhalten. Aber mittlerweile habe ich nnoch einen anderen Mittelalter-Film gesehen, auf den ich schon länger mal gespannt war, und daher habe ich mir gedacht: Warum nicht gleich eine ganze Reihe?

Jetzt haben wir auch November, da werden die Tage kürzer und kälter, da kann man sich also gerne mal abends hinsetzen und ein bis zwei gute Filme sehen. Und da meine LARP-Ausrüstung gerade Zuwachs erhalten hat, hole ich mir aus der Filmwelt noch ein bisschen Inspiration dazu.


Daher willkommen zu "Swordmasters Mittelalter-Review"!


Heute: "Robin Hood (2010)"


Oder auch: "Die Kameraführung der Scott-Brüder ist einfach zum Kotzen!"



Ich sah damals den Trailer zu diesem Film im Kino in England, als einer der Trailer vor dem Sherlock Holmes Film (der mit den mittlerweile 10 Punkten). Und mein erster Gedanke war: DAs wäre was für meine Mutter. Ridley Scott hat ihn gedreht, Russell Crowe spielt die Hauptrolle, und die Musik klingt dermaßen nach Hans Zimmer, dass man das auch in "Gladiator 2" umbenennen könnte. Diverse Kritiken waren allerdings geteilter Meinung über diesen Film. Und es ist klar, dass diese Version von "Robin Hood" eine ganz andere Richtung einschlägt als die, die wir aus den Geschichten und dem Kevin-Costner-Film kennen (oder gegebenenfalls von Disney)...


Es fängt damit an, dass Richard Löwenherz, der sonst so geschätze König Englands, mit seiner Schar überlebender Kreuzritter auf dem Weg nach England halb Frankreich ausplündert und niederbrennt (nun gut, wer will ihm das verübeln?). "The Lionheart" ist allerdings kein großer weiser König, wie ihn vielleicht Sean Connery darstellen würde, sondern ein langhaariger Raufbold mit mehr Gier als Grips, der sich von seinen Untergebenen nur durch die Krone auf seinem Kopf unterscheidet. Passenderweise kriegt er auch einen Armbrustbolzen in die Brust, kaum dass der Film fünf Minuten läuft. Russell Crowe, zu dieser Stunde als Robin Longstride unterwegs, ein einfacher Bogenschütze der königlichen Armee, macht sich auf den Weg nach England, mit der Krone des Königs und dem Schwert des Ritters Sir Robert Locksley im Gepäck. Beides soll zum rechtmäßigen Besitzer zurückgehen.

Schön finde ich an dieser Stelle zum Einen den Zusammenhalt zwischen Robins Männern (die späteren "Merry Men" Will Scarlet und Little John befinden sich bereits im Krieg an seiner Seite), zum Anderen hat diese Anfangsphase des Films etwas von einer RPG-Questreihe. Erst soll er zum Schiff, dann findet er die Krone des Königs und soll sie nach London bringen, dann muss er zu Locksley Senior und ihm das Schwert mitbringen. Seine Männer, Bogenschützen und Nahkämpfer, quasi eine Rollenspieltruppe ohne Heiler oder Zauberer, begleiten ihn in frisch geplünderter Ausrüstung bis nach Nottingham, wo sie erst einmal mit dem Met von Bruder Tuck (der einzige gute Priester in der ganzen Gegend) auf den überlebten Kreuzzug anstoßen.

Ab dann wird der Film in Hinblick auf die bekannte Geschichte etwas abstrus. Longstride wird von Locksley Senior temporär adoptiert - er soll also als Robin Locksley auftreten. Inklusive Maid Marian als Ehefrau, die schon mit Lockley verheiratet war (und die von Cate Blanchett in einer Powerfrauen-Manier gespielt wird, dass es schon fast wieder nervt). In der Zwischenzeit stellt sich allerdings heraus, dass der Thronfolger Prinz John auch nicht viel besser ist als sein verstorbener Bruder: Um die Staatskassen wieder zu füllen, besteuert er alles und jeden, bis es kurz vor der Revolte steht. Das größte Problem nähert sich aber seitens Frankreichs, denn der einzige Glatzkopf in den Film (der schon hinreichend bekannte Schurkendarsteller Mark Strong, auch aus "Sherlock Holmes" bekannt) spielt ein Doppelspiel. Einerseits als Vertrauter des englischen Königs, dem er zu gewaltsamer Steuereintreibung im Norden Englands rät, damit er andererseits als Vertrauter des französischen Königs dessen Invasion in England vorbereiten kann.

