Sein Abenteuer auf der fernen Insel ist beendet, doch die Sage geht weiter. Er muss sich nun der schwersten aller Prüfungen stellen, um zu beweisen, dass er die Feder genauso gut beherrscht wie die Klinge. Doch zwischenzeitlich rief ihn das Schicksal auf eine andere Insel, belagert von untoten Kreaturen und einer intriganten Handelsfamilie. Mehr darüber demnächst...

Sonntag, 11. Oktober 2009

Mein Besuch in London

„London Underground is not a political movement. I looked it up.”
Jamie Lee Curtis in "A Fish Called Wanda"



Das letzte Mal, als ich in London war, war ich eigentlich nur auf der Durchreise. Dementsprechend habe ich die meisten Sehenswürdigkeiten außer Acht gelassen. Doch dieses Mal bin ich in der Stadt, um sie zu jagen. Und um sicherzugehen, dass mich meine Kamer absolut nicht im Stich lassen kann, habe ich sämtliche Batteriereserven eingepackt, die ich habe.


Doch erst einmal soll der Weg dorthin bestritten werden. Das bedeutet: Bahnhof in Farncombe (ich lebe zwar in Godalming, aber zum Einen ist der Bahnhof von Farncombe tatsächlich näher an meinem Zuhause dran als der von Godalming, und zum Anderen ist Farncombe näher an London, was ein bisschen am Fahrpreis zu sehen ist). Eine einfache Fahrt (Standard Single) kostet etwas über 10 Pfund, die Standard Super Off-Peak Return (Hin- und Rückfahrt) kostet 14.80 Pfund. Hmm… was nehme ich?

Der Zug, der dann vier Minuten später abfährt (gutes Timing), hält auch nur an wenigen Stationen. Dementsprechend dauert es nur 30 Minuten, bis wir den ersten Bahnhof im Londoner Stadtgebiet erreichen: Clapham Junction. Laut Plakaten an diesem Bahnhof „the Busiest Station of London“. Ja, aber dafür verdammt hässlich! Ich habe in Ostberlin gemütlichere S-Bahnhöfe gesehen! Ab hier dauert es noch 15 Minuten, bis wir den nächsten und letzten Bahnhof erreichen: Waterloo Station. Warum so lange? Weil der Zug ab Clapham Junction aus irgendeinem Grund nur noch kriecht.

Dann Tagesticket für die U-Bahn gekauft und in eine der wenigen U-Bahnen gestiegen, die nicht wegen Wartungsarbeiten eingestellt wurden (unglaublich, dass man von Waterloo überhaupt irgendwohin konnte, wenn sie eine ihrer Hauptlinien sperren. Durchgekämpft bis St. Paul’s, wo ich erste Station machte. Von dort aus zu Fuß Richtung Piccadily.


Eine Sache erstaunt mich doch sehr an Londons Architektur: Je näher man einem Ziel kommt, desto schwerer ist es zu finden. Von St. Pauls über die eher weniger touristenfreundlichen Gegenden (u. a. Fleet Street und Drury Lane) kam ich dann irgendwann in Gegenden, wo der Piccadily Circus tatsächlich ausgeschildert war. Aber dann… An Unmengen von Theatern vorbei fand ich dann meinen Weg in die Rupert Street, wo mir mollige Mitvierzigerinnen zwielichtige Angebote unterbreiteten. Eine Straße weiter stand ich mitten in London Chinatown. Irgendwie konnte das nicht der richtige Weg sein. Ich beschloss, kurz anzuhalten und nachzudenken, bevor ich versehentlich in Soho lande.


Aber dann fand ich die Hauptstraße Richtung Piccadily wieder… und verirrte mich noch einmal in irgendwelchen winzigen Nebengassen. Von denen dann aber eine zu meinem ersten Ziel führte. Einige Minuten später stand ich dann direkt unter der riesigen Neonreklame, die wir alle kennen. Erstes Ziel erreicht.

Ich wollte dann Hamley’s einen Besuch abstatten, dem größten Spielzeugladen Europas oder so – jedenfalls sechs bis sieben Stockwerke voll mit Spielzeug. Das letzte Mal war ich dort mit acht Jahren, also würde ein Besuch dort meine Erinnerung etwas auffrischen. Leider ist in den letzten 17 Jahren so Einiges mit dem Laden passiert, und es lohnt sich absolut nicht mehr, dorthin zu gehen. Sieben Stockwerke, auf denen alle komplett verrückt sind. Und Spielzeug ist entschieden nicht mehr das, was es vor 17 Jahren mal war. Ich weiß ja nicht, aber ist das eine der vielen Methoden, unsere Kinder zur Dummheit zu erziehen, indem wir ihnen diesen ganzen Müll kaufen?

Also, raus aus dem Laden und in die Seitengassen, denn ich brauchte was zu trinken, was zu essen und einen Platz, um die Füße auszuruhen. Ich dachte mir, in den Seitengassen ließe sich leichter ein Geschäft finden, in dem man für das alles nicht zuviel Geld loswird. Recht hatte ich. Gut, in dem Pub habe ich drei Pfund für ein Pint Cider bezahlt, aber das ist ja wohl normal, außer man trinkt bei Wetherspoon’s. Aber dann fand ich eine Fastfood-Bude, eine mit dem Charme eines Flensburger Dönermanns, wo ich mich dann gleich wie zu Hause fühlte. Ich bestellte das traditionelle Fish & Chips Menü mit einem Getränk – für ganze 4.25 Pfund! Und das war eine echt anständige Portion. Reichte für mich für den Rest des Tages.


