Sein Abenteuer auf der fernen Insel ist beendet, doch die Sage geht weiter. Er muss sich nun der schwersten aller Prüfungen stellen, um zu beweisen, dass er die Feder genauso gut beherrscht wie die Klinge. Doch zwischenzeitlich rief ihn das Schicksal auf eine andere Insel, belagert von untoten Kreaturen und einer intriganten Handelsfamilie. Mehr darüber demnächst...

Freitag, 4. Februar 2011

Octopussy (1983)

Bond: Roger Moore
Schurken: Steven Berkoff (General Orlov), Louis Jourdan (Kamal Khan)
Bond-Girl: Maud Adams (Octopussy)
Wie oft gesehen: ca. 5 Mal


Es kann durchaus auch mal Ausrutscher geben. Gerade bei sonst souveräne Leistung abliefernden Leuten wie Regisseur John Glen. Und dabei ist „Octopussy“ nicht wirklich schlecht – aber eben auch nicht besonders gut. Und es ist schwer zu sagen, was die Ursache dafür ist.

Immerhin spielt dieser Bond-Film teilweise in Deutschland, hat gleich zwei Oberschurken nebst Handlangern zu bieten, hat eine sehr gute Prä-Vorspann-Sequenz und gute Actionszenen… und trotzdem, irgendwas stimmt nicht. Die Actionszenen, obwohl kreativ, sind nicht so flott wie sonst, ausgenommen die Endschlacht. Zwischen der Action gibt es viel Leerlauf, und obwohl die Geschichte eine stetig ansteigende Spannungskurve verspricht, verzettelt sie sich doch an ein bis zwei Stellen. Und vielleicht liegt es daran, dass der Film dieses Mal zuviel zeigen will.

Es fängt an mit einem toten Agenten (soviel ich weiß: 009) im Clownskostüm – und einem Fabergé-Ei. Dieses kostbare Kleinod wird bei der Leiche gefunden und entpuppt sich als Fälschung. Auf einer Auktion will Bond herausfinden, wer an diesem Ding interessiert sein könnte und stößt auf die Spur von Prinz Kamal Khan. Was ihn wiederum nach Indien führt. Gleichzeitig plant der durchgeknallte Sowietgeneral Orlov, der den dritten Weltkrieg am Liebsten gleich hinter sich bringen würde, die Provokation der Westmächte, indem er einen Atomsprengkopf auf einer Basis in West-Berlin zünden will. Irgendwie laufen beide Stränge zusammen, und mit von der Partie ist die geheimnisvolle Octopussy und ihr fast nur aus Frauen bestehender Wanderzirkus.

Und wie die Fäden genau zusammenlaufen, weiß ich trotz mehrmaligem Ansehen nicht mehr. Zuerst ist Bond meistens in Indien unterwegs, ärgert Khan und seinen Handlanger Gobinda, macht eine Verfolgunsjagd über einen indischen Markt und eine durch den Dschungel mit und landet irgendwann auf Octopussys Palastinsel. Später findet er heraus, dass Khan, Orlov und die Handlanger (u. a. ein messerwerfendes Zwillingspaar, gespielt von echten Zwillingsbrüdern) einen Zarenschatz in einem Eisenbahnwaggon verstecken, den Waggon mit einem ähnlichen austauschen, in dem die Atombombe tickt… ach, vergiss es doch! Bond muss von einem Punkt zum anderen hetzen, und natürlich schafft er es in letzter Sekunde, vor den Augen eines tobenden Zirkuspublikums und im Clownskostüm, die Bombe zu entschärfen. Von dem Fabergé-Ei am Anfang redet bis dahin keiner mehr.

Jedenfalls: Actionszenen. In der Prä-Vorspann-Szene lässt sich Bond in einem Mini-Jet von einer Luftabwehr-Rakete auf Kuba jagen – wie gesagt, sehr gute Szene. Dann jedoch die zwei eher wenig spektakulären Verfolgungsjagden. Auf dem Markt in Indien ist noch ein bisschen was los, auch wenn die Macher hauptsächlich Inder- und Fakir-Klischees bedienen. Im Dschungel jedoch ist endgültig die Luft raus, denn gejagt von Elefanten und bedroht von der einheimischen Tierwelt schleicht Bond mehr, als das er rennt, und trotz des gewaltigen Materialaufwandes liegt diese Szene nur knapp über der Qualität von „Feuerball“. Eindrucksvoller ist da schon der Kampf gegen die Mietkiller auf der Palastinsel, von denen einer mit einer Jojo-Säge ausgerüstet ist (ein fieses Teil, welches er vorher an einem Gehilfen von Bond ausprobiert). Die Zwillingsbrüder mit den Messern kriegen auch eine Gelegenheit zum Kampf, aber das ist schnell abgehandelt. Und auf einem amerikanischen Stützpunkt in Berlin macht Bond wieder komische Sachen mit seinem Auto (dieses Mal allerdings ein Serienmodell ohne Qs Nachbesserungen). Gegen Ende dreht der Film nochmal auf. Khans Festung wird vom Wanderzirkus überrannt, wobei diese Massenschlacht eigentlich die lächerlichste der ganzen Reihe ist. Kurz darauf eine Verfolgungsjagd zu Pferd und ein Kampf in und auf einem Flugzeug in der Luft.

Die Darsteller: Maud Adams kennt man aus „Der Mann mit dem Goldenen Colt“, allerdings ist ihre Rolle hier etwas anders angelegt. Neben einer Hintergrundgeschichte inklusive ermordetem Vater trägt sie die Verantwortung für die vielen Frauen, die zu ihrer Insel für Schulung und Meditation kommen (wohl eher für lesbische Aktivitäten, wenn ihr mich fragt – und Männer sind auf der Insel unerwünscht). Ich weiß auch nicht, ob es an der Adams selber liegt, aber trotz gutem Aussehen fehlt es Octopussy entschieden an Ausstrahlung. Louis Jourdan ist eigentlich der Haupt-Bösewicht, aber als indischer Prinz mit eigenem Palast und viel Reichtum frage ich mich, was eigentlich seine Motivation bei der ganzen Sache ist. Bei dem anderen Schurken General Orlov, gespielt von der miesen Ratte aus „Beverly Hills Cop“ und „Fair Game“, ist es schon klarer: Fanatischer Patriotismus und Kriegshunger. Er will Europa mit seinen Panzertruppen überrennen und somit die Sowjetunion retten – und da muss General Gogoll selbst eingreifen und das Schlimmste verhindern.

Ich meckere zwar viel über diesen Film, aber das ist Kritik auf hohem Niveau und eine Folge des Vergleichs zu den anderen Filmen von John Glen, die durchweg spitze sind. „Octopussy“ ist seichter, hat weniger Tempo und verzettelt sich in einigen überzähligen Handlungssträngen, bei denen man befürchten muss, dass der Drehbuchautor der Aufgabe wohl einfach nicht gewachsen war. Aber trotzdem sind originelle Actionszenen mit dabei, und ein gewisses Maß an Unterhaltung kann man erwarten. Insesamt also gehobener Durchschnitt.

7/10 Punkte

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