Sein Abenteuer auf der fernen Insel ist beendet, doch die Sage geht weiter. Er muss sich nun der schwersten aller Prüfungen stellen, um zu beweisen, dass er die Feder genauso gut beherrscht wie die Klinge. Doch zwischenzeitlich rief ihn das Schicksal auf eine andere Insel, belagert von untoten Kreaturen und einer intriganten Handelsfamilie. Mehr darüber demnächst...

Montag, 18. Juli 2011

Review: "Source Code" (2011)

Bevor ich mich dem Film widme, dessen Kritik kürzlich per Email erbeten wurde, noch ein paar filmische Dinge, die ich vorab erwähnen möchte:

Das Sommerloch hat überall Einzug gehalten: im Beruf (wenige Anrufe in meiner Firma), in der Auswahl an fester Nahrung in meinem Kühlschrank (liegt an dem ganzen Bier und Wasser, das ich drin lagern muss) und vor allem in der Qualität der derzeitigen Filme. Der Höhepunkt für diesen Monat dürfte der (endlich!) letzte Teil der Harry-Potter-Reihe sein. Ich für meinen Teil freue mich eher auf "Green Lantern" - Trailer sieht vielversprechend aus, und immerhin hat Martin Campbell Regie geführt (ihm verdanken wir u. a. "GoldenEye" und "Casino Royale" - hoffentlich taugt das Ende dieses Mal was...) Wenn ich mir aber so anschaue, was für die nächsten Wochen an Schwachsinn angekündigt wurde ("Final Destination 5", eine weitere zum Scheitern verurteilte Verfilmung von "Captain America" sowie der vom Plot her interessante "Cowboys & Aliens" - und das sind noch die Guten!), dann kann ich nur sagen: Oje oje...

Aber nichts dürfte heranreichen an Verfilmung Nummer 837 (gefühlt) von Dumas' Klassiker "Die drei Musketiere". Dieses Mal von Paul Anderson, dem Vollhorst hinter "Resident Evil", "Mortal Combat" und "Alien vs Predator" - drei von vielen anderen Videospiel-Verfilmungen, die nur einen einzigen Vorteil haben: Sie wären noch schlimmer, hätte Uwe Boll sie fabriziert. Aber nicht viel. Und diese Torfnase macht jetzt einen Film, von dem es bereits Hunderte gibt, unter anderem der unvergessene Klassiker mit Michael York und Oliver Reed (R.i.P.) sowie die "Disney-Fassung" mit Charlie Sheen und Tim Curry (ach ja, und die bisweilen oft vergessene Martial-Arts-Fassung "The Musketeer" mit - wer spielte da eigentlich mit, außer Armin Rohde?). Was erwarte ich von diesem Film? Da Anderson es geschafft hat, ein Blutbad von einem Videospiel in eine kinderfreundliche Grütze zu verwandeln (und zwar nicht nur einmal, sondern zweimal!), wird dieser Film qualitativ auf dem gleichen Niveau sein wie der Kundenservice der Telekom. Ergo: Ein Film, den ich mir nicht einmal geschenkt ansehen möchte.


Da ja meine letzten Reviews auch wenig fruchtbar waren, was die Qualität der Filme angeht, kann ich jetzt endlich ruhigen Gewissens behaupten, dass es dort draußen noch Leute gibt, die sich bei der Produktion eines Films noch Mühe geben. Die Macher des neuen Sci-Fi-Thrillers "Source Code" gehören dazu. Zugegeben, der Regisseur und Großteile der Besetzung sind mir unbekannt (die weibliche Hauptrolle Michelle Monaghan tauchte in vielen Filmen auf, die ich schon mal gesehen habe, blieb aber nie im Gedächtnis), aber immerhin Jake Gyllenhall (von "Donnie Darko" über einen schwulen Cowboy bis hin zum Prinz von Persien - der Kerl war das) und Jeffrey Wright (aka "Felix Leiter" aus den letzten Bond-Filmen) sind mit von der Partie. Zumindest weiß man, dass man einen richtigen Film vor sich hat und keine Familienfeier mit biblischem Hintergrund (ich bin immer noch nicht über den Versuch hinweg, "Pendragon" zu sehen - dazu vielleicht später mehr).

