Sein Abenteuer auf der fernen Insel ist beendet, doch die Sage geht weiter. Er muss sich nun der schwersten aller Prüfungen stellen, um zu beweisen, dass er die Feder genauso gut beherrscht wie die Klinge. Doch zwischenzeitlich rief ihn das Schicksal auf eine andere Insel, belagert von untoten Kreaturen und einer intriganten Handelsfamilie. Mehr darüber demnächst...

Freitag, 4. Februar 2011

Moonraker – Streng geheim (1979)

Bond: Roger Moore
Schurken: Michael Lonsdale (Drax), Richard Kiel (Beißer)
Bond-Girl: Lois Chiles (Holly Goodhead)
Wie oft gesehen: mindestens 10 Mal


Für die Existenz von „Moonraker“ gibt es einen einzigen und sehr einfachen Grund, der sich in zwei Worten zusammenfassen lässt: „Star Wars“. Der Erfolg dieses Films war nun mal so groß, dass er Dutzende von Nachahmern, ähnlichen Projekten und längst vergessen geglaubten Drehbuchideen nach sich gezogen hatte (Beispiele: „Kampfstern Galactica“, „Buck Rogers“, „Sador – Herrscher im Weltraum“, und auch „Star Trek – Der Film“). Die Produzenten der Bond-Filme verschoben ihren Plan für „In tödlicher Mission“ nach hinten – dieser war nämlich im Abspann des letzten Films schon angekündigt worden – und heuerten erneut Lewis Gilbert an, um einen Film zu drehen, der sich an den Erfolg von „Krieg der Sterne“ anhängen konnte.

Als Drehbuchautor kam Christopher Wood nach „Der Spion, der mich liebte“ erneut zum Einsatz. Und das merkt man „Moonraker“ an – dieselbe Geschichte, nur dieses Mal im Weltraum. Drax, extravaganter Milliardär mit eigenem Raumfahrtprogramm, lässt seine eigenen Space Shuttles entführen, denn er braucht sie selber ganz dringend. Fragt nicht, ist eh unplausibel. Er baut eine große Raumstation, von wo aus er die Welt mit Nervengas einhüllen will. Auf der Raumstation selbst hat er ausgesuchte, physisch perfekte Männchen und Weibchen um sich geschart, um eine neue menschliche Superrasse zu züchten. Bond soll das verschwundene Shuttle wiederfinden, bemerkt dann, was Drax im Schilde führt – und macht sich mit Hilfe einer von der CIA angeheuerten NASA-Expertin (der Tischdame Holly Goodhead) daran, ihm das Handwerk zu legen.

Dass dieselbe alte Leier nochmal erzählt wird, dürfte eigentlich weniger stören, auch so kurz nach „Der Spion, der mich liebte“. Was allerdings eher stört, ist die laxe Ausführung. Am Anfang noch recht vielversprechend, denn in der Prä-Vorspann-Szene muss Bond sich im freien Fall mit einem Schurken um einen Fallschirm prügeln. Dann mischt Beißer auch noch mit… Dass sie den Schurken reaktivieren, ist ein kalkuliertes Zugeständnis an all die Zuschauer, die ihn im letzten Film so toll fanden. Und auch sonst setzt sich der Film eher aus Elementen zusammen, die in den letzten Filmen Anklang gefunden hatten. Ihr mochtet das Bootsrennen aus „Leben und sterben lassen“? Bitte schön, hier habt ihr es nochmal – gleich zweimal! Die Gondel-Bootsjagd in Venedig könnte allerdings auch an die Bootsjagd in Bangkok aus „Der Mann mit dem Goldenen Colt“ erinnern. Oder wie steht es mit Schlägereien? Da hätten wir einen Kampf im Glasmuseum (sehr viel Sachschaden und Blödeleien) und einen Kampf in der Seilbahn – zugegeben, diese Szenen sind recht originell. Was aber nicht davon ablenken kann, dass die Flucht vor dem Raketentriebwerk in ähnlicher Form schon in „Dr. No“ vorkam – und wenn man von diesem Film Ideen klauen muss, ist man schon arm dran.

