Sein Abenteuer auf der fernen Insel ist beendet, doch die Sage geht weiter. Er muss sich nun der schwersten aller Prüfungen stellen, um zu beweisen, dass er die Feder genauso gut beherrscht wie die Klinge. Doch zwischenzeitlich rief ihn das Schicksal auf eine andere Insel, belagert von untoten Kreaturen und einer intriganten Handelsfamilie. Mehr darüber demnächst...

Donnerstag, 20. Januar 2011

Review "Unthinkable" (2010)

Ehrlich gesagt, ich bin mir nicht einmal jetzt darüber sicher, ob ich wirklich etwas zu diesem Film schreiben soll. Ihn als geschmacklos-zynischen Folterfilm abzutun, würde ihm nicht ganz gerecht. Ihn allerdings als filmisches Meisterwerk, das zum Nachdenken anregt, in den Himmel zu loben, ganz und gar nicht. Nicht, dass ich die Tatsache leugnen will, dass er zum Nachdenken anregt.

Die Story: Ein Terrorist, gespielt von Michael Sheen, hat drei Atombomben in Großstädten der USA versteckt, die in einer Woche zünden. Wobei, der Begriff "Terrorist" steht eigentlich hier schon in Frage: Er ist amerikanischer Staatsbürger, der zum Islam konvertiert hat (und niemand weiß warum). Ein paar Tage vor der Zündung wird er verhaftet und in eine geheime Einrichtung gebracht, wo CIA, FBI und Militär versuchen, den Standort der Bomben aus ihm herauszubekommen.

Und so geht ein brutales Verhör los, bei dem wirklich jedes Mittel eingesetzt wird, um den Verhafteten zum Reden zu bringen. Samuel L. Jackson wird als der Haupt-Folterknecht tätig, und der Film dreht sich um das "Psychospiel", wenn man das so nennen kann, zwischen ihm und Sheen. Dazwischen steht Carrie-Anne Moss ("Memento" und "Matrix") als das Gewissen, in Form einer FBI-Agentin. Die restlichen Charaktere sind echt Nebensache.

Traurigerweise hat der Film für mich nur eine Botschaft: Alle sind böse. Die Amerikaner, weil sie Folter und Erpressung einsetzen und das auch noch gerechtfertigt sehen; der Terrorist (man nenne ihn bitte in diesem Film Yusef, damit klar ist, dass er dies für die Moslems tut) bringt Millionen Unschuldiger um, um seine fadenscheinigen Ziele zu erreichen. Selbst die gutherzige FBI-Agentin wird am Ende doch hart und böse und befürwortet, dass die Foltersitzung fortgesetzt wird, auch wenn Jackson selber keine Lust mehr dazu hat. Ein Ende ist erst abzusehen, als auch noch gedroht wird, die Kinder des Terroristen zu foltern - hier kristallisiert sich dann heraus, dass der einzig wahre Böse natürlich der Beauftragte aus dem Weißen Haus ist, der die ganze Zeit still im Hintergrund gesessen hat.

Man nimmt aus diesem Film nichts mit, außer vielleicht dem Gedanken, dass man froh ist, weder Amerikaner noch Moslem zu sein. Politisch hat der Film ungefähr soviel wert wie ein Artikel auf GMX, aber er regt die Emotionen an und will einen darüber nachdenken lassen, wie man sich in solch einer Situation verhalten würde - woran er aber kläglich scheitert. Mit genügend Abstand erkennt man, auf welchen wackeligen Füßen die ganze Grundidee steht - eine Ansammlung von Klischees übelster Sorte, gepaart mit der Aktualität der dargestellten Probleme, was das Ganze nur noch schlimmer macht. Alle beteiligten Figuren sind praktisch Karikaturen von Guantanamo Bay und dem 11. September. Dramaturgisch ausgebaut, damit sie dem Fortlauf des Films helfen.

Das Schlimmste daran ist die Motivation aller Beteiligten. Der Terrorist sagt an einer Stelle, dass er die Amerikaner dazu zwingen will, ihre Truppen aus den islamistischen Ländern abzuziehen und ihre finanzielle Unterstützung von Diktatoren in diesen Ländern zu beenden. An sich zwei vernünftiger Anliegen, was auch manche Nebencharaktere in der darauf folgenden Diskussion zugeben. Aber: Warum zum Teufel muss uns der Film ständig reinreiben, dass der Terrorist dem Islam angehört? Für die Umsetzung dieses Anliegens hätte ein Amerikaner mit Sockenschuss gereicht, dem der allgegenwärtige Patriotismus zum Hals raushängt - oder vielleicht jemand, der selber in diesen Ländern als Soldat stationiert war und eingesehen hat, dass die USA dort nichts verloren hat. Aber nein, der Böse ist ein Moslem. Die Amerikaner sind da aber auch nicht viel besser: Sie wollen Unschuldige schützen, um jeden Preis - auch wenn im Laufe der Geschichte Unschuldige nicht einfach sterben, sondern gefoltert werden sollen. Und es sind schließlich ihre eigenen Unschuldigen, die sie schützen wollen - denn immerhin sterben bei ihren Feldzügen gegen das Böse laufend Unschuldige in anderen Ländern.

Bedauerlicherweise ist der Film handwerklich ziemlich gut. Und bis zu der Stelle, wo sie mit der Folter anfangen (rund fünfzehn Minuten im Film) hatte er wirklich Potential - er hätte ein Actionfilm wie "Einsame Entscheidung" oder "Projekt Peacemaker" werden können, vielleicht auch ein Thriller wie "Ausnahmezustand" oder zumindest die spannende Suche nach den Bomben und dem Täter. In jedem anderen Film hätten die Charaktere eine bessere Möglichkeit gehabt, ihr Potential zu entfalten. Und auch wenn das Ergebnis so gewesen wäre wie die genannten Filme oder viele andere, er wäre trotzdem besser gewesen als das eigentliche Ergebnis.

Was will "Unthinkable" sein? Ein Polit-Psychothriller vielleicht? Ein Anti-Kriegsfilm über den "Krieg gegen den Terror"? Ich sage euch, was er für mich ist: Ein zynisches, brutales und mit bösartigen Klischees vollgepumptes Machwerk von Leuten, die mit der Kombination von Terrorismus und Folter - der Darstellung eines "Böse gegen Böse" Duells - eine emotionale Reaktion bei ihrem Publikum provozieren wollten und vielleicht hofften, den Film kontrovers und damit interessant zu machen. Eine Reaktion könnt ihr von mir haben: Ich bin sauer, dass ich meine Zeit mit diesem Film verschwendet habe!

2/10 Punkte

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