Und so spitzt sich die Sache zu, bis in einer D-Day-mäßigen Strandschlacht Engländer und Franzosen die alte Tradition fortsetzen, in der sie sich seit Jahrhunderten auf die Schnauze hauen. Doch bis dahin gibt es noch diversen Ballast an den Seiten der Story - eine eher unwahrscheinliche Verkettung der Vergangenheit des echten Sir Locksley mit Crowes Charakter Robin Longstride inklusive. Plus: Eine mehr oder minde funktionierende Liebesgeschichte zwischen Blanchett und Crowe, bei der es entweder an Chemie zwischen den beiden mangelt oder mir schlicht und einfach an Romantik. ^^


Die Darsteller sind aber durchaus gut gewählt. Max von Sydow und William Hurt als alte Schlachtrösser, Mark Strong als glatzköpfiger Finsterling, und Oscar Isaac als Prinz John, den man im Film selber gewaltig unterschätzt und der einen wirklich glaubwürdigen Charakter kreiert, im Vergleich zu den üblichen Schurken dieses Genres. Auch die "Merry Men" sind gut besetzt. Das einzige Manko sind tatsächlich Cate Blanchett und Russell Crowe. Letzterer hat sich bei seiner Darstellung an "Gladiator" orientiert, was bei dieser Geschichte einfach nicht passt. Und Blanchett hat auf dem Schlachtfeld nix verloren - das hier ist nicht "The Missing"!

Ach ja, Schlachtfeld - davon will ich lieber nicht anfangen. Tony Scott ist ja bekannt für seine bescheuerte Kameraführung und seine Schnitttechnik mit dem Samuraischwert. Ich hatte ja gehofft, dass Ridley Scott als der ältere, weisere und erfolgreichere Bruder es besser wüsste. Aber nein, die Kameraführung ist in den Actionszenen echt am Ende! Für einige Sekunden sah es bei "Gladiator" in der Anfangsschlacht genauso aus, aber wohlgemerkt, nur für ein paar Sekunden! Hier ist die gesamte Endschlacht so gefilmt, dass man nix erkennen kann. Und zu den hektischen Schnitten und den Kameraleuten mit Parkinson-Krankheit kommt noch dazu, dass viele dieser Szenen noch künstlich beschleunigt wurden, um noch mehr Hektik reinzubringen. Ich kann ja froh sein, dass ich von dem finalen Duell noch überhaupt was mitbekommen habe und wusste, was das eigentlich passiert. Ein Trost: In den Nicht-Actionszenen ist die Kamera so ruhig, wie es sein soll.

Die Atmosphäre stimmt jedenfalls: Man fühlt sich in das mittelalterliche England versetzt, und Ridley Scott nimmt sich auch die Zeit, einige der alltäglichen Dinge in dieser Zeitpreiode zu zeigen. Während man in manchen anderen Filmen nur denkt: "Ja, da wäre ich auch gerne dabei gewesen", überlegt man es sich bei diesem Film zweimal, ob man diese ganze Unbequemlichkeit gerne am eigenen Leib erfahren würde. Man mekrt da allerdings auch, dass Scott einen realistischen, authentischen Film drehen wollte, in dem Robin Hood nicht der glorifzierte Volksheld ist, sondern ein einfacher Mann. Meiner Meinung nach ist er an manchen Stellen über sein Ziel hinausgeschossen.


Fazit: Kamera: bäh! Der Rest ist eigentlich in Ordnung, aber keine Oberklasse. Ridley Scott konnte es früher mal besser, aber das Mittelalter kriegt er irgendwie nicht richtig hin - das hat schon bei "Königreich der Himmel" nicht funktioniert. Die Hauptrollen sind fehltbesetzt, aber die Nebenrollen machen Spaß. Es gibt viele Schlachten, aber auch sehr viele ruhige Szenen dazwischen. Die Story ist, was Robin Hood angeht, mal was Anderes, aber letzten Endes denkt man, man guckt "Braveheart" ohne Schotten. Und letzten Endes bleibt ein tiefer Einblick in das alte England mit verwackelter Schlachtenkamera und einer Liebesgeschichte, auf die selbst die Beteiligten keinen großen Wert legten. Soweit ganz in Ordnung für einen normalen Regisseur, aber von Ridley Scott erwarte ich ein bisschen mehr.


7/10 Punkte