Sein Abenteuer auf der fernen Insel ist beendet, doch die Sage geht weiter. Er muss sich nun der schwersten aller Prüfungen stellen, um zu beweisen, dass er die Feder genauso gut beherrscht wie die Klinge. Doch zwischenzeitlich rief ihn das Schicksal auf eine andere Insel, belagert von untoten Kreaturen und einer intriganten Handelsfamilie. Mehr darüber demnächst...

Donnerstag, 27. August 2009

Abschied

Goodbye, my friends,
I'm leaving you today.
The quest is hard,
but I must be on my way...


Dieser Refrain aus dem Song "Farewell" von Gamma Ray ist so passend, dass ich ihn hier einfach anbringen muss.

Ja, es ist soweit. Heute, in ein paar Stunden, verlasse ich meine Heimat und werde über einige Umwege von drei Tagen nach England aufbrechen. Das letzte Mal nun sitze ich an meinem Heimcomputer, tippe diese Zeilen auf einem halb unleserlichen Keyboard - auf dem ich als Einziger schreiben kann - und nehme Abschied von allem, was mich die letzten Jahre umgeben hat. Und frage mich in diesen Stunden natürlich, was mich erwartet. Und vor allem: Was habe ich vergessen?

Jeder kennt das, meistens erst nach dem Aufbruch: Etwas Wichtiges wurde vergessen, aber zum Teufel, was war es? Zum Glück konnte ich mir darüber schon gestern Gedanken machen, denn entgegen ursprünglicher Pläne sollten wir erst heute mittag losfahren, nicht schon gestern mittag. Das ließ mir genug Zeit zum Packen, Planen und Überlegen. Und nachdem ich viele Möglichkeiten durchgegangen war, bin ich zu dem Schluss gekommen, dass ich endlich Frieden gefunden und alles gepackt habe, was zum Überleben auf einer nahezu einsamen Insel notwendig ist. Ich hoffe, meine Mitstudenten denken genauso und waren ähnlich vorausschauend.

Was mich auf etwas bringt: Sarah, du freches kleines Luder - wir sprechen uns noch...


Tja, liebe Leser, die nächsten Zeilen werden aus England kommen. Doch zuerst, was ich lange aufgeschoben habe, noch ein paar Zeilen zu meinen zukünftigen Kollegen in Godalming, in meinem dritten Teil des Reiseberichts:



Kapitel 3: Godalming


Wie vielleicht einige vermutet haben, entschied ich mich bei der letzten Frage "Hotel oder Büro?" für meine zukünftige Arbeitsstätte in Godalming. Was ein wahrer Segen war, denn dies war der erste und einzige Ort während meines gesamten Kurztrips, an dem ich mich willkommen fühlte.

Der Weg dorthin war allerdings beschwerlich. Strömender Regen und der allseits bekannte Mangel an Straßenschildern ließ mich lange Zeit zweifeln, ob ich den Bus überhaupt in der richtigen Ortschaft verlassen hatte. Durch die Sintflut stolperte und fragte ich mich bis zur Church Street durch; an meiner letzten Station betrat ich ein kleines Geschäft und fragte, ob ich mich überhaupt in der richtigen Straße befände. Nachdem meine Frage beantwortet war, folgte die besorgte Gegenfrage: "Are you allright?" Cool, wie ich bin: "I'm fine, thanks."

Die Frage war allerdings berechtigt, denn obwohl ich Straße und Hausnummer gefunden hatte, zweifelte ich an meinen navigatorischen Fähigkeiten. Mein Ziel war ein kleines weißes Haus, ohne Name, Schild oder Hausnummer. Eine kleine Klingel war die einzige Möglichkeit, Einlass zu begehren - und hätte ich mir die Klingel genauer angesehen, auf der in winzig "Imprimatur Ltd." stand, hätte ich mich nicht gefragt, ob dieses Haus überhaupt bewohnt war. Den Eindruck machte es nämlich nicht.

Aber es wurde mir geöffnet. Ein freundlicher Mann in meinem Alter ließ mich ein, sie hatten mich ja bereits erwartet. Und fünf Minuten später saß ich im Arbeitsraum, bei drei jungen, sehr attraktiven Übersetzerinnen, und vor mir eine frische Tasse Tee. Ab diesem Moment ging es auch steil bergauf mit der Qualität meiner kurzen Reise.

Eine Weile ließ ich mir von einer meiner zukünftigen Kolleginnen erklären, woran sie arbeiten und wie ihre Arbeitsmethoden aussehen. Als gebürtiger Deutscher, der einigermaßen *hust* Ahnung von Grammatik hat, konnte ich sogar an einer Stelle hilfreiche Kommentare geben. Irgendwann wurde ich auch zur Chefin vorgelassen, die sich als - viel jünger und bedeutend attraktiver entpuppte, als ich mir vorgestellt hatte.

Ich kam eine Stunde vor Feierabend, und die Firma nahm meinen Besuch zum Anlass, mich zu einem kleinen Bier einzuladen. Direkt gegenüber der Firma befindet sich ja auch ein sehr lauschiger Pub. Ich wählte ein halbes lokales Bitter, die diplomatische Variante entgegen meines grundsätzlichen Impulses ("Guinness!"). Es war ganz gut, für jemanden, der sich um Biersorten nicht schert, solange es kein Flensburger Pilsener ist und in Glasflaschen oder Fässern kommt. Aber so kühl, wie es von uns Deutschen gewohnt ist, kam es nicht - das sollten meine Mitstudenten sich ebenfalls zu Herzen nehmen, wenn sie auf ein Bier eingeladen werden. Erwartet nicht, dass es halbarktische Temperaturen besitzt!

Abgesehen davon, eine wichtige Regel gilt in englischen Pubs: Wer aufsteht und an der Theke Drinks bestellt, tut dies für den gesamten Tisch. Für die Engländer ist das selbstverständlich; wer sich nur ein Getränk an der Theke holt, outet sich entweder als Ausländer (ganz übel!) oder als Geizkragen (Synonym für Schotten, ist noch übler!). Wie das mit fairem Round Trading ist, wenn man selber nur armer Praktikant ist, muss ich noch herausfinden, aber darüber halte ich euch auf dem Laufenden.

Der Abend klang sehr entspannt aus, allerdings etwas früh - mit drei der anwesenden Damen eilte ich zum letzten Zug in Richtung Guildford. So konnte ich wenigstens noch rechtzeitig in der YMCA einchecken und den übrigen Abend dann in aller Ruhe zubringen. Sofern ich was zu essen auftreiben konnte...


Fortsetzung folgt...

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