Im Grunde sollte ich jetzt an den
Vorbereitungen für die Rollenspielsitzung morgen abend arbeiten. Da ich aber
zum gefühlt 100sten Mal darauf angesprochen wurde, dass seit Ewigkeiten kein
neuer Blog-Eintrag erstellt wurde (der letzte war meine Avengers-Review von Mai
2012) und ich ohnehin nochmal über einige der Filme schreiben wollte, die mich
letztes Jahr mehr oder weniger begeistert haben, ist dies nun die Gelegenheit.
Die meisten Filme meiner Liste, die ich vorletztes Jahr aufstellte, haben es ja
doch in die Kinos geschafft – nur „G.I.Joe 2“ lässt noch auf sich warten, und
„Ghostbusters 3“ hat sich nach langem Hin und Her wohl doch nur als verspäteter
Aprilscherz entpuppt.
Da wir jetzt auch ein neues Jahr
haben, habe ich beschlossen, für zukünftige Kritiken mal etwas Struktur in die
Blog-Einträge zu bringen. Also heiße ich euch herzlich willkommen zu
Swordmasters neuer Review-Runde!
Der Film, für den in meinen
Kreisen die wohl größte Hoffnung und die größte Erwartungshaltung bestand, ist
auch der, den ich mir jetzt zuerst vornehmen wollte. Es handelt sich hierbei um
die Vorgeschichte eine recht bekannten Filmreihe, basierend auf den
vielgelesenen Werken eines längst verstorbenen Schriftstellers – ich könnte
euch jetzt alle auf eine falsche Fährte locken, aber da fällt mir ein, dass der
Titel des Blog-Eintrags ohnehin alles spoilert. Also, her mit Lembas und Ale,
schauen wir uns den kleinen Hobbit mal an…
Der Plot
Basierend auf dem Roman von Peter Jackson – quatsch! –
J.R.R. Tolkien, erzählt der Film die Geschichte von Bilbo Beutlin und seines
ersten Abenteuers. Gemeinsam mit dem Zauberer Gandalf dem Grauen und einer
Schar chaotischer, aber kampfkräftiger Zwerge macht er sich auf, die Heimat der
Zwerge von der Schreckensherrschaft des mächtigen Drachen Smaug zu befreien.
Dabei – soviel sei gesagt – fällt ihm auch der Ring in die Hände, der später zu
den Ereignissen in der „Herr der Ringe“ Reihe führen sollte.
Die Darsteller
Martin Freeman (Bilbo Beutlin), Ian McKellen (Gandalf),
sowie eine ganze Reihe britischer Schauspieler, die international bislang
weniger bekannt sind, als Zwerge (am Ehesten sticht noch Richard Armitage als
Zwergenprinz Thorin hervor). Die Macher schafften es allerdings auch, eine
ganze Reihe der Schauspieler zu verpflichten, die schon in der vorherigen
Trilogie in den jeweiligen Rollen glänzen durften. In diesem Teil sind es Hugo
Weaving (Elrond), Cate Blanchett (Galadriel) und Christopher Lee (Saruman), die
zwischendurch mal auftauchen – eine Rahmenhandlung, in der der alte Bilbo (Ian
Holm) seinem Neffen Frodo (Elijah Wood) die Geschichte erzählt, gibt es auch
noch.
Stärken
Die größten Stärken sind die Darsteller. Martin Freeman als
junger Bilbo ist die absoulte Idealbesetzung – seit „Per Anhalter durch die
Galaxis“ schon im Komödiengenre unterwegs, aber auch in der Lage, so wie in der
„Sherlock“-Serie ernsthaftere Rollen zu spielen, füllt er seine Rolle mit der
richtigen Mischung aus Komik, Abenteuerlust und einem tiefsinnigen Charakter
aus. Ihm zur Seite stehen die Zwerge, die in „Herr der Ringe“ ja leider viel zu
kurz kamen – und die rocken richtig! Da sie auch nicht exakt so dargestellt
werden, wie man sich Zwerge ohnehin immer vorstellt (das normale Bild eines
Rollenspielers von einem Zwerg: „Wo keine Rüstung ist, sieht man nur Bart.“),
kann man die einzelnen Zwerge auch sehr gut voneinander unterscheiden –
äußerlich wie innerlich. Im ersten der drei neuen Filme nehmen sich die Macher
auch genug Zeit, zumindest bei einem großen Teil der Zwerge einen Einblick in
deren Charakter und Motivation zu geben.
