Sein Abenteuer auf der fernen Insel ist beendet, doch die Sage geht weiter. Er muss sich nun der schwersten aller Prüfungen stellen, um zu beweisen, dass er die Feder genauso gut beherrscht wie die Klinge. Doch zwischenzeitlich rief ihn das Schicksal auf eine andere Insel, belagert von untoten Kreaturen und einer intriganten Handelsfamilie. Mehr darüber demnächst...

Sonntag, 29. Januar 2012

"Swordmasters Mittelalter-Review" Teil 2

Erst einmal frohes neues Jahr!

Da bei uns in der Firma langsam ein Umschwung kommt und die meisten von uns daher noch etwas mehr Arbeit haben als üblich - und da ich somit sehr selten dazu komme, überhaupt etwas zu schreiben - ist das hier jetzt der erste Eintrag seit Monaten. Und ich hatte ja eigentlich vorgehabt, ein paar Filme über das Mittelalter zu besprechen.

Ja, nun komme ich endlich mal dazu, weiter zu machen. Und mit etwas Glück kann ich meinen Chef zu einem freien Tag überreden, damit ich mal dazu komme, auch den Rest der ganzen Filme zu sehen. Und nebenbei will ich mich langsam auf das große Live-Rollenspiel vorbereiten, das Anfang März ansteht. Dort geht in Tydal, nahe Eggebek, demnächst die Post ab.

Jetzt folgt erst einmal eine Kritik zu einem Film, die eigentlich schon seit langem aussteht.


P. S. Vor Spoilern sei gewarnt, dieses Mal komme ich nicht drumherum.




"Der letzte Tempelritter" (2011)

Oder auch: "Kill by any means necessary, Win by any means necessary..."


Gesehen habe ich ihn schon vor einer ganzen Weile, aber seltsamerweise nie einen Blog-Eintrag dazu gemacht. Dabei verdient der Film bei Weitem mehr Aufmerksamkeit, als ihm die anderen Kritiker zugestanden haben. Und warum wurde er von der Kritik so verrissen? Weil Realismus, so scheint es, immer noch sehr groß im Kommen ist. Selbst bei einem Film, der offensichtlich zum Fantasy- oder Mystery-Bereich zählt, auch wenn man am Anfang einen anderen Eindruck bekommen könnte.

Erzählt wird die Geschichte zweier Tempelritter: Nicolas Cage als der langhaarige, tugendhafte Recke mit dem Herzen am rechten Fleck, und Ron Perlman als der große böse Schläger, der an der ganzen Sache einen Riesenspaß haben muss. Sie kämpfen sich gemeinsam durch die Kreuzzüge, ein gewaltiges Massaker an verschiedenen Orten, angeführt von einem Dummschwätzer, der sich für das Sprachrohr Gottes hält. Als sie nach Dutzenden von Schlachten in einer Stadt bemerken, dass auch rücksichtslos Frauen und Kinder dezimiert werden, desertieren sie aus den Reihen der Kreuzritter und kehren nach... ich glaube, Deutschland... zurück. (Sie hätten vorher diesem Chef-Kreuzritter die Nase richten sollen, aber in diesem Film kann man ja nicht alles haben.) Es dauert nicht lange, da werden sie erwischt, und sie erhalten die typische Wahl einer durchschnittlichen Rollenspielgruppe: Knast oder Quest.

Ihr Auftrag lautet, eine vermeintliche Hexe zu einem Kloster zu bringen, wo sie geprüft und verurteilt werden soll. Ein Priester (Unterstützer), ein Dieb (Fernkämpfer, Spurenleser), ein alter Soldat (Kämpfer) und ein Lehrling (Stufe 1 Rothemd) begleiten sie auf diesem Weg, der sie über einen Bergpass (inklusive obligatorischer Hängebrücken-Überreste), durch einen Wald (und einem entsprechenden Random Encounter) und an einem Dorf vorbei führt. Aber mehr noch als der Weg macht ihnen die Frage zu schaffen, wer in der Gruppe das eigentliche Böse ist. Ist das junge Mädchen in dem fahrbaren Käfig tatsächlich eine Hexe? Oder treibt jemand anderes in der Gruppe ein doppeltes Spiel?

