Sein Abenteuer auf der fernen Insel ist beendet, doch die Sage geht weiter. Er muss sich nun der schwersten aller Prüfungen stellen, um zu beweisen, dass er die Feder genauso gut beherrscht wie die Klinge. Doch zwischenzeitlich rief ihn das Schicksal auf eine andere Insel, belagert von untoten Kreaturen und einer intriganten Handelsfamilie. Mehr darüber demnächst...

Sonntag, 26. September 2010

Predators (2010)

Und wieder eine Filmkritik, dieses Mal von meinem Elternahus aus, wo ich vorübergehend wieder gelandet bin. Meine eigene Internetverbindung funktioniert noch nicht wirklich, also muss ich mich wieder mit dieser komischen Tastatur prügeln, die mein Vater benutzt. Aber lasst uns zum Geschäftlichen kommen (nebenbei, mein Vater sagt wahrscheinlich das Gleiche über meine Tastatur, auf der mittlerweile zwei Drittel der Buchstaben nicht mehr zu erkennen sind...)


Nicht allzu viele Leute dürften wissen, dass der "Predator", das außerirdische Wesen aus dem gleichnamigen Film mit Arnold Schwarzenegger von 1987, einer meiner absoluten Lieblings-Antagonisten ist. Nicht nur, weil seine Ausrüstung spitze ist (von der Armklinge über die Tarnvorrichtung bis hin zur Schulterkanone), sondern auch, weil er im Grunde kein Böser ist. Er ist ein Jäger, dessen Lieblingsbeute in den "Predator" Filmen zufällig Menschen sind. Und dennoch hält er sich an einen strengen Ehrenkodex, denn niemand, der keine Chance gegen ihn hat, muss ihn fürchten. Nur jemand, der bewaffnet und / oder gefährlich ist, wird zu seiner Beute. Im Grunde also könnte man sich als Zuschauer ebenso auf die Seite des Predator stellen als auf die von Schwarzenegger oder Danny Glover in Teil 2.

Jedenfalls ist die Popularität des Predator seit 1987 erheblich gestiegen, und das dank eines eingeleiteten "Crossovers" mit der Alien-Reihe. Fans kennen die Szene aus "Predator 2" bestimmt, in der Danny Glover den Trophäenschrank des Predator findet und jede Menge absonderlicher außerirdischer Schädel entdeckt - unter anderem den des "Alien". Die Folge: Eine Comicreihe, mittlerweile drei Computerspiele und zwei Kinofilme, in denen Alien und Predator versuchen, herauszufinden, wer von ihnen mehr drauf hat. Die Comics kenne ich nicht, von den Spielen habe ich das zweite sehr gerne gespielt (es war in der Zukunftswelt von "Aliens - Die Rückkehr" angesiedelt), und die zwei Filme waren minderwertig, auch wenn sie zu einem gewissen Grad unterhaltsam waren. Beim ersten Film nicht verwunderlich - Paul Anderson hatte schon die Verfilmungen von "Mortal Combat" und "Resident Evil" in Grütze verwandelt.

Aber, nach nun über zwanzig Jahren Erfolgsgeschichte schnappte sich Robert Rodriguez (über den ich seit "From Dusk Till Dawn" keine Worte mehr verlieren müsste) ein paar fähige Leute, einen mir noch unbekannten Regisseur und ein Drehbuch, das zu den Wurzeln der Reihe zurückführen sollte. Ein neuer Predator-Film soll gedreht werden; ohne das Alien, nur mit der altbekannten Kombination Jäger - Gejagter: Predator gegen Mensch. Und diesen Film, der in diesem Jahr ins Kino kam, habe auch ich nun endlich gesehen.

Und hier ist das Ergebnis:


Ab den beiden Labeln von 20th Century Fox und Troublemaker ist es mit der Ruhe vorbei. Adrien Bordy, der Oscar-Preisträger für seine Hauptrolle in "Der Pianist", macht im freien Fall die Augen auf und muss feststellen, dass sein Fallschirm sich nicht öffnen will. Irgendwann tut der es doch und lässt ihn unsanft auf den Boden krachen. Bumm! "Predators"! Soviel zu einem ruhigen Einstieg. Kurz darauf hält ihm Danny "Machete" Trejo zwei automatische Waffen ins Gesicht, ein paar Sekunden später gehen beide vor dem Dauerfeuer einer Minikanone (man erinnere sich an das prächtige Ding aus dem ersten "PRedator") in Deckung.

