Sein Abenteuer auf der fernen Insel ist beendet, doch die Sage geht weiter. Er muss sich nun der schwersten aller Prüfungen stellen, um zu beweisen, dass er die Feder genauso gut beherrscht wie die Klinge. Doch zwischenzeitlich rief ihn das Schicksal auf eine andere Insel, belagert von untoten Kreaturen und einer intriganten Handelsfamilie. Mehr darüber demnächst...

Freitag, 4. Februar 2011

Im Geheimdienst Ihrer Majestät (1969)

Bond: George Lazenby
Schurke: Telly Savalas (Blofeld)
Bond-Girl: Diana Rigg (Tracy)
Wie oft gesehen: ca. 5 Mal


Wer wäre denn die ideale Besetzung für DEN Superagenten des Geheimdienstes Ihrer Majestät? Sean Connery! Aber der hat keine Lust mehr. Hmm… wie wäre es mit diesem australischen Gebrauchtwagenhändler, von dem ich irgendwo mal einen Film gesehen habe… Wie hieß er noch gleich? Ach ja, George Lazenby.

Nachdem nun fünf Jahre und Filme lang Sean Connery die Welt vor SPECTRE und ihrem katzenliebhabenden Anführer Blofeld beschützt hatte, trat nun George Lazenby ein schweres Erbe an. Denn verständlicherweise wurde er von Minute 1 an gehasst. Nun, ich hasse ihn als Schauspieler nicht so, aber er war eine Fehlbesetzung für die Titelrolle. Erstens ist er kein Sean Connery. Zweitens ist er Australier. Wäre nicht so schlimm, denn Hugh Jackman hätte ich mir sogar sehr gut als James Bond vorstellen können, wenn er nicht gerade sein Wolverine- oder Van Helsing-Kostüm trägt (er war nach Pierce Brosnans Ausstieg einer der Favoriten für die Rolle des James Bond, bevor Daniel Craig sie bekam – andererseits, auch Robbie Williams wurde als James Bond gehandelt…). Aber der dritte und schlimmste Grund: Die Lässigkeit und Würde seines Vorgängers Connery ersetzte Lazenby durch eine Schleimigkeit und unsympathische Ausstrahlung, die ihn zum Top-Moderator einer Schlager- oder Volksmusik-Sendung hätte machen können.

Blöderweise ist der Film ziemlich gut. Und jetzt stellt euch mal vor, wenn Sean Connery hier die Hauptrolle gespielt hätte – er wäre in meiner Rangordnung kurz hinter „Man lebt nur zweimal“. Aber Besetzungsprobleme gibt es leider an allen Ecken und Enden. So auch beim Oberschurken Blofeld, dieses Mal gespielt von Telly „Kojak“ Savalas – auch nicht unbedingt jemand, dessen Ausstrahlung groß zur Atmosphäre des Films beiträgt. Genau wir Irma Bunt, deutsche Schurken-Handlangerin, gespielt von Ilse Steppat (über die ich nichts Schlechtes sagen mag, weil sie eine Woche nach Ende der Dreharbeiten zu diesem Film einem Herzanfall erlag). Ironischerweise ist sie die einzige Böse in der gesamten Filmreihe, die mit dem Leben davonkommt (für etwaige Einsprüche: Beißer zählt nicht!). Trotzdem wirkt diese Rolle wie ein Aufguss von Rosa Klebb aus „Liebesgrüße aus Moskau“. Einzige gute Besetzung in dem Film ist Diana Rigg – auch wenn sie am Anfang rüberkommt wie Joan Baez oder sonst eine Hippiebraut.

Dass es im Film wieder um die Weltherrschaft geht („Of course!“), brauche ich wohl nicht extra zu erwähnen. Ähnlich wie die Maus Brain hat Blofeld wenige Hobbies und noch weniger Ambitionen, die in andere Richtungen gehen. Dieses Mal will er etwas subtiler vorgehen: Eine Horde hübscher junger Frauen lässt ihre Allergien in seiner Alpenklinik kurieren (die für eine Klinik extrem ungünstig liegt, aber gut zu verteidigen ist und von einer ziemlich großen Horde schwerbewaffneter Männer beschützt wird), doch in Wirklichkeit funktioniert er sie ohne ihr Wissen zu Trägern eines Killervirus um, um die Welt wieder mal zu erpressen. Bond, der sich als Ahnenforscher in diese Festung einschleicht, bekommt davon Wind und soll ihn aufhalten.

Der Film setzt wie „Feuerball“ das meiste Potential in ein Element, das der Filmreihe später noch treu erhalten bleiben wird. Nur dieses Mal geht es um Ski-Szenen. Da der Film größtenteils in den oberen Regionen der Schweizer Alpen spielt – und zwar um Weihnachten herum, wie eine Szene zeigt – sind Bond, seine Verfolger und auch Tracy, seine Tischdame, viel im Schnee unterwegs. Eine große Verfolgungsjagd auf Skiern leitet die zweite Hälfte des Films ein, gefolgt von einer Art Stock-Car-Rennen in der Schweizer Provinz auf einer verschneiten Rennbahn. Die recht spärlichen Kampfszenen sind sehr gut gefilmt, besonders die Prä-Vorspann-Szene am Strand. Aber auch hier ist der Höhepunkt die Massenschlacht, dieses Mal etwas konventioneller mit einem Hubschrauberangriff und beeindruckender Feuerkraft auf beiden Seiten (Flammenwerfer und hassu nich gesehn…). Dieses Mal gibt es auch eine direkte Konfrontation zwischen Held und Schurke – auf einer Art Bobbahn in einer Verfolgungsjagd.

Das eigentliche Ende des Films mag viele überraschen, daher will ich aus Rücksicht auf jene, die den Film noch nicht gesehen haben, keine Worte darüber verlieren. Aber vielleicht darüber, wie es den Produzenten trotz eines sehr soliden Films – der im Übrigen für die „Austin Powers“ Filme das große Vorbild war – gelungen war, Lazenby loszuwerden. Laut IMDB war dies seine eigene Schuld; er hatte den Vertrag kurz angeguckt (14 Seiten Kleingedrucktes) und sich gesagt, dass er locker auch andere Rollen bekommen könnte. Seine übrige Filmographie hat dementsprechend auch keine großen Höhepunkte – hervorstechend ist allerhöchstens seine Beteiligung an der „Emanuelle“-Reihe…

Also am Film lag es nicht, dass dieser Schauspieler nur ein einziges Mal in die Rolle von 007 schlüpfen durfte. Plot, Ausstattung, Actionszenen, Spannungskurve – das stimmt alles. Die Besetzung reißt es runter, aber nicht so sehr, dass man den Film nicht gucken mag. Außerdem nehmen viele spätere Bond-Filme auch Bezug auf „Im Geheimdienst Ihrer Majestät“, weshalb man sich diesen schon gerne angesehen haben sollte. Was die Qualität der Bond-Filme angeht, spielt dieser hier jedenfalls in der oberen Liga.

8/10 Punkte

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