Aber worum geht der Film. Grundsätzlich um Zeitreisen. Wobei, eigentlich eher Zeitschleifen. Na ja, im Grunde weder noch. Die Geschichte erinnert an Tony Scotts "Deja Vu", denn als Quasi-Beobachter wird Gyllenhall, ein Hubschrauberpilot, den man anscheinend mitten aus einem Einsatz geholt und in eine Kapsel gesperrt hat, für einen kurzen Zeitraum in die Vergangenheit geschickt. In den Körper eines anderen Mannes. Und zwar acht Minuten vor einer verheerenden Explosion an Bord eines Zuges. Seine Mission: Den Attentäter finden, der die Bombe gelegt hat. Wenn er stirbt, fängt er von vorne an.

Daher die anfängliche Verwirrung: Es ist im Grunde eine Technologie, die ihm Einblick in die Vergangenheit gewährt (siehe "Deja Vu"), aber es ist gleichzeitig eine Zeitschleife wie in "Täglich grüßt das Murmeltier", da er die gleichen acht Minuten immer wieder erlebt. Und irgendwann stellt er sich die Frage, ob er tatsächlich nur Beobachter ist oder ob er das Schicksal des Zuges (und damit sein eigenes) tatsächlich ändern kann.

Was ich dem Film an dieser Stelle zugute halten muss: Er ist in dieser Hinsicht unkonventionell. Zwar ist die Suche nach dem Attentäter bereits nach einer Stunde vorbei (jedenfalls so schnell, dass man sich als Zuschauer ein bisschen verraten vorkommt), aber wenn sich der Film dann langsam von dem psychologischen Dilemma der Hauptfigur auf die Frage nach der Natur des Zeitsprungs - was ist möglich, wie funktioniert es - konzentriert und dann noch offenbart, was uns die Macher die ganze Zeit verschwiegen haben - dann erhält man ein sehr überraschendes Ende. Das alles hängt aber auch damit zusammen, dass man als Zuschauer eigentlich nicht mehr weiß als die Hauptfigur selbst. Und die arbeitet auf einer reinen "Need-to-know"-Basis.

Wobei ich mir allerdings ein wenig mehr Action gewünscht hätte. Die effektvolle Explosion des Zuges, die man ja (logischerweise) mehrmals sieht, weist ja recht früh auf einen actionreichen Sci-Fi-Thriller hin. Aber im Gegensatz zu "Deja Vu" gibt es hier keinen echten Showdown, keinen packenden Zweikampf, nicht einmal eine zünftige Schießerei. Zugegeben, der Film will auch mehr die Sci-Fi-Seite seiner Geschichte ausspielen, aber gerade der Anfang war so packend inszeniert, dass man sich dann ein wenig männerfreundlicheres Material am Schluss gewünscht hätte.

Ganz nebenbei, die Liebesgeschichte mit Michelle Monaghan, die in den Film eingeprügelt wurde - so unkonventionell die Umstände auch sein mögen, ich hätte trotzdem darauf verzichten können. Mehr muss ich dazu wohl nicht sagen.


Es bleibt unterm Strich ein Sci-Fi-Film über Zeitreise, Zeitphänomene, eine terroristische Bedrohung und das moralische Dilemma über Richtig und Falsch. Und das packend inszeniert, ungewöhnlich, aber originell und spannend bis zum Schluss. Zumindest, wenn man sich damit anfreunden kann, dass es hier nicht in erster Linie um das altbewährte "Gut gegen Böse" geht, sondern um mehr als das. Anspruchsvoll, aber packend von Anfang bis Ende - und durchaus einen zweiten Blick wert.


8/10 Punkte



P. S. Bevor Missverständnisse aufkommen: Das mit "endlich" in Bezug auf Harry Potter rührt nicht daher, dass ich sehnlichst darauf gewartet habe, sondern daher, dass ich in Zukunft von diesem dämlichen Kram endlich verschont bleibe...

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