Sein Abenteuer auf der fernen Insel ist beendet, doch die Sage geht weiter. Er muss sich nun der schwersten aller Prüfungen stellen, um zu beweisen, dass er die Feder genauso gut beherrscht wie die Klinge. Doch zwischenzeitlich rief ihn das Schicksal auf eine andere Insel, belagert von untoten Kreaturen und einer intriganten Handelsfamilie. Mehr darüber demnächst...

Freitag, 4. Februar 2011

Der Mann mit dem Goldenen Colt (1974)

Bond: Roger Moore
Schurke: Christopher Lee (Scaramanga)
Bond-Girls: Maud Adams (Andrea Anders), Britt Ekland (Mary Goodnight)
Wie oft gesehen: ca. 6 Mal


Wieder einmal kein typischer Bond: Der Schurke will nicht die Welt, sondern nur den Kopf von 007 mit einer seiner Kugeln verzieren. Er ist weder Konzernchef noch größenwahnsinniger Diktator, sondern einer der weltbesten Profikiller mit einem Preis von einer Million Tacken pro Auftrag. Sein Name: Francisco Scaramanga. Gespielt von: Christopher „Dracula“ Lee. Sein Spitzname: Der Mann mit dem Goldenen Colt.

Obwohl sich Filmemacher und Journalisten alle Mühe gegeben haben, in diese Handlung noch eine globale Bedrohung oder zumindest eine globale Affäre einzubauen – Bonds Motivation ist die Suche nach einem rätselhaften technischen Objekt namens Solex, welches die Erzeugung von Solarstrom ermöglicht – geht es in erster Linie um ein Duell. Scaramanga möchte seine Karriere als Auftragskiller mit einem echten Meisterwerk krönen, nämlich der Tötung von James Bond. Entsprechend bereitet er sich durch regelmäßiges Training – Killer kommen zu seiner Insel, angeheuert von seinem zwergenhaften Diener Schnickschnack – und kleinen fiesen Spielchen mit seinem Gegner auf die Konfrontation vor. Und eine von Lee selbst vorgetragene Dialogzeile fasst den Kern des Films treffend zusammen: „Sie gegen mich, Mann gegen Mann. Ihre Walther PPK gegen meinen Goldenen Colt“.

Ins Kreuzfeuer geraten dann auch gleich zwei Bond-Girls. Maud Adams, die ich später in meinem „Octopussy“-Kapitel nochmal erwähnen werde, spielt hier eine Verbündete Scramangas, die allerdings dem Charme des Bond ebensowenig zu widerstehen vermag wie all die anderen Gespielinnen des Bösen vor ihr. Das bekommt ihr gesundheitlich auch nicht so gut. Die andere Tischdame wird gespielt von Britt Ekland und trägt den wohlklingenden Namen Goodnight. Und zwei Dinge sollte man über sie wissen: Sie ist Anfängerin beim Geheimdienst und eine selten doofe Nuss. Wohl teils als komisches Element gedacht, verdanken wir es alleine ihrer Vollpfostigkeit, dass wir am Ende des Films noch eine Zerstörungsorgie genießen dürfen.

An komischen Elementen soll es ja bei Weitem nicht mangeln: Die zwei bedeutendsten Actionszenen in diesem Film haben beide das gleiche Muster. Zuerst fängt es harmlos an, dann bedrohlich, dann wird es unglaubwürdig. Gemeint sind eine große Schlägerei im Martial-Arts-Stil in einer Karateschule und eine Autoverfolgungsjagd gegen Ende des Films. Die erstgenannte Szene zeigt einige Schüler beim Training, welches für manche auch nicht gut ausgeht, dann wird James Bond selber herangebeten. Dass er dann schummelt und dem grüßenden Kontrahenten ins Gesicht tritt, wird ihm übelgenommen. Als schließlich die ganze Schule hinter ihm her ist, erhält er Unterstützung – durch zwei Schulmädchen, die anfangen, den schurkischen Karatekas kräftig in den Hintern zu treten. Die zweite Szene beginnt als Standardverfolgung, bis Bond schließlich mit seinem Auto über einen Fluss springt und dabei eine 360-Grad-Drehung in der Luft macht. Mir wurde gesagt, der Stunt sei echt, aber er sieht arg getrickst aus, und die Sounduntermalung tut ihr Übriges zu diesem Eindruck.

Nachdem dann Dracula und sein kleinwüchsiger Kumpan mit einem fliegenden Auto getürmt sind, nähern wir uns endlich dem Finale. Den amerikanischen Sheriff aus „Leben und sterben lassen“, den Bond irgendwo zwischendurch aufgegabelt hatte, lässt er endlich sausen und macht sich auf den Weg zum großen Showdown. Und der ähnelt weniger einem typischen Westernfinale als vielmehr einem Trip durch eine Geisterbahn, denn eine solche hat sich Scaramanga in seiner Wohnung einbauen lassen (ja, wenn man das Geld hat…). Spannend auf jeden Fall, wenn auch gegen Ende wieder etwas unplausibel.

Was man dem Film vorwerfen könnte, trotz aller Komik und Action ist seine fehlende Substanz. Da er sich nur auf das Duell Moore – Lee und den Weg dorthin konzentriert, ohne dass die beiden sich bis zum letzten Drittel überhaupt sehen, bleibt nicht viel anderes übrig. Die Action ist mager, wirkt teilweise aufgesetzt und passt im Grunde nicht zum Ton des Films. Und die komischen Elemente… na ja. Christopher Lee als Oberschurke, das ist schon ein Erlebnis. Aber wie schon einmal bei „Feuerball“ merkt man, dass es einfach nicht reicht, ein großes Element im Film zu haben und die vielen kleinen Sachen auf Sparflamme zu halten.

5/10 Punkte

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