Sein Abenteuer auf der fernen Insel ist beendet, doch die Sage geht weiter. Er muss sich nun der schwersten aller Prüfungen stellen, um zu beweisen, dass er die Feder genauso gut beherrscht wie die Klinge. Doch zwischenzeitlich rief ihn das Schicksal auf eine andere Insel, belagert von untoten Kreaturen und einer intriganten Handelsfamilie. Mehr darüber demnächst...

Dienstag, 27. Juli 2010

Drei ??? vs TKKG

„Na, jetzt dreht er ja völlig ab, der gute Swordmaster.“ Wetten, das ist jetzt genau das, was manchen von euch durch den Kopf geht, wenn ihr die Überschrift lest. Entweder das oder „Das meint er nicht ernst.“

Aber wie viele wissen, ist es keine Schande, ein Fan beider Hörspiel-Reihen zu sein. Alleine Till Burgwächter, der Metal-Kolumnist und Verfasser solcher Bücher wie „Die Wahrheit über Wacken“, hat sich lang und breit über dieses Thema ausgelassen, und es gibt nicht umsonst viele StudiVZ-Gruppen, in denen die Mitglieder behaupten, mit Justus, Peter und Bob oder dem Viergespann Tim, Karl, Klößchen und Gabi kann man gut einschlafen. Sei es Nostalgie, da man mit den (damals noch) Kassetten aufgewachsen ist, oder die Liebe zu einer guten Hörspielreihe mit sympathischen Sprechern, die man heutzutage auch häufig in den deutschen Versionen ausländischer Filme und Serien hört.

Alleine schon die Stammbesetzung von den drei ???. Der Einzige, den man sonst nie hört, ist Peter alias Jens „Ich kann mir seinen Namen einfach nicht merken“ Wawrczeck. Justus Jonas hingegen, gesprochen von Oliver Rohrbeck, verhalf auch Wayne aus „Wayne’s World“ zu großen Ehren und ist bis heute gefragter Synchronsprecher für allerlei Filme (zuletzt gehört habe ich ihn als deutsche Stimme des „Quantum of Solace“ Bösewichts Dominic Greene – einer der wenigen Pluspunkte dieses Films). Der Meistbeschäftigte dürfte allerdings Andreas Fröhlich sein. Neben seiner Rolle als Bob Andrews ist er Stammsynchronsprecher von Edward Norton und John Cusack, und auch Andy „Gollum“ Serkis hat seine deutsche Stimme meist von ihm. Den Humor, den diese Schauspieler in den deutschen Fassungen ihrer Filme zeigen, hat Bob zu einem gewissen Grad auch intus, weshalb man gerade in späteren Folgen der drei ??? glauben könnte, Bob sehe aus wie der Profikiller aus „Grosse Pointe Blank“.

Bei TKKG verhält es sich ähnlich. Vor Kurzem habe ich herausgefunden, woher ich Tims erwachsene Stimme eigentlich kenne – er ist nämlich der Synchronsprecher von Starbuck in der Originalserie „Kampfstern Galactica“ aus den 70ern/80ern. Klößchen (Manou Lubowski) sprach nebenbei Jake Ochmonek in „ALF“ und ist auch irgendwann zur Galactica gegangen, allerdings in der Neuauflage und auf der anderen Seite, nämlich als Synchronstimme für Balthar. Gabis Stimme hört man auch, wenn man sich Filme mit Neve Campbell anguckt (zumindest „Scream 1-3“ und „Ein Date zu dritt“) oder alte VIVA-Sendungen ansieht, wo sie wohl mal als Moderatorin tätig war. Nur Karl macht sich rar, seine Stimme kennt man wirklich nur aus den Hörspielen.

Dieser Wiedererkennungwert einzelner Sprecher macht das Hören der Hörspiele noch ein wenig interessanter, weil man dadurch den Stimmen noch einzelne Gesichter zuordnet, auch wenn sie in den wenigsten Fällen passen. Aber der Grund, weshalb ich diesen Eintrag eigentlich schreibe (abgesehen davon, dass von mir ohnehin zu selten was kommt), ist der Vergleich der etwas neueren Kinofilme, die fast zeitgleich für beide Reihen rausgekommen sind und die ich mir beide angesehen habe.

Um es kurz zu machen, ich habe in dem Sinne keine Reihe, der ich den Vorzug geben würde. Die drei ??? haben spannende Fälle, die Hörspiele bauen eine gewisse Atmosphäre auf und sind immer wieder gut anzuhören, auch weil der Humor nicht zu kurz kommt. Bei TKKG ist es das Spiel mit Klischees, die Seitenhiebe auf deutsche Popkultur, aber auch von der Qualität her und dem Aufbau der Nebencharaktere, besonders der Schurken, ist TKKG nicht weit hinter den amerikanischen Detektiven. Hinzu kommt, dass der Actionanteil bei TKKG wesentlich größer ist – obwohl Tim sich offiziell dem Pazifismus verschrieben hat, gibt es in fast jeder Folge einmal volles Pfund aufs Maul. Justus, Peter und Bob greifen dafür eher selten zu so drastischen Maßnahmen, sondern besiegen ihre Gegner mit ihrem Verstand. Letzten Endes sind beide Reihen gleichwertig, und diese Hoffnung hegte ich auch bei den Filmen, die vor einigen Jahren das Licht der Welt erblickten. Für keinen davon war ich im Kino, aber ich wartete die DVD-Veröffentlichung ab.