Ich hatte auch immer schon das Gefühl, der Film sollte zum größten Teil nur Füllmaterial sein bis zur wichtigsten Stelle. Nämlich der, wo James Bond mit einem Shuttle in den Weltraum hinausfliegt. Hier fängt der Film eigentlich erst an – und damit auch die Fragen nach Sinn und Unsinn. Wie kriegt man in diese kleine Raumstation, die scheinbar aus einzelnen winzigen Modulen besteht, 200 Leute unter, die da einfach nur leben sollen? Den größten Teil der Station nimmt ein Set ein, das wohl als „Kommandomodul“ gedacht ist und in Wirklichkeit nur den richtigen Ort für die finale Schlacht bieten soll – und im Grunde eine derartige Platzverschwendung ist, dass eigentlich all diese Leute auf dem Fußboden schlafen müssten. Die Station ist vollgestopft mit Radarstörgerät, Laserturm zur Abwehr feindlicher Raumschiffe, Startrampe für die Nervengas-Behälter… wo zur Hölle ist eigentlich das Klo auf diesem Ding? Nebenbei, das Raumfahrtprogramm scheint auch schon ziemlich fortschrittlich zu sein, wenn sogar die Space Shuttles mit Laserkanonen ausgerüstet sind. Und die Soldaten tragen alle Laserpistolen – welche übrigens in keinem anderen Bond-Film jemals wieder zum Einsatz kommen. Dabei wären die doch unglaublich praktisch…

Nein, worauf der Film eigentlich hinarbeiten soll, ist die Endschlacht. Die Amerikaner schicken ein Shuttle mit einem Trupp Space Marines in Anzügen und EBENFALLS mit Laserwaffen ins All, und vor der Raumstation beginnt eine Schießerei mit einer ganze Menge Lasern. Das ist der Kern des Films, den Rest könnt ihr vergessen! Nach kurzer Zeit geht es auch in der Raumstation weiter, und dann geht da die Post ab. Am Ende geht das ganze Ding schön effektvoll hoch – und ja, es ist mir sowas von latte, ob das physikalisch korrekt ist!

Man könnte noch ein paar Worte zu den Nebencharakteren verlieren. Allgemein wird gesagt, dass Drax ein ziemlich blasser Oberschurke sei, aber ich muss sagen, dass diese leicht schwuchtelige Darstellung, im Deutschen gepaart mit der Synchronstimme von Darth Vader, durchaus zu diesem Film passt. Aber der Star des bösen Teams ist Beißer: Er macht eine sehr starke Charakterentwicklung durch, indem er sich verliebt, den Arbeitgeber wechselt und schließlich die Pläne seines Chefs in Frage stellt und sich sogar auf Bonds Seite schlägt. Deswegen zählt er am Ende nicht als überlebender Schurke, denn er wird einer von den Guten. Ach ja, und er spricht am Ende seinen einzigen Satz in der gesamten Reihe.

„Star Wars“ trifft James Bond. Mehr muss man über diesen Film nicht sagen. Er ist nicht so gut wie „Der Spion, der mich liebte“, obwohl er von den selben Leuten stammt und dieselbe Geschichte erzählt – aber gerade deswegen kann man gut vergleichen. Bis zum Höhepunkt des Films gibt es außer einigen eher sparsam gehaltenen oder geklauten Actionszenen wenig Spannendes. Die Endschlacht ist vom ähnlichen Kaliber wie in „Feuerball“ – alleine gesehen großartig, aber nicht genug, um den Film alleine zu tragen. Aber trotzdem ist „Moonraker“ noch recht unterhaltsam – und auf jeden Fall kurzweiliger als „Feuerball“.

7/10 Punkte

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