Sein Abenteuer auf der fernen Insel ist beendet, doch die Sage geht weiter. Er muss sich nun der schwersten aller Prüfungen stellen, um zu beweisen, dass er die Feder genauso gut beherrscht wie die Klinge. Doch zwischenzeitlich rief ihn das Schicksal auf eine andere Insel, belagert von untoten Kreaturen und einer intriganten Handelsfamilie. Mehr darüber demnächst...

Montag, 6. Februar 2012

"Swordmasters Mittelalter-Review" Teil 3

Es ist jetzt noch ganz knapp ein Monat bis zum Live-Rollenspiel in Tydal - genau die richtige Zeit, um sich mental auf das "Blutbad von Lokenbrück" einzustellen, bei dem es vermutlich mehr als ein paar Dutzend Gelegenheit geben wird, ins Gras zu beißen (zumindest für NSCs wie mich). Da komme ich zumindest zeitweise wieder dazu, Filme anzusehen, die zur Vorbereitung auf das große Event beizutragen vermögen. Einer davon ist der heutige Film - den ich bereits in Teil 1 angekündigt habe:


"Ironclad - Bis zum Letzten Krieger" (2011)

Oder auch: "Wenn euch schon von der Kameraführung von "Robin Hood" schlecht wurde..."


Ein (Gerüchten zufolge) großartiger Klassiker der Filmgeschichte ist "Die Sieben Samurai" - leider habe ich ihn nie gesehen. Besser bekannt ist sein westliches Western-Remake "Die glorreichen Sieben". Manche kennen auch die Star-Wars-Nachklapp-Variante "Sador - Herrscher im Weltraum". All diese Filme haben mit "Ironclad" eine gewisse Grundstory gemeinsam, und das ist eine der großen Stärken des Films.

Hauptrolle spielt James Purefoy, der schon "Solomon Kane" in diesem Blog zu einer hohen Wertung verholfen hat. Hier spielt er einen Tempelritter, der in Begleitung dreier Ordensbrüder durch England zieht und dabei dem König John Lackland in die Quere kommt (gespielt von Paul Giamatti). Dieser hat seit dem verheerenden Bürgerkrieg einen ziemlichen Groll auf den restlichen Adel des Landes und plündert das halbe Land nun mit dem Segen des Papstes (der eh keinen Schimmer hat, was dort eigentlich vor sich geht) und der Hilfe einer Armee dänischer Barbaren (angeführt von Vladimir Kulich, der schon in "Der 13te Krieger" den Wikinger-Hauptmann mimte - manche kennen ihn auch alsa Originalstimme des Heerführers Ulfric aus "Skyrim"). Seiner endgültigen Herrschaft über das Land steht nur noch die Burg Rochester im Weg, die erobert werden soll. Purefoy, Brian Cox als grantiger Baron und fünf Recken, die sie quasi am Wegesrand aulesen, halten mit aller Macht dagegen - und es startet eine Burgbelagerung nach allen Regeln der Kunst, die diesem Film auch den Untertitel "Stronghold - Der Film" verleihen könnte.

Und wie in jedem guten Film für Rollenspieler ist auch dieser geprägt von den Gemeinsamkeiten und Unterschieden der beteiligten Helden. Der kriegserfahrene Bogenschütze, der Weiberheld, der Familienvater, der Schurke und der junge Knappe, den man eigentlich als Ballast mitschleppt, der aber sichtbar im Verlaufe des Films mehrmals im Level aufsteigt und dann am Ende fast so gut kämpfen kann wie der eigentliche Held. Hinzu kommt noch NSC-Unterstützung von ganzen 11 Waffenknechten auf der Burg selbst - und eine "Prinzessin", die sich mangels Zuwendung ihres Ehemanns (Derek Jacobi - na ja, der ist eh schwul...) an den Kreuzritter ranmacht und dann noch überlegt, ob sie nicht mitkämpfen könnte (ja ja... Frauen in heutigen Mittelalterfilmen können und wollen auch alle ein Schwert halten... ^^). Im Verlaufe der Schlachten und auch der ruhigen Zermürbungsphase der Belagerung kann man mit diesen Charakteren sehr gut mitfühlen, und man beobachtet auch zahlreiche Entwicklungen (der Dieb will zum Beispiel schreiben lernen, der Kreuzritter bricht einen Schwur nach dem anderen...).

Im Vergleich zu den bislang besprochenen Filmen ist dies aber ein Actionfest. Gleich zu Anfang machen drei Kreuzritter kurzen Prozess mit ungefähr zwanzig Wikingern (die aber ihrerseits von fünfzig weiteren Wikingern unterstützt werden, was die Chancen doch ins Nachteilige kippt). Als man in die Burg einzieht, wartet auch ein kleines Scharmützel mit den Spähtruppen des Feindes. Und es gibt drei größere Schlachten, als Johns Armee endlich vor den Toren steht - inklusive eines großartigen Showdowns (ein wenig fühlt man sich ob des Realismus und der Atmosphäre an Polanskis "MacBeth" erinnert). Hier geht es mächtig zur Sache - gespaltene Schädel, abgetrennte Gliedmaßen... und ein Kreuzritter, der zeigt, was ein bestätigter kritischer Treffer mit einem Zweihänder bei einem arglosen Kampf-NSC anrichten kann... "Für Kinder bedingt zu empfehlen" wäre eine arge Beschönigung.

Das Einzige, was die BPjM davon abhalten könnte, den Film zu indizieren, ist gleichzeitig der größte Schwachpunkt: die Kameraführung. Nicht, dass die Leute ihren Job nicht beherrschen - in den ruhigen Szenen gibt es an der Kamera überhaupt nichts auszusetzen. Aber wehe, es geht mal etwas hektischer zur Sache! Schon übernimmt der experimentierfreudige 15jährige Neffe des Produzenten mit Youtube-Erfahrung das schwere Gerät (oder macht die Aufnahmen mit seinem Handy - qualitativ sehe ich da keine Unterschiede). Es fehlte nur noch, dass er die Kamera zu sich selber umdreht und ruft "Hallo, hier bin ich!". Leider gibt es auch hierfür eine Erklärung - die Produzenten wollten einen möglichst realistischen Mittelalter-Film drehen. Da es aber damals keine Dokumentationen gab, da es an Kameras mangelte, kann man das wohl kaum als Ausrede benutzen, den Film wie einen mittelalterlichen Bourne-Streifen vollends zu verwackeln. Aber wer wohl am Meisten daran Schuld trägt, dürfte Ridley Scott sein - seit seiner anfänglichen Schlachtszene bei "Gladiator" macht das auch jeder, der sich für ein Genie hält.

Es ist so traurig - der Film hätte zehn Punkte bekommen können, trotz der intensiven Gewaltdarstellung. Der Rest ist topp - die Schauspieler sind klasse, die Musik ist stimmungsvoll, an die überstrahlte Beleuchtung kann man sich auch recht schnell gewöhnen. Aber die Kameraführung macht einem echt die Schlachtszenen kaputt. Wer noch so einen Film drehen möchte, den bitte ich inständig: Nehmt ein professionelles Kamerateam! Und lasst den Regisseur mit Greengrass-Ambitionen ganz zu Hause! Damit macht ihr zumindest mich glücklich!


8/10 Punkte

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