Nach ein paar Minuten beruhigt sich der Film wieder. Und er offenbart, worum es hier gehen soll: Es stellt sich heraus, dass eine ganze Gruppe von Menschen einfach vom Himmel gefallen ist (und leider hatte nicht jeder das Glück, dass der Fallschirm funktionierte). Fast jeder von ihnen hat Kampferfahrung und ist schwer bewaffnet. Im Grunde sieht die Zusammenstellung aus wie eine Gruppe im Pen&Paper-Rollenspiel "Shadowrun", wenn man ethnische und berufliche Zusammenstellung ansieht: Spezialist für schwere Waffen (Brody), Scharfschützin der israelischen Armee, südamerikanischer Kartellsöldner, russischer Haudrauf (der mit der Minikanone), ein Sträfling, ein Yakuza-Killer, ein afrikanischer Warlord-Anhänger und ein Arzt. Niemand kann sich genau erinnern, was ihnen passiert ist, außer diesem grellen Licht, das sie sahen, als sie gerade mitten im Kampf steckten (oder auf dem Weg zur Arbeit oder Todeszelle, je nach Berufung).

Es dauert eine Weile, bis sie begreifen, dass sie nicht ganz alleine sind. Und bis sie merken, dass sie... nicht mehr auf der Erde sind. Ab dann denken sie gemeinsam mit dem Zuschauer: "Wir sind sowas von tot!" Und die Jagd beginnt.


Die vielen Wendungen in der Geschichte will ich euch nicht vorweg nehmen, es gibt ja auch so genug über diesen Film zu schreiben. Denn auch wenn viele Kritiker ihm einiges vorwerfen können, muss ich persönlich sagen, dass daraus kein besserer Film hätte werden können. Und zwar aus dem einzigen Grund, weil Rodriguez und sein Regisseur Nimrod Antal sich den ersten "Predator" deutlich zu Herzen genommen haben. Die besten Momente aus dem Original wurden für die neue Geschichte "adaptiert". Was in anderen Filmen eigentlich eine blanke Kopie ist, ist in diesem Fall eine geschickte Hommage mit den Abwandlungen, um in die neue Handlung zu passen. Dazu gehören die große Dschungelschießerei (im Original: "KOOOOONTAAAAAAAAAAAAAAAAKT!"), die primitiven Fallen, der tiefe Sprung in die Lagune und das das Auffinden der furchtbar zugerichteten Leichen. Auch die Szene, in der der mit der Natur verbundene Kämpfer sich auf ein Nahkampfduell mit dem Jäger einlässt, erfährt eine Neuauflage. Und diese Szene hat mich besonders gefreut: Es gab sie in "Predator 1" und "Predator 2", doch in "Predators" wird der Kampf endlich gezeigt! Und sogar die gleiche Musik wie in Teil 1 untermalt diese Szene, wobei die von Alan Silvestri geschriebene Originalmusik in dem Film sowieso übermäßig verwendet wird.

Insgesamt bleibt der Film bei seinem eigenen Plot - die Menschen im Jagdrevier der Predators - und übernimmt nur Szenen aus dem Originalfilm. Und in einem Gespräch wird auf den Original "Predator" Bezug genommen, denn die israelische Scharfschützin weiß von der Spezialeinheit, die damals im Dschungel von einem Predator vernichtet wurde. Andere Regisseure (oder Produzenten oder Drehbuchautoren, wer auch immer mehr zu sagen hat), hätten aus dem ganzen Film nur einen hirnlosen Abklatsch der Originale gemacht. Aber Rodriguez und Antal machen alles richtig, verweben Altes mit Neuem und schaffen so einen Film, der sowohl Fans als auch Neulingen im "Predator" Franchise zusagen sollte.

Nur die eine Szene, die man im Trailer sah, habe ich vermisst: Im Trailer wird Adrien Brody erst von einem Predator erfasst, dann von ganz vielen. Das passiert im Film nicht, denn es gibt im ganzen Film nicht mehr als vier Predatoren. Also ein billiger Trick, um mehr Fans in Kino zu locken, und der mich doch ein bisschen wurmt. Nicht, dass sie es zu viert nicht schaffen, in dem Film die Sau rauszulassen. Aber wenn ich mir vorstelle, eine ganze Armee von Predatoren, mit denen die Menschen fertig werden müssten... ach, wenn die Menschen dann gewinnen, dann nur, weil der Film unlogisch wird.


Also: Ich als Fan der "Predator"-Filme bin voll auf meine Kosten gekommen. "Predators" will die Geschichte nicht neu erzählen, sondern an die alte Geschichte erinnern. Andere Hauptdarsteller, anderer Plot, aber die guten Momente aus dem Original in neuem Gewand, und der restliche Film bietet genug Überraschungen und trickreiche Wendungen für alle, die "Predator" zu Genüge kennen. Ich hätte womöglich auch einen schlechteren Film mit meinem Lieblings-Filmmonster akzeptieren können, aber glücklicherweise musste ich es nicht. Ich habe genau das bekommen, was ich wollte.


9/10 Punkte

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