Sein Abenteuer auf der fernen Insel ist beendet, doch die Sage geht weiter. Er muss sich nun der schwersten aller Prüfungen stellen, um zu beweisen, dass er die Feder genauso gut beherrscht wie die Klinge. Doch zwischenzeitlich rief ihn das Schicksal auf eine andere Insel, belagert von untoten Kreaturen und einer intriganten Handelsfamilie. Mehr darüber demnächst...

Montag, 13. Februar 2012

"Swordmasters Mittelalter-Review" Teil 4

Heute wurde meine Ausrüstung für das kommende Live-Rollenspiel vervollständigt. Dazu war zwar ein Trip nach Hamburg nötig (bei der Gelegenheit habe ich aber auch kurz in Lübeck und Kiel vorbeigeschaut - wozu hat man denn ein SH-Ticket?), wo ich mich dann nach kurzem Weg zum Mytholon-Lagerverkauf durchgeschlagen habe. Kurz deshalb, weil ich dank Google Streetview genau wusste, wo ich hin musste - ich weiß, es gibt das schon länger, aber ich finde es unheimlich faszinierend und zugleich nützlich. Schade nur, dass zwar die Großstädte wie Hamburg oder Düsseldorf fast vollständig abgedeckt sind, aber von Kiel und Lübeck nur die Panorama-Blicke existieren. Aber wie dem auch sei, ich kam dort an - und mir sagte man, dass man eigentlich immer auf habe... außer Montags! Es waren also zwei Charisma-Würfe notwendig ("Können Sie nicht mal eine Ausnahme machen?"), damit sie mich doch bedienten. Aber es hatte sich gelohnt. Kleidung, Ausrüstung... Jetzt kann die "Rote Drachen" Con kommen.

Und auf dem Nachhauseweg - über Lübeck, wo ich mir einen Berliner mit Niederegger-Marzipan holte, und Kiel, wo ich meinem Lieblings-Laden "Sandys British Foods" einen Besuch abstattete - fiel mir gerade ein, dass ich euch eigentlich noch eine Review schulde.

Aber dazu kommen wir später.

Zunächst einmal steht ein Film aus, den ich nun auch zum zweiten Mal gesehen habe, der allerdings auch beim zweiten Hinsehen überzeugte - wenn ich auch "Ironclad" abzüglich Kameraführung besser finde. Dieser Film hat thematisch sehr viele Ähnlichkeiten mit "Ironclad" - es spielt auch in Großbritannien, es geht auch um sieben Leute, die sich durchschlagen, und der Gewaltgrad unterscheidet sich in beiden Filmen nur marginal. Auch hier wird gemetzelt, verstümmelt und abgeschlachtet, was das Zeug hält. Allerdings erwischt es hier nicht die Engländer, sondern die, die damals versuchten, auf der Insel Fuß zu fassen - die Römer.


"Centurion" (2010)

Oder auch: "'öme'! Ganz viele tote 'öme'!"

Wie jeder weiß, der Asterix gründlich gelesen hat, war es den lateinisch quasselnden Horden um Julias "Ich benenne einen Monat nach mir" Cäsar nicht genug damit, Europa zu erobern - die britischen Inseln wollten sie sich auch noch unter den Nagel reißen. Zu diesem Zweck schickten sie Legion um Legion rüber, um dort mal zu lüften. Da gab es aber welche, die mochten das nicht: die Pikten. Und so entbrannte ein Krieg, in dessen Verlauf unter anderem der Hadrianswall errichtet wurde und die römische 9. Legion auf bis heute ungeklärte Weise spurlos verschwand. Zu gerade diesem Thema entwickelt der Film seine eigene Theorie und bringt das in einem (zugegeben eher antiken als mittelalterlichen) Survival-Actionthriller unter, der an Genreklassiker wie "Beim Sterben ist jeder der Erste" erinnert - aber eben auch an "Die glorreichen Sieben".

Am Anfang lernen wie den Zenturio Dias kennen, gespielt von Michael Fassbender (der soll eine ziemlich große Nummer in UK sein, aber ich kenne ihn nicht). Sein Lager fällt einem Angriff der wütenden Pikten zum Opfer (wobei in einer ziemlich brutalen Szene sogar meinen Eltern ein Licht aufging, wozu wir LARPer die "Klowache" erfunden haben), und der Zenturio selbst wird gefangengenommen. Doch auf seiner Flucht läuft er der berühmten 9. Legion in die Arme, die gerade auf dem Weg in den Krieg ist - angeführt vom General (Dominic West - kenne ich auch nicht) und einer vom Feind übergelaufenen Späherin. Die lockt allerdings die Legion in die Falle - übrig bleiben von dem Blutbad sechs einfache Männer und der Zenturio, die sich fortan durch das ungemütliche Britannien kämpfen müssen, um in Sicherheit der römischen Garnisonen zu kommen.

