Sein Abenteuer auf der fernen Insel ist beendet, doch die Sage geht weiter. Er muss sich nun der schwersten aller Prüfungen stellen, um zu beweisen, dass er die Feder genauso gut beherrscht wie die Klinge. Doch zwischenzeitlich rief ihn das Schicksal auf eine andere Insel, belagert von untoten Kreaturen und einer intriganten Handelsfamilie. Mehr darüber demnächst...

Freitag, 4. Februar 2011

Im Angesicht des Todes (1985)

Bond: Roger Moore
Schurken: Christopher Walken (Zorin), Grace Jones (May Day)
Bond-Girl: Tanya Roberts (Stacey)
Wie oft gesehen: ca. 10 Mal


Es gibt einen neuen Mikrochip. Speziell entwickelt, dem elektromagnetischen Impuls (EMP) einer explodierenden Atombombe zu widerstehen und somit der sowjetischen Erstschlagswaffe „GoldenEye“ (wird zwar nicht so benannt, aber genau so erklärt) entgegen zu wirken. Entwickelt von einer Firma, die in den Händen eines französischen Geschäftsmannes liegt, über den der Geheimdienst recht wenig weiß. Bislang noch harmlos, aber: Bonds Souvenir von der Fundstelle eines toten 00-Agenten (003) ist ein solcher Chip, und der tote Agent hatte ihn von den Russen. Arbeitet Zorin Industries für den Ostblock? Um das herauszufinden, muss Bond zu Max Zorin, sich als Pferdeinteressent ausgeben und schließlich verhindern, dass durch ein künstliches Erdbeben Silicon Valley im Meer versinkt.

Aus diesem Film kann man sehr viel mitnehmen. Die Rhetorik von Christopher Walken bei seinem Vortrag über den Plan, die Konkurrenz seiner Mikrochip-Firma auszulöschen (Hommage an „Goldfinger“), habe ich manchmal für Vorträge in der Schule und an der Uni übernommen. Die deutsche Synchronfassung hat sich wieder selbst übertroffen, mit drei Stimmen der Serie „Alf“ (Roger Moore, Lois Maxwell als Moneypenny und die Tischdame Tanya Roberts) und einem Aufeinandertreffen von Roger Moores Stimme mit der üblichen Synchronstimme von Sean Connery (dieses Mal verliehen an Patrick MacNee als kurzlebiger Helfer). Alleine die Besetzung der Nebenrollen: Patrick MacNee war früher Hauptdarsteller in „Mit Schirm, Charme und Melone“ (womit er es nach seinen Kolleginnen Honor Blackman und Diana Rigg in die Bond-Reihe geschafft hat); Tanya Roberts war früher mal „Engel für Charlie“; Alison Doody war Gespielin von Indiana Jones in „Der letzte Kreuzzug“ und spielt hier eine Gehilfin des Bösen… und ist das nicht Dolph Lundgren? Er ist kurz im Bild zu sehen als Muskel im Anzug, Leibwächter von General Gogoll.

Aber der Höhepunkt ist Christopher Walken als Oberschurke. Und es ist erstaunlich, denn seine Fans erwarten ja grundsätzlich eine exzentrische bis völlig durchgeknallte Performance. Hier gibt er sich allerdings sehr zurückhaltend, zivilisiert, spielt aber offiziell einen waschechten Psychopathen (was bei ihm eigentlich auch nur am Ende durchbricht). Man merkt in so ziemlich jeder Minute seines Auftritts, welchen Spaß er hatte. An seiner Seite spielt Grace Jones sowohl zeitweilige Tischdame von Bond als auch oberste Handlangerin – seit „Im Geheimdienst Ihrer Majestät“ die erste weibliche Handlangerin, und dieses Mal eine, die auch im Nahkampf zuhauen kann. Jones ist allerdings Geschmackssache und stößt bei einigen meiner Bekannten und Verwandten auf wenig Gegenliebe. Da hilft es auch nicht, zu sehen, auf welche Weise sie am Ende aus dem Leben scheidet.

Und wieder einmal hatte John Glen ein Gespür für sowohl Action als auch Spannung. Zugleich ist es einer der brutalsten Bond-Filme, die ich bis dahin gesehen hatte (nur übertroffen von „Lizenz zum Töten“, ebenfalls von Glen gedreht). Eine Reihe fieser Mordszenen und Mordversuche (Unterwasserturbine, Molotov-Cocktails im Fahrstuhl) werden unterbrochen von wenigen, dafür sehr eindrucksvollen Actionszenen an noch eindrucksvolleren Drehorten. Die Prä-Vorspann-Szene versetzt uns wieder auf die Ski-Piste, allerdings dieses Mal mit sehr viel mehr Schießerei und einer Hubschrauber-Szene, die mich doch sehr an „Liebesgrüße aus Moskau“ erinnert. Dann eine Jagd auf dem Eifelturm mit anschließendem Fallschirmsprung und Autoverfolgung (wobei hier wieder komische Elemente zum Einsatz kommen). Eine Jagd durch das nächtliche Los Angeles mit einem Feuerwehr-Truck. Ein bis zwei flotte Faustkämpfe. Und dann die abschließenden Szenen, dieses Mal leider ohne Massenschlacht, dafür aber mit einem Zweikampf hoch oben auf der Golden Gate Bridge. Wow!

„Im Angesicht des Todes“ ist einer der düstersten Bonds der Reihe. Die Tendenz geht zu immer mehr Ernsthaftigkeit, dass sogar Roger Moore wenig Gelegenheit hat, laxe Sprüche vom Stapel zu lassen. John Barry hat als Filmkomponist wieder ganze Arbeit geleistet und sich selbst übertroffen – die Filmmusik ist eine seiner besten. Und auch der Titelsong von Duran Duran, wochenlang auf Platz 1 der UK-Charts, ist ein Höhepunkt der Reihe. So fällt es einem schon echt schwer, dem Film irgendwelche Schwächen anzukreiden. Doch leider gibt es sie: Der Charakter von May Day, der zum Einen völlig überzogen ist und das Bild anabolikagestärkter Mannweiber wiedergibt, und zum Anderen ein ziemlich unbefriedigendes Ende findet. Und Tanya Roberts gibt sich zuweilen arg dusselig. Aber hey – Christopher Walken spielt den Oberschurken! So schlecht kann der Film gar nicht sein.

Ist er auch nicht – „Im Angesicht des Todes“ ist wieder ein Spitzenfilm mit seiner sehr hohen Spannungskurve, exzellentem Gegenspieler, einfallsreichen Actionszenen und bis auf wenige Ausnahmen gut besetzten Nebencharakteren. Die Spannung kann bisweilen schon fast ins Gruselige gehen, von daher sollte man besser keinen launigen Actionfilm erwarten. Dieser Film ist ein gutes Beispiel dafür, was man unter einem „Actionthriller“ zu verstehen hat.

9/10 Punkte

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