Sein Abenteuer auf der fernen Insel ist beendet, doch die Sage geht weiter. Er muss sich nun der schwersten aller Prüfungen stellen, um zu beweisen, dass er die Feder genauso gut beherrscht wie die Klinge. Doch zwischenzeitlich rief ihn das Schicksal auf eine andere Insel, belagert von untoten Kreaturen und einer intriganten Handelsfamilie. Mehr darüber demnächst...

Sonntag, 15. November 2009

Reading

Zuerst das Wichtigste: Meine Chefin hat meine Webseite für das firmeninterne Netz nicht in der Luft zerrissen. Die paar Änderungen, die sie noch haben wollte, waren eine Sache von zehn Minuten. Und der Kalender, den sie auf der Seite haben möchte, soll nur auf der Hauptseite erscheinen - was meine Arbeit ungeheuer erleichtert. Ich will euch nicht mit Details langweilen, nur soviel: Es geht langsam wirklich voran.

Aber zum eigentlichen Teil meines heutigen Posts: Ich habe mich gestern wieder in den Zug gesetzt, um eine weitere englische Stadt zu besuchen: Reading. Für die meisten Menschen dürfte diese Stadt keine Bedeutung haben. Aber einige von euch wissen sicherlich, dass ich einen Onkel habe, der eine lange Zeit in England lebte - und zwar in Reading. Vor zwölf Jahren, als ich zum letzten Mal in England war (mein Kurzbesuch im Sommer nicht mitgerechnet), habe ich eine Hausboottour gemacht, die von Reading ausging; außerdem war dies die letzte Gelegenheit, meinen Onkel für eine Nacht zu besuchen und unseren Vorrat an englischen Konsumgütern erneut aufzustocken, bevor es zurück in die Heimat ging.

Ihr seht also, mit dieser Stadt verbinde ich persönliche Erinnerungen. Und da zwölf Jahre eine sehr lange Zeit ist (ich bin jetzt beinahe doppelt so alt wie damals!), wollte ich mal schauen, wie frisch meine Erinnerungen eigentlich noch sind. Na gut, und nebenbei hatte ich eine Einkaufsliste abzuarbeiten...


An den Anfang eines solchen Besuches in einer englischen Stadt haben die Engländer für mich ja die Zugfahrt gesetzt. Von Farncombe (Bahnhof 15 Minuten zu Fuß von meinem Haus weg) nach Reading und zurück kostet es 10,50 Pfund normal - oder 10,40 für Off-Peak Return. Na, 10p sind 10p, also nehme ich das Günstigere. In Guildford muss ich dann umsteigen, und dort steige ich zum ersten Mal in einen Zug, der nicht zum Southwest Train Service gehört. Nach Reading fährt die First Great Western, ein Name, der traditionell anmutet - und leider mit Dieselzügen in Verbindung gebracht werden muss, die bei Weitem schon bessere Zeiten gesehen hatten. Vor allem die Sitze waren steinhart. Aber immerhin, die Reise dauerte nur rund 40 Minuten, dann stand ich am Bahnhof Reading.

Für Reading gilt dasselbe wie für jede englische Stadt, die nicht die königliche Familie beherbergt oder ein weltberühmtes College besitzt: Kennt man eine, kennt man alle. Wenn man weniger als zwei Einkaufszentren im Umkreis von einem halben Kilometer findet, hat man nicht gründlich genug gesucht. Und die Läden in der Innenstadt wiederholen sich so unglaublich oft - ein Pfund für jeden WH Smith und Waterstone Buchladen, den ich schon hier gefunden habe, und ich könnte jeden Abend essen gehen. 50p für jede McDonalds-, Burger King und Costa-Filiale, und ich könnte jedes zweite Wochenende nach Hause fliegen. Die Innenstädte Englands taugen nicht besonders viel - außer man geht zu HMV und will sich DVDs kaufen. Allerdings habe ich gestern festgestellt, dass das Bestellen übers Internet bei denen weitaus günstiger ausfällt.

Die Suche nach meinen Erinnerungen treibt mich an die Themse, denn dort haben wir unsere Hausboottour vor zwölf Jahren gemacht. Ich habe auch alles wiedergefunden, vor allem unsere letzte Anlegestelle, quasi direkt vor dem Tesco Superstore (in dem ich auch gleich mal gründlich eingekauft habe). Fotos habe ich auch gemacht, trotz des miesen Wetters; da ich sie nicht rechtzeitig von der Kamera geholt habe, reiche ich sie morgen nach.

Ja, das Wetter war mies. Und ich meine MIES. An den Regen kann man sich ja gewöhnen, dafür trägt ja nahezu jeder Engländer einen Regenschirm. Aber der Sturm war das Letzte! Windstärke 10 in Böen - an einer Stelle hat der Wind einen Bauzaun umgerissen, der somit quer über meinem Fußweg lag. Bei dem Wetter nützt einem ein Schirm nicht viel - und ich bin mittlerweile so froh, dass ich ein etwas teureres Modell gekauft habe, denn jeder 2 Euronen Schirm wäre bei dem Wetter sofort umgeknickt und kaputtgegangen.

