Sein Abenteuer auf der fernen Insel ist beendet, doch die Sage geht weiter. Er muss sich nun der schwersten aller Prüfungen stellen, um zu beweisen, dass er die Feder genauso gut beherrscht wie die Klinge. Doch zwischenzeitlich rief ihn das Schicksal auf eine andere Insel, belagert von untoten Kreaturen und einer intriganten Handelsfamilie. Mehr darüber demnächst...

Sonntag, 4. Juli 2010

Review: "Solomon Kane" (2009)

Ich wollte ja längst wieder was schreiben - so zur WM, zu meinem Leben als Live-Rollenspieler, zum meinem Studium oder einfach nur so... Na, einmal im Monat kriege ich das auch noch hin, aber sonst fehlt mir einfach die Zeit und die Muße. Immerhin, der Blog war ja ins Leben gerufen worden, damit ich über meine Zeit in England berichten kann. Und da die nun vorbei ist...

Nun ja, heute soll es aber wieder um Filme gehen. Dieses Mal um einen besonderen Film, auf den ich heute zufällig gestoßen bin und der so vielversprechend aussah, dass ich ihm heute abend mal eine Chance gegeben hatte. Dieser Film erblickte das Licht der Welt im vorigen Jahr auf einem amerikanischen Filmfestival, schafft es aber hierzulande nicht in die Kinos und wird erst im Oktober auf DVD veröffentlicht. Daher bleibt mir nichts anderes übrig, als mich mit der englischen Fassung auseinander zu setzen. Mit einem eher unbekannten Hauptdarsteller, aber erstklassig besetzten Nebenrollen, einem wunderschönen Soundtrack von Hans-Zimmer-Zögling Klaus Badelt (aka "Fluch der Karibik 1"), handfester Schwertkampf-Action und einigen unerwarteten Momenten, die allerdings auch deutlich zeigen, warum der Film in Deutschland keine Jugendfreigabe erhalten wird, bietet er beste Abendunterhaltung für Männer.


Es geht um Solomon Kane (Michael J. Bassett, 2009).

Zugegeben, alleine das Filmplakat ist nicht sonderlich originell - Van Helsing, ick hör dir trapsen. Auch inhaltlich und vom Design her erinnert er an Stephen Sommers' Vampirjagd-Streifen, allem voran das Kostüm des Helden mit 1:1-Übernahme des Schlapphutes (auch auf dem Plakat zu bewundern). Soll aber nicht heißen, dass der Film keinen Unterhaltungswert hat! Es ist nur so, dass die Macher von Solomon Kane weniger eigene kreative Ideen hervorgebracht haben als vielmehr ihre Kollegen im Fantasy- und Schwertkampf-Genre kräftig beklaut haben.

Im Jahr 1600 ist unser Held Solomon Kane noch als absoluter Schurke unter englischer Flagge in Nordafrika unterwegs, um zu meucheln, metzeln und plündern. Mit dem Gesichtsausdruck einer Herrn Boromir aus Herr der Ringe, der sich gerade den Einen Ring unter den Nagel gerissen hat, stürmt er eine vom Feind besetzte Festung mit einer Handvoll Männer, die auch nach und nach den Weg allen Irdischen gehen. Und wehe, jemand kommt einer seiner beiden Klingen zu nahe! Er erreicht ohne nennenswerten Widerstand den Thronsaal und den Schatz, nach dem er sucht, doch dann erhält er unerwarteten Besuch: "The Devil's Reaper", der Seelensammler des Teufels, will Solomons Seele einkassieren.

Nach einer kleinen Meinungsverschiedenheit mit dem Abgesandten des Beezelbub wird Solomon klar, dass er Gott wohl einmal zu oft ans Bein gepieselt hat, und beschließt, ein Mann des Friedens zu werden und der Gewalt abzuschwören. Doch nach einem Jahr muss er das Kloster, in dem er Zuflucht gesucht hatte, verlassen. Es warten Prüfungen auf ihn in der großen weiten Welt. Und bald darauf findet er sie auch, in Gestalt einer netten Familie (Pete Postlethwaite - ja, der Typ aus "Dragonheart"; Alice Krige - die Borg-Königin aus "Star Trek - Der erste Kontakt"; Rachel Hurd-Wood - "Das Parfüm" und ihr (echter!) Bruder Patrick). Sie helfen ihm, als er verletzt wird, lassen ihn mit sich reisen, und ziehen geradwegs in ihr Verderben. Denn die Länder, die sie durchqueren, sind unter der Herrschaft eines bösen Sklaventreibers namens Malachi, dessen Häscher wie die Orks über die wehrlosen Bewohner des Landes herfallen.