Am Anfang scheint die Botschaft recht klar: Die Kirche und ihre Diener schlachten alles ab, was ihnen im Weg steht, und sogar unschuldige Frauen müssen dran glauben, weil irgendjemand laut "Hexe" gerufen hat. Zudem kommt noch die allgegenwärtige Beulenpest, die sogar aus Christopher "Saruman" Lee einen bettlägerigen Knochensack macht. Bis sich am Kloster selber alles aufklärt und die verbliebenen Helden zum großen Showdown blasen können. Man könnte allerdings die Wendung als banal und den Sinneswandel der verschiedenen Charaktere als unglaubwürdig betrachten, aber letzten Endes ist es sogar erfrischend, zu erkennen, dass man sich in einem vermeintlichen Bösewicht doch geirrt hat.

Wobei das absolute Highlight neben einigen recht ansehnlichen Schwertkämpfen und der perfekt zum Mittelalter passenden düsteren Atmosphäre hauptsächlich eines ist: Ron Perlman. "Hellboy" hat die besten Sprüche für sich reserviert, zu fast jeder Situation hat er einen flapsigen Kommentar und bildet so das perfekte Gegengewicht zu Nicolas Cage - der hat zwar auch seine Momente, aber ist meistens damit beschäftigt, für die Gruppe der moralische Kompass zu sein. Nun, soviel sei gesagt: Jeder in der Gruppe macht mindestens eine bedeutende Entwicklung seines Charakters durch. Das kann nicht jeder Fantasyfilm von sich behaupten. Den Rest macht diese Art von Zusammenhalt und Streitereien aus, die Hunderte von jungen Leuten dazu bringt, sich in ihrer Freizeit um einen Tisch zu versammeln und mit komischen Würfeln zu spielen. Die Ähnlichkeit mit Elementen mancher Rollenspiel-Abenteuern ist verblüffend.

Allerdings - und das muss man dem Film auch zugute halten - ist es kein reines Schlachtengetümmel. Der Film hat genauso sehr seine Horror- und Thriller-Momente; im Grunde gibt es nur sehr wenige echte Actionszenen, die sich zumeist auf den Anfang und das Ende konzentrieren. Und wenn es mal zur Sache geht: Nun, die Kampfszenen sind recht ansehnlich gefilmt, wenn es auch manchmal an Beleuchtung mangelt und die Schnitte noch ein bisschen zu schnell sind (Ja, ich meine filmtechnisch, nicht kampftechnisch). Zumindest muss man sich nicht ständig fragen, wer jetzt eigentlich wen messert - erkennen kann man auf jeden Fall alles Wichtige. Im Bereich Spezialeffekte hält sich der Film erfreulich zurück, was ja auch dafür spricht, dass man den Film eher in den Bereich Mittelalter-Horror ansiedeln kann anstelle von Fantasy im Sinne von "Herr der Ringe".

Ein bisschen bemängeln muss ich allerdings das Ende, aber darüber kann ich nicht mehr sagen, ohne alles zu verraten. Aber der Rest des Films ist vollkommen in Ordnung - er hielt auch einem zweiten Blick wacker stand. Was die meisten Kritiker widerrum sauer aufstößt, ist die mangelnde Authenzität der Darstellung. Wichtigtuerische Einträge bei IMDB, in denen sich die LEute darüber aufregen, dass die Hauptdarsteller mit amerikanischem Akzent reden (mir kann es egal sein, die deutschen Stimmen passen da überall rein) oder dass das Thema religiöser Wahn und Hexenverfolgung nicht umfassend genug behandelt wurde... Genau die gleichen Leute, die "Expendables" als langweiligen Actionfilm ansehen. Was erwartet man von so einem Film eigentlich, wenn man ins Kino geht? Eine Dokumentation???


Ganz klar, der Film ist zum Unterhalten gedacht. Man packt Nicolas Cage, der sich nicht erst seit seinen Disney-Projekten mit Abenteuern aller Art auskennt, zusammen mit dem Godfather des Viecher-Tötens Ron "Hellboy" Perlman in einen Film über zwei Kreuzritter und fiese Bösewichter, da erwartet man ja auch was für sein Geld. Es soll keine historisch belegbare Geschichte sein, sondern ein spannender Abenteuerfilm mit Horror-Elementen, und genau das ist es auch geworden. Aber speziell für Rollenspieler kann ich den Film empfehlen - von dem Zusammenspiel der Hauptfiguren kann man sich durchaus noch was abgucken. Aber um es klar zu sagen: "DEr letzte Tempelritter" zählt eher zu der ruhigen Kategorie - die Action ist schmackhafter Bonus, aber nicht die Hauptsache. Daher gerne mal "Solomon Kane" nachschieben, wenn man einen größeren Bodycount braucht.


8/10 Punkte

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