Einige Gassen weiter besuchte ich eine Filiale von Somerfield (irgendwann habe ich alle Supermarktketten im Land durch). Diese Kette kenne ich ja nur aus dem Film „Hot Fuzz“. Hier konnte ich mir jedenfalls ein paar Kleinigkeiten für das restliche Wochenende mitnehmen. Dann wieder zurück zu meinem eigentlichen Hiersein.

Ein weiteres Ziel hatte ich, klein und bescheiden, aber etwas, was mich seit meinem letzten Besuch in London beschäftigte: In einer Straße, die von Piccadily Circus in Richtung Diplomatenviertel führt, gibt es eine SPAR-Filiale. Wir Deutschen wissen, dass SPAR in Deutschland nicht mehr existiert, weil Edeka die Firma aufgekauft hat. Aber in England ist die Kette immer noch präsent (nicht die einzige Firma, die in England überlebt hat – es gab die Texaco-Tankstellen in England noch lange, nachdem DEA in Deutschland die Tankstellen übernommen hatte). Ich habe ein wenig gesucht und sie dann gefunden. Aber die Preise, die sie für ihre Waren dort verlangen, sind eine bodenlose Frechheit! 2.49 Pfund für eine Dose Pringles??? Seid ihr wahnsinnig??? Offensichtlich verstehen die Betreiber nicht, wofür SPAR eigentlich steht.



Ganz in der Nähe ist Trafalgar Square, der Platz in London, an dem mehr Tauben rumschwirren als in einem Film von John Woo. Und er ist außerdem Standort der National Gallery, die dank freien Eintritts eine sehr beliebte Möglichkeit ist, seinen kulturellen Horizont zu erweitern. Und ich sage euch: Selbst für Kunstmuffel wie mich ist die Galerie einen Besuch wert. Ich muss das Talent der Künstler, dessen Werke dort ausgestellt sind, ernsthaft anerkennen. Vor allem ein Bild, ein Portrait gemalt von einem gewissen Van Dyck, hat mich schwer beeindruckt. Nicht nur, dass der Mann auf dem Portrait eine gewisse Ähnlichkeit mit Christopher Lee aufweist; durch einen sehr feinen Trick hat der Künstler es geschafft, das Bild richtig lebensecht aussehen zu lassen. Ich hätte ja ein Foto gemacht, aber ihr wisst ja: Galerie, Wachen an jeder Tür… nee, lass mal!


Eine Stunde später, nach ausgiebiger Bewunderung der ausgestellten Kunst, setzte ich meinen Weg fort in Richtung Westminster. Denn eine Sache wollte ich doch gerne mal aus der Nähe sehen, und zwar das Parlamentsgebäude. Und vor allem Big Ben. Der Weg an die Themse war lang und beschwerlich (und wie ich später feststellte, hatte ich schon wieder die falsche Straße erwischt), doch dann nahm ich den U-Bahnhof Westminster und verließ ihn an der Stelle, wo „Houses of Parliament“ ausgeschildert war. Und da stand ich direkt unter dem Big Ben.

Um ein etwas besseres Foto von Big Ben und dem Parlament zu bekommen, musste ich dann allerdings die Westminster Bridge entlang. Ich bin auch den ganzen Weg zum anderen Ufer – hätte auch gleich am Westminster Pier ins Riesenrad steigen können, um ein paar Aufnahmen von oben zu machen. Aber so weit wollte ich nicht gehen (vor allem nicht so weit nach oben). Stattdessen eine schöne Silhouettenaufnahme des Parlaments gegen die Nachmittagssonne. Ja, Gegenlicht war Absicht dieses Mal. Wobei ich mir auch gewünscht hatte, soviel Zeit und Talent zu haben wie die Künstlerin auf dem nächsten Bild.



Um das Sightseeing abzuschließen fehlte mir noch eine wichtige Sache. Buckingham Palace interessierte mich nicht, aber ich habe noch nie die Tower Bridge aus der Nähe gesehen. Und da ich des Laufens echt überdrüssig war, nahm ich endlich mal wieder mein Tagesticket für die U-Bahn in Anspruch. Und stieg aus am Tower Hill.


Erstmal musste ich begreifen, dass dieser riesige Ruinenhaufen direkt am Ausgang der U-Bahn-Station tatsächlich der Tower war. Ich meine, ich wusste ja schon, für einen Turm ist das Ding nicht sonderlich hoch. Dafür aber lang und breit. Und ich musste einmal rundherum, um die Tower Bridge zu sehen. Und dann fand ich sie - gerade rechtzeitig, um zu sehen, wie sie die Brücke wieder runterließen. Um ein paar bessere Fotos von der Brücke zu machen, bin ich dann unten am Ufer entlang und habe dann die Tower-Umrundung vollendet. Und dann war es auch Zeit für mich, wieder zurück zu fahren.

Ja, London ist eine große Stadt. Und unübersichtlich. Und teuer. Gekauft habe ich eigentlich nichts außer Kleinigkeiten, die meiste Zeit verbrachte ich mit U-Bahnfahren und Fotos schießen, abgesehen von meiner einen Stunde Kultur in der National Gallery. Aber es war ein Erlebnis. Spaß gemacht hat es auch, soweit denn alles geklappt hatte. Und für meinen nächsten London-Besuch habe ich schon einige Ideen, was man unternehmen könnte.

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