Sein Abenteuer auf der fernen Insel ist beendet, doch die Sage geht weiter. Er muss sich nun der schwersten aller Prüfungen stellen, um zu beweisen, dass er die Feder genauso gut beherrscht wie die Klinge. Doch zwischenzeitlich rief ihn das Schicksal auf eine andere Insel, belagert von untoten Kreaturen und einer intriganten Handelsfamilie. Mehr darüber demnächst...

Sonntag, 6. Juni 2010

Double Review: "From Paris with love" und "The Wolfman" (beide 2010)

Wochenende, kein Stress, schönes Wetter - und abends ein guter Film oder zwei. So habe ich meinen Sommer am Liebsten.

Da es eine Weile her ist seit meiner letzten Review, mache ich hier mal wieder ein Double Feature von Filmen, die so eigentlich nichts miteinander zu tun haben. Aber ich dachte mir, ich schreibe besser über diese zwei Streifen als über den, zu dem mein Vater mich eigentlich nötigen wollte: die Michael-Bay-Version von "Der Nebel"...


Los geht es heute mit From Paris with love (Pierre Morel, 2010)

Alleine vom Namen her sollte man auf keinen Film schließen (jedenfalls nicht immer, wobei man bei "Lesbian Vampire Killers" wahrscheinlich genau das bekommt, was man erwartet). Andernfalls würden manche denken, was denn jetzt mit der Matrix nicht stimmt, dass ich einen offenkundigen Frauenfilm hier bespreche. Und ehrlich, verdenken könnte ich es keinem; das war nämlich genau meine Reaktion, als ich den Titel zum ersten Mal sah.

Aber keine Angst, kommen kaum Frauen drin vor. Hauptrollen spielen John Travolta (den man mit diesem Aussehen ohnehin für einen Psychopathen, genauer: Kinderschänder halten könnte) und Johnathan Rhys-Meyers (der noch schlimmer aussieht... oO). Am Drehbuch werkelte Luc Besson mit (ihr wisst schon: Transporter, 96 Hours, viele Tote, viele kaputte Autos...). Von "96 Hours" haben sie auch den Regisseur Pierre Morel rübergeholt, und wer ihn gesehen oder meine Review im Filmforum gelesen hat, weiß ja, wie es da zur Sache geht.

Aber zum Film selbst. Es fängt an mit Rhys-Meyers, der sein Geld als Assistent eines alten Botschafters in der amerikanischen Botschaft in Paris verdient. Aber zwischen Schachspielen, hundert-Sachen-auf-einmal-organisieren und Abendessen mit seiner Freundin bekommt er mit unschöner Regelmäßigkeit seltsame Anrufe, die ihn u. a. dazu veranlassen, bei einem fremden Auto schnell die Nummernschilder umzutauschen. Wofür das gut sein soll, wird erst einmal nicht erklärt. Dann erhält er einen Auftrag vom selben Anrufer, der ihn bei Abschluss die Karriereleiter raufkatapultieren könnte (aber es wird nicht gesagt, um was für eine Karriere es sich handelt...). Klingt eigentlich einfach: Er soll seinen Partner vom Zollamt abholen und ihn in der Gegend herumfahren. Und bis zu diesem Punkt ist der Film einigermaßen vorhersehbar, bis hin zum Vorhersagen mancher Dialogzeilen.

Und dann taucht John Travolta auf. Mit Glatze und ganz hässlichem Bart, noch hässlicherem Verhalten und einem Vortrag über die Bedeutung des Wortes Wichser ("Ich kann das auch als Adjektiv verwenden, dann würde das aber so lauten:" *nicht jugendfreien Monolog hier einführen*) erspielt er sich die Aufmerksamkeit der geneigten Zuschauer, stiehlt dem eher farblosen Rhys-Meyers die Schau und fängt langsam an, durchzudrehen. Und das bedeutet in einem französischen Actionfilm von den Machern von "96 Hours", dass so ziemlich alles mit großkalibrigen Handfeuerwaffen umgemäht wird, was irgendwie nach schweren Jungs aussieht. Ein China-Restaurant wird mit ein paar hundert Einschusslöchern versehen und braucht hinterher dringend neues Personal. Eine Gruppe böser Buben, die sich in einem eher schäbigen Wohnblock verschanzt, wird nach allen Regeln der Kunst auseinandergenommen. Es kracht mal wieder an allen Ecken und Enden, und da der "Transporter"-Vater auf schnelle Autos steht, darf eine Hochgeschwindigkeits-Verfolgungsjagd mit Pistolen und Raketenwerfer (!) nicht fehlen.

Soviel zum Thema Action, aber erstaunlicherweise hat der Film noch mehr zu bieten. Rhys-Meyers, der ständig im Schatten seines Partners Travolta steht, entpuppt sich als Rekrut für die CIA. Er selber ist mehr das Weichei, hat weder Erfahrung im Umgang mit Waffen, noch hat er jemals einen Menschen umgebracht. Während des Films wird er aber langsam zum Draufgänger, und er bekommt sogar die Gelegenheit, den Showdown selber auszutragen. Was seine Freundin, besser gesagt, Verlobte angeht, so sollte besser keiner mit einem typischen dritten Akt rechnen. Dafür wartet der Film mit einer überraschenden Wendung auf, auch wenn ich mit der dort gegebenen Erklärung nicht ganz glücklich bin.