Zuerst sah ich „TKKG – Das Geheimnis um die rätselhafte Mind Machine“.

Ich will es kurz machen: Es fängt an mit diesem gnadenlos grausamen HipHop-Soundtrack, mit dem man wohl heutzutage deutsche Kinderfilme unterlegen muss, andernfalls guckt die keiner. Gefolgt von Kinderrollen zum Hassen, auch noch grottenübel gespielt, bis hin zu unseren vier Hauptdarstellern. Zugegeben, bis auf Karl sind eigentlich alle passend besetzt: Tim als schweigsamer, zurückgezogener Held (angelegt als eine Art jugendlicher Tom Cruise); Klößchen ein dicker, versnobter Faulpelz mit eher geringen intellektuellen Ambitionen, und Gabi, die im Film sogar ein wenig rebellischer agiert als in der Hörspielreihe. Aber die Besetzung von Karl war ein Griff ins Klo: Anstelle eines hochgewachsenen und hochintelligenten Jugendlichen mit photographischem Gedächtnis bekam man einen weinerlichen kleinen Jungen als Möchtegern-Erfinder, der mit seinem Vorbild nur die Brille gemeinsam hat.

Der Rest wurde wohl rekrutiert aus den GZSZ-Überresten sowie der normalen Film- und Fernsehbesetzung, wobei Jürgen Vogel im ganzen Ensemble noch der beste Schauspieler, aber als Kommissar Glockner auch deutlich fehlbesetzt ist. Hinzu kommt noch Ulrich Noethen, der mich stark an William Hurt erinnert (und auch so dröge daherkommt) und einem Oberschurken, bei dem sogar Dr. Evil aus Austin Powers gemeint hätte, der hätte nicht mehr alle Nadeln an der Tanne. Man ist ja schon froh über die Handlanger des Schurken, weil die wenig bis gar nicht reden, sondern sich lieber still und leise von einer Kinderbande aufs Kreuz legen lassen und hoffen, dass das kein Makel in ihrem Lebenslauf wird.

Wenigstens die Action (von der es überraschend viel gibt), wird realistisch gehalten. In den Hörspielen zerlegt Tim einhändig und mit links die gefährlichsten Verbrecher, aber im Film wird er nicht als übermächtiger Judokämpfer dargestellt (was so schon ganz gut ist, denn man vergisst in den Hörspielen gerne, dass TKKG eigentlich um die 14 Jahre alt sind). Neben einigen recht harmlosen Verfolgungsjagden durch den ganzen Film gibt es dann die Höhle des Bösen, ein Set, das einem Blofeldschen Hauptquartier zur Ehre gereicht hätte und zum Teil auch effektvoll zerstört wird. Es folgt eine weitere Verfolgungsjagd, die in einem Kinderfilm durchaus als Actionszene durchgehen kann, aber für einen John-Woo-Fan wie mich schlicht zu harmlos ist.

Stören tun mich an dem Film aber in erster Linie die Machart und die Geschichte. Die Machart hängt mit der generellen Unfähigkeit deutscher Filmemacher zusammen, einen ordentlichen Film zu machen. Entweder wird bei amerikanischen Vorbildern geklaut oder eigene Innovationen werden sehenden Auges an die Wand gefahren. Anstelle subtilen oder wenigstens offenen Humors gibt es dramatische Szenen, in denen geweint und gestritten wird, und unsere namhaften Schauspieler demonstrieren, wie stille Schwermut und Melodramatik in deutschen Filmen funktionieren. TKKG schaffen es bis zur Hälfte des Films, jeden anderen Charakter im Film gegen sich aufzubringen, was auch eine völlig andere Atmosphäre schafft als in den Hörspielen (aber ich denke, das ist gewollt, damit den Kindern gezeigt wird, dass es falsch ist, sich gegen Erwachsene aufzulehnen), und als es soweit kommt, dass sie den Fall tatsächlich lösen, stehen sie völlig alleine da und können nur froh sein, dass es in dem ganzen Film nicht eine einzige Schusswaffe gibt.

Also eigentlich gibt es in diesem Film nur eine einzige Schwäche: Es ist ein deutscher Film.

3/10 Punkte


Später dann bekam ich Gelegenheit, den anderen Film zu sehen: „Die Drei Fragezeichen – Das Geheimnis der Geisterinsel“

Gedreht wurde preisgünstig in Südafrika unter großer deutscher Beteiligung, allen voran die Hamburger Studios, die schon an den Hörspielen mitgearbeitet hatten. Entsprechend gibt es viele Anspielungen auf die Hörspielreihe, bis hin zu Gastauftritten von Oliver Rohrbeck als Hotelgast (er begrüßt Justus in der einen Szene) und Andreas Fröhlich als Kunde auf dem Schrottplatz (der sich beinahe von Onkel Titus einen Superpapagei aufschwatzen lässt). Natürlich ist der Schrottplatz nicht ganz so, wie man ihn sich vorstellt, und Südafrika sieht nun mal nicht aus wie Kalifornien. Aber trotzdem versuchen die Macher, sich an das populäre Vorbild so weit wie möglich zu halten und nur die Geschichte soweit umzuwandeln, dass sie kinotauglich wird.