Unterschlupf fand ich kurzzeitig im "Oracle", dem größeren der beiden Einkaufszentren in der Innenstadt. Groß, aber taugt nix. Allmählich müssten es die Großkonzerne doch wissen: Soviel Klamotten, wie in den Städten der Welt angeboten wird, braucht keine Sau! Vor allem bei der ständig wechselnden Mode - ich meine, wie viele Klamotten werden ährlich auf den Müll geschmissen oder sonstwie recycelt, nur weil sich irgendeine Modeschwuchtel im Koks-Delirium was Neues aus den Fingern gesogen hat? Ich werfe ja auf das Warenangebot von H&M (ja, die gibts auch hier), M&Co und wie sie alle heißen nie einen genauen Blick. Aber was ich aus den Augenwinkeln sah, würde mit "Hässlich" noch geschmeichelt beschrieben werden.

Ein Lichtblick war das andere Einkaufszentrum. Manchmal zahlt es sich einfach aus, in Läden reinzugehen, die zwar komisch aussehen, aber doch ganz nette Angebote haben. Eine Art "Kaskade" (Geschäft in Flensburg) verkaufte Spiele und Scherzartikel aller Art. Ich hätte für meinen Vater beinahe den Sudoku-Würfel gekauft, aber dann habe ich gesehen, dass der schon gelöst war... Im 1Pfund-Laden war ich dann auch mal. Batterien, eine Packung Fudge und ein "Buffy"-Roman später war ich wieder auf dem Weg.

Ach ja, auf meinem Weg an die Themse stolperte ich über eine Aldi-Filiale. Also dass es Spar in England gibt, habe ich schon erwähnt, und dass Lidl hier vertreten ist, hört man von anderen unserer Studenten hier öfters. Aber Lidl habe ich hier noch nicht gefunden, also gab ich Aldi mal eine Chance. Und ja, auch hier gibt es gute Angebote. Allerdings nichts Deutsches - verdammt, wieder keine Marzipankartoffeln! Aber einen dieser quadratischen dicken Schokoladenkuchen (gibts auch als Tiramisu - mein Vater wird wissen, welchen ich meine). Und zum ersten Mal muss ich ihn mit niemandem teilen.

Ein Pub in der Fußgängerzone namens "Hobgoblin" erregte noch meine Aufmerksamkeit. Ich habe von dem Bier "Hobgoblin" schon viel Gutes gehört - eine Flasche davon hatte ich bei Aldi sogar in der Hand. Also ging ich in diesen Pub und bestellte ein Hobgoblin. Denkste! Sie hatten keins! Sie verkaufen keins, haben nur den Namen Hobgoblin. Also nahm ich ein halbes Tschechisches (und wenn das eine Halbe war, bin ich Eric Idle!), trank aus, bemerkte noch zufrieden, dass ein Metaller im Exodus-Shirt hinter der Theke Dienst schiebt, und bin raus.

Nebenbei machte ich noch einen Abstecher zum großen ASDA-Markt, eine weitere Fußnote in meiner Erinnerung. Verändert hat er sich nicht sehr stark, aber mittlerweile bin ich so an das Warenangebot von Sainsburys, Tesco und anderen Supermärkten gewöhnt, dass mich ASDA nicht vom Hocker riss. Im Gegenteil, Tesco hat deutlich bessere Schnäppchen zu bieten. Außerdem gehört ASDA zu Wal-Mart, wie ich von meinem Kollegen Anthony mal gehört hatte. Mein Rucksack war eh schon zum Platzen voll, also ging ich wieder raus.

Meine letzte Amtshandlung in Reading vor der Abreise war der Kauf von drei PC-Spielen für insgesamt 10 Pfund ("Thief 3", "Far Cry", und weil ich was für Zwischendurch brauchte, "Sonic Mega Collection"). Ich dachte mir schon: Auweia, ich habe drei Spiele gekauft und nicht einmal Zeit, um eins davon vernünftig zu spielen. Aber darum musste ich mir keine Sorgen machen, denn: Thief 3 lässt sich nicht installieren, weil der Laptop die DVD nicht findet; Sonic lässt sich nicht starten, obwohl nicht mal eine Fehlermeldung kommt, und "Far Cry" läuft zwar, aber das Gras ist wasserblau... Na ja, habe ich wieder was, worauf ich mich freuen kann, wenn ich nach Hause komme.


Also im Nachhinein muss ich Terry von der GMES Recht geben: Reading ist eine prima Stadt zum Shoppen. Wenn man denn alles findet, was man braucht (ich bin sicher, Frauen haben das Problem nicht). Die Stadt ist auch nicht 100prozentig modern wie Woking, und sie ist nicht so heruntergekommen wie Guildford. Aber zu dem Preis von diesem Zugticket hätte ich auch nach London fahren können. Also werde ich Reading in Zukunft wohl nicht mehr besuchen.

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