Sein Abenteuer auf der fernen Insel ist beendet, doch die Sage geht weiter. Er muss sich nun der schwersten aller Prüfungen stellen, um zu beweisen, dass er die Feder genauso gut beherrscht wie die Klinge. Doch zwischenzeitlich rief ihn das Schicksal auf eine andere Insel, belagert von untoten Kreaturen und einer intriganten Handelsfamilie. Mehr darüber demnächst...

Freitag, 4. Februar 2011

Die Welt ist nicht genug (1999)

Bond: Pierce Brosnan
Schurke: Robert Carlyle (Renard)
Bond-Girls: Sophie Marceau (Elektra King), Denise Richards (Christmas Jones)
Wie oft gesehen: ca. 6 Mal


Die Seelenlosigkeit der Bond-Filme aus den Neunzigern, die sich im letzten Film schon angedeutet hatte, hatte sich noch weiter intensiviert. Denn jetzt haben wir nicht einmal mehr einen charismatischen oder schlichtweg überzogenen Oberschurken, sondern vielmehr einen stillen, mit unklarer Motivation ausgestatteten Terroristen namens Renard, gespielt von einem weit unter seinen Möglichkeiten agierdenden Robert Carlyle (einer der großen britischen Schauspieler, die sich von Hollywood fernhalten und nur in der Heimat Filme drehen – und jemand, der sich wahrscheinlich ständig fragt, was er eigentlich hier soll). Und auch wenn hier zum ersten Mal eine besondere Wendung eingesetzt wird (eine Tischdame entpuppt sich später als Böse), so kann auch das nicht die Serie vor einer unaufhaltsamen Talfahrt bewahren.

Man sollte jedoch dankbar für die kleinen Dinge im Leben sein. Desmond Llewelyns letzter Auftritt als Q, zum Beispiel (der nach Abschluss der Dreharbeiten bei einem Autounfall ums Leben kam). Er musste wohl schon geahnt haben, dass seine Zeit sich dem Ende neigt, und so nutzte er diesen Film, um einen möglichen Nachfolger einzuführen: R, gespielt von John Cleese (also bitte, ihr kennt ihn!). Desweiteren ein Widersehen mit Robbie Coltrane in seiner Rolle als Valentin aus „GoldenEye“. Und einige gelungene Actionszenen wie die Bootsjagd durch London in der Prä-Vorspann-Szene, die Ski-Jagd oder der Kampf in Zukovskys Kaviar-Fabrik (mit dem komplett aufgerüsteten Aston Martin).

Nicht jedoch für den hanebüchenen Plot, der sich um eine Öl-Pipeline, die vergangene Entführung einer Milliardärstochter und die Ermordung des Milliardärs im MI-6 Hauptquartier dreht. Renard, der Oberschurke, ist Chef einer Anarchisten-Bewegung, und seine Motive sind ebenso unklar wie seine eigentlichen Ziele – am Ende will er eine nukleare Bombe auf einem U-Boot zünden, wofür auch immer. Die Milliardärstochter entpuppt sich später als ein Opfer des Stockholm-Syndroms (oder Helsinki-Syndrom, für unsere „Stirb Langsam“ Fans) und macht bei der ganzen Sache mit, ist aber im Grunde nichts weiter als eine verzogene, nach Macht gierende dumme Gans. Wäre es anders, und wäre ihre Rolle etwas ernsthafter angelegt gewesen, sie hätte den Titel des ersten weiblichen Oberschurken erhalten können. So müssen wir aber weiterhin darauf warten, dass es mal zum weiblichen M ein böses Gegenstück in einem Bond-Film gibt.

Nebenbei, die Besetzung der wichtigen Rollen ist absoluter Schmarrn. Sophie Marceau, dem französischen Untergrundkino am Ehesten ein Begriff, ist hier hauptsächlich Anschauungsmaterial mit Schmollmund. Und ausgerechnet in diesem Bereich haben sie die zweite Tischdame auch angesiedelt: Denise Richards, Ex-Model und schon eine Fehlbesetzung in „Starship Troopers“, hat einen noch größeren Schmollmund als Marceau – aber auch nur, weil ihre Lippen künstlich aufgespritzt worden sind. Und mal ehrlich: Eine glaubwürdige Atomphysikerin sieht anders aus! Vor allem läuft sie nicht in knappen Oberteilen und Hotpants durch ein von russischen Soldaten bewachtes Lager, wie Miss Richards es in diesem Film tut. Dann kommt noch eine Fülle von Handlangern, Bediensteten und heimlich Intrigen spinnenden Unruhestiftern hinzu, durch die sowieso keiner durchblickt und die auch keinen wirklich interessiert (mal abgesehen davon, dass B-Film-Stammschurken wie Patrick Malahide und Ulrich Thomsen solche Rollen spielen, ohne dass man genug Zeit hat, sie überhaupt zu erkennen). Der größte Schrei ist noch der Chauffeur von Robbie Coltrane, ein dunkelhäutiger Zwerg, der sich schon fast mit seinen Unmengen von Goldkettchen erdrosseln müsste (gespielt von Hip-Hopper Goldie – dazu muss ich nichts mehr sagen).

Es gibt eigentlich nicht viel mehr über diesen Film zu schreiben. Dass der Titelsong von einer Gruppe namens „Garbage“ stammt, ist eigentlich schon bezeichnend. „Die Welt ist nicht genug“ hat zwar noch einen gewissen Unterhaltungswert, aber er ist dank der eher minderwertigen Besetzung und dem schwachsinnigen Plot noch geringer als bei seinem Vorgänger. Insgesamt also ein Film, mit dem man sich zwar berieseln lassen kann, von dem aber nicht allzu viel hängen bleiben dürfte. Seichtes Popkorn-Kino.

Ach ja, nebenbei: „Die Welt ist nicht genug“ ist, wie Fans der Reihe wissen, das Familienmotto von James Bond – bereits erwähnt in der Ahnenforschungs-Szene von „Im Geheimdienst Ihrer Majestät“.

5/10 Punkte

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