Die Besetzung ist wieder bis auf ein Manko sehr passend. Am Besten besetzt ist Peter mit Nick Price, der wirklich bis aufs Haar so aussieht, wie man sich Peter Shaw immer vorgestellt hat. Chancellor Miller als Justus wäre auch gut gewesen, wäre er nicht so dünn (aber das erklärt Oliver Rohrbeck in einem Interview: „Der hat abgenommen, der Schlingel.“ Als er erfuhr, dass er die Rolle bekam, begann Chancellor mit Sport und Diäten, bis er nur noch halb soviel wog wie eigentlich vorausgesetzt). Nur mit Bob wussten die Macher wohl nicht so recht was anzufangen. John Cusack konnten sie nicht nehmen, aber anstelle eines blonden Brillenträgers, wie in den Büchern zumindest beschrieben, nahmen sie Cameron Monaghan, rothaarig und sommersprossig – warum auch immer.

„Das Geheimnis der Geisterinsel“ basiert sehr lose auf dem Roman „Die drei Fragezeichen und die Geisterinsel“, wobei die Frage aufkommt, warum ausgerechnet dieses Buch verfilmt wurde und warum diese vielen Abwandlungen reingenommen wurden. Einige Entscheidungen hatten wohl wirtschaftliche Gründe (die Geisterinsel erlaubte den Produzenten wohl, den Film ganz offiziell in Südafrika spielen zu lassen), einige sollten wohl andere Zielgruppen ansprechen (der Sidekick Chris aus dem Buch wurde zu einem Mädchen, inklusive romantischer Anwandlungen mit allen drei (!) Detektiven), und wiederum andere ließen Raum für einen altbekannten Gegenspieler aus der Hörspielreihe, sozusagen den Murdoc der drei Fragezeichen. Diese Entscheidungen fand ich gar nicht so übel.

Auch die drei Fragezeichen können nicht leugnen, dass einige Elemente im Film, sagen wir mal, „entliehen“ sind. Die Anfangsszene erinnert an James Bond (und manche Horrorfilme, von denen ich heute noch manchmal Albträume kriege), der Rest des Films könnte als Kinderversion von „Indiana Jones“ durchgehen – nein, halt, das gibt es schon: „Die Goonies“. Es gibt neben zahlreichen Rätseln, mit denen die drei Fragezeichen sich rumschlagen, auch die ein oder andere Actionszene. Aber im Gegensatz zu TKKG scheinen die Filmemacher ihr Publikum ernst zu nehmen – die Szenen wirken bedrohlich genug, aber nicht grausam oder wirklich furchteinflößend, dass vielleicht die jüngeren Zuschauer Angst bekämen.

Der große Vorteil dieses Films ist eben sein augenzwinkernder Humor. Es gibt eben viele Anspielungen für Fans, sogar am Schluss kommt noch ein großer Kracher. Kinder werden sich wahrscheinlich bei Bobs Running Gag beömmeln, aber auch Peters Ansgtattacken in unpassenden Momenten oder auch die Ausrüstung der drei Fragezeichen (Highlight: das Blasrohr) sind für Lacher gut. Erwachsene hingegen amüsieren sich darüber, wie die Farben der drei Fragezeichen, diverse kleinere Zitate aus den Hörspielen und auch das Treffen mit den Originalsprechern genüsslich im Film zelebriert werden und ihnen Einblicke geben, auf die sie lange haben warten dürfen.

Ganz klar ist der Film der drei Fragezeichen der bessere von beiden. Die Schauspieler sind sowohl glaubwürdiger als auch sympathischer, der Film nimmt sich nicht so absolut bierernst – aber dennoch gaben sich die Macher Mühe mit ihm – und es steckt bedeutend mehr Spannung drin. Was eigentlich erstaunlich ist, denn wie schon gesagt ist es ein Film mit großer deutscher Beteiligung, angefangen bei Regisseur Florian Baxmeyer. Den würde ich nach diesem Film und dem „Blut der Templer“ Zweiteiler auch eher als Ausnahme von der Regel sehen, denn diese beiden Filme haben einen höheren Unterhaltungswert, als ich es von deutschen Filmen erwarte. Zudem waren auch die Produzenten der Hörspielreihe involviert, und das sind nunmal echte Profis, die wissen, wie man eine Geschichte vernünftig erzählt. „Das Geheimnis der Geisterinsel“ ist unter den Kinderfilmen ein Renner, und als Erwachsener kann man ihn auch ganz gut gucken. Wer allerdings Tote und große Explosionen braucht, sollte lieber auf Erwachsenen-Kino zurückgreifen.

7/10 Punkte

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