Natürlich kommt die Action in diesem Film nicht zu kurz – im
Gegensatz zu „Zwei Türme“ und „Rückkehr des Königs“ steht sie allerdings nicht
im Vordergrund. Und bis auf einige zusätzliche Handlungsstränge hält sich der
Film auch an die Vorlage – dort sind manche der Szenen auch nur am Rande
beschrieben. Das Treffen auf die Bergriesen dürfte manchen Fan des Buches
freuen. Mein persönlicher Favorit ist das Hinzufügen des Seitenplots, in dem
Thorin auf seinen Erzfeind, den Albino-Ork Azog, trifft – die letzte
Konfrontation in dem Film hat epische Ausmaße.
Schwächen
Es wird gesungen in diesem Film. Und zwar recht viel. Zwar
meistens von den Zwergen, was auch einen gewissen Charme besitzt und vielleicht
im Englischen noch etwas besser klingt, aber die deutschen Übersetzer konnten
ihre Finger nicht von den Liedern lassen – nachträglich übersetzte Songs
treiben mir schon bei Disney-Filmen die Galle hoch. Man kann darüber
hinwegsehen, da der Gesang gegen Mitte des Films schon nicht mehr vorhanden
ist, bis dahin muss man sich die Ohren zuhalten oder die DVD vorspulen.
Und obwohl es sich um den ersten von drei Teilen handelt,
die im Grunde die Umksetzung eines sehr kurzen und deutlich kurzweiligeren Buches
handelt als das große Werk, hat „Der Hobbit“ deutliche Längen. Denn nicht alle
Dinge, die nachträglich hinzugefügt wurden, sind zum Vorteil – gerade der
Auftritt der Charaktere aus „Herr der Ringe“ dürfte einfach nur Fanservice
sein.
Mein persönliches Problem liegt auch in der Kameraführung.
Nein, es ist nicht „Quantum of Solace“, soweit kann ich meine Leser doch
beruhigen. Doch in dem Versuch, mal zu zeigen, was diese neumodische
Filmtechnik alles kann, fährt Peter Jackson bei seinen Kamerafahrten Manöver,
von denen sogar Maverick aus „Top Gun“ schlecht geworden wäre. Ich kann nur
sagen: Den Göttern sei Dank habe ich den Film in 2D gesehen! Wäre ich in die
3D-Vorstellung gegangen, hätte das böse geendet.
Größtes Problem
Ich würde dem Film ja gerne 10/10 Punkte geben, aber zu den
oben genannten Schwächen kommt auch das größte Problem, das ich mit dem Film
habe: Er weiß nicht, welchen Ton er anschlagen will. Die ruhigen, dramatischen
Momente, besonders, wenn es um Bilbo oder Thorin geht, gehören definitiv in
einen Film, der als Teil des Tolkien-Zyklus gedacht ist – genau die
Ernsthaftigkeit, die den besseren Teilen der „Herr der Ringe“ Trilogie zugrunde
liegt. Dazu im Kontrast stehen aber Szenen und Elemente, die eher in einen
Kinderfilm gehören – die Gesangseinlagen genauso wie der Auftritt des Zauberers
Radagast. Selbst wenn man bedenkt, dass „Der kleine Hobbit“ ursprünglich als
Kinderbuch geschrieben wurde – als Zuschauer kam ich mir bei manchen Szenen
doch vergackeiert vor. Und dann ist da noch die Action-Einlage in den
Goblin-Minen in der Mitte des Films. Großartige Szenerie, viel Potential, dann
aber nervige Kamerafahrten und bei weitem zuviel Slapstick, um ernst genommen
zu werden. Das machte schon fast meine Hoffnung auf einen großen Showdown
zwischen Thorin und Azog zunichte, aber zum Glück hat Jackson noch die Kurve
gekriegt und wurde gegen Ende wieder ernst.
Fazit
Sagen wir so, ich bin gespannt, was die nächsten beiden
Filme bringen werden. „Eine unerwartete Reise“ hat viele gute und einge
schwache Momente – als Ganzes kann man ihn allerdings nur dann bewerten, wenn
wir wissen, was am Schluss mit den beiden Fortsetzungen rauskommt. In dieser
Hinsicht war „Die Gefährten“ allerdings ein besserer Film – nicht zuletzt
deswegen, weil er sich deutlich ernster genommen hat. Jedenfalls ist „Der
Hobbit“ für Tolkien-Fans Pflicht, auch Fans anderer Fantasy-Filme sollten ihn
sich ansehen. Alleine durch Bilbo und die Zwerge ist der Film sehenswert. Über
die Schwächen muss man dann hinwegsehen – im Großen und Ganzen ist das bei
diesem Film auch nicht allzu schwer.
Bewertung
8/10 Punkte
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen