Sein Abenteuer auf der fernen Insel ist beendet, doch die Sage geht weiter. Er muss sich nun der schwersten aller Prüfungen stellen, um zu beweisen, dass er die Feder genauso gut beherrscht wie die Klinge. Doch zwischenzeitlich rief ihn das Schicksal auf eine andere Insel, belagert von untoten Kreaturen und einer intriganten Handelsfamilie. Mehr darüber demnächst...

Dienstag, 27. Juli 2010

Drei ??? vs TKKG (Teil 2)

Es gab mal vor langer langer Zeit bereits einen Kinofilm von TKKG und eine Fernsehserie, auf die ich allerdings nicht näher eingehen möchte, da sie einfach nicht der Rede wert ist (ich meine, die haben versucht, in 20 Minuten einen ganzen TKKG-Roman zusammenzufassen, und haben in den meisten Fällen nicht einmal die Hälfte der wichtigsten Plotelemente eingebaut). Obwohl wir in diesem Film von nervtötendem deutschen HipHop verschont bleiben (zu dieser Zeit hieß es noch Stottern und war heilbar), kann ich nicht guten Gewissens behaupten, dass er viel besser ist.

Es handelt sich um „Ein Fall für TKKG – Drachenauge“.

Auf den ersten Blick sieht der Film aus, als sei er im tiefsten Mittelalter gedreht worden. Ach, warte… das IST das Mittelalter! Die Vorgeschichte, die um ein sagenumwobenes Schwert mit Namen „Drachenauge“ geht, endet für einen Kinderfilm erstaunlich brutal, wobei die eigentliche Gewalt nicht gezeigt wird (aber dass jemand von eben jenem Schwert einen Kopf kürzer gemacht wird und seine letzten Worte „Oh scheiße!“ lauten, wundert mich doch sehr – sowas trauen sie sich heute aber nicht mehr in einem Kinderfilm). Wir gehen über zu den vier Hauptdarstellern, die… Moment mal… sollen das etwa TKKG sein???

Ähm… was ist los, Leute? Noch nie eins der Bücher in die Hand genommen? Tim, der sonnengebräunte und durchtrainierte Judosportler, wird hier gespielt von jemandem, der wie eine jugendliche Mischung aus Til Schweiger und Hayden Christensen wirkt (und wer mich kennt, weiß, dass es nicht viel Schlimmeres gibt, was ich über einen männlichen Schauspieler sagen könnte). Ausstrahlung gleich Null, seine Stimme wirkt wie die eines Preisboxers, und die ganze Zeit macht er eher den Eindruck, er würde lieber kleine Kinder verprügeln als ihnen zu helfen. Karl macht auf mich nicht den Eindruck, als könnte er sich mehr behalten als seinen eigenen Namen (obwohl der Charakter für sein phänomenales Gedächtnis berüchtigt ist), und er ist im Film auch weit von den Fähigkeiten entfernt, die er in Büchern und Hörspielen regelmäßig zur Schau stellt. Klößchen ist weniger dick, aber um ein Vielfaches nervtötender als in den Vorbildern; er verkommt zum Running Gag der Gruppe, bringt Einzeiler, für die sich Jar Jar Binks geschämt hätte, und lässt all jene Elemente in seiner Darstellung vermissen, für die sein Hörspiel-Pendant die meisten Sympathien der Zuhörer erlangt hatte. Und Gabi… IST BRÜNETT, IHR BLINDEN PENNER!!! HABT IHR SIE NOCH ALLE????

Ach, zum Thema Mittelalter: Die ganze Zeit frage ich mich, wann der Film gedreht wurde, denn alleine die Bildqualität lässt mich auf späte Siebziger tippen. Dann finde ich per IMDB raus, dass er 1992 gedreht worden ist. Das sieht man dem Streifen ehrlich nicht an. Mag ja sein, dass im tiefsten Bayern, wo das Ganze anscheinend spielt, mal für ein paar Jährchen die Zeit stehengeblieben ist, aber das entschuldigt nicht solche abenteuerlichen Fahrrad-Konstrukte, wie Karl eins fährt. Aber auch sonst: Schnitttechnik, Beleuchtung, Spezialeffekte – all das hat mal bessere Zeiten gesehen. Kinderfilm hin oder her, wenn die technische Qualität eines Kinofilms sogar von „Otto – Der Liebesfilm“ oder den Realszenen aus „Werner – Beinhart“ übertroffen wird, fragt man sich: Welches Budget hatten diese Leute? Und wofür haben sie es ausgegeben?

Soll ich mal zu den positiven Aspekten übergehen? Die Schurken. Da wäre einmal der typische allglatte Geschäftsmann, in diesem Fall ein Antiquitätenhändler, der für seine Sammlerstücke über Leichen gehen würde. Ihm zur Seite steht ein Hüne – geringer Verstand, aber nahezu unmöglich zu besiegen. Ein echter Endgegner, und er liefert sich am Ende mit Tim auch einen ziemlich spektakulären Kampf (für einen Kinderfilm dieser geringen technischen Qualität, wohlgemerkt). Diese zwei Halsabschneider sind skrupellos, hinterhältig und sogar bereit, Jugendliche mit mittelalterlichen Waffen zu töten, was in einem deutschen Kinderfilm durchaus ein sympathischer Zug sein kann. Dann die Geschichte selbst: Sie hält sich nicht mit Kleinigkeiten wie Charakter-Entwicklung auf, sondern trabt schnell voran. Immerhin basiert der Film auf einer bekannten Reihe und ist auch für die Fans gedacht, da braucht es keine weitschweifigen Erklärungen oder dramatische Szenen wie in dem jüngeren Kino-Ableger der Reihe (siehe mein vorheriger Eintrag). Die vier konzentrieren sich auf ihren Fall und haben auch genug Rätsel und Herausforderungen vor sich, um die Suche nach dem Schwert Drachenauge interessant zu gestalten. Als alter Rollenspieler fühle ich mich da auch an so manche spannende Runde Dungeons & Dragons erinnert.

Trotzdem ist „Drachenauge“ kein Film, den ich mir mehr als zweimal ansehen müsste. Vielleicht damals, wäre der auf einem Fernsehprogramm gelaufen, den man mit einer gewöhnlichen Hausantenne empfangen konnte, und hätten meine Eltern zugelassen, dass ich mir diesen Film ansehe, hätte ich ihm etwas mehr abgewinnen können. Aber ich glaube, ich bin zu alt, um mir solch mindere Qualität antun zu müssen, und bleibe doch lieber bei den guten Hörspielen, bei denen noch echte Profis mitwirken. Dieser halbgare Kinogang, der zwanzig Jahre älter wirkt, als er ist, und bei dem offensichtlich ist, dass die Macher nicht die geringste Ahnung von der Materie hatten, ist es einfach nicht wert.

4/10 Punkte

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