Höhepunkt sind allerdings, und das überrascht mich auch sehr stark, Travoltas Oneliner - von denen gibt es in dem Film fast mehr als Leichen. In fast jeder Situation haut er einen blöden Spruch raus, hauptsächlich, um das Weichei an seiner Seite ein bisschen zu erziehen. Gleich von Anfang an zeigt er deutlich, dass seiner Figur in dem Film nichts heilig ist. Aber auch hier darf man nicht alles glauben, was man sieht und hört...


Fazit: Der Film hat einige Überraschungen in sich, besitzt für einen Actionfilm erstaunliche Tiefe (aber nicht zuviel), aber ist im Grunde seines Herzens eine fröhliche Mischung aus "Shoot'em up" und "Bourne Identity", gemixt mit einigen Buddy-Movie-Zutaten. Wer Actionfilme mag und sich schon von "96 Hours" hat unterhalten lassen, wird an "From Paris with love" auch seine Freude haben.

9/10 Punkte


Nächster im Program ist The Wolfman (Joe Johnston, 2010)

Im Rahmen einer langen Werwolf-Nacht (vorab "American Werewolf" von John Landis) haben wir einen Blick auf diese Neuauflage des alten Werwolf-Mythos geworfen. Der Film, dessen Trailer ein wenig an Tim Burton erinnerte und schon einen Vorgeschmack auf die Starbesetzung gab, entfernt sich von dem Effektegewitter eines Stephen Sommers und schlägt mehr die Horror-Schiene ein. Für mich ein Kandidat für die Kategorie "Horror-Actionthriller" - es gibt Action, aber sie steht nicht im Vordergrund.

Nachdem sein Bruder unter mysteriösen Umständen aus dem gemeinsamen Elternhaus verschwand, zieht es Lawrence Talbot (Benicio del Toro) zurück zu seinem verhassten Vater und seiner Beinahe-Schwägerin, die ihn um Hilfe bei der Suche nach dem Bruder bittet. Dass etwas nicht stimmt, merkt e schon an der aggressiven Haltung der Anwohner von Blackmoor (englisches Herrenhaus und dazugehöriges Dorf). Ein Fluch gehe um, sagen sie, und bestimmt haben die Zigeuner, die regelmäßig ihr Lager hier aufschlagen, etwas damit zu tun. Die Todesfälle häufen sich; Talbot versucht, mehr herauszufinden, und trifft schließlich auf die Bestie itself - und wird gebissen. Der Rest dürfte bekannt sein...

Die Filmemacher waren nicht zimperlich bei der Darstellung der Werwolfangriffe - so viele Einblicke in Körperteile und innere Organe erhalten sonst nur Medizinstudenten und eifrige Fans von Dr. House. Die damit verbundene Action ist schnell, aber recht stilvoll - man kann etwas erkennen, aber die Gewalt wird nicht so drastisch zelebriert, wie es in modernen Horrorfilmen gerne gemacht wird. Der Werwolf selbst mag zwar ein computergeneriertes Trugbild sein, das in der Form auch nicht mehr modern ist, aber er erfüllt seinen Zweck - was ihm an Mienenspiel fehlt, macht er durch pure Bedrohlichkeit wett.

Dementsprechend ist der große Pluspunkt die Atmosphäre des Films. Die unterschwellige Bedrohung, die im Herrenhaus vorherrscht, auch unterstützt durch Anthony Hopkins als grummeliger Vater und Art Malik (der böse Terrorist aus "True Lies") als sein indischer Diener; die kalte Brutalität einer psychatrischen Anstalt im 19 Jahrhundert (also kurz nach dem Mittelalter); die nebeligen Wälder, in denen sich nur Leute herumtreiben, die rote Hemden unter ihrer Kleidung tragen...

Leider hat der Film auch seine Schwächen, hauptsächlich in der Vorhersehbarkeit der Ereignisse. Dass die Liebesgeschichte, die sich zwischen del Toro und seiner Beinahe-Schwägerin eine bestimmte Richtung einschlagen wird, merkt man schon recht früh im Film, und dass etwas mit Hopkins' Charakter nicht in Ordnung ist, ist auch zu Beginn schon relativ offensichtlich. Zwar lockert Hugo Weaving als aufrechter Polizist von Scotland Yard das alles noch etwas auf, aber auch seine Figur wirkt, abgesehen von Weavings erneut bravouröser Darstellung, schablonenhaft. Es ist wieder einmal ein Film, bei dem man eine halbe Stunde vor dem Ende halbwegs sagen kann, wie er ausgeht.


Alte Kinogänger und Freunde anspruchsvoller Horrorthriller wird dieser Film nicht vom Hocker reißen. Werwolf-Fans kommen jedoch auf ihre Kosten, und wer einen Monsterhorror mit guter Besetzung, gruseliger Atmosphäre, einer gesunden Mischung aus Splatter und Nervenkitzel und einem effektvollen Showdown mag, wird ebenfalls zu Genüge bedient. Nichts absolut Großartiges, aber ein Stück Unterhaltungskino guter alter Schule.

8/10 Punkte