Sein Abenteuer auf der fernen Insel ist beendet, doch die Sage geht weiter. Er muss sich nun der schwersten aller Prüfungen stellen, um zu beweisen, dass er die Feder genauso gut beherrscht wie die Klinge. Doch zwischenzeitlich rief ihn das Schicksal auf eine andere Insel, belagert von untoten Kreaturen und einer intriganten Handelsfamilie. Mehr darüber demnächst...

Freitag, 4. Februar 2011

Der MORGEN stirbt nie (1997)

Bond: Pierce Brosnan
Schurken: Johnathan Pryce (Elliot Carver), Götz Otto (Stamper)
Bond-Girls: Teri Hatcher (Paris Carver), Michelle Yeoh (Wai Lin)
Wie oft gesehen: ca. 10 Mal


Wir wollten mal wieder einen Superschurken, der so richtig ein Rad ab hat. Einen, der für den blödesten Grund überhaupt die Welt ins Chaos stürzen will. Einen, der ihn diabolisches Gelächter auszubrechen neigt, wenn irgendwas nach seinem Plan läuft. Und wir bekamen Johnathan Pryce (heutzutage als Gouverneur aus der „Fluch der Karibik“ Reihe bekannt, aber schon vorher commonly known by the übliche Kinopublikum). In seiner Rolle als Medienmogul Elliot Carver will er Schlagzeilen machen, und zwar die größten, die die Welt je gesehen hat. Und wenn China und Großbritannien sich nicht gegenseitig den Krieg erklären wollen, muss man eben etwas nachhelfen – indem man ein britisches Schiff in chinesische Gewässer lockt und dort versenkt. Blöd ist nur, dass er dann mit der Berichterstattung etwas zu fix ist – sein Artikel über ermordete britische Seeleute erreicht den MI-6 noch vor dem Bericht des chinesischen Geheimdienstes. Und das macht Bond ein bisschen stutzig.

Es gilt also, England und China vor dem mit Stealth-Booten und Cruise Missiles ausgerüsteten Medienleuten zu retten (und da sage noch einer, Papparazzi wären nicht aggressiv). Und dazu ziehen wir alle Register in Sachen Action und Darstellern. In Hamburg treffen wir auf Teri Hatcher („Superman“-Serie und „MacGyver“) in Gestalt der Ehefrau des geisteskranken Medienchefs und Götz Otto, der einer langen Tradition blonder, blauäugiger und deutschstämmiger Handlanger mit überragender physischer Kondition nachfolgt. Dann kommt die Zufallsbekanntschaft Michelle Yeoh (asiatischer Star, hat u. a. in „Tiger & Dragon“ mitgewirkt) hinzu, die als chinesische Geheimagentin ungefähr die gleichen Ziele hat wie Bond, nur von der anderen Seite. Es folgt noch ein kurzlebiger Gastauftritt von Vincent Schiavelli (den man fast überall in Film und Fernsehen schon mal gesehen hat, u. a. in „Batmans Rückkehr“) und eine erneute Begegnung mit Jack Wade von der CIA (anscheinend wollten die Macher Felix Leiter durch jemanden ersetzen, der mehr Kalauer bringen und sich mehr wie eine Ami-Dumpfbacke benehmen kann).

Und dann kracht es. In der Prä-Vorspann-Sequenz geht ein kompletter Waffen-Flohmarkt hoch, gefolgt von Flurschäden in Carvers großer Druckerei und einem Parkhaus in Hamburg (endlich darf der vollgerüstete BMW mal richtig ausgefahren werden). Weiter geht es in Vietnam, wo Bond erst mit einem sehr gewagten Fallschirmsprung (dem sogenannten „Halo-Jump“) eine Tauchmission startet und dann unter widrigen Umständen mit seiner chinesischen Kollegen quer durch Saigon hetzen muss – Motorrad-Stunts und Zerstörung eines Helikopters inklusive. Am Ende wird vorher erwähntes Stealth-Boot kunstvoll von der britischen Marine in Stücke geschossen (eine Szene, die den schmerzlich vermissten Massenschlachten aus Lewis Gilberts Bond-Filmen doch recht nahe kommt), und Carver stirbt einen für Bond-Verhältnisse doch recht fiesen Tod.

Es kracht hier wirklich an allen Ecken und Enden. Aber das, so fürchte ich, ist auch eines der Probleme dieser Ära von Bond-Filmen. Denn wo frühere Bonds noch eine gute Balance zwischen Action und Spannung halten konnten, regiert in „Der MORGEN stirbt nie“ die Action und lässt die Spannung auf einem absoluten Minimum. Klar, man will sehen, wie Bond es dieses Mal schafft, aber: Der Plot ist zu offensichtlich, da der Oberschurke überzogen bis zur Lächerlichkeit ist und ein so dermaßen einfältiges Ziel verfolgt, dass man keine Sekunde daran zweifelt, was eigentlich vor sich geht (ein Zustand, den John Glen niemals in seinen Filmen zugelassen hat). Hinzu kommt der stilistische Niedergang: In „GoldenEye“ waren die computeranimierten Effekte in der Unterzahl, hier dominieren sie. Und die Action ist auf den Stil der Neunziger getrimmt und somit überladen mit visuellen Elementen, dass man gar nicht weiß, wohin man gucken soll. Zugegeben, ich mag einen unkomplizierten Actionfilm, und ich will nicht sagen, dass mich dieser Film nicht unterhält. Aber ich fühle mich auch von manchen Filmen mit Steven Seagal unterhalten. Und ein guter Actionfilm ist nicht zwangsläufig auch ein guter Bond-Film.

Positiv anmerken kann ich noch die Filmmusik von David Arnold, dem Hauskomponisten von Roland Emmerich, der seinen Einstand als James-Bond-Komponist feiert und diese Position bis heute hält. Allerdings hat die Sache auch einen Wermutstropfen: Der Titelsong von Sheryl Crow ist nahezu unerträglich, der drittschlechteste Titelsong der gesamten Reihe. Die beiden schlechtesten folgen allerdings noch.

„Der MORGEN stirbt nie“ ist ein reiner Actionfilm. Ein unterhaltsamer, mit Effekten vollgepackter Actionfilm mit der Bond-Lizenz. Mehr allerdings auch nicht. Die Spannung eines Agententhrillers, wie es die Filme von John Glen vorher waren, ist kaum noch übrig – Bond ist weniger Agent als vielmehr Ein-Mann-Armee und Superheld, der wie Indiana Jones vor aussichtslose Situationen gestellt wird und sie überleben soll. Von einem Actionfilm erwarte ich nicht viel mehr, und in dieser Hinsicht finde ich den Film eigentlich ganz gut. Aber als Teil der James-Bond-Reihe hat „Der MORGEN stirbt nie“ versagt.

7/10 Punkte

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