In einer dramatischen Szene - in der Spielberg einen Herzanfall gekriegt hätte - wird Solomon klar, dass er seinen Weg des Friedens nicht einhalten kann. Was der Auftakt ist zu einem gnadenlosen Rachefeldzug, auf dem er das zeigt, was er vor seinem Sinneswandel am Besten konnte: wie er mit zwei Schwertern in der Hand Leute zerlegt. In schmutzig-düsterem Ambiente rollen Köpfe und fliegen Gliedmaßen, nur Gefangene werden nicht gemacht - außer Rachel Hurd-Wood, deren Rettung zu Solomons Quest wird. Denn nur ihre Rettung kann ihn davor bewahren, seine Seele an den Teufel zu verlieren.

Der Film zeigt die düstere Seite eines solchen Feldzuges Gut gegen Böse. Die Fronten sind hier auch eindeutig, denn gegenüber des Helden Solomon, der auf den Pfad des Guten mühsam zurückfindet, stehen die dämonisch anmutenden Truppen des bösen Malachi, die ohne jegliche Skrupel morden und plündern - ironischerweise genauso skrupellos wie Solomon selbst zu Anfang. Solomon durchlebt auf seinem Feldzug selbst viele Qualen inklusive einer ziemlich heftigen Kreuzigung (und glaubt mir, da singt niemand "Always Look on the Bright Side of Life"!). Die Kämpfe sind blutig, aber spannend inszeniert, und es gibt auch einen vernünftigen Endkampf (für mich das A und O in solch einem Film). Ein wenig lässt der Film sich aber hängen, wenn nicht gefochten und geschnetzelt wird, und in mindestens einer Szene wird der Versuch, den Helden Gefühle zeigen zu lassen, ins Lächerliche gezogen. Aber da hat man ja in anderen Filmen sehr viel Schlimmeres gesehen.

Aber wie schon zuvor gesagt, der Film bedient sich kräftig bei anderen Genre-Kollegen: Man glaubt, Motive aus "Pathfinder" und "King Arthur" wieder zu erkennen; die Musik lässt Erinnerungen an "Last Samurai" wachwerden, die Annäherung an "Van Helsing" habe ich bereits dokumentiert, und das Gefühl, dass die Kreuzigungsszene seinen Ursprung in "Conan - Der Barbar" hat, könnte von daher stammen, dass beides vom gleichen Autor stammt. Damit muss leider auch eine andere Schwäche des Films genannt werden, nämlich seine Vorhersehbarkeit. Als erfahrener Filmfan weiß man in bestimmten Situationen schon zehn Sekunden vor einem Schockmoment, was eigentlich passiert. Besonders, wenn dabei ein Schurke entlarvt wird, der vorher schon so dezent Hinweise verteilt hat wie ein Elefant im Kühlschrank.

"Solomon Kane" hat nicht das Zeug zu einem Klassiker des Genres, gewinnt keine Preise für Originalität oder ein gutes Drehbuch. Aber trotzdem hat der Film mich bestens unterhalten. Die leicht ins Mystische gehende Geschichte um einen Bösen, der zum Guten überwechselt, um seine Seele zu retten, wird angereichert durch spektakuläre Kämpfe, einige sehr interessante Charaktere auf guter wie böser Seite und eine Plot-Entwicklung, die an so manche gute Rollenspiel-Sitzung erinnert. Es ist nicht Shakespeare oder Jane Austen, aber es ist auch nicht so primitiv wie "Conan" oder Uwe Bolls "Schwerter des Königs". Es ist ein Unterhaltungsfilm, der sein Publikum genau kennt und ihm gibt, was es erwartet. Ich werde ihn gerne ein zweites Mal sehen - und ein drittes und viertes Mal bestimmt auch.

9/10 Punkte

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