Und wieder heißt es: "Wir stellen einen Trupp zusammen; mal gucken, was wir schaffen" - das Credo der Rollenspieler. In diesem Fall sind die Rollen etwas anders verteilt. Zwar haben wir den Anführer (die Haupt- und gleichzeitig Titelrolle) und zumindest einen reinen Haudrauf dabei, aber der Rest besteht aus einem Koch (der sich aber als äußerst hilfreich erweist), einen Läufer, einen Veteranen, einen Deserteur und einen Griechen, der aber nur als Ballast mitläuft. Und wenn ich es mir recht überlege, von der Charakterzeichnung alleine könnte man das von fast allen sagen. Ich mag ja seit den letzten Filmen hier arg verwöhnt sein, aber der Film nimmt sich kaum Zeit, dem Zuschauer die Figuren nahe zu bringen - von zwischenmenschlichen Beziehungen ganz zu schweigen. Zugegeben, in den meisten Actionfilmen, die hier in den obersten Punktzahlen landeten, ist das nicht anders - alleine "The Expendables" hielten sich nicht lange mit solchem Schnickschnack auf. Aber das hier ist kein reinrassiger Actionfilm, sondern fährt mehr auf der Thriller-Schiene. Und um die Charaktere kennenzulernen und mit ihnen zu zittern, dafür lässt der Film uns nicht genug Gelegenheit - die meisten von ihnen leben nicht lange genug dafür. Wo wir gerade dabei sind, da fällt mir ein weiterer Film ein, der große Ähnlichkeit mit "Centurion" besitzt: "Predator" mit Arnold Schwarzenegger. Aber selbst dieser Film - ein Schwarzenegger-Actionfilm aus den Achtzigern - hatte mehr Charakterzeichnung als unser heutiger Film.

Und er hatte mehr Action. Das hätte diesem Film allerdings nur geschadet, muss ich sagen - die Schlachtszene am Anfang und die große Schlacht der 9. Legion waren kurz, knackig und dazu da, das Ausmaß der Bedrohung deutlich zu machen. Der Rest ist Schleichen, Verstecken und hinterhältige Fallen - und für genau das wurde "Centurion" gedreht. Seine Stärke ist die Spannung, die er aufbaut - hinter jedem Baum ein Feind, an jeder Ecke kann einer draufgehen (und meistens passiert das tatsächlich). Das gelingt besonders, da die Bösen von der stummen Späherin angeführt werden, die zuvor die Legion überhaupt verraten hatte. Diese Späherin (Olga Kurylenko - die kennt man - leider - aus dem letzten Bond-Film) bekommt genau den Hintergrund und die charakterliche Tiefe, die den eigentlichen Helden in dem Film fehlt. Wenn man dann den Grund erfährt, warum sie nicht spricht, ist man als Zuschauer fast davor, sich auf ihre Seite zu schlagen. Trotzdem erfüllt einen der durchaus sehenswerte Showdown am Ende mit einer gewissen Genugtuung.

Die Action, die man zu sehen bekommt, ist ganz gut - die Kameraführung dagegen eher weniger. Es ist zwar nicht so extrem wie "Quantum of Solace" oder "Ironclad", aber man muss sich schon anstrengen, um mitzukriegen, wer jetzt eigentlich wen tötet. Das hilft allerdings auch ein bisschen, über die sehr drastische Gewltdarstellung hinweg zu sehen, die sich im Vergleich zu "Ironclad" noch etwas in Grenzen hält. Trotzdem, manche Dinge muss man einfach nicht sehen...


Mein Fazit: Spannend ist er. Auch beim zweiten Hinsehen. Freunde großer Schlachten kriegen auch etwas geboten, aber im Grunde spricht der Film diejenigen an, die ihre Freude an Survival-Thrillern haben. Wer allerdings Wert auf charakterliche Tiefe und Figuren, mit denen man sich identifizieren kann, legt, der sollte sich doch besser "Ironclad" oder den "Letzten Tempelritter" ansehen. Unbekannte Schauspieler plus blasse Charaktere - kein Wunder, dass mir keiner im Gedächtnis bleibt.


7/10 Punkte



P. S. Ich sagte es ja schon vorher - also angekündigt habe ich es - aber dieses Mal sollte es wirklich klappen: Bei nächster Gelegenheit ist "Your Highness" dran. Und der kriegt sein Fett weg!

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