Sein Abenteuer auf der fernen Insel ist beendet, doch die Sage geht weiter. Er muss sich nun der schwersten aller Prüfungen stellen, um zu beweisen, dass er die Feder genauso gut beherrscht wie die Klinge. Doch zwischenzeitlich rief ihn das Schicksal auf eine andere Insel, belagert von untoten Kreaturen und einer intriganten Handelsfamilie. Mehr darüber demnächst...

Donnerstag, 15. September 2011

Review: "Die drei Musketiere (3D)" (2011)

Oder auch: "Es wird ein guter Film, wenn wir nur genug 3D-Effekte reinholzen..."



Eigentlich wollte ich diesen Film nicht sehen. Der Trailer hat schon sehr gut gezeigt, was einen bei diesem Streifen erwartet: Extrem fehlbesetzte Hauptrollen (der absolute Knall des Jahres ist Milla Jovovich als Milady de Winter), schwachsinnige Action mit auf Matrix getrimmten Effekten, Luftschiffe (!!!), eine überaus logikresistente Abwandlung von Alexandre Dumas' Romanvorlage sowie einige der schlechtesten Dialogzeilen seit "Star Wars Episode 3". Und nachdem man auch gesehen hat, was Paul W. S. Anderson sonst für Filme verbrochen hat (er verfilmt die Videospiele, für die sich sogar Uwe Boll zu schade findet), weiß man genau, dass man genau das bekommt, was man erwartet.

Und unter genau diesen Gesichtspunkten, mit einer Erwartungshaltung, die irgendwo zwischen "Manos - The Hands of Fate" und dem "Star Wars Holiday Special" liegt - entpuppt sich der Film tatsächlich als besser, als man erwartet hätte.


Nach den gefühlten 200 anderen Verfilmungen des Musketier-Romans dürfte die Geschichte hinreichend bekannt sein, und auch Anderson erzählt nichts Neues: D'Artagnan, gespielt von Logan "Percy Jackson" Lerman, geht nach Paris, um ein Musketier zu werden. Erst legt er sich innerhalb von fünf Minuten mit dem Endgegner, Kapitan Rochefort an (gespielt von Mads Mikkelsen, eine der besser besetzten Rollen, auch wenn er weit entfernt von Christopher Lee ist), dann mit seinen späteren Kampfgefährten Athos, Aramis und Porthos. NAchdem ihr arrangiertes Duell zu einem Kampf gegen diverse niedrigstufige NSCs (die Kardinals-Garde) verkommt, erhalten die vier den Auftrag, die Juwelen der Königin aus dem Besitz von Lord Buckingham (einem über alle Maßen unsympathischen Orlando Bloom) zurückzuholen.

Dieser Film nahm sich Richard Lesters Variante von 1973 zum Vorbild, laut Aussage meiner Fernsehzeitung - aber davon merkt man nicht viel. Wenn mal Humor vorhanden ist, dann mit Holzhammer und Bananenschale. Der Rest ist reine Action, Explosionen, Schießereien und einige recht beeindruckende Schwertkämpfe. Allerdings fragt man sich - wie bei jedem anderen 3D-Film, den ich bisher besprochen habe - wozu diese aufgesetzten 3D-Effekte eigentlich gut sein sollen. Aber Anderson hat das Prinzip ja schon bei "Resident Evil: Afterlife" nicht kapiert und ist wohl geistig in den Siebzigern hängengeblieben, wo das Ganze noch neu und aufregend war. Und was seine allgemeinen Besetzungs-Wünsche angeht, nun ja:

Milla Jovovich als Mylady ist bei Weitem öfter zu sehen als die Musketiere, und gepaart mit dieser absolut lausigen Synchronstimme und ihrem unentwegt nervigen Mädchen-Augenaufschlag wird es erst richtig lächerlich, wenn sie in Matrix-Manier Fallen überwindet oder im Handumdrehen vier schwerbewaffnete Männer erledigt. Man kann in einigen Szenen auch genau sehen, warum Anderson sie in dieser Rolle haben wollte - im dünnen Kleidchen auf einer Statue über den Dächern von Paris... Dann ist da noch Christoph Waltz als Kardinal Richelieu - auch nicht gerade eine Traumbesetzung, auch wenn er dieses hintergründig-schleimige gut rüberbringt. Richtig nervig wird es allerdings erst mit Freddie Fox als König und James Corden als Planchet, der Handlanger der Musketiere (beide offenkundig als Running Gag für die pubertierenden Zuschauermassen konzipiert, und beide so abartig schlecht, dass es einem zu den Ohren wieder rauskommen will). Und was Til Schweiger in dem Film verloren hat, kann auch keiner sagen...

Der Pluspunkt des Films: Es geht Einiges kaputt. Die Actionszenen, sofern sie nicht mit 3D-Effekten und Computeranimationen überladen sind, sind ganz ansehnlich. Vor allem die Kampfszenen gefallen mir ganz gut - auch wenn die Leute ihre Degen handhaben, als wären es Samuraischwerter. Und im Grunde sind die drei originalen Musketiere (also abzüglich D'Artagnan - der ist ein Problem für sich) sehr ansehnliche und sympathische Charaktere, bei denen der Film auch mal ein bisschen Spaß macht. Highlight ist natürlich der obligatorische Showdown zwischen D'Artagnan und Rochefort, auf dem Dach einer Kathedrale (offensichtlich inspiriert von "The Crow").

Wo wir gerade dabei sind: Wieviel jetzt von anderen Filmen geklaut wurde, mag ich jetzt alles gar nicht aufzählen. Da es sich hierbei sowieso schon um das x-te Remake eines bereits bestehenden (und guten) Films handelt, wundert einen kaum die Wiederverwertung diverser Szenen aus dem Film. Aber dann auch noch Elemente aus "Matrix", "Fluch der Karibik", "Herr der Ringe" und anderen bekannten Filmen der letzten Jahre reinzubringen, ist schon ziemlich dreist (als wenn das keiner merken würde). Originalität: Sechs, setzen!


Als Verfilmung von Dumas' "Die drei Musketiere" ist der Film eine Katastrophe. Als Film von Paul "Ich hatte noch Buchstaben übrig" Anderson noch einer der besseren, was allerdings keine Kunst ist. Als reiner Actionfilm für Leute, die sich von 3D und Computereffekten noch beeindrucken lassen, ist er annehmbar. Und für Leute wie mich, die absolut gar keine Erwartungen an den Film gestellt haben, doch eine angenehme Überraschung. Lasst das Hirn an der Kasse, stellt den Kopf auf Durchzug und genießt den Krawall! Aber gebt euch keinen Illusionen hin: Der Film mag besser sein als erwartet - aber er ist trotzdem noch schlecht!


4